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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189705201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-20
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Monat
1897-05
-
Jahr
1897
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so schwere Hirn- und Brustverletzungen zu, daß Dtz heute Morgen verschieden ist. — Eibenstock, 1L. Mai. Am Montag Abend hatte da« hiesige Publikum Gelegenheit, einem Concerte beizu wohnen, wie solche« in der That hier noch nicht gehört worden ist. Im Saale de« „Feldschlößchen" spielte die südungarische Zigeuner-Capelle unter Leitung de« Capcllmeister» und Componisten Horvath J»»zka. Dieselbe trat im National- costüm aus und handhabte ihre Instrumente in meisterhafter Weise, obwohl Notenblätter bei den Zigeunern vollständig unbekannt sind. Ebenso fremdartig wie unser» Ohren die ungarischen Lieder und Csürdü» klingen, ebenso fremdartig ist für un« auch der Ton und die Handhabung derjenigen Instrumente», welche« bei einer completen Zigeuner-Capelle nie fehlen darf, wir meinen da« Cymbal. Da« Orchester wie« deren zwei aus und waren außer einer Clarinette noch acht Streichinstrumente vertreten, also im Ganzen ll Musiker. Die Musik klang vollständig abgerundet und wurde von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit großem Beifall ausgenom men, wofür sich die fremden Künstler durch wiederholte Extra nummern auch dankbar erwiesen. Die Capelle wurde unter besonderen Bemühungen und beträchtlichen pekuniären Auf wendungen Seiten de« Herrn Scheller von Carl«bad au« nach hier engagirt und hat durch ihre vorzügliche Leistungen bei den Concertbesuchern einen erinnerung-reichen Abend hinterlassen. — Eibenstock. Freunde de« Billardspiel« möchten wir auf die am Freitag Abend im Hotel „Stadt Leipzig" stattfindende Anwesenheit de» berühmten Chemnitzer Billard meister Herrn Herm. Algner aufmerksam machen. Da» „Chemn. Tgbl." vom 19. Dezbr. v. I«. berichtete über das Spiel de« genannten Herrn: Der große Match auf 4000 Point» zwischen dem Billardkünstler Herrn Algner u. Herrn B. im Cafü Metropole nahm gestern einen eigenartigen Ver laus. Herr Algner hatte in 22 Aufnahmen die Zahl 1000 erreicht, während sein Gegner sehr schlecht diSponirt war und nur 62 PointS zählte. Herr Algner spielte mit einer fabel haften Sicherheit und Schnelligkeit, indem er die 1000 Point« in I Stunde 50 Minuten machte. Herr Algner hatte 3000 Point«, sein Gegner einschließlich der 2800 Point« Vorgabe 3180 PointS. Die größten Serien de« Herrn Algner sind 133, 171, 187, die letzte noch »»beendigte war 303 Point«. Da« Turnier wird am Montag Abend von 8 Uhr an zu Ende gespielt werden. Zum Schluß wird Herr Algner einige Kunststößc zum Besten geben. Derselbe soll c« bereit« zu Serien bi« aus 705 PointS gebracht haben. — Dresden, 17. Mai. Der 20jährige Maurer polierssohn Köhler, auf Weißer Hirsch wohnhaft, ging am Sonnabend AbeNd in der 6. Stunde mit seinem Freund Schreiter, ebendaselbst wohnhaft, im Fischhäuscr Revier spazieren, al» sie plötzlich Beide von einer liederlich gekleideten Frauensperson angesprochen und belästigt wurden. Nicht lange darauf trat ein Mann au» dem Walde hervor, welcher allem Anschein nach der Klasse der Zuhälter angehörte und belästigte ebenfalls die jungen Burschen. Beide ergriffen die Flucht. Der Wegelagerer eilte ihnen nach, stach den