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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189502214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-21
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Monat
1895-02
-
Jahr
1895
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UNI seine Existenz, mit ihm steht und fäll« die Zukunft des deutschen Vaterlandes und so bitten wir denn für die be drohte deutsche Vandwirlhschast um Allcrhöchstdereu mächtige Hilfe," Der Kaiser nahm die Adresse entgegen und ant wortete Folgende«: „Dem Beispiele der ostpreußischen Land- wirthe, die im Oktober vergangenen Jahre« zu Mir kamen, folgend, erscheinen nun auch Sie, um Mir Ihre Wünsche vorzutrageu. Ihr Empfang ist Ihnen ein Beweis, wie ernst e« Mir um das Wohl und Wehe Meiner Bauern zu Ihun ist, und daß Mein Wort, daß Meine Thür jedem Untcr- thanen ofsen stehe, keine leere Formel ist. Ihr Eifer, sich selbst zu helfen, den auf der Landwirthschaft lastenden Druck allen VolkSkreiscn klar zu machen, hat die Mitglieder Ihre« Bunde« im letzten Jahre zu einer Agitation in Wort nnd Schrift verführt, die über den Rahmen de« Zulässigen hin- auSgehend Mein landeSväterlichc« Herz tief kränken mußte. Am heutigen Tage jedoch haben Sie gleichwie Meine Ost preußen dies Versehen wieder gut gemacht. Ans der bevor stehenden Berufung de« StaatSratheS, dcni alle cinschlagen- den Fragen zur Berathung vorgelegt werden, mögen Sie ersehen, wie Ich hoffe, unter Mitwirkung von Landwirthen aller Stände Ersprießliches für die Hebung der Landwirth- schaft zu erreichen. Mein landeSväterlichcr Rath geht des halb dahin, die Herren mögen sich jeder sensationellen Agi tation enthalten und mit Vertrauen den Arbeiten de« StaatS- rathc« folgen. Wir wollen zu Gott bitten, daß diese Bemüh ungen zum Heile der Landwirthschast ausschlagen und Ihnen ein gutes Jahr bcschccrt sein möge." — Die „Hamburg.Nachrichten" schreiben: Fürst Bis marck fühlt sich zur Zeit wohl, nur etwas matt, was er auf die noch nicht völlig überwundene Nachwirkung der Kis singer Krankheit und auf die GemüthSdepression zurücksührt, in die ihn der Verlust der Frau Fürstin versetzt hat. Zeit weilig hat er mit dem alten Nebel de« GesichtSschmcrzeS zu kämpfen, der sich namentlich bei barometrischen Schwankungen empfindlicher cinstellt. Der Feier seines achtzigsten Geburts tages sieht der Fürst nicht ohne Bcsorgniß darüber entgegen, ob eS ihm möglich sein wird, den Anforderungen zu ent sprechen, welche der Tag, nach den sich fortwährend steigern den Vorbereitungen zu urtheilen, an ihn stellen dürfte. — Aus Schleswig-Holstein. In zahlreichen Städten der Provinz erörtert man schon jetzt eifrig die Jnsze- nirung würdiger Feiern anläßlich des 80. Geburtstage« de« Fürsten Bismarck. Keine Provinz hat im Grunde ge nommen da« Recht, stolzer auf den Fürsten Bismarck, diesem dankbarer zu sein als gerade Schleswig Holstein. War Fürst Bismarck e« doch, der die Wünsche der dänischen Fanatiker, unter deren Joch die 'Nordprovinz lange und schwer geseufzt hat, zu Schande» machte und den deutschen Stammesbrüdern, dem seinerzeit vielgenannten „verlassenen Bruderstamm", den Anschluß an da« deutsche Volk hcrstellle. Die Erfüllung diese« Herzenswunsches wird dem Fürsten Bismarck al« hohe Thai angerechnet. Wenn c« gilt, einen Mann wie den