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Fr.Panzer, Bayerische Sagen und Bräuche. Bd.2. S.296f. Eine haselstaude, in der Johannisnacht, zwi schen eilf und zwölf uhr abgeschnitten, ist die beste wünscheIruthe. durch sie glaubt man erzgänge, wasserquellen, Marksteine, ver irrtes vieh, Mörder und diebe, unbekannte wege und Stege zu entdecken, man will dadurch fer ner erfahren, ob jemand gesund oder krank, lebendig oder tod sei, ob eine frau sich schwanger befinde, einen sohn oder tochter trage, man bildet sich ein durch die wünschel- ruthe die Wahrheit, oder die Unwahrheit einer geschickte zu erfahren, feinde auszukundschaf ten, im aeer versunkene waren zu finden, und dergleichen mehr, der ruthengänger faßt die Wünscheiruthe mit beiden händen an der gabel, daß die beiden daumen oben heraus zu stehen kommen, und das zusammengewachsene ende oben steht, und geht damit umher, sobald man nun an einen ort kommt, wo dasjenige liegt, was man sucht, so soll die ruthe von selbst in der hand des ruthengängers drehen, und die spitze sich nach unten wenden, beim abschnei den dieser geheimnißvollen ruthe müsse fol gendes gebet gesprochen werden: "gott grüße dich, du edles reis! mit gott dem vater such ich dich, mit gott dem sohn find ich dich, mit gottes des heiligen geistes macht brech ich dich, ich beschwöre dich ruthe und sommerlatte bei der kraft des Allerhöchsten, daß du mir wollest zeigen, was ich gebiete, und solches so gewiß und klar, als Maria, die mutter got tes, eine reine Jungfrau war, da sie unser/n herrn Jesu« gebar, im namen gottes des vaters, des sohnes und des heiligen geistes. amen! 1 * (Wunderbüchlein, oder naehrichten von blauen feuern, irrwischen, etc. Kempten 1806, S.42,45.) abgedr.b.Bächtold-Stäubli, Hwb.d.d.A.IX, Sp.855f. s.ZdVfVk.15 (1903), 205; Frazer, Golden Bough II, 67f.; Urban, H«-ilkunde Westböhmens 156. .