zurück bleibenden Köhler mit einem scharfen Instrument in den Rücken, sodaß dieser bewußtlos liegen blieb. Man sand den Gestochenen halbtodt in einer großen Blutlache liegen. Mittelst Siechkorb» ward der BedauernSwerthe nach der Diakonissen- Anstalt überführt. Trotz eifriger Recherchen ist es noch nicht gelungen, den gemeingefährlichen Menschen festzunehmcn. Ein anderer Bericht bestätigt den Vorgang, verlegt ihn aber in die Nähe de» WclfshügelS. — Dresden, 16. Mai. Zu der Versammlung des Dresdner Rcsormverein«, in welcher gegen die inOester- rcich erlassenen Sprachenverordnungen protestirt wurde, bemerkt da« „Vaterland": „Von den Borträgen ist nicht« BemerkenSwcrthe« zu berichten, nur da« Unterfangen de» Abg. Zimmermann, au« einer Rede de» Kaiser» die Berech tigung zum Einmischen in interne österreichische Angelegenheiten ableiten zu wollen, soll nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Wenn e« Deutschland« Recht und Pflicht wäre, überall die Angehörigen fremder Staaten, soweit sie deutschen Stamme« sind, unter seinen Schutz zu nehmen, so müßten wir un« sofort nicht nur mit Oesterreich, sondern auch mit Rußland und den vereinigten Staaten, der Schweiz und eini gen anderen Ländern herumschlagcn, aber auch anderen Staa ten, wie Frankreich und Dänemark, die gleiche Berechtigung in Elsaß Lothringen und Schleswig zugestehen. Denn wa» dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Wir stehen mit unseren Sympathien durchaus auf der Seite unserer öster reichischen StammeSgenossen, sind aber überzeugt, daß durch Protestversammlungen in Deutschland deren gute Sache nur geschädigt werden kann, weil sie in den Verdacht antidynasti scher Bestrebungen kommen und ihre Gegner und die Regier ung nur in dem Bestreben, da« Deutschthum zu vernichten, bestärkt werden. Die» sollten selbst Leute von so geringer politischer Einsicht, wie die Dresdner Reformer, begreifen. Aber vielleicht ist die von verschiedenen Seiten geäußerte Be hauptung nicht unbegründet, daß e« den Veranstaltern der Protestvcrsammlung vom letzten Sonntag nicht um die mora lische Kräftigung der österreichischen StammeSgenossen zu thun war, sondern um die Auffrischung ihre» eigenen ver blichenen Ansehen» und um die Erreichung ganz egoistischer Ziele." — Dresden. Eine Entdeckung von weitgehendster Bedeutung aus dem Gebiete der Porzellanerzeugung wurde vor einiger Zeit hier in Dresden gemacht. Da» neue Porzellan hat vor dem bisherigen den Vorzug, daß c« sich aus die verschiedenste Art bearbeiten läßt u. auf diese Weise der Industrie vielfach dienstbar gemacht werden kann. In hervor ragender Weise kann e» der hoch entwickelten Müllerei dienen, dann aber auch der Farben- und chemischen Industrie, sowie der Keramik, der Elektrotechnik, der Knopfsabrikation, der Be dachung, Kanalisation ic. Die Dresdner Töpscrinnung, sowie Mitglieder de» Vereines österreichischer Thonindustriellen traten dieser Tage zusammen, um wegen Ausbeulung der Entdeckung zu berathen. — Dresden. Die sämmtlichen Bahnhofswirthe Sachsen« haben behördlicherseits die Weisung erhalten, in den Warteräumcn 3. und 4. Klasse neben dem Iheureren Kaffee auch einen billigen zu führen, für den einschließlich Milch und Zucker nur 15 Pf. gefordert werden darf. Ohne Milch und Zucker ist derselbe sür 10 Pf. zu liefern. In den betreffenden Warteräumen sind entsprechende Anschläge zu machen. — Leipzig, 