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1 "Endlich!" Michael Freege trat aus dem Tor des Haftarbeitslagers und blinzelte in die grelle Mittagssonne«, Mit raschen Schritten überquerte er den Platz vor dem Gebäude und lief zielsicher der Landstraße zu, die zum Bahnhof führte«, Wie oft war er in Gedanken diesen Weg gegangen. Er spürte die Hitze nicht. Als ich hierherkam, war es Winter, dachte er. Acht Monate sind beinahe verstrichen, dazu die vier Monate Untersuchungs haft. Was sind dagegen die wenigen Kilometer bis zum Bahn hof? Er brachte es nicht fertig, auf den Bus zu warten, sich mit fremden Menschen hineinzuzwängen und wegzufahren. Er mußte Zeit haben für seine Gedanken. Vor Tagen schien ihm alles noch' einfach, wenn er an seine Entlassung dachte. Doch jetzt? Was sollte aus ihm werden? Michael Freege erreichte die Landstraße. Wie ein gebogenes Band lag sie vor ihm im Schatten der Bäume, die sie säumten. Unter seinen Füßen knirschte der Sand des Radfahrerweges. Es war ein Augusttag wie tausend andere, nicht heißer und nicht regnerischer, ein ganz gewöhnlicher Augusttag war es, der über dem Land lag. Die Luft flirrte. Hin und wieder trug ein Hauch spinnwebfeinen Altweibersommer vor sich her. Am Wegrand blühte der Dornbusch.