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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189801010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-01
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Monat
1898-01
-
Jahr
1898
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hasten Mühen und wir soffen oll« unsere Wünsche zusammen, indem wir allen unser« Lesern zurusen »in kräftige«: Prosit Neujahr! Local» and sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock. Am I. Januar 1898 werden die Post schalter zur Ausgabe von Sendungen von 8—10 Uhr Vorm. 12-1 . N-chm. 6—7 , Nach«, offen gehalten. — Eibenstock. Vom 3. Januar ab werden die Orte Oberwildenthal und Rehhübel nicht mehr Nachmittag«, sondern bereit« Vormittag« bestellt. Der Landbriefträger tritt in Folge dessen seinen Bestellgang nach Wildenthal Nachmittag erft um 3 Uhr an. — Carltfeld. Am 1. Weihnachtlfeiertag trat der erst am 5. Febr. v. I. hier gegründete gemischte 2 horgesang ver ein, nachdem er schon während de« Jahre« die zum Festgolte«- dienst versammelte Gemeinde de« Oefleren mit Chöre von Rink, Franko und Silcher erbaut, zum ersten Mal im Grünler'schen Gasthof mit einem größeren und zwar gewähltem Concert vor die Oeffentlichkeil und legte auch hierdurch wieder Zeugniß ab von seiner Lebensfähigkeit, von dem ernsten Streben und dem Fleiß, mit dem im Jahre gearbeitet wurde. Wohllhuend berührte e«, al« 1. Nummer die Weihnacht-motettc »Ehre sei Gott" von Silcher, gleichsam al« da» Motto de« Verein« zu hören. Ganz besondere Pflege in 8 Nummern erfuhr auch da« Volkslied. Schöne Abwechslung brachten die Violinvorträge eine« werthge- schätzten Gaste«, der unter Anderem besonder» da« »Wiedersehen" von Liebe, eine Romanze von Livrrt und den Priestermarsch au« »Athalia", sämmtlich mit Klavierbegleitung, sehr gut vortrug. Schließlich gelangte noch der »Ehrenpokal", ein lustiger Schwank in 1 Akt, zur Aufführung, der sich vor vielen litterarifchen Pro dukten dieser Richtung trotz seiner drastischen Komik durch einen recht naiven Humor auSzeichnet. Wer erinnerte sich nicht mit Vergnügen der merkwürdigen Bauern-,Deportation" au« Ober ochsenheim? Alle Mitspieler entledigten sich denn auch ihrer mit großem Fleiß gelernten Rollen in der besten Weise. — Da« Publikum war denn auch hoch befriedigt. — Da» Concert bedeutet für einen so jungen Verein einen entschieden musikalischen Erfolg. Möge der Verein auch im neuen Jahre eine rechte Pflegstälte der edlen Gesang«kunst, in»besondere de« volkSthümlichen Lie de« bleiben. E» ist leider zu wahr, daß da« Volkslied in den Program men so mancher Gesangvereine viel zu wenig gewürdigt wird. E« muß entweder einer faden Couplet- und IahrmarkSmustk weichen, wie sie fortwährend aus dem Mustkmarkt erscheint und sich sowohl durch ihren bedeutung-losen musikalischen Gehalt, wie durch den lahmen, nichtssagenden, wohl anzüglichen Text al« Schundwaare charakterisirt — oder die Vereine machen sich an sogen. Kunst gesänge, die bei nicht genügenden Stimmmitteln nicht den Ab sichten de« Komponisten gemäß wiedergegeben werden. Wa« fragt auch da« Volk bei Liedern letzterer Art nach dem harmonischen Ausbau, nach einer etwa vorhandenen kontrapunklischen Bearbei tung, nach sonstigen musikalisch-theoretischen Feinheiten >c. oder bez. de« Texte« nach der bei Kunstdichtungen allerding» sehr mannigfaltigen, metrischen Gestaltung? Ander« ist die Sache beim Volkslied. Diese« spricht in seinen Melodien eine