15. Mai. Gestern ereignete sich aber mals ein Motorwagenunfall, wobei ein 57 Jahre alter Schulhaurman» in der äußeren Höllischen Straße von einem Motorwagen erfaßt, umgeftoßen und eine Strecke weit sort- gejchleppt wurde. Der Mann erlitt sehr schwere Verletzungen: Hautabschürfungen und einen komplizirten Bruch de« linken Ellenbogen«. — Chemnitz, 17. Mai. In einer schrecklichen Lage wurde auf der Agricolastraße der Führer eine« Kohlengeschirre« aufgefunden. Der Unglückliche war beim Aufsteigen abgestürzt und unter ein Rad de« schweren Wagen« gekommen. Durch die straffgespannten Zügel wurden die Pferde zum Stehen gebracht, so daß da« Rad aus dem Leibe de« Kutscher stehen blieb. Man konnte den schwer verletzten Mann erst durch Zurückschicben de» Wagen« befreien. — Elsterberg, 15. Mai. Ein sonderbarer FuAd wurde auf dem Rittergut Licbau gemacht. E« wurden dort kürzlich 98 Stück Messer und Gabeln au-geackert; der Poli zei wurde sofort Mittheilung gemacht. Jedenfalls rühren die aufgefundencn Gegenstände von einem Diebstahl her. — Neustadl i. S. Vor einiger Zeit erkrankte beim WirthschaftSbesitzer M. im benachbarten RugiSwalde eine Kuh, und alle Anzeichen deuteten daraus hin, daß da« Thier perlsüchtig war. Wie e» nun gekommen sein mag, schreibt die „Deutsche Wacht," daß plötzlich der HauSschlächtcr G. au» LangburkerSdorf bei M. erschien und da» leidende Vieh für etwa 35 oder 40 M. kaufen wollte, mag dahin gestellt sein, Thatsache ist aber, daß die kranke Kuh eines schönen Abend» bei M. in der Dunkelheit abgeholt und eine» schönen Tage» in der Nähe des oberen Gasthofe» in Lang burkerSdorf „abgewürgt" wurde. E» ist zu vermuthen, daß der betreffende Fleischer au» dem Cadavcr des geschlachteten ThiereS nur zu deutlich erkannt hat, welche verderbliche Krankheit demselben inncwohntc. Weshalb, fragen wir aber, vereinbarte er e» mit seinem Gewissen, mit solchem gesund heitsschädlichen Zeug hausiren zu gehen und den Versuch zu macken, eS an den Mann zu bringen? Wie fcststeht, hat ein hiesiger Fleischer ein größeres Quantum, da» Pfund für 25 oder 30 Pf., von diesem „Gistherde" gekauft u. wohl auch gar „verlhan?!" Klüger war ein Sebnitzer Metzger, dem da« „kranke" Fleisch ebenfalls angeboten wurde, der aber den fragwürdigen Händler mit Entschiedenheit und in Erkenntniß de» Sachver halt» zurückwieS. Sollte denn ein derartige» Vorkommniß, wie da« oben geschilderte, nicht so Manchen aus dem Schlafe und der Trägheit aufrütteln, der heute noch zu den erklärtesten Gegnern der Fleischbeschau gehört? — Au« dem Vogtlande, 14. Mai. Schon seit 20 Jahren haben sich die Techniker mit der Frage beschäftigt, ob e« nicht möglich wäre, die Stickmaschine durch eine Jacquardmaschine so einzurichten, daß der Pantograph, den der Sticker führen muß, um da« Muster genau nach der Musterzeichnung herzustellen, durch eine mechanische Vorricht ung richtig bewegt werden könnte. Diese Frage ist jetzt durch einen Engländer mit Namen Henry Hill gelöst. Die Jacquard maschine, die den Pantographen genau so führt, wie eS der Entwerfer der Zeichnung wünscht, ist recht« an der Stick maschine angebracht. Durch die neue Erfindung soll nicht nur der Sticker überflüssig, sondern e» soll auch eine größere Leistungsfähigkeit der Slickmaschine erzielt werden. Man kann also wohl behaupten, daß, wenn sich die Angaben be währen, eine vollständige Umwälzung in der Maschenstickerei bevorstcht. Eine solche Stickmaschine mit Jacquardeinrichtung ist in der Maschinenfabrik von I. Balm, Hill and Sons in Mansfield Noad bei Nottingham bereit» in Thätizkeit. 