Fürsten Bismarck zu feiern, dann stehen die Schleswig-Holsteiner nicht zurück. Schon die Vorbereitungen der Feier haben gezeigt, baß ohne Unterschied der Partei alle monarchisch Gesinnten einmüthig zusammenstehen werden. In erster Linie wird eine Massen-Huldigung der Schleswig-Holsteiner, wie sic schon vor zwei Jahren geschah, angeregt. Da diese Ausführung indcß lediglich von dem Gesundheitszustand des Fürsten ab hängt, plant man andererseits ein äußeres Gedenkzeichen, welches an der diesseitigen Mündung de« Nord-Ostsee Kanals errichtet werden soll nnd welches auch für künftige Geschlechter die Erinnerung an diesen Festtag de« deutschen Volkes fest halten wird. Hier ist zu einer Erinnerung an den Fürsten Bismarck uni so mehr der Platz, als der Fürst der eigentliche Schöpfer dieses Kanals ist und die Ausführung nicht ohne Mühe, namentlich gegenüber dem militärischen Widerspruch, durchzusetzen gewußt hat. — Oesterreich-Ungarn. Erzherzog Albrecht ist Montag 'Nachmittag 1 Uhr in Arco gestorben. In dem Erz herzog Albrecht hat da« uns so eng verbündete Oesterreich seinen größten lebenden Feldherrn, das K. K. Heer seinen Generalinspckteur verloren. Erzherzog Albrecht war am 3. August 1817 in Wien geboren und hat somit ein Alter von 78 Jahren erreicht. Er war der älteste Sohn de« verdienst vollen Feldherrn au« der napoleonischen Zeit, des Erzherzogs Karl, aus dessen Ehe mit der Prinzessin Henriette von 'Nassau- Weilburg. Mit >3 Jahren zum Ritter de« Goldenen Vließe«, zum Obersten ».Regimentskommandeur ernannt, begann er >837 seine soldatische Lausbahn als zweiter Oberst im Infanterieregi ment Wimpfsen, übernahm 2 Jahre später das Kürassicrrcgiment Mengen u. wurde 1840 Brigadier in Graz. Von dort als Fcld- marschalllieutenant u. Adjutant de« mährisch-schlesischen General kommando« nach Brünn versetzt und 184b zum kommandirenden General Ober- und Niederösterrcich« und Salzburg« befördert, galt der junge Erzherzog al« ein diensteifriger, im praktischen Berufe, wie in der Krieg«wissenschaft vielseitig geschulter Militär von strammer Haltung, der auch den weiten Gesichts kreis und da« BildungSbedürfniß seine« Vater« geerbt hatte. — In den früheren Jahren ein ausgesprochener Gegner der po litischen Wendungen von 1866 und l 870/71, hatte sich der Erzherzog später aufrichtig mit ihnen befreundet und war eine Stütze de« mitteleuropäischen Bündnisse«. Seit dem Dahingangc der meisten großen Feldherren au« dem deutsch französischen Kriege konnte der Erzherzog wohl neben Seiner Majestät dem König von Sachsen für die bedeutendste und autoritativste militärische Persönlichkeit seiner Zeit gelten. Dem Krieg«ruhmc seine« erlauchten Hauser, vor Allem dem großen Ahnherrn Herzog Karl V. von Lothringen, dein Be freier Wiens am l2. September 1683, wie seinem Vater, dem Sieger von Aspern, Erzherzog Karl, sich ebenbürtig an reihend, hat er unverwelkliche Lorbeeren hinzugefügt. — Italien. Wie der „M. P. C." berichtet wird, hat trptz der furchtbaren Kälte, de« schneidenden Winter« nnd de« Schnee« ein Bataillon de« b. Regiments der italie nischen Alpentruppen am >3. Februar seine Garnison Mailand verlassen, um bi« zum 23. d. M. im Val Sesia (Provinz Novara) eine Felddienstübung auszuführen. Ein Detachement der Alpentruppen hat die Paßhöhc von Assiette (2470 Mtr.) zwischen Exille« und Fenestrelle, der französischen Grenze zu, erstiegen unv die Verbindung zwischen den diese Zone beherrschenden Fort« hergestellt. Ein andere« Detache ment« soll den Col de Fenütre« (22 Ib Mtr.) ersteigen. Sämmtliche Hochalpenfort« sind von den Italienern trotz de« harten Winter« nicht verlassen worden, während die Franzosen e» vorgezogen haben, diesen wenig angenchnien Aufenthalts orten den Rücken zu kehren. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Der Kommandant de« ersten japanischen Armeekorps telcgraphirtc unter dem 16. d. Folgende«: lb,000 Chinesen griffen, unter stützt durch da« Feuer von 12 Kanonen, heute Haitscheng au, wobei sic konzentrisch aus drei verschiedenen Wegen vor drangen. Sic wurden unter großen Verlusten zurückgeworsen und ließen mehr als lOO Todte auf dem Kampfplatze zurück. Die Japaner hatten nur einen Verlust von drei Tobten und zwei Verwundeten. Weihaiwei, 16. Februar. Die Uebergabe der Schiffe der chinesischen Flotte, sowie der übrigen Fort« der Insel Liukungtao ist vollständig. Die Japaner sind jetzt in vollem Besitze de« gcsammlen Hafen« mit sämmtlichcn Fort«. Admiral Ito» Annahme der selten« Japan« gestellten Uebcrgabebeding- ungcn wurde den Chinesen am Dienstag übermittelt. Am Donnerstag begab sich wiederum ein chinesischer Stabsoffizier zu de» Japanern, die Nachricht von dem Selbstmorde de« Admiral« Ting, de« Kapitän« Lin und de« Obersten Chang bringend. Der einzige hohe chinesische Offizier, welcher in Weihaiwei verbleibt, ist ein Schotte Namen« Maclure. Letz terer bewirkte die Uebergabe, forderte jedoch von Ito Garan tien für die Erfüllung der Bedingungen seitens der Japaner. Der Admiral antwortete, daß das japanische Wort genügend und fernere Garantien unnöthig seien. Die Lanbtruppcn Übergaben dann zuerst ihre Waffen und marschirten durch die japanischen Linien hindurch. Sie wurden mit Achtung von den Japanern behandelt und in Freiheit gesetzt. Den Matrosen und Sccsoldatcn wurde Gleiche« zu Theil. Eine bemcrkenswerthe Statistik der Ergebnisse de« chine sisch-japanischen Kriege« bi« zum 20. Dezember v. I«. ver öffentlicht da« japanische Journal „Miyako Shimbun." Seit der Landung de« Generals Oshima in Tschimulpo am 12. Juni v. I. haben 17 Kämpfe stattgefuuden, die alle für die Japaner einen günstigen AuSgang hatten. In diesen Gefech ten hatten die Japaner 4l8 Todte und 166b Verwundete und die Chinesen 6620 Todte und 9500 Verwundete. Die Japaner haben außerdem 1164 Chinesen gefangen nnd fol gende Kriegsbeute gemacht: 607 Geschütze, 7900 Gewehre, Munition im Werthe von 12'/.^ Millionen Fr., AusrüstungS- gegcnstände und sonstige Maaren im Werthe von b Millionen, 268 Pferde, 3326 Zelte, 3 Kriegsschiffe, 2l andere Fahr zeuge u. s. w. mit einem Gesammtwerthc von mehr als 36'/, Millionen Fr. Al« diese Statistik ausgestellt wurde, war Weihaiwei noch nicht genommen, sie enthält auch nicht die in Port Arthur erbeuteten Gegenstände. Durch Eroberung dieser beiden festen Plätze ist die Kriegsbeute der Japaner ganz bedeutend vermehrt worden nnd, wie unsere Leser ja bereit« wissen, denselben auch noch die gcsammtc chinesische Flotte in die Hände gefallen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Febr. Für die heutige Stadtvcr- ordneten-Zitzuug ist in Punkt 2 der Tagesordnung Beschieß ung über die Verleihung des Ehr