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Grad Reaumur und kein Regen! Auch hier befurchter man be reit«, baß 'Riederschläge die Ernte nicht mehr reuen können, so daß auch hier eine Mißernte bevorsteht. Für die genannten Gebiete wirb da« Tragen einer solcher Mißernte um so schwerer sein, al» sie im letzten Jahrzehnt zum dritten Male von derselben heimgesucht werden und sich die Bauernbevölkerung dieser Gou- rernement« noch bi« auf den heutigen Taz von den schweren wirthschastlichen Folgen derselben nicht erholt hat. — Süd-Afrika. Der Buren-Kommandant Scheeper« mit 1500 Mann nahm Murrah«burg in der Kapkolonie, da« von der englischen Garnison eiligst geräumt wurde, erbeutete große Borräthe und brannte die öffentlichen Gebäude nieder. Er rückt weiter südwärts nach Aberdeen vor. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Ein recht bedauerlicher Unfall ereignete sich am Sonntag 'Rachmittag in der b. Stunde in einem Gasthof zu Schedewitz. Der Fuhrwerkibcsitzer Spitzner von hier halte mit seinem 17 jährigen Sohne eine Gesellschaft nach Zwickau zum Bundcrschießen gefahren und in dem betreffenden Gasthof, wo außer ihm noch andere Fuhrwerksbesitzer ihre Pferde einge stellt hatten, seine Pferde unlergebracht. Während sich nun der 17jährige Spitzner mit noch einem Geschirrführer im Stalle unterhielt, schlug plötzlich ein Pferd au» und traf Spitzner so unglücklich an den Kops, daß der herbeigerufene Arzt, nachdem derselbe einen Bruch de« linken Oberkiefer« konstatirt und dem Verunglückten die erste Hilfe hatte zutheil werden lassen, die Uebersührung in das königl. Krankenstift Zwickau verordnete. — Leipzig, 8. Juli. Da» .Leipziger Tageblatt" berich tigt seine Meldung vom Sonnabend über die Verhandlungen der freiwilligen Vereinigung von Aktionären der Leipziger Bank dahin, daß die Herrn Georg Schröder zugeschriebene Aeußerung, er und seine Kollegen sähen ihr Vermögen nur noch al« Vermögen der Aktionäre der Leipziger Bank an, nicht ge fallen sei. Herr Schröder habe lediglich der Auffassung Aus druck gegeben, daß er im Interesse der Sache nach jeder Richtung thun werde, wa« in seinen Kräften steht und daß nach seiner Ueberzeugung die übrigen AufsichtSrath« Mitglieder ron der gleichen Anschauung geleitet seien. — Leipzig, 8. Juli. Der Vorsitzende de« Aufsicht«- rathc« der Leipziger Bank, Stadtrath Dodel, ist heute verhaftet worden. — Zwickau, 8. Juli. Zum gestrigen Hauptsestsonntag de« Mitteldeutschen BundeSschießcn« war eine ungeheure Menschenmenge nach Zwickau geeilt. Am Festzuge betheiliglen sich in 3 Abtheilungcn etwa 140 Vereine mit 42 Musikchören, 20 Festwagen, 132 Fahnen u. s. w. Der Festzug mochte über 12,000 Theilnehmer zählen. 1'/,—1'/, Stunde lang dauerte der Vorbeimarsch. Die erste Abthcilung setzte sich wie folgt zusammen^ berittene Schutzleute, Herolde, Marschälle, Fanfarenbläser, Zwickauer Regimenirkapelle, Schutzleute mit dem Stadlbanner, BundeSbannerwagcn, Bundesvorstandswagen, Ehren gäste, Festausschüsse, Zwickauer Schiitzcngcsellschaft XXer, alt Festrerein Schützcngesellschaft Eisleben, al» vorheriger Festverein Schützengesellschasten von Chemnitz, Dresden, Plauen, Berlin, Erfurt, Halle, Gera, Hannover, Muhlhausen, Magdeburg, Weißen fels und Jena, Lokomotivführer, Eiscnbahnbeamtcnvercin, Postbe amte mit sinnigen Festwagen und in altsächsischen, wie deutschen Uniformen, Privilegirte Schützengesellschast Zwickau, Oesterreichische