12. Ziehung 5. Klasse 131. Königs. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am 15. Mai 1897. 15,066 Mark auf Nr. 41599. 5066 Mark aus Nr. 19458 62245. 3666 Ma-k aus Nr. 783 6452 8758 II384 21753 2I8V8 296253144933988349153578838966 3724» 37829 42895 47338 48883 54804 58343 5882» 80523 6535» 87985 70988 71932 72883 78488 77558 7938! 79713 85385 88881 87871 81748 85997 88782 1600 Mark auf Nr. 888 8955 14378 14882 I5I79 18194 17787 28994 24148 28378 32583 33845 38435 43258 44581 48742 48157 58257 52282 54727 55888 58135 57I2I 57158 57921 58185 82187 82451 83855 89952 78883 74358 81849 84443 88748 92788 93758 94418 95889 98148 98312 98888. 588 Mark aus Nr. 1872 4748 8437 7854 11282 12872 13285 13883 I4I4I 18825 18912 18957 21779 22348 22989 27875 38238 35284 37483 38248 48837 48572 41145 45231 53923 53972 54422 54424 5421I 59848 83889 88574 73233 73458 74I8I 75898 78544 79183 84922 85828 89492 92428. 38» Mark aus Nr. 372 373 2885 3858 4381 5149 8322 7744 8389 8848 8885 8918 II288 II472 12237 13188 14577 15747 I58I8 18484 18538 I747I 18374 18543 19558 19712 19758 2II8I 22884 22484 24871 24877 24882 25288 28838 28838 27839 27848 27898 29823 38484 3I99I 32835 32891 32741 33I5I 33498 33998 34493 34543 34893 35488 38222 38292 37543 37688 38481 39851 48889 43192 43298 43615 44292 44383 44811 45338 48987 48485 49818 49,88 58182 5II79 52856 54827 54985 55882 55992 58858 59959 81338 6I39I 62337 627,8 62989 65,81 68572 68642 69455 89498 69539 78I3I 78388 78688 71977 73789 74336 74975 75835 75874 75,63 77763 77834 81322 81884 82738 83647 84577 85258 85316 856II 86556 88879 89126 89887 96356 96387 91294 93127 93376 93998 94587 95774 99149 99236. 13. Ziehung, gezogen am 17. Mai 1897. 166,666 Mark auf Nr. 6592. 56,666 Mark aus Nr. 67472. 36,666 Mark aus Nr. 75769. 15,066 Mark aus Nr. 5I3I4. 5666 Mar« aus Nr. 14843 168II 36813 32436 33276 48817. 3666 Mark aus Nr. 253 644 3312 3824 I63I2 26833 22446 28662 28237 32411 46136 49644 49626 5I1I7 52519 52553 53266 58646 59665 64492 84975 67644 69166 69847 71474 72355 73572 76695 76949 777II 87432 91924 93767 96974 99156. 1666 Mark aus Nr. 7964 13464 13821 14846 17669 17691 18294 26397 25931 28046 34459 36745 36954 39833 41688 43911 44555 44647 45572 46553 47653 47264 47756 56643 562,9 52131 54582 54799 58674 61623 62971 83636 64724 66838 7I3S6 75476 75479 76354 77914 79482 86423 86574 86799 89266 96468 96417 90636 92026 92515 94767 95235 95746 97084. LOO Mark auf Nr. 2876 31II 5848 6927 7944 8835 8841 I204I 12807 14534 15584 16537 18422 26388 22034 23126 23176 23587 23684 23974 25527 28322 30632 31198 32372 33885 35097 36170 36866 37787 39797 43474 43829 43912 44193 47174 47751 56638 50756 56823 51241 55488 56214 57945 58495 58672 58922 86289 64594 65182 65668 87999 69835 75919'78879 78252 79656 81968 82518 «2565 82577 88148 87369 87577 93864 96865 97004 97076 97336 97460. 