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Blättern veröffentlichten Depesche au» Ping-Z)ang be läuft sich der Gesammiverlust der Chinesen auf 17,000 Mann, von denen etwa 14,500 Gefangene. Unter den Gefangenen befinden sich 5 Generäle und fast der gesammie chinesische Generalstab. Die Gefangenen werden in Abteilungen von je 1000 Mann unter besonderer Bewachung nach Japan geschickt werden. Locale und sSchfische Nachrichten. — Eibenstock. Zur Richtigstellung de« Borfalles, welcher sich am 2. Seplbr. Abend» in Sosa zuge trogen hat, erhalten wir von sehr geschätzter Seite nachstehende Mitteilung: ES sind in kurzer Zeit über die Schlägerei in Sosa soviel entstellte Nachrichten durch verschiedene Blätter gegangen, daß ich es mir im Interesse der Wahrheit und im Interesse der Gemeinde Sosa zur Pflicht mache. Ihnen hierüber Folgendes mitzutheilen: Als der Rittersgrüner Militärverein von einem Aussluge von NeidhardtSthal zurückkehrte, begegnete» die letzten L Wagen auf der Straße zwischen Blauenthal und Sosa einer Anzahl jüngern Personen aus Albernau, (Concertinaspielern). Ein Sosaer, welcher den Weg mit »ach Albernau zurücklegen wollte und die sogenannte Triangel schlug, riß an eine Birke, womit die Rittersgrüner ihre Wagen geschmückt hatten. Hierauf schlug ein Wagen-Insasse nach dem Sosaer. Dieser schleuderte die Triangel nach dem Wagen, woraus die Wagen-Insassen den Wagen verließen und nun auf der Straße eine allgemeine Schlägerei entstand. Hierbei ist ein Rittersgrüner von einem Albernauer gestochen worden. Nachdem der Name des Sosaer sestgestellt worden, setzten beide Parteien ihren Weg fort. Es wäre nun in Sosa überhaupt zu keiner Schlägerei gekommen, hätten die Rittersgrüner ihren Weg wie die ersten 6 Wagen fortgesetzt. So aber kehrten sie in dem zuerstgelegenen Restau rant ein, singen Streit mit der Wirlhin und dortigen Gästen an und warsen sogar unschuldige Leute, die im Begriffe waren, i» das Restaurant einzutreten, ohne Weiteres zur Thüre hinaus. Hierdurch sind mehrere Sosaer den Bedrängten zu Hilfe geeilt, wodurch die allgemeine Schlägerei entstand. Bon einem „Zer reißen der Fahne" ist dem Einsender nichts bekannt; es könnten vielleicht die Papierfähnchen gemeint sein, die, wie die Birken, zur Schmückung des Wagens dienten. — Dresden, 17. September. Im Namen des Kaisers überbrachte heute Nachmittag der Kommandant de» Kaiserlichen Hauptquartiers Generallieutenant v. Plcssen Sr. Maj. König Albert in Schloß Pillnitz die Glückwünsche desselben zudem 25jährigen Ju biläum als Chef des vstpreußischen Dragoner-Regi ments Nr. 10. 'Nachmittags um 5 Uhr findet auf Schloß Pillnitz eine Festtafel statt, an welcher u. a. Gcneralbeutenant von Pllssen, die Deputation des vstpreußischen Dragoner-Regiment« Nr. 10, der Kriegs minister Edler v. d. Planitz, der Staatsminister v. Mctzsch, die hier beglaubigten Botschafter und und Gesandten und der sächsische Militär-Bevollmäch tigte in Berlin, Gras Vitzthum, theilnehmen. — Dresden, 17. Septbr. Heute wurde auf Ansuchen von Sr. Excellenz rem Herrn Staatsminister v. Metzsch einer aus den Bergarbeitern Robert Börner von der Gewerkschaft „Deutschland", Eduard Gustav Werner von den v. Arnimschen Werken in Planitz und Ernst Bernhard Thalheim vom Beckert- schacht Hänichen, sowie dem Bergzimmcrling Ernst Moritz Heinrich von der Grube Himmelfahrt-Freiberg bestehenden Deputation eine Audienz gewährt, in welcher dieselbe dem Herrn Minister einen mit 7244 Unterschriften versehenen Protest gegen „die von den Vertrelein der Sozialdemokratie in een Lanblagsver- handlungen der Zweiten Kammer vom Februar und März d. I. wider die Beamten der König!. Berg behörden und des König!, und Privalbergbaues vor gebrachten Beschwerden und Anschuldigungen" unter Vortrag der näheren