enbürgcrr echt« an den Fürsten Bismarck angesctzt. Wir sind fest überzeugt, daß dieser Beschluß nicht nur einstimmig gefaßt, sondern auch mit hoher Befriedigung in der Bürgerschaft ausgenommen werden wird. Wa« die Ausführung diese« Beschlusses anlangt, so ist nach dem vorläufigen Entwürfe des Direktor« der königlichen Industrieschule zu Plauen i. V. Professor Hofmann, welcher die Anfertigung diese« Ehrenbürgcrbriefe« übernommen hat, geplant, der auf Pergament auSzuführcnden Urkunde soviel Pcrgamentbogen beizugeben, al« sächsische Städte bctheiligt sind. Diese Bogen werden von den einzelnen städtischen Kolle gien vollzogen und sodann mit der Hauxlurkundc in Verbind ung gebracht werden. Auf jedem dieser Bogen soll das farbige Wappen der einzelnen Stadt und eine kleine Skizze eines für die einzelne «ladt charakteristischen Punktes oder der Ge- sammtansicht augc bracht werden. — Dresden. Ein aufregender Vorgang spielte sich Montag früh in der 8. Stunde auf der Marienbrückc ab: Vor einer vorbeisahi enden Lokoniotive wurde da« Pferd eine« Flcischcrwagcns, welcher auf Neustädtcr Seite, nicht weit vom Anfang der Brücke weg, gefahren kam, plötzlich scheu, sprang ans die Seite und setzte mit dem Vorderkörper über da« Ge länder hinweg. Dabei brach die Deichsel entzwei und da« Pferdegeschirr zerriß an verschiedenen Stellen. Durch die krampfhaften Bewegungen, die das Thier weiter machte, kam es schließlich über da« Geländer hinweg, konnte jedoch zu nächst nicht hinabstürzcn, da es noch im Zeuge hing. E« blieb nicht« weiter übrig, al« e« au« seinen Fesseln vollend« zu befreien und auf gut Glück mehrere Meter tief hinabsallen zu lassen. Unten auf der Wiese liegt viel Schnee und die» kam dem Pferde sehr zu statten; cs hatte anscheinend keinen erheblichen Schaden erlitten und wurde später wegge führt, wobei e« ganz flott laufen konnte. — Dresden. Alle Fortbildungsschüler, welche in dem Wahn befangen sind, daß Flegeleien einem jungen Menschen heutigen Tage« sehr gut anstchen, mag ein Urtheil de« Amtsgericht« Dresden eine« Anderen belehren und gleich zeitig zur Warnung dienen. Der 17 Jahre alte Handarbei ter und Fortbildungsschüler Max Ernst Lippmann au« Neu- gruna hatte sich vor dem Gericht wegen Beleidigung, Haus friedensbruch >c. zu verantworten. Der Angeklagte, dem von seinem Lehrer da« ungünstigste Zeugniß ausgestellt wird, ist am l5. Oktober v. I. in der dortigen Fortbildungsschule in flegelhafter Weise aufgetreten, wobei er an die Schulbänke schlug, daß die Tintenfässer herauSfielen und deren Inhalt Flecke verursachten. Al« der freche Bursche deshalb von dem Lehrer zur Rede gestellt wurde, erging er sich in den gemein sten Redensarten gegen denselben und entfernte sich auch nicht, trotzdem er hierzu mehrfach ausgcfordert worden war. Al« einige Zeit daraus Lippmann seinem Lehrer in Dresden be gegnete, beleidigte er diesen aus der Straße zu Angchör einer Anzahl Kinder. Der freche Lümmel wurde zu einer Gefäng- nißstrafe von 10 Monaten vcrurtheilt. — Dresden. Zu den in diesem Herbste stattfindenden Ergänzungswahlen für unseren Landtag rüstet sich schon die sozialdemokratische Partei und fordert die „Ge nossen" zu energischem Vorgehen an diesem „Rachetagc" auf. Es heißt in dem sozialdemokratischen Blatte u. A.: „Heiß wird der Wahlkampf werden, lagen wir. Denn der Wahltag