300 Mark aus Nr. 22 42 454 517 2010 2628 2163 2955 3186 3769 5241 8459 7698 I05I4 10648 16672 I09I6 III34 II49I 12594 14256 15147 17225 17509 17762 18347 > 9794 20733 22335 23859 23927 24140 24162 27167 27740 28485 29170 29416 36505 30848 31406 31873 32253 32285 32740 32926 33566 33606 34481 34796 35288 35732 36947 37225 37544 39636 46164 46364 41140 41345 43364 44305 44328 45126 46057 464II 47516 47733 48759 50779 56858 5I37I 53814 53857 54300 54854 552,6 58393 564,5 56945 57012 58782 60709 61578 62794 63441 64663 65708 67812 68727 69503 76277 76652 76991 74366 75226 75285 77718 78893 79336 81719 82720 83052 83155 88448 866.36 88844 89727 90932 90936 92645 92406 93226 94805 95804 98516 99582 99879. Die Koffnung. Man trägt manche liebe Hoffnung zu Grabe, aber ihrem Grabgeleite folgt bereit» die neue Hoffnung, un» selbst oft unbewußt, aber dennoch unzweifelhaft, denn einen gänzlich hoffnungslosen Zustand erträgt der Mensch nicht. Ist ihm ein inniger Wunsch unerfüllt geblieben, auf dessen Erfüllung er sehnend gehofft, ein neuer Wunsch, mit ihm neue« Hoffen, erblüht schon wieder in dem noch betrübten Herzen. Klagt der Kranke dem Arzte seine trübe, hoffnungslose Stimmung, die ihn nicht zur vollen Genesung kommen lassen will, so hofft er auf den Trost und die Arznei, die ihm der Doktor geben wird. Hat der Arme aus einen lohnenden Verdienst gehofft und ist ihm nicht- al» Enttäuschung geworden, mit Thräncn im Auge sinnt er doch wieder auf Mittel und Wege, seinen Kindern Brot zu verschaffen und an da« Suchen und Sinnen knüpft sich die Hoffnung ganz untrennbar. „Wenn die Hoffnung nicht wär', dann lebt' ich nicht mehr!" Man sagt e» wohl so halb scherzhaft einmal vor sich hin, ohne zu bedenken, welch' tiefe Wahrheit in den einfachen Worten liegt, denn so lange der Mensch lebt, hofft er auch. Und wie gern hofft da- menschliche Herz, wie hoffnung-fähig ist e« geschaffen. Wie ost heißt eS: „Ach! ich habe alle Hoffnung aufgegeben!" — oder: „Ich habe nicht» mehr zu hoffen!" Und doch, im innersten Herzen spricht noch ganz leise eine Stimme: „Viel leicht erfüllt e» sich doch noch — vielleicht geht mein sehn suchtsvoller Wunsch doch noch in Erfüllung!" In der Jugend ist unser Hoffen allerdings ander« geartet, als in späteren Jahren. Die Hoffnung, die im Herzen de- Kinde» wohnt, ist in eine Art von festlichen Glanz gehüllt. Wie geheimniß- voll froh und selig durchweht e» die kleine Brust in der Weihnachtszeit! Alle die kleinen Wünsche und frohen Hoff nungen, die un» damals erfüllt wurden, sind sie nicht die leuchtenden Vergißmeinnicht - Blümchen unsere« Leben» ge blieben ? Wie schnell ist die Kindheit an un» vorübergerauscht, aber um wie viel dringlicher ist da» Her; im Hoffen und Sehnen geworden. Nach den Rosen de« Leben« streckt sich jetzt unsere Hand au«! Glücklich der Mensch, der sie pflücken darf und dem daraus al« schönste — glückverheißende treue Liebe erblüht! Aber wie Vielen werden nur verkümmerte Knospen und Dornen zu Theil. Je älter wir werden, um so schüchterner und anspruchsloser wird unser Hoffen, und wir sagen jetzt bescheiden: „Vielleicht habe ich da« Glück, daß mein Plan gelingt," oder: „mein Wunsch in Erfüllung geht." Seid immerhin bescheiden, aber doch „fröhlich in Hoffnung," bis an» Ende! Aus ljeiterm Kimmel. Bon I. Hutten. (15. Fortsetzung,. Wie ich von seinem Anerbieten Gebrauch gemacht habe, wissen Sie, verehrte Frau, aber da« konnten Sie damals noch nicht ahnen, daß Anfangs nur die Freundschaft sür Fe lix mich in Ihr Hau« führte, und erst später da« Verlangen, mit Ihnen zusammen zu sein. In Ihrer Nähe fühlte ich mich besser werden, und da« ist meine feste Ueberzeugung: hätte ein solche« Hau« sich mir in dieser Weise erschlossen, al« ich noch unverdorben