Schützen u. s. w., drei, den Grünwaarenhandel darstellende Fest wagen. Die 2. Abtheilung eröffneten ebenfalls Herolde, Mar schälle, da« Musikchor de« Karabinier-Regiment», dann folgten abwechselnd Schützengesellschasten, Bergoffizianten mit einem Fest wagen au» dem BergmannSlcben, uniformirlc Bergknappen, der Feslwagen der GrubensiLerheitSlampenfabrik Wolf X Söhne hier, Bauhandwerker, Gesellen und Lehrlinge in Galatracht, Bäcker-, Fleischer- und andere Innungen mit entsprechenden Feslwagen, Gesellen und Lehrlinge in der dazu gehörigen Tracht mit Werk zeug u. dergl., Fuhrherren mit dem altdeutschen Spedition»- usw. Wagen, Turner, Sänger, Athleten mit Festwagen (Gruppe), Tiroler-, Jäger- und andere Festwagen. Den 3. Zug eröffneten Herolde, Marschälle, Fanfarenbläser und die Husarcnkapelle zu Pferd, der Vorstand de» Sächsischen Radfahrcrbunde«, etwa 300 Radfahrer und Radlerinnen mit herrlichen Gruppen, Turner, Sänger, Militärvereine, die Landwirthschast, dargestellt durch Schnitter und Schnitterinnen, berittene Landleute, Reitknechte, Festwagen u. s. w., die große Gruppe de» sächsischen Prinzen raube«, Ritter, Edelfrauen, historische Gruppen au» dem 13. bi» 18. Jahrhundert, Artillerie mit 4 Kanonen u. s. w. Auf dem Hauptmarkte machte der Zug Halt. E« erfolgten die Uebergabe de« Bunde«banner» an den Rath und entsprechende Anreden. Rach Eintreffen de» Festzuge« aus dem Festplatz schloß sich da» Festbankett in der prächtigen Festhalle an. Man zählte 500 Gedecke. Aus den Schießständcn begann da» Schießen, auf dem Festplatz trieb die Festfreude immer höhere Wogen. Nach und nach zogen einzelne Schützengesellschasten unter klingendem Spiele wieder ab, vor allem aber wurde der gastlichen Aufnahme in Zwickau mit warmen Worten gedacht. Der in Aussicht gestellte Besuch Sr. Maj. de» König» wird Heuer mit Rücksicht auf die Gesundheit de« Monarchen nicht erfolgen. — Auerbach, 0. Juli. Ein bedauerlicher Unfall, der in dessen immer noch einen verhältnißmäßig günstigen Au«gang nahm, hat sich am Montag in späterer 'Rachmittagsstunde aus der Rodewischer Straße ereignet. Von einem auf dem Heimwege begriffenen, mit zwei Pferden bespannten Halbverdeck löste sich oberhalb de» Ichweizerhause« der Waagebalken mit den daran befindlichen Ortscheiten, den Pferden an die Hinterbeine schlagend, wa« zur Folge hatte, daß die Thiere scheu wurden und durch gingen. Der im Wagen sitzende Besitzer desselben, Herr Brauerei besitzer Hermann Günnel-Werne»grün, die ihm drohende Gefahr erkennend, suchte derselben zu entgehen und sprang au» den Wagen, kam aber leider zu Falle und erlitt hierbei außer einer ziemlich schweren Kopfverletzung einen Unierschenkelbruch. Der Kutscher, der trotz größter Anstrengung die Pferde nicht zu erhalten vermochte, wurde unterhalb de» Schweizerhause« vom Bocke geschleudert, ist aber anscheinend mit einer weniger ernsten Verletzung davongekommen. Dem Umstand, daß Wagen und Pferde in den Straßengraben geriethen, dürste e» zu danken sein, daß bei dem zu jener Zeit aus besagter Straße so überau« lebhasten Verkehr weitere Verunglückungen verhütet worden find. Herr Günnel mußte in da« Schweizerhau» gebracht werden, woselbst ihm alibald daraus ärztlicherseits der erste Noihverband angelegt wurde, worauf er durch Angehörige in seine Behausung nach Werne«grün gebracht werden konnte. — Die -tsttägige Gültigkeit der Rückfahrkarten ist nunmehr aus den Verkehr zwischen