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Bedingungen, wie sie in Westdeutschland herrschen, zu erwarten ist: Die Spaltung des Intellekts. Die Dichter wissen sich von den breiten Massen der Werktätigen iso liert, sehen keine Möglichkeiten an sie heranzukommen, und sie wollen es auch nicht, da sie einerseits an ihrer eigenen Einsamkeit leiden und da sie zum anderen dem Ein fluss der Kulturpropagandisten des Imperialismus ausge setzt sind« Schliesslich wissen sie nicht mehr was sie tun sollen, wie sie dichten sollen, und sie dichten dann, aus Verlegenheit in Extremen, wie Scholl es tut. "Wichtiger und wissenswerter (als ein Diskurs darü ber,. wann man am besten arbeiten könne KHJ.) und vor allem bedeutend problematischer ist meines Er achtens die Tatsache, dass es zur Stunde ein und demselben Autor möglich ist, zwei Gedichte zu scheiben, die ihrer Beschaffenheit nach völlig voneinander verschieden sind. Das eine ist "abstrakt" um in geläufigen Begriffen zu sprechen, das andere "gegenständlich", das eine will nichts sein als eine ästhetische Form, das andere will etwas darstellen, bei diesem greift der Autor ein Thema auf und bedient sich dieses Themas als eines Mittels zum Zweck, der darin besteht, eine lyrische Struktur herauszuarbei ten, eine poetische Form zu entwickeln, beim andern bedient er sich poetischer Mittel, um ein bestimmtes Thema abzuhandeln, einen Gegenstand zur Darstellung zu bringen, das eine apelliert an den ästhetischen Sinn, das andere an das Gefühl und an den Intellekt, das eine lässt kalt, das andere hat suggestestive Kraft, das erste wird von Anhängern des zweiten als formalistische Spielerei bezeichnet, das zweite wird von Anhängern des ersten als im konventionellen Sinne "gut gemacht", befunden." (59)