in» Leben trat, ich wäre ein an derer Mensch geworden. Da« Gefühl der Bewunderung und Hochachtung, welche» Sie mir cinflößten, wich aber bald einem stärkeren, gegen da» ich mit aller Macht ankämpste. Ich wollte keine Liebe für Sie in meinem Herzen dulden, nicht nur weit sie hoffnungslos, sondern auch weil sie ver brecherisch gewesen wäre und ich gegen Sie und Ihren Ge mahl nicht unrecht handeln wollte. In dieser Zeit de« inneren Kampfe« mied ich Ihr Hau«, und da e» mir in Gajellen zu einsam war, fuhr ich wieder ost nach Königsberg und unterlag den früheren Versuchungen. In einer Nacht in angeregter Stimmung verpfändete ich mein Ehrenwort gegen eine Spielschuld, die binnen vierundzwansig Stunden getilgt werden mußte. E« handelte sich um eine hohe Summe u. der folgende Tag fand mich der Verzweiflung nahe, da ich nicht wußte, wie ich sie so schnell beschaffen sollte. An Ihren Gatten dachte ich wohl, aber der konnte unmöglich so viel Geld zur Versügung haben. Ueberhaupt war unter allen Nachbarn Schultze der Einzige, welcher mir hätte helfen können, doch hatte ich Grund zu glauben, daß e« ihm an dem guten Willen dazu fehlen würde, da er mir bei einer früheren Verlegenheit seine Hilfe kurzweg abgeschlagen und auch einen Wechsel von mir abgelehnt hatte, weil ihm mein verschuldete« Gut keine genügende Sicherheit bot. So schien denn der einzige Ausweg, der mir blieb, eine Kugel zu sein, mit der ich mein unselige« Leben enden könnte. Hätte ich e« nur gethan! Wie viel Jammer wäre dann Ihnen, wie viel Qual und Sünde mir erspart worden! Aber ich konnte mich so leicht nicht dazu entschließen, und während ich verstörten Sinne« vor mich hinstarrte, fiel mir ein Billet Ihre« Manne» in da« Auge mit seiner Unterschrift in klaren, deutlichen Buchstaben. Ein schrecklicher Gedanke ging durch meinen Kopf. Sofort wie« ich ihn empört von mir. Doch er kam wieder und wieder. Die Möglichkeit eine« rettenden Ausweg« brachte mich in fieberhafte Aufreg ung, aber er kostete mich noch einen langen, langen Kampf, ehe ich mich entschloß, jene Buchstaben probeweise nachzu malen. Ich hatte da« früher öfter« al» Spielerei geübt, daher gelang e» mir schnell, und dabei redete ich mir ein, daß e» Meißner keineSsall« schaden könnte, wenn ich seinen Namen hier benutzte. Denn wenn Schultze den Wechsel, den ich schreiben wollte, annahm, so konnte ich mir doch sicherlich bi« zu der Zeit, wo er fällig war, da« Geld besorgen <nd ihn wieder einlösen. So legte ich mir Alle« nach meiner Mein ung zurecht und dann that ich den verhängnißvollen Schritt. Ich ritt nach Wehrkitten und bot Schultze einen Wechsel aus die erforderliche Summe mit Ihre« Manne» Unterschrift gegen bare» Geld an. Erst war er erstaunt, zu sehen, daß Meißner in Geldverlegenheit sein mußte. Aber dann sagte er hastig: „Geben Sic Herl E» scheint, er will den Prozeß mit mir noch in wettere Instanzen verfolgen — mag er e» thun — c» wird ihm nicht» helfen, aber jedenfalls wird e« ihn ärgern, die» Papier in meinen Händen zu wissen." Mich überlief e» heiß und kalt bei dem Gedanken, Schultze könne Ihren Mann vorzeitig von diesem Wechsel in Kenntniß setzen, doch zurück konnte ich nicht mehr, so nahm ich da» Geld in Empfang und bezahlte die Schuld. Wenige Tage später war die Jagd in Glauken, bei der Schultze Ihren Mann fortwährend durch Anspielungen reizte,
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