Begründung des Protestes über reichte. Se. Excellenz sicherte unter Hinweis auf die bisher schon wiederholt bethätiglen Bestrebungen der StaaiSregierung die wohlwollendste Wahrnehmung und Berücksichtigung der Interessen des Bergbaues zu. — Leipzig, 17. Septbr. Nach den offiziellen Mittheilungen, die in der heute Abend abgehaltenen Sitzung der Handelskammer vom Vorsitzenden des Meßausschusses gemacht wurden, ist die soeben be endigte Messe, namentlich was die Spielwaaren- und keramische Branche betrifft, sehr zufriedenstellend gewesen. In jeder Beziehung ist die Ueberzeugung gewonnen worden, daß die Früherlegung der Leipziger MichaeliSmesse kein Fehlgriff gewesen ist. — Leipzig. Zur MichaeliSmesse des JahrcS 1690 war König August der Starke zum ersten Male im vollen Prunk der polnischen Königswürde in Leipzig. Al» er am 20. September einzog, mar- schirte an der Spitze des Zuges seine Leibgarde, 170 Janilscharen, die roth und weiß „gar ourieux inun- iliret" waren. Ihr Aufzug setzte männiglich in Ver wunderung, indem sie türckische Feldmusik führten, kleine Schalmeien, messingne Becken, die 12jährige Knaben aneinander schlugen, große Trommeln und kleine kupferne Pauken. Mit dem König erschienen 36 Fürstlichkeiten und 61 Grafen und Herren, sowie 40 polnische geistliche und weltliche Magnaten und 16 königliche Minister und Generale. Die Leipziger schlugen au« Freude über die fast dreiwöchige An wesenheit der königlichen Majestäten und ihrer illustren Begleitung eine Ehrenmedaille mit der Ansicht Leip zig» und dem Bilde de« König«, darüber die Sonne, mit der Umschrift „Xuz-usta in luce rekulget". — In dieser an Festen reichen MichaeliSmesse wurden auf königlichen Befehl zum ersten Male in Leipzig, im Gasthofe „Zu den drei Schwanen" im Brühl, im Opernhause daselbst — an der Halle'schen Bastei — französische Komödien gespielt und von den pol nischen und deutschen Fürsten und den hohen SlandeS- personen Abend« um 5 Uhr fleißig besucht. Nach deren Endigung fuhren sie, nach Verlauf einer Stunde, in schönster Gala, auf die Redoute, dazu die Kauf mannsbörse am Naschmarkte emplohiret worden war. — Leipzig. An 24 Uferstellen unserer heimischen Flüsse sind seit Kurzem Rettungsringe angebracht worden, die bei der Rettung Ertrinkender eine be deutsame Rolle zu spielen bestimmt sind. Jetzt sollen dieselben Ringe auch in Berlin eingesührt werden, da sie sich al« bei Weitem vortheilhafter und zweck mäßiger eiwiesen haben, al« die früher hier und ander wärts üblichen Rettungsbälle. Die Ringe sind nach vielseitigen Versuchen nach den Angaben de« Direktor« unserer Sanität-wachen, l)r. Aßmu«, hergestellt; jeder derselben ist au« Segeltuch gefertigt, der innere Durch messer beträgt 0,o m, die Stärke 10 cm. Die Ringe sind in ihrem Hohlraum mit Kork gefüllt, sie werden mit rothcr Oelfarbe gestrichen und mit acht Griff tauen umgeben, die mittel» Korkstücken frei auf dem Wasser schwimmen. Die Grifftaue vergrößern den Umfang de« Ringe« um 0,» m. Die Tragfähigkeit de« Ringe« ist so groß, daß ein erwachsener Mensch bi« zu 176 Pfund Körpergewicht von ihm getragen werden kann, ohne daß er merklich untersinkt. — Da« Reichsgericht in Leipzig hat eine für Schüler und Eltern wichtige Entscheidung gefällt, indem e« in einem Urtheile die sogenannten Ent schuldigungszettel, d. h. die Schriftstücke, in welchen Eltern die Schulversäumniffe ihrer Kinder bescheinigen und entschuldigen, für Urkunden im Sinne de« 8 267 de« Str.-G.