-81- ”Ja, Eva. Eine Richterin muß wohl so sein.” Er wollte nach ihr greifen - sie halten - da zerfloß sie ihm wie eine Erscheinung. Eva! Noch meinte er, den Duft ihrer Haut wahrzunehmen, den er erkennen würde unter Tausenden. Er griff ins Leere. Da sprang er auf von seinem Lager. Das kann doch nicht wahr sein, sie können mich doch nicht einfach hier einsperren wie einen Verbrecher. Ich habe das doch nicht gewollt! Warum glaubt mir denn keiner? Und plötzlich schrie er und trommelte mit den Fäusten gegen die Tür, daß es laut im nächtlichen Zellenhaus hallte: '•Ich habe das doch nicht gewollt! Laßt mich raus hier! Ich will raus - ich bin kein Verbrecher - glaubt mir doch - glaubt mir doch..." 10 In einer neuen Umgebung kann man sich schnell heimisch fühlen, wenn man gern dahin gegangen ist. Kommt man jedoch mit Vorbe halten, mit heimlichem Kummer, den man keinem Menschen offen baren will, dann erscheint einem alles feindlich, fremd und voller Tücken. So erging es Eva an ihrem ersten Arbeitstag beim Kreisgericht. Sie versuchte, mit ihrer Befangenheit fertigzuwerden und war froh, daß sie die Vorstellung bei den neuen Kollegen hinter sich