eindringliche Sprache, denn die Gesang-weise ist schlicht und einfach, leicht faßlich und behaltbar, Ohr u. Herz erquickend, dem hehren Inhalt der Lieder entsprechend; sie jubelt mit den Fröhlichen u. weint mit den Traurigen. Da« Frische, Fröhliche, da« Kernige und Deutsche im Volkslied ist anziehend, packende Vergleiche und ungesucht schöne Bilder dienen der Anschaulichkeit. Die Metrik de« Volks lieder muß nicht für sich allein gewürdigt werden, sondern der einfache Rhytmu« schließt sich eng an Inhalt und Charakter de« Lieder an. Dem Volslied haben auch Göthe, Uhland, Bürger, Heine manche Züge entlehnt und Herder wie« in seinen »Stim men der Völker" auf die wunderbare Poesie de« Volkslieder hin. Ja daffelbige regt verwandte Saiten de» Herzen« zum Mit klingen an, denn „Im Liede baks (da» Bolt) gebetet, im Liede hat» geweint, Beim Mahle wie bei Gräbern zum Sange sich vereint. Der Bauer Hinterm Pfluge, der Hirt im Wiesenthal, Die Mägde bei dem Rocken, sie sangen allzumal; Und wo die Kinder spielten, da linkt ein Lied die Lust, Und wo die Burschen zogen, da klang» au» voller Brust. Wer sie erfand die Weisen, ward Keinem je bekannt, Sie wuchsen wie Blumen und gingen von Hand zu Hand." Welch' hohen Werth hat doch da« Volkslied. Man glaubt wohl da und dort trotzdem noch, die Volkslieder seien al« zu ge ringartiger Komposition nicht für den Loncertvortrag geeignet. Solchen zur Kenntnißnahme, daß der rühmlichst bekannte, unter der Leitung de« Prof. Wermann stehende Dresdner Lehrergesangverein, der wiederholt vor unserem Landerherrn zu singen die Ehre hatte, in seinem großem Concert am 27. Seplbr. 1891 im Gewerbehau» vor einem auSerwähllen Publikum unter großem Beifall nebst der Mette von Marienburg noch folgende Männerchöre vortrug: Lützow« wilde Jagd — Nun leb wohl du kleine Gasse — Die König-kinder — Die Heimkehr, bet einer späteren Gelegenheit; Die Loreley. Eine Stätte dem deutschen Volkslied, damit Gegenwart werde, wa« der Dichter in der Vergangenheit sah, wenn er weh- müthig Nagt: „Einst war in deutschen Landen da» Volk so reich an Tang' Daß dir aus Weg und Stegen sein Herz entgegenklang. — Hundrhübel. Am 1. Weihnacht-seiertage fand, wie alljährlich, im Kramer'schen Gasthose allhier ein Concert de« hiesigen Militärgesangverein« unter der bewährten Leitung seine« Dirigenten Herrn Ktrchschullehrer« Hennig statt. Da« reich haltige Programm, in vorzüglicher Weise vorgetragen, fand allge meinen Beifall bei der zahlreichen Zuhörerschaft. Al« ganz be sondere Leistung erschien da« Baritonsolo von Ne-müller: »Mein Mütter! war so gut" und da« Chorlted: .lieber'« Jahr, mein Schatz" v. «an der Stucken. Gutem Vernehmen nach wird der gehabte Reinertrag dem hiesigen Frauenverein zufließen. — Hundrhübel Der hiesige Königl. Sächs. Militär verein hat in seiner am 3. Weihnachtlfeiertag stattgehabten Ver sammlung die Errichtung eine« Denkmal« zum Sedächtniß der drei im Kriege 1866 u. 1870/71 gefallenen Ort«angeh»rigen be schlossen. Bon einem au«wärt« wohnenden Herrn sind dem Verein 200 Mk. dazu In Au«sicht gestellt worden. — Dre-den. Zur Vereinfachung der schriftlichen Geschäftlformen verordnet da» evangeltsch-lulherisch« Land««- konflstorium: von dem königl. Sesammtministerium ist zu Herbei führung eine« gleichmäßigen Verfahren« bei allen Staattbehörden beschlossen worden, »daß künftig Im schriftlichen Verkehre der Staat«behörden und sonstigen amtlichen Stellen unter einander alle zetther üblichen Höflichkettlsorwen, wie »ehrerbietigst, gehor- s-mst, ergebens», geneigtest, gefälligst «. s. w." wrgzulaffen sind, auch die bi«herige Gepflogenheit der Vorstände der Mittel- und Unterbehörden, die an die vorgesetzten Behörden gerichleten Schreiben mit ihrem vollen Namen, anstatt einfach mit ihrem Familiennamen zu unterzeichnen, in Wegfall zu kommen hat." Nachdem wir im Interesse einer Vereinfachung de« geschäftlichen Verkehr« die gleichen Bestimmungen auch für den Bereich der kirchlichen Verwaltung angenommen haben, ergeht nunmehr auch an die un« unterstehenden kirchlichen Ausstchtlbehördcn und Pfarr ämter hiermit die Anweisung, im Verkehre mit dem Lande«konst- ftorium und untereinander in gleicher Weise zu verfahren. — Dre«den. Ein beinahe unheimliche« Glück hatte eine reiche Dame in Dresden, denn sie gewann auf 8 Loose der Leipziger Ausstellung«-Lotterie achtmal und zwar Gewinne im Preise von 5—50 Mark. Wir verzeichnen den Fall schon d««halb, weil etliche Spieler auf 10, 15, auch 20 und mehr Loose nicht einen einzigen Gewinn erhalten haben. — Leipzig. Der Gewinner de« ersten Hauptgewinne« der Au«stellung«lotterie, de« Fortunahause«, war, wie schon gemeldet, Bäckermeister Sachße in Modelwttz. Dieser wird da« Hau« abtrogen und für eigne Rechnung wieder aufbauen lassen, da ihm die von einem Leipziger Herrn gebotenen 10,000 Mark für da« Hau« zu wenig erscheinen. Der zweite Gewinn, ein Brillantschmuck im Werthe von 20,000 M., der nach einer in die Blätter lancirten Notiz nach Riga gefallen sein sollte, ist der AurstellungSleitung selber zugefallen, da da« betreffende Loo« gar nicht verkauft worden war. Der Schmuck wird nunmehr verkauft werden und so da« Defizit vermindern Helsen. — Chemnitz. Gräßlichen Selbstmord verübte ein in der Weftvorstadt wohnender 34 Jahre alter Schmied. Derselbe schoß sich am ersten Feiertag früh in der vierten Stunde mit einem mit Benzin geladenen Pistol In den Mund, so daß der Kopf total zerrissen wurde. Man nimmt an, daß der Unglückliche die Thal in einem Anfalle von Geisterstörung begangen hat. — Rautenkranz. Eine köstliche WeihnachtSgabe wurde auch unserem schmucken Golte-Hauie zu Theil in Gestalt einer zweiten neuen Altar- und Kanzelbeklcidung, die in ihrer lieblichen Farbenpracht ein gar freundliche« Aursehen hat. In gehobener Feststimmung, au« Anlaß dieser freudigen Ueberraschung, erbauten sich all' die vielen Andächtigen, mit denen sich zum Weihnacht«- fest unsere Kirche füllte, an dem herrlichen Gotte-wort, da« un« die Geburt de« Heiland- predigt. Erbauend wirkten auch dies mal die schönen Gesänge de« Kirchenchor». — Um dem thatsächlich vorhandenen und sich sehr fühlbar machenden Lehrermangel wirksam zu begegnen, hat da» Mini sterium de» Kullu« und öffentlichen Unterricht« angeordnet, daß Ostern 1898 in Grimma ein Parallelseminar zunächst mit einer 6. Klaffe eingerichtet werden soll, außerdem ist für Ostern 1898 die Errichtung von Parallelsexten bei den Seminaren Anna- berg, Grimma, Pirna, Waldenburg und zu DreSden-Friedrichstadt in Aussicht genommen. Gedenktage zum 25jährigen Regierungs-Jubiläum König Alberts von Sachsen. 1. Januar. 