- 24 - Zweites Kapitel Kein Gotthardtsgrüner kam auf die Idee, Rudolf Kaden einen Herge- 0 wanderten zu nennen, obwohl er aus Mittelsaohsen stammte. Nach Fünfundvierzig hatte er dort gewebt und eines Tages bei Bekannten seine spätere Frau - eine echte Gebirglerin - kennengelernt. Seitdem floß viel Wasser den Ortsbach hinab und aus dem "Fadenfitzer" wie ihn die Einheimischen nannten, wurde einer der besten Weber im achten Klachauer Werk. Was ihn aber populär machte, war folgender Tick: So konnte es passieren, daß er frühmorgens in den Garten hinaustrat und seiner Frau half, die Wäsche aufzuhängen. Am Nachbarzaun lehnte der Hausmann vom Kindergarten, lächelte spöttich und sah abschätzend zum wolkenverhängten Himmel. "Denkst Du etwa, daß die Wäsche bis mittag trocken wird?" Kaden fuhr dann beleidigt herum. "Na und ob! Du wirst's ja sehen." "Ich glaubs nicht. - Wollen wir wetten? - " Und Kaden nach kurzem Kampf: "Gut. Wetten wir." "Um wieviel?" Nun wiegte Kaden bedenklich den Kopf, - er pflegte wie ein Araber zu feilschen - und sagte lauernd, aber mit drohender Stimme: "Um vier Mark fünfzig. - Mhmm?" "Topp!" "Abgemacht!" Oder es geschah, daß er sechzig Hühnereier zum Brüten sammelte. Die Sache wurde im Betrieb bekannt, und abends in der Garderobe sagte einer, den sie dazu auserkoren hatten, so ganz nebenbei: "He, Rud*, wenn aus Deinen sechzig Eiern zwölf Hennen werden, heiß ich Max." Kaden schob den Kopf wie ein Fuchs vor und knurrte: "Willst Du damit -25-