-87- eine Flasche Tomatensaft auf den Tisch. "Kaffee gibts jetzt abends nicht mehr", sagte sie. "Richard wälzt sich sonst wieder die ganze Nacht herum und phantasiert." Dann verabschiedete sie sich. "Ich gehe schlafen. Eure Juristerei ist für mich ein böhmisches Dorf." Eva nippte an dem Tomatensaft, bevor sie sagte: "Entschuldige, Genosse Kramer, daß ich..." Er ließ sie nicht ausreden. "Komm, ohne langes Hin und Her. Wo brennt es? Welche Sache ist schief gegangen?" Sie kam aus dem Konzept, obwohl sie es sich vorher überlegt hatte, daß Kramer sofort auf den Kernpunkt lossteuern wir de. Sie bat: "Ich möchte wieder zurück an das Kreisgericht." Es ihm zu sagen, warum, brachte sie nicht zuwege. Sie sah in der Erfüllung ihrer Bitte den einzigen Ausweg. Kramer blickte sie prüfend an. "Das ist doch nicht alles, das ist doch erst ein Teil von dem, was du mir sagen willst?" Sie wunderte sich, wie leicht ihr die Worte von den Lippen kamen, die doch nur eine halbe Wahrheit waren. "Es ist alles. Ich kann mich dort so schlecht eingewöhnen. Ich werde immer eine Fremde bleiben. Zum Direktor finde ich keinen Kontakt und zu den anderen auch nicht." Sie verschwieg, daß es an ihr lag. In den Monaten, die sie beim Kreisgericht arbeitete, hatte sie ihre Sorgen mit sich herumgeschleppt und sich ängstlich gehütet, mit jemandem über ihre Verhältnisse zu sprechen, weil sie befürchtete, sich zu verraten. "Angert schätzt deine Arbeit aber sehr gut ein", sagte Kramer. Eva spürte die Ablehnung, die in seiner Erwiderung lag. War ihr Weg umsonst gewesen? Sie hörte gar nicht darauf, was Kramer