-B. u. deren fälschliche Anfertig ung al« Urkundenfälschung erklärt. — Dippoldiswalde. Angeregt durch den König! Bezirksschulinspektor Richter und ermuthigt durch das rüstige Vorwärlsschreiten des „Deutschen LehrerheimS" in Schreiberhau wurde im Bezirkslehrerverein Dippol diswalde die Idee in Erwägung gezogen, auch im Erzgebirge ein Lehr er heim zu begründen, in dem in erster Linie die sächsischen Lehrer in Erkrankungs fällen Erholung und Kräftigung ihrer Gesundheit und während der Ferien freundliche Rast in nerven stärkender GebirgS- und Waldluft finden würden. Zur Verwirklichung dieser Idee ist jüngst auch schon der erste Schritt gethan worden, indem die Stadt gemeinden zu Geising, Dippoldiswalde, Lauenstein und Altenberg sich freiwillig erboten haben, für diesen Zweck geeignetes Bauland unentgeltlich zur Verfüg ung zu stellen. Der Verwirklichung der Idee soll auf ter Delegirtenversammlung der Lehrer in Zwickau nähergetrelen werden. — Stolpen. Kürzlich kaufte ein Bauer in Unterkirchberg von einem bekannten Viehhändler von Laubheim eine Kuh. Kaum war sie in den Stall gebracht, so fielen die Hörner weg, und eine genaue Untersuchung ergab, daß dieselben aufgcleimt (!) waren. Ein Nachspiel tür den „reellen Geschäftsmann" wird nicht auSbleiben. — Aus dem Vogtlande. Zwischen den „hohen Häusern" und Martinlamitz an der sächsisch-bayerischen Grenze wurde am vergangenen Sonnabend ein Lust mord verübt. Ein ILjährigeS Mädchen Namens Margarethe Wolfrum ist beiin Prcißelbeerenpflücken jedenfalls hinterrücks überfallen und nach heftiger Gegenwehr gelöbtet worden. Aus der linken Schulter des Mädchens sanden sich vier tiefe Stiche vor. Bon dem Mörder hat man zur Zeit noch keine Spur. — Voigts grün. Ein hiesiger Landwirth hat in diesem Jahre einen Versuch mit dem Anbau von Tabak gemacht und ein derartig zufriedenstellendes Ergebniß erziehlt, daß er sich entschlossen hat, im nächsten Jahre eine Fläche von 10 Acker mit Tabak anzubauen. — Die Abnahme der TageSlänge ist in diesem Monat in schon recht empfindlicher Weise zu bemerken. Die Sonne eilt mit großer Geschwindig keit nach Süden, dem Acquator zu, welchen sie am 23. überschreitet. An diesem Tage findet die Tag- und Nachtgleiche statt, und der Herbst hält seinen Einzug, während nun die Sonne der südlichen Erd hälfte neue Wärme und neues Leben bringt. Auch die Dämmerung, die mildthätige Vermittlerin zwischen Tag und Nacht, nimmt rasch ab, da die Sonne immer steiler unter den Horizont hinabtaucht. Lus vergangener Jett — für unsere Jett. 19. September. (Nachdruck vervoren.) Am 19. Septeniber ISäv soll angeblich der berühmte Volks narr Till Eulenspicgel gestorben sein. Auf einer Steintafel an der Südseite des Kirchthurms zu Mölln in Lauenburg ist er in Lebensgröße dargestellt, auf dem Kopfe einen Federhut und in der Hand einen Spiegel und einen Korb mit Eulen. Die Persönlichkeit des Narren gilt Vielen als eine Fabel: an dererseits wird berichtet, daß Eulenspiegel zu Kneitlingen bei Schöppenstedt geboren ist und sich von Jugend auf, Schwänke machend, umhergetrieben habe. Er soll auch nach Polen und Rom gekommen sein, wo er Wettstreite mit den Hofnarren veranstaltete. Das nach ihm benannte Volksbuch, welches längst umlausende Schwänke an seine Person knüpft, war ursprüng lich plattdeutsch abgesaßt. Nir Jpsen. Erzählung aus dem Seemannsleben von Gustav Lange. (Schluß.! IX. Es hatte beinahe den ganzen Vormittag geregnet und noch immer rieselte jetzt Nachmittag« der Regen leise von dem eintönig behangenen Himmel in einer Weise, die man bei gänzlicher Windstille grämlich und langweilig nennen möchte und bei längerem Aufent- halte im Freien im Stande ist, bi« auf die Haut zu durchnässen und da» Lustwandeln gründlich zu ver leiden. Trotzdem schien jener einsame Reiter, der aus einem schwer bepackten Rößlein über die fetten Marsch wiesen Schleswig« dahinritt, keine allzugroße Eile zu haben; die Zügel dem Thiere über den Hal« gelegt, überließ er dasselbe sich selbst und diese« schien durch aus keine Neigung zu haben, seine langsame Gangart zu beschleunigen, während der Reiter