1868. Sachsens Post geht an den Norddeutschen Bund über. 1871. Als Höchstkommandirender der Maasarmee während des glorreichen Kriege- 1870/71 begiedt sich Kronprinz Albert von Sachsen in das deutsche Haupt»Quartier, um König Wuhelm von Preußen persönlich seine Glückwünsche zum neuen Jahr darzubringen und erläßt am gleichen Tage folgenden denkwürdigen Tagesbefehl an die Maasarmee . „Zum Beginn des neuen Jahres sage ich den Herren Korpskomman deurs, Generälen, Offizieren, Aerzten und Beamten, sowie allen Mann schaften der mir unterstellten Truppen meinen herzlichen Gruß und auf richtigsten Dank. Soldaten der Maasarmre! Laßt uns gemeinsam vorwärts schreiten auf den Bahnen der Pflicht und Ehre, die Ihr zu Anfang des Feld zuges in unaufhaltsc-nem Siegeslauf durcheilt habt, seit 3 Monaten hier vor Paris in eine Wahlstatt gleicher ausgezeichnetster Soldaten tugenden gewandelt seid! DaS höchste Ziel des Sieges ist uns nahe! Gott der Herr helfe uns dies Ziel zu erreichen! Hauptquartier Margency, am I. Januar 1871. gez. Albert, Herzog z. Sachsen General der Infanterie." 2. Januar. 1894. Der zweite Sohn de- Prinzen Friedrich August, Prinz Friedrich Christian, empfängt im Taschenberg-Palais zu Dresden die heil. Taufe. 3. Januar. 1838. Der Großvater König Alberts, der Prinz Maximilian von Sachsen, verschied im Ostra-Allee-Palais. 1886. König Albert überrascht Kaiser Wilhelm, indem er ihm persönlich die Glückwünsche zu dessen 25jährigen Regierungsjubiläum überbringt. Aks Werloöte empfehlen stch. Eine Sylvester-Geschichte von Eugen Granat». Herr Oberlehrer Arihur Schelper Halle e« gut. So sagten die Ehemänner, die mit ihm zum Abendschoppcn pünktlich am Stammtisch zusammen kamen. Dem stimmten wohl die verehr- lichen Frauen bei, die sorglich darauf achteten, daß sich der Abend schoppen nicht zu lange auSdehne, allein sie behaupteten, daß ihm zu seinem Glücke noch die Hauptsache fehle. Natürlich die Frau; denn solch ein Junggeselle ist und bleibt In der holden Weiblich keit Augen immer nur ein unnütze« Stück Möbel, mag er noch so gelehrt sein. Und der Herr Oberlehrer war nicht nur gelehrt, sondern auch reich und letztere« soll neben der Gelehrsamkeit nicht fo unangenehm sein. Herr Schelper hatte vor lauter Gelehrsamkeit den Anschluß versäumt, wie er sich auszudrücken beliebte; dabei zwinkerte er lustig mit den Aeuglein, al« ob e» ihm in seiner Junggeselligkeit gar nicht so unangenehm zu Muthe sei. Nun, er lebte auch nicht schlecht. Sein Schulamt hatte er damals, al« er die große Erb schaft machte, quittirt und nun lebte er nur noch seinen Studien, den Naturwissenschaften. Er hatte eine schöne, wohl eingerichtete Wohnung und diese war ebenso geschmackvoll aurgestattet, al» mit naturwissenschaftlichen Gegenständen aurgefüllt. Längst schon hatte e« die holde Weiblichkeit der guten Stadt B. unverantwortlich gefunden, daß der nun Ende der Dreißiger stehende, so gut situirte Mann noch immer nicht eine der Töchter de» Lande» helmgeführt hatte und man war allgemein zu der Ansicht gelangt, daß diese« Zustand nun endlich ein End« gemacht werden müsse. Unter all' den Mädchen, die in Betracht kommen konnten, war, — da» hatte da« untrügliche Auge der Frauenwelt sehr bald herau»gefunden, — nur eine, die sich erhöhter Auf merksamkeit de« Oberlehrer« hätte rühmen können. Dazu war aber Apotheker« Helene, die bereit« hoch in den Zwanzigern stand, zu schüchtern; sie verehrte den im Geheimen längst gelieb ten Mann nur von Weitem. Und wenn man auf den Oberlehrer warten wollte, so mußte man eben warte«, bi« er einmal Zeit fand, sich von seinen Sammlungen lo« zu reißen; da» aber konnte lange dauern und bi« dHtn konnte Helene längst alte Jungfer geworden sein. Also blieb unter sothanen Umständen de« .Krieglrath", der sich allwöchentlich beim Kaffeekränzchen zusammen fand, nicht« übrig, al» eia wenig Vorsehung zu spielen. Und so ward e< be- schloffen. Die luftige Frau EieuerPnuehmer-hatteden gloriosen t.»ncisvdioii<>ri>s!