- 127 - Sie nickte. "Ja. Hinzu kommt noch, daß ich damals ja selbst nicht überzeugt davon war, daß euer Versetzungsbeschluß richtig war." "Und bist du jetzt davon überzeugt?" fragte Kramer. Er dachte an den Abend, da Eva ihn besuchte und um ihre Rückkehr zum Bezirksgericht bat. "Du wolltest vor kurzer Zeit noch zurück", setzte er hinzu. "Ich wollte weg von hier - weil - weil die Strafsache Breege anhängig wurde." Sie mußte sich überwinden, um weiterzusprechen. "Es wäre nicht richtig, wenn ich jetzt sagte, daß es mir hier beim Kreis gericht gefällt. Es gibt Schwierigkeiten, aber ich würde sie überwinden. Damals war es Ehrgeiz, der mich gegen den Beschluß trotzen ließ. Ich wollte Vorsitzende eines erstinstanzlichen Senats beim Bezirksgericht sein. Noch größere Verantwortung wollte ich mir aufbürden. - Ich bin schon an der kleineren Aufgabe gescheitert. Ich traute mir mehr zu, als ich kann. Und gegen Michael wollte ich erst gar nicht verhandeln - und dann wieder doch - " Sie barg den Kopf zwischen den Händen und schluchzte. "Es war so schwer." Kenne sich einer in der Widersprüchlichkeit der Menschen aus. Kramer konnte das nicht. Erst davonlaufen und nicht verhandeln wollen, schließlich verschweigen und die Verhandlungs elbst durchführen. Er schüttelte bedenklich den Kopf. "Aber du warst doch mit dem Mann auseinander?" fragte Angert. "Äußerlich ja - aber doch nicht wirklich", gab sie zu. Ratlos sahen die beiden Männer auf die Frau. "Du wirst es schwer haben, dich vor der Partei zu rechtfertigen", sagte