Stationen der Sächsischen StaatSbahncn und solchen aller übrigen deutschen Eisenbahnen ausgedehnt worden. Für die Strecken der Reichseisenbahnen in Elsaß - Lothringen, ferner im Binnenverkehr der Bayerischen, Baditchen, Württembergischen Staat»bahnen und der Pfälzischen Eisenbahnen, endlich im gegenseitigen Verkehr dieser vier Bahnen untereinander geilen die vom 6. Juli L. I. en getosten Rückfahr karten ebenfall» 4b Tage. — Zu welchen Geschmacklosigkeiten selbst ein große« Unglück Anlaß geben kann, wird damit dargetban, daß nicht nur Bankkrach-Anstcht«karten auf der Bildfläche erschienen sind, son dern auch bereit» ein .Komponist" so .taktvoll" gewesen ist, einen .Leipziger Bankkrach Walzer" zu komponiren. «Kingesandt. Der Athleten-Elub .Atla«"Auerbach wird am Sonntag, den 14. Juli, im Felbichlößchen - Etablissement in Eibenstock zum Besten der Herberge zur Heimath eine Aufführung in athletischen Uebungen und Gruppirungen mit Leitern und Ge wichten in wunderhübschem Trikot, sowie Ringkämpse in Griechisch- Römisch- und Schweizer Gürtel-Ringen zum Vortrag bringen. Gestemmt und gehoben wird bi» 210 Pfund in Hanteln und Kuzelgewichten. Der Athleten-Elub erfreut sich einer großen Beliebtheit, da derselbe stet« bemüht ist, mildthätige Zwecke fördern zu helfen; derselbe besitzt an nahezu 30 Centner Gewichte und hat eine Gesammt - Milgliederzahl von 110. E« sieht prachtvoll au», die jungen Herkulesse alle in bunten feinen Trikot» arbeiten zu sehen. Der Club bildet sich nach den Borstbrislen de» Carl Ab« au«. Die Club-Bilder werden in verschiedenen Lokalen und öffentlichen Geschäften ausgestellt werden. Die Club-Mitglieder besitzen außer Diplomen zahlreiche Preise ron Wettstreiten jeder Art. Während de» Stemmen» und Ringen« findet Concert statt. Wir können nur wünschen, daß die geehrte Bewohnerschast von Eibenstock und Umgegend diesen guten Zweck, da e» sich um die Herberge zur Heimath handelt, mit zahlreichem Besuche unterstützt, desgleichen sind die geehrten Vereine hierdurch eingeladen. 1. Ziehung 1. östlaste 140. Ltiinigk. Hächs. Landes-Lotterie, gezogen am 8. Juli 1901. 30,000 Mark aus Nr. 83182. 10,000 Mark auf Nr. 34529. 3000 Mark aus Rr. 5132». -.-WO Mark aut Nr. 4882« 48491 50998 83430 88572 98893. MW Mar« aus Nr. 3984 7903 I3>87 I8II5 2308« 28787 38744 87808 7VIV8 70732 7HÜ10 78439 8334» 93884. 800 Mark aus Rr. 2872 293« 3100 3491 9992 10249 1037« 13888 13838 1898« 23879 23889 28188 28824 3891« 38149 «2191 84277 «8423 89898 71110 72487 77407 84831 88274 87830 89174 89880 94338 94780. '200 Mark aus Rr. 889 3189 49Ü« «788 7831 7878 8273 9321 11788 12434 12483 12802 I323I 13843 13987 14882 >3819 18037 18944 I84I8 18839 20423 20833 20707 21318 22899 22898 23342 23871 23318 28473 2V738 28142 28898 29322 3V7I3 31277 32892 33903 38843 38882 38912 38338 38344 39424 39712 41484 44230 48472 48928 47298 47381 48333 48808 49099 49887 49982 30901 31438 31740 82793 83038 34883 38029 38353 38788 57382 57522 57539 38081 58495 58835 58945 8027« 80522 «3528 «3878 84451 85848 88347 88789 89412 70755 71854 72I0K 72842 74925 75051 75174 75740 78824 78079 81383 81484 82128 82331 83072 8328« 83701 84080 84208 85427 88579 88834 87117 87224 87420 88008 88738 88908 90435 9I0I0 91175 91805 9I83I 93307 93343 93828 94731 95234 95827 97778 98304 99335 99523. Z)ie Kose. Wie die Eiche für die Königin de» Walde» gilt, so ist die Rose (rosa cvntikoiia) ihrer idealen Form und ihre» unver