- 139 - Wenn ich sie jetzt in die Arme nähme, ihre Haut atmen könnte, diesen Duft von Wildrosen und Sommerwiesen - eine Ewigkeit muß das schon her sein - ein Jahr lang mußte das rei: hen, vielleicht noch länger. Am anderen-Ende des langen Tisches lag der weiße Zettel, den der Wachtmeister hingelegt hatte mit der Erklärung: »'Wenn Sie sichs überlegt haben und das Urteil doch noch annehmen wollen, können Sie's hier aufschreiben. Rechtsmittelverzicht müssen Sie dann oben drüber schreiben»" Wenn ich das tue, dann nur, damit Eva nicht noch mehr Scherereien mit mir hat, dachte Michael. "Warum hast du eigentlich gesagt, daß du zu mir gehörst?" fragte er. "Du hast es ohnehin schwer genug. Und jetzt noch das." "Die Genossen haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Es war falsch, es ihnen zu verschweigen." Sie wollte noch etwas hin zufügen, als er bitter auflachte. "Deine Genossen können mir gestohlen bleiben. Ich habe nie verstanden, daß du sie noch verteidigtest. Wirst sehen, wie sie jetzt über dich herfallen." Sie sah ihn ernst an. "Die Genossen hatten damals recht mit ihrem Beschluß, das weiß ich heute", sagte sie. "Auch du wirst das noch verstehen. Aber du mußt auch begreifen, daß die Ent scheidung in deinem Falle richtig ist. Es geht doch nicht um Gräupner, sondern um dich. Ich brachte es in der Hauptverhand- / zu lung nicht zuwege, dichd avon überzeugen. Das ist mein Ver sagen und ich werde dafür geradestehen." Michael lehnte sich steif auf seinem Stuhl zurück. Er zog die Mundwinkel ein wenig nach unten, als er sagte: "Warum vermei-
