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DREIZEHNTES ABONNEMENT-CONCERT IM SAALE DES NEUEN GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 17. JANUAR 1895. ERST ER THEIL. Eine Faust-Ouvertüre von R. Wagner. Der Gott, der mir im Busen wohnt, Kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, Er kann nach aussen nichts bewegen; Und so ist mir das Dasein eine Last, Der Tod erwünscht, das Leben mir verhasst. Goethe, «Faust«.} Scene und Arie aus der Oper »Der Templer und die Jüdin« von H. Marschner. gesungen von Herrn Hermann Gmtsche aus Kreuznach. Mich zu verschmähen! — Stolze! Undankbare! — Heissgeliebte! — Nicht achtend die Gefahr Des eignen Lebens, rettete ich dich; Zahlloser Pfeile Ziel war meine Brust; Nur dich zu schützen, braucht’ ich meine Waffen, Besorgt nur war ich, dass den zarten Körper Kein Pfeil erreiche, keines Schwertes Spitze Die Lilienhaut verletze. — Ha, und jetzt! Zum Vorwurf machst du meine Liebe mir'. Preis hätt’ ich dich dem Feinde geben sollen, Und sterben willst du lieber, als dein Leben Mir danken! Grausam, lieblos nennst du mich! Ach, könntest du mein Herz erkennen. Du würdest mich nicht lieblos nennen. Und doch — du fand’st mich so — doch dass ich’s bin, Wer anders als ein Weib bracht’ mich dahin? War ein Ritter je im Leben Seiner Dame mehr ergeben, Als es Bois Guilbert war? Wo man Ruhm und Ehre kannte, Wo man tapf’re Männer nannte Stark in jeglicher Gefahr, Hörte man, berühmt vor Allen, Meiner Dame Namen schallen : Adelheid von Montemar! Und beim Klang der Minnelieder Tönt es mir im Herzen wieder: Adelheid von Montemar!