gleichlichen Duster wegen seit alten Zeiten von den Dichtern zur Königin der Blumen proklamirt worden. Keine Blume ist von alterSher so geehrt, keine so geliebt, keine so oft besungen wie sie. Ihr Name und ihre Heimath sind dunkel, doch scheint der Erstere iranischen Ursprünge» zu sein und durch die Vermittlung der alten Griechen und Römer aus un« gekommen zu sein. Die ursprüngliche Heimath sucht man in Zentralasien. Von hier ist die Rose mit den Kulturvölkern nach Griechenland und von da über Italien in da» übrige Europa gewandert und ist in der Gegenwart in circa 6000 Arten über die ganze bewohnte Erde verbreite«. Wie schon im Eingänge bemerkt, ist die Rose von jeher der bevorzugte Liebling unter den Töchtern Flora« gewesen: schon im hohen AUerthum war sie ein Sinnbild der Liebe, der Freude und Lust, »er Anmuth und Zärtlichkeit, kurz ein Symbol vieler Tugenden. Dm Persern wie auch den Griechen war sie ein Geschenk der Götter und daber vor allen anderen Blumen den Göttern geweiht. Eine Reihe von Sagen berichtet über ihre Entstehung. So soll sie au« dem weißen Meere»schaum ent standen sein, der an Aphroditen« Gliedern hing, al» diese dem Meere entstieg. Al« die Götter die herrliche Blume sahen, träufelten sie Nektar in dieselbe hernieder, wodurch ihr der köst liche Duft ward. Die anfänglich weiß erschaffene Rose soll die rothe Farbe von dem Blute der Aphrodite erhalten Haden, al» dieselbe dem von einem Eber tödtlich verwundeten geliebten Abcni« zu Hilfe eilte. Aus ihrem eiligen Laufe ritzte sic sich an den Dornen einer Rose, ihr Blut fiel auf die bi» dahin weißen Rosenblüthen und färbte sie roth. Im ganzen Volksleben der Griechen spielte die Rose eine große Rolle. Trat der Jüngling in den Rath der Alten, so wurde er zuvor festlich mit Rosen bekränzt; die Braut trug einen Kranz au» Rosen, und die Thür- pfosten de» Hochzeit»hause» wurden mit Rosen geschmückt. Die Bilder der Götter, besonder« der Venu», waren mit Rosen ge ziert. Bei fröhlichen Festen schmückten sich die Theilnehmer mit Rosenkränzen, und Rosen waren e», die sowohl den heimkchren- den Sieger al» auch den Triumpswagen de« siegreichen Feldherrn schmückten. Aber nicht nur bei den Freuden de« Leben« fand die Rose eine so reiche Verwendung, auch bet der ernsten Todten- seier galt sie al» schönste Liebesgabe. War die Rose bei den Griechen mehr ein Symbol der Liebe, so war sie bei den krieger ischen Römern, namentlich zur Zeit ihrer größten Herrschaft, mehr da« Symbol strenger Sitte und ein Lohn ernster Thaten. Al» freilich in späterer Zeit die Eigenschaften schwanden, welche Rom zur Herrscherin der Welt gemach«, al« unsinniger Luxus und wüste Schwelgerei an Stelle derselben getreten waren, da sank auch die Rose zum Symbol de« Laster» herab. Wie nun die Rose im heidnischen Alterthum allgemein ver ehrt wurde, hat nicht minder da« Christenthum dazu dcigetragen, ihre Geschichte zu vermehren und ihren Ruhm zu erhöhen. Wie sie früher der Venu« geweiht war, so wurde sie jetzt der Jungfrau Maria zugeeignet. Rose und Lilie ergänzten sich ein ander im Marienkulte; symbolisirte die Lilie die himmlische Reinheit der Maria, so sollte die Rose ihre Anmuth und Milde abbilden. Die altdeutschen Maler stellten deshalb die heilige Maria gern in einer Rosenlaube dar, und Rosen wuchsen unge pflanzt in der Nähe der Marienbilder. Auch in da« Leben der Heiligen wurde die Rose vielfach verflochten, und eine