< X k 2 9 ^l.1 NS? ! Plan autgeheckt und die verschltdenea befreundeten Töchterchen», zu jedem Ulk aufgelegt, hatten nicht geruht und gerastet, bi« man ihnen die Au«führung de« Plane« übertragen. Steuereinnehmer« Minna, ein luftige«, schwarzlocktge» - Mädchen, hatte di« Führung de« Gznzen, und diese wilde Hummel hatte gewichtig erklärt, sie hab« noch einen Speztalplan, dm sie nicht »errath», der aber zur Aulführung gelange, »wenn alle Stricke reißen", d. h. wenn der Oberlehrer kotz alledem und alledem nicht .anbeißen" sollte. Nur eine Familie und natürlich der Oberlehrer selbst wußten nicht« von dem Komplot, nämlich Apotheker Wiedemeher und dessen Tochter Helene. Da« Erstaunen war nicht gering, al« einige Zeit vor Neu jahr eine Reihe von Familien ein elegant lithographirte« Schreiben erhielten: Zu der am Sylvester-Abend bei Herrn Oberlehrer Schel per stattfindenden solennen Bowle beehren wir un«, Sie ganz ergebens» einzuladen. Für Ueberraschungen ist gesorgt. Da« Komitee. Noch größer aber war de« Oberlehrer« Erstaunen, al« er ein Schreiben erhielt, da« da lautete: Ew. Gelehrsamkeit« - Würden thun wir hiermit kund und zu wissen, daß am Sylvester-Abend in dero Behausung eine solenne Bowle sabrizirt werden wird, zu welcher die Einladungen im Freundeskreise bereit« ergangen sind. Ew. Würden haben sich um nicht« zu kümmern und werden hiermit nur durch Handschlag verpflichtet, kein Spielverderber zu sein. Da» Komitee. Spornstreich« lief der Oberlehrer zum Apotheker Wiedemeyer. Der aber konnte keine weitere Aurkunst geben; er hatte auch eine geheimnißvolle Komitee-Einladung erhalten und meinte nur trocken »ein Sylvester-Ulk, ich würde gute Miene zum bösen Spiel wachen!" Da« leuchtete dem Oberlehrer ein und so that er denn klüglich überall, al» ob er mit in dem gehelmnißvollen »Komitee" einbe griffen sei. Daß dem aber keineswegs fo sei, da» erfuhr man rasch genug von Apotheker» und so war man denn nicht wenig gespannt auf den Sylvester-Abend, dessen Einladung Folge zu leisten Alle entschlossen waren. Steuereinnehmer« Minna hatte die Einladungen drucken lassen. Aber noch etwa» Andere« war in ihrem Auftrage ge druckt worden und da« hütete sie sorglich vor unberufenen Augen. Doppelkärtchen waren e«, aus denen zu lesen stand: »Die Ver lobung unserer Tochter Helene mit Herrn Oberlehrer Schelper beehren sich hiermit anzuzeigen Apotheker Wiedemeyer und Frau. — Al« Verlobte empfehlen sich Helene Wiedemeyer, Oberlehrer Arthur Schelper. Sylvester 1895." So war denn der Sylvester-Abend herangckommen. Der Oberlehrer hatte, obwohl er sich ja um nicht» kümmern sollte, doch wohlweislich für die Ingredienzien einer anständigen Bowle Sorge getragen. Da« hals ihm aber wenig. E« war sieben Uhr, al« heftig die Klingel an de« Ober lehrer» Wohnung gezogen wurde. Er war zum Glück schon im Festanzug; man konnte eben nicht wissen, wa» da« Komitee au«- geheckl hatte und er wollte sich wenigsten« nicht überraschen lassen. Jndeß war diese Ueberraschung nicht gar so unangenehm. Im Gänsemarsch zogen da neun hübsche, junge Mädchen ein, jede beladen mit einem Korbe, Packet oder Päckchen. Der Oberlehrer hatte nicht einmal Zeit, seiner Ueberrasch ung durch ein Wort Ausdruck zu geben. Minna pflanzte sich vor ihn hin: »Herr Oberlehrer und hochgelehrter Herr: Sie werden hiermit Namen« de« Komitee« ersucht, Ihre Wohnung sofort zu verlassen