soll ein Rachetag werden! Die arbeitende Bevölkerung will an diesem Tage, an dem einmal seine Stimme von Einfluß ist, sich rächen für alle die Missethaten, welche „staatScrhaltcnde" Abgeordnete de« Landlage« in der vorigen Session an ihm ver brochen haben, sich rächen für alle eie Gewaltthätigkeit u.Gemein- heit, mit der die Reaktion gerade hier in Dresden in den letzten Zeiten gewüthet hat. Ja, Arbeiter Dresden«, an jenem bevorstehenden Landtags-Wahltag habt Ihr Gelegenheit, Euren Bedrückern und Beschimpfern die rechte Antwort zu geben. Fegt sie hinau« au« dem Landesparlament, diese Konservativen und Kammcrfortschrittler. Wählt wahre Ver treter Eurer wirthschaftichen und politischen Interessen! Trefft schon jetzt Eure Vorbereitungen zu dieser Wahl!" Hierzu bemerkt das „DreSdn.Journ.": „Die Ordnung«partcien können sich au« diesen lächerlichen Großsprechereien allcrding« die Lehre ent nehmen, daß e« auch für sie empfehlenSwerth ist, schon bei Zeilen in den Wahlkampf einzutretcn, aus dem sie bei festem Zusammenhalten unter Hintansetzung aller Partei-Sonder interessen sicher al« Sieger hervorgehen müssen." — Leipzig, 19. Februar. Die beiden Personen, welche da« Attentat aus den Gcldbriefträger Brcitfeld verübt haben, sind heute in Rcdwitz bei Wunsiedel verhaftet worden. — Zwickau, 15. Februar. Da« hiesige „Tageblatt" schreibt: „Wennschon zu bedauern ist, daß die Zuhörerraumc bei den öffentlichen Stadtverordneten-Sitzungen stet« eine bedenkliche Leere ausweisen, so überraschte e« gestern doch, die Bänke der Galerie von circa 20 Schulkindern, Knaben im Alter von 12—13 Jahren, besetzt zu sehen. Wie wir hören, waren die Kinder erschienen, weil sie von einem ihrer Lehrer die Aufgabe erhalten hatten, eine Arbeit über eine Stadt verordnelensitzung anzufertige n!" — Zwickau. In den Parkanlagen hicrselbst wurde eine junge Frau erschossen aufgefundcn. Die angestellten Er hebungen ergaben, daß Selbstmord vorliegt. — Oschatz. Von einem Cigarrenfabrikanten, der in diesen Tagen einer Versammlung de« Tabakvercin« in Berlin beiwohnte und mit Reichstagsabgeordneten verschiedener Frak tionen zu sprechen Gelegenheit, hatte, veröffentlicht da« „Osch. Tageblatt" folgende Zuschrift über den gegenwärtigen Stand der Tabakfabrikatsteuer: „Man hört zur Freude aller sächsischen Interessen de« Tabakgewerbc«, daß unser Königl. Sächs. Ministerium selbst im BundeSrathe gegen da« Tabak- fabrikatstcuergesetz gestimmt hat, in Rücksicht auf die so schäd lichen Folgen für unsere sächsische Industrie. Leider ist der Reichstag diese« Jahr geneigter als voriges Jahr, da« Gesetz anzuuchmen, und c« wird alle Kraft der Industrie erfordern, die plötzliche Lahmlegung der Tabak-Industrie zu verhin dern; denn kommt da« Gesetz durch Zufall im Reichstage zur Annahme, so werden die Vorräthe in Privathand zu je 5 kg;, welche noch steuerfrei sind, übergehen, kein Absatz längere Zeit stattfinden, und von den 160,000 Arbeitern der Branche können 100,000 Mann mindesten« ein halbe« Jahr feiern, 80,000 vielleicht ein Jahr, 40,000 aber werden ganz in andere Branchen übergehen müssen, wa« für Cigarrcnarbeiter, welche meist schwächlich und Krüppel, eine traurige Aussicht ist. Mau wird, anstatt die Zocialdemokratie zu schwächen, solche verstärken, ja man wird durch solche Maßnahmen den Anarchismus erst erzeugen. Wie leicht würden die erforder lichen Gelder für Heer und Marine aufzubringen sein, wenn alle Einkommen über 20,000 Mark nut einer Reichseinkom mensteuer belastet würden! Da« würde nach der kaiserlichen Botschaft gehandelt sein, die neuen Lasten auf die kräftigen Schultern zu legen." — Obcrcrinitz. Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich vergangenen Freitag Abend hier ereignet. Während die Ehe frau de« Webermeister Otto Freitag an der 'Nähmaschine arbeitete, hat da« sechsjährige blühende Töchterchen desselben die dabei benutzte Petroleumlampe au« Versehen umgestoßen. Der Behälter zerbrach und ist da« Petroleum an die Kleid chen de« Kindes gekommen. Im Augenblick stand dasselbe in hochauflodernder Flamme, so daß ihm die Haare und die Kleidchen am Leibe verbrannt sind. Da« Kind hatte dadurch schwere Brandwunden erhalten und ist Sonnabend Abend, trotz aller angewandten ärztlichen Hülfe seinen schweren Leiden erlegen. Beim Löschen des Feuer« haben sich die zugegen gewesenen bcdaucrnswerthen Angehörigen meist schwere Brand wunden an den Händen und Armen zugezogen! Au» vergangener Zeit — für unser« Zeit. 20. Februar. (Nachdruck verboten.) Vor fünf Jahren, am 20. Februar 1890, sanden Wahlen zuni deutschen Reichstag statt. Dieselben ergaben ein sehr starke« Anwachsen der Sozialdemokratie, welcher mehr al» l,300,000 Stimmen zufielen, und einen bedeutenden Rückgang der staatSerholtenden Parteien. Möglicher Weise stehen wir bald wieder vor einer neuen Reichstagswahl und es wird aller Anstrengungen Er sich zusammenschließenden Ordnuug«- partcien bedürfen, um ein weitere« Anwachsen der Sozial demokratie zu verhindern. 21. Februar. Der letzte deutsche Kaiser, der vom Papste gekrönt wurde, war der Kaiser Karl V. Am 21. Februar 1530 krönte Papst Clemens VII. zu Bologna den Kaiser zum König von Italien und zum deutschen Kaiser. E« war diese Krönung, die viel zu sehr bereits in die neuere Zeit fiel, al« daß sic von beiden Seiten al« eine Nothwendigkeit erachtet werden konnte, mehr ein gegenseitige« KlugheitSbündniß; der Papst suchte durch dasselbe dem Fortgang der Reformation in Deutschland Ein halt zu thun und der Kaiser konnte mit de« Papstes Unter stützung rascher und energischer in Italien alle Aufstände be- siegen. Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (18. Fortsetzung.) Die Frau begann zu bitten und zu protcstiren; aber e« lag etwa- in dem Wesen de« jungen Manne«, wa« sie voll ständig widerstandslos machte, und endlich überlieferte sic ihm die Flasche. Dieser steckte sie in seine Tasche und ging zu Dora zurück. „Wie blaß Sie sind, Dora," sagte er mit freundlicher Theilnahme. „Sic sind schwer geprüft worden. Kommen Sic, setzen Sie sich und erzählen Sie mir Alle»." Er führte sie zum Sopha und behielt ihre kalte Hand in der seinigcn. „O, Noel!" flüsterte Dora. „ES war eine schwere Prüf ung, schwerer fast, al« ich ertragen konnte. Aber sagen Sie mir erst, wie Sie so unerwartet hierher gekommen sind." „Da« ist sehr einfach," erwiderte der junge Squire. „Ich war seit jenem Morgen, an dem ich Sie auf dem Wege von dem Gasthofe zur Meierei cinholle, nicht wieder dort gewesen. Erst wollte ich für einige Zeit verreisen und bereitete mich auf eine größere Tour vor, al« ich am nächsten Morgen den
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