besonder» anmuthige Rolle spielte die Rose in solchen Legenden, wo sie al» Erretterin au« Gefahr bei verbotenem Almosen erscheint. Ich erinnere nur an die bekannte Geschichte der heiligen Elisabeth, der Landgräfin von Thüringen. Der allgemeinen Beachtung entsprechend, welche die Rose in Deutschland gesunden, haben auch Sage und Aberglaube sich an dieselbe geschloffen lisch Meinung de« Volke« wachsen Rosen nicht gern »a, wo ein Todter liegt, und wenn man einem Tobten Rosen mir in« Grab giebl, so welke der Strauch, der sie getragen hat. Werfen Liebende RosenbläNer in einen Bach und schwimmen zwei dieser Blätter, ohne sich zu trennen, mit einander, so komm« da« Paar dereinst zusammen. Besonderen Stoff zu allerlei Aberglauben gaben auch die durch den Stich einer Wespe ent standenen Gallen, welche man Schlafäpfel, Schlafkunze oder Schlaskonrabe nannte, und die sogen. .Rosenkönige", unter welchen man eine Mißbildung der Centifolia verstand, bei der au« der Mitte der Blüthe ein grüner Blätterzweig gewachsen war. Die Schlafkunzen sollten, wenn man sie in die Wiege oder in da« Bett legte, den Schlaf herbeiführen. Auch gebrauchte man sie gegen Behexung und Krämpfe der Kinder, gegen Wasser scheu und zur Beruhigung von Wahnsinnigen. Sie waren ein so gebräuchliche« Heilmittel, daß sie in den Kräulerläden käuflich waren. Die Rosenkönige gelten al« Vorzeichen wichtiger Er eignisse und deuteten entweder auf Unheil oder Segen, auf Tod oder Hochzeit. In letzter Beziehung hießen sie auch Brautrosen. Fand man den Rosenkönig im Frühjahr, so hatte man Günstige« zu erwarten, erschien er im Herbste, so verkündete er ein Un glück. Pflückte man denselben aber in der Stille ab und warf ihn rücklings über da» Dach, so wurde da« Unheil in Segen verwandelt. Unter »en sich an die Rose knüpfenden Sitten sind be sonder» die Rosenfeste zu erwäbnen, die in Frankreich, Deutsch land und anderen Ländern gefeiert wurden. An diesem Fest wurde über die Sitte und va» Betragen der jungen Mädchen Gericht gehalten, und dasjenige, welche» den Ellern am ge horsamsten und außerdem in ihrem Wandel am tugendhaftesten gewesen war, wurde mit einem Rosenkränze geschmückt und al« Rosenkönigin allgemein geachtet. Erwähnenswerth ist auch, daß Luther in seinem Wappen eine Rose mit der Umschrift fühlt«: Ein Christenherz au« Rosen geht, Wenn'« mitten untern, Kreuz« steht. In der Geschichte England» erinnert die Rose an den be kannten blutigen Krieg zwischen den Häusern L)ork und Lancaster, der unter dem Namen .Die Kämpfe der rothen und weißen Rose" (1390—1486) in der Geschichte verzeichnet ist. Auch in der Geschichte de» preußischen Staate« nimmt die Rose mehrfach eine ehrenvolle Stellung ein. Wir erinnern nur an einen Fall. Al« die unvergeßliche, von Schenkendoif al» .KönigSrose" be sungene Königin Luise sich mit ihrem Gemahl in Tilsit aufhielt, versuchte sie e«, den stolzen Korsen günstig für ihr Land und Volk zu stimmen; sie nahte sich Napoleon al» Bittende. Die Antwort de« stolzen Korsen bestand darin, daß er ihr au« einer auf dem Tische stehenden Blumenvase eine Rose reichte. Die Königin sah darin einen Beweis seine» Wohlwollen» und sagte: „muis uvee ^luzclebourg" (aber mit Magdeburg). Kalt er widerte Napoleon: .Ich muß Eure Majestät darauf aufmerksam machen, daß ich anbicts und Sie nur anzunehmen' Haden!" Dreifach hat unser Volk riese Demüthigung seiner großen Königin eingelöst in den .Rosengärten" von