-78- Dann kamen Briefe, die wenig mit Heldentum zu tun hatten«, Sie kamen aus dem Osten und waren die eines entsetzten Jungen, der zum ersten Male mit Tod und Hunger in Berührung kam. Zuletzt blieben selbst diese Briefe aus und Michael meldete sich nur auf Drängen seines Vaters 'freiwillig’ zu den Luftwaffenhelfern. In den Julitagen des Jahres 1945 trafen sie sich wieder. Heinz war die letzte Zeit in einem Strafbatallion gewesen. Später wurde er für die Jugendarbeit in der Schule eingesetzt. Er war mit Feuereifer und Freude dabei, eine neue Gesellschafts ordnung aufzubauen. Mit zuviel Eifer, wie es Michael schien. Und mit zu wenig Duldsamkeit denen gegenüber, die mit Vorbe halten diesem Heuen gegenüberstanden. Michael war keiner von jenen, die Vorbehalte hatten. Er war von Anfang an dabei: er half Trümmerberge beseitigen, fuhr zu Landeinsätzen, lernte in den Büchern des Marxismus Leninismus. Dann kam der Tag, an dem sich entschied, daß er nicht studieren durfte. Michael trug das Blauhemd, nicht weil es für diesen Zweck ihm besser geeignet schien, sondern weil er aus den anderen Hemden herausgewachsen war und das einzige Sonntagshemd^ schonen mußte. Er stand vor der Studienkommission, alles Menschen, die er kannte: der Direktor war dabei, Heinz, ein Mann aus der Nachbar schaft, der während des Krieges im KZ saß, zwei junge Männer, die er von den Enttrümmerungseinsätzen her kannte. "Du willst also studieren?" fragte der Direktor. "Ja." "Deine Zensuren sind gut, wie ist es mit deiner Einstellung zum Staat?" Michael sah offenen Blickes in die Gesichter. "Man soll es an