und punkt 8'/, Uhr wieder zu erscheinen. Ich übernehme die Verantwortung dafür, daß nicht« beschädigt und in Unordnung gebracht wird. Damit war der würdige Herr auch schon zur Thür hinau«- gedrängelt. »Auch Sic, Fräulein Helene," hatte er noch kopf schüttelnd gerufen und diese konnte nur noch, fast weinend, ant worten: »aber Herr Oberlehrer, ich weiß ja von nicht«." Sie sollte auch von nicht« wissen, hatte Minna dekretirt. »Wir müssen sic mitnehmen, ersten» der Orientirung wegen und zweiten« damit wir sie etwa« mehr in Gang bringen." Und sic wurde in Gang gebracht. Daß neun junge Mädchen, die eine Shlveftcrtasel Herrichten, dabei den Mund nicht halten, ist selbst verständlich. So kam c« denn, daß nach Verlauf einer Stunde Helene ihre Schüchternheit abgelegt hatte, rosig angehaucht unter den jungen hübschen Mädchen wahrlich nicht al« die häßlichste erschien und lustig der Dinge harrte, die da kommen sollten; natürlich ohne Ahnung, daß sie selbst berufen sei, eine Hauptrolle darin zu spielen. 7 (Schluß folgt.) Vermischte Hlachrichlen. » — Würfelzucker ist nach einem französischen Fachblatte weniger süß al» Hutzucker. Da« liegt daran, weil der Hutzucker in Stücke geschlagen wird, während die Zuckcnvürfel mittel« Zersägen« de» Zucker« hergestellt werden. Durch die schnell laufenden Sägeblätter tritt eine Erhitzung der getroffenen Stellen de» Zucker« ein, wobei derselbe in Traubenzucker übergeht, welcher weniger süß ist al« Rohrzucker. Ganz besonder« macht sich die« geltend bei dem abfallenden Zuckermehl, da« in der Thal sehr wenig süß ist. — Famose Hausordnung. Die Hausbesitzer in Bar men scheinen an Miethcrn keinen Mangel zu haben, denn e« sind von Ihnen neuerding« Bestimmungen in die Mieth-kontrakte ausgenommen worden, welche de« Guten doch wohl zu diel sind. In dem einen Paragraphen wird den Miethcrn direkt verboten. Fremd« oder anderc Personen, welche nicht zu ihrem Haushalt gehören, in der Wohnung aufzunehmen. Demnach darf kein Miether irgend welche« Besuch von auswärtigen Freunden auf nehmen bezw. über Nacht beherbergen. Di« schönste Bestimmung ist aber in dem Paragraph 10 enthalten, welcher vorschreibt, daß jeder Miether verpflichtet ist, sich Abend» zur ordentlichen Zeit im Hause einzufinden. Dortig« Blätter geben dem Haurbesttzer- verein, in dessen Verlag dieser Mieth-kontrakt nun erschienen ist, den Rath, um die Durchführung dieser Bestimmung zu erleichtern, für die einzelnen Häuser Hornisten anzuftellen, welche allabendlich 9 Uhr die Bewohner durch Signale zur Heimkehr ermahnen in die Banner Miethrkasernen. — Wa» Fremdwörter »«richten. Ja der Seographie- stunde bespricht der Lehrer mit den Kindern der Schule eine« nahen Berliner Vororte« verschiedene Inseln In den Weltmeeren und kommt u. A. auch zu einer Inselgruppe, von der er erzählt, daß sie der Landwirthschast einen sehr wichtigen Stoff, au« den Ablager ungen der Singvögel bestehend, liefert. »Und weißt Du, wie man diese« Stoff nennt, den Dein Vater gewiß auch zur Feldarbeit benutzt?" so fragt er einen der Schüler. Dieser antwortet« kurz und beherzt: »Mist!" Sin zweiter erwidert: .Dünger!" »Alle« sehr richtig", »ersetzt der Lehrer, »aber ich möchte gern «och eine andere, treffendere Bezeichnimg von Euch hören, ein Wort, da« mit 0 endet." Da ruft der jüngste der Klaffe: »Ick w»eß «t, Herr Lehrer, aber ick kau' wir nich!" Und al« der Lehrer ihm gut zuredet, platzt der Jung« heran«: »Cacao!"
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