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SIEBZEHNTES ABONNEMENT-CONCERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 17. FEBRUAR 1898. ERSTER THEIL. Symphonie (Bdur, Op. 62) von Fr. Gernsheim. (Zum 1. Male.) I. Allegro. II. Andante sostenuto. III. Vivace scherzando e con grazia. IV. Allegro con spirito e giocoso. ZWEITER THEIL. Concert für Pianoforte (Amoll) von R. Schumann, vorgetragen von Frau Anna Langenhan-Hirzel aus Zürich. Allegro affettuoso — Intermezzo: Andantino grazioso — Allegro vivace. Chorlieder, gesungen vom Thomaner-Chore. a) Legende von Als noch ein Kind war Jesus Christ, Im Gärtlein er zu jener Frist Wohl eines Rosenstrauches pflag, Dass er ihm einst ein Kränzlein trag’. Als nun die Rosen blühten auf, Kam Juda’s Kinderschaar zu Häuf, Fiel über’s Sträuchlein lärmend her Und raubte alle Zweige leer. b) Die Wolken 1 P. Tschaikowskv. »Was schlingst du nun als Kranz ins Haar?« Rief höhnend dann die schlimme Schaar. »Liesst ihr mir doch noch nach den Dorn!« Das Kind darauf sprach ohne Zorn. Und mit den Dornen nackt, entlaubt, Umkränzten sie ihm nun das Haupt, Da färbte statt der Rosen Gluth Die reine Stirn ihm dunkles Blut. A. N. Pleschtscheef. an J. Rheinberger. Wolken fluthen auf und nieder, Und ihr Schooss ist voll und schwer; Träum’ ich oder steh’ ich wieder An dem wogenreichen Meer? Wogen seh’ ich, Meereswogen, Die, verlockt vom Sonnenstrahl, An des Himmels hohem Bogen Wandern über Berg und Thal. Welche Weiten sie durchmessen, Und wie frei und schön ihr Loos, — Können sie doch nie vergessen Ihrer Mutter treuen Schooss. Ach! ein schmerzlich tiefes Sehnen Hemmt den flücht’gen Wanderlauf, Und es löst sich still in Thränen Eine nach der andern auf. Und schon rieselt’s nach den Gründen Von den Bergen rings umher; Wie die Bäche sich verbünden, Rauscht ein voller Strom zum Meer. Und mit schwesterlichen Wogen Ruh’n aufs neue froh vereint Wolken, die am Himmelsbogen Still ihr Heimweh ausgeweint. Jul. Sturm