Leipzig, Belle- Alliance und Sedan. Zum Schluß sei noch kurz auf die Verwendung hingcwiesen, welche die Rose in der Architektur gefunden hat. Sie spielt in der gotbischen Baukunst keine unbedeutende Rolle. Al» acht- oder zehnfach getbeilte Fensterrose schmückt sie die gothischen Dome und GerichtSsäle. Gern schloß man die Ausschmückungen der Kirchen und deren Thürmchen mit einer steinernen Rose (Kreuz blume), um anzuoeuten, daß sich unser Leben in seiner höchsten Schönheit erst im Jenseits entfaltet. Die Kerkokene. Novelle von Wilibert Sahl mann. (I. Fortsetzung.) Da horch! Jrrie sie nicht, da wurden Stimmen laut. Durch sa« Heulen de» Orkan» vernahm de» Mädchen« geübte« Ohr da» Nahen von Menschen. Henny ging zur Thür, welche gegen Osten lag ; sie konnte sie öffnen, ohne zu befürchten, der rafende Sturm würde zwilchen da» Herbleuer fahren und wohl gar ein Unglück anrichten. Da« Märchen stand jetzt fast auf der Schwelle, — ihre Linke hielt einen sogenannten Thrankräusel, eine kleine blecherne Lampe, deren Docht mit Tbran getränkt, nur ein schwache-, qual mende» Licht gab, ihre Rechte schützte die kleine Flamme vor dem Zugwind. Ihr Ohr hatte sich nicht getäuscht, durch Sturm und Regen hörte sie jetzt deutlich langsame schwere Männertritte. Noch eine Minute, uns vor der Hütte standen, hoch aufaihmend, wie nach mühseliger Arbeit, zwei Männer. Dieselben trugen einen Drit ten; sie trugen vielmehr den leblos scheinenden Körper eine» Dritten. John Gilbert und William brachten eine Leiche. — Dieselbe triefte von Wasser, die nassen Kleider klebten an dem Körper. .Henny", rief der alte Fischer dem Mädchen zu, .nimm von meinem Bett Kissen und Decke, wir wollen den Mann hier drauftegen, ine ich nicht, so sitzt noch ein Funken Leben in dem Menschen." Da« Mädchen trat in die Hütte zurück, sie öffnete eine Art Holzwan», hinter welcher ein Bett, die einfache Lagerstelle de» Alten, sichtbar wurde. — Dann nahm sie eine Wollcndecke und ein harte» Kopfkissen herunter, — e» blieb nicht» al« eine dicke, vom Liegen fast hartgewordene Sirohunterlage, über welibe ein Segeltuch au»gebreitet war, übrig. Die beiden Fischer legten den völlig Erstarrten auf diese« armselige Lager. .Lin feiner Kerl da«, schau nur, Henny, ein wahre« Pfädchen gesicht" — meinte in seiner natürlichen Roheit William, indem er den Kopf de» Gebetteten emporhob. .Laß Deine dummen Bemerkungen," schalt der alte Fischer, — .öffne ihm die Kleidung aus der Brust, und Du, Henny, gicb mir au» dem Wandschrank die Rumflasche — e» wird noch wa« drin sein." Während da» Mädchen gehorchte, öffnete William de» Er trunkenen Rock und Weste. John Gilbert goß ein wenig von dem starken Getränk zwischen die Lippen de« Daliegenden, dann befahl er aus« neue: .So — Du, William, reibst seinen rechten, Du, Henny, seinen linken Pul«, ich will'» mit der Brust versuchen." Er goß Beiten Rum in die recht» hohle Hand, sich selber ebenfall«, und der Versuch, den Ertrunkenen durch ein« künstliche Respiration in« Leben zurückzurufen, begann. Da« Fischermädchen warf einen Blick aus den niederhängen den Kopf ve» Liegenden, — William« Au»spruch war wahr, diese feinen, schönen Gesichl«züge glichen denen eine« Mädchen«, sie glaubte den Mann schon gesehen zu haben. Mechanisch ergriff sie die linke, schlaffe kalte Han»; — fein un» weiß war dieselbe, viel weicher, al« ihre eigene. — Auf einem Finger dieser Hans blitzte und funkelte ein in Gold gefaßter