da» Haupt wie sinnend auf die Brust herabgesenkt, zuweilen jäh wie au« einem Traume emporschreckte und einen forschen den Blick über die Gegend warf. Seine Kleidung verrieth den Seemann. Auch in seinem wetterge- bräunlen Antlitz niit ehrlichen blauen Augen und dem noch jugendweichen dunklen Bollbart offenbarte sich, daß er gewohnt, die Elemente zu bekämpfen, Sturm und Wogendrang kaltblütig zu begegnen. Dieser Reiter war kein anderer, al« unser Ni« Jpsen. Glücklich halte der „Kranich" nach seiner Abreise von Angra den Hafen von Amsterdam erreicht. Aber hier schlug eine schwere Stunde für Jpsen, die Stunde der Trennung von dem väterlichen Freunde, von dem Wohllhäter, dem er Alle« zu verdanken, wa« er ge worden und wa« er besaß. Freilich hatte e« einen schweren Kampf gekostet, ehe der Kapitän ihn hatte scheiden lassen für immer und ihm selbst kostete es unendliche Ueberwindung, einem Beruf zu entsagen, den er lieb gewonnen und in welchem er zu Ehren und Reichthum gelangt war. Auch der Abschied von den Gefährten, mit denen er manche Gefabren be standen, Freud und Leid getheilt hatte, wurde ihm schwer. Aber die Sehnsucht nach seiner lieben Heimath Schleswig, nach der Geliebten und dem guten Herrn von Jnsenburg, der vielleicht gar nicht mehr unter den Lebenden weilte, überwog alle anderen Gefühle. Von den vom Gouverneur von Angra erhaltenen schätzen wollte er sich rann ein kleine« Gütchen kaufen, auf welchem seine Hima al« sein liebe« treue« Weib frei von allen Sorgen schalten und walten sollte, wenn sie ihm treu geblieben, denn er hatte, seit er Schloß Jnsenburg verlassen, keine Nachricht von ihr erhalten. Nie hatte er den alten Bare; weinen sehen, aber in dem Augenblick, al« er ihn zum Abschied an seine Brust gedrückt, da rannen die Thränen über seine gefurchten Wangen und auch Madame Bare; und Fräulein Alida überwältigte die Rührung, al« sie den jungen Mann, den sie alle liebgewonnen wie einen Sohn und Bruder, von sich ziehen lassen sollten und gerade wie damals beim Abschied vom Gouverneur auf Angra erging cs Ni«, er wußte nicht, wie er in das Boot gekommen, welches ihn nach dem Schiff bringen sollte, mit welchem er die Reise in seine Heimath machen wollte, und erst al« er sich an Bord befand und sich losgesagt von Allen, erwachte er wie aus einem Taumel. — — — Seltsame Gedanken schossen durch Jpsen» Hirn, als jetzt au» dem dunklen Grün der sie umgebenden Bäume die Dächer von Schloß Jnsenburg gar freund lich zu ihm herüberwinkten und er dem Schlosse immer näher kam. Fünf Jahre waren verflossen, seit er auf demselben Wege, den er jetzt verfolgte, von dannen floh, nicht wissend, wohin er sich wenden sollte, verfolgt von dem Gedanken, ein Mörder zu sein, und jene, die ihm lieb und thcuer waren, in einer hilflosen Lage zurückge lassen zu haben. Da« Schicksal aber war ihm günstig gewesen; er hatte gute, ehrliche Menschen gefunden, die eS aufrichtig mit ihm gemeint; er hatte sich eine Stellung errungen, die er freilich jetzt wieder aufge- gegeben, und besaß Reichthum, großen Reichthum, der ihm ermöglichte, fortan ein angenehme» Leben zu führen. — — , In tiefes Sinnen versunken und doch emsig ar beitend, saß Hima in dem kleinen Gemach, in welchem wir sie am Sterbetag von Ni« Jpsen« Mutter kennen gelernt. E« hatte sich nur wenige« seit jener Zeit und dieser Stunde geändert. Die feindlichen Schweden hatten längst da« Land wieder verlassen und tiefer Friede herrschte in allen Gauen Schleswig«. Die Schweden waren damals freilich sehr in Aufruhr geralhen, al» sie den Tod de« Leutnant« Steinström erfahren, und die erbitterten Soldaten hatten bereit« begonnen, da« Schloß zu plündern, al« im Moment der höchsten Gefahr Herr von Jnsenburg von seiner Fahrt nach der Stadt Tendern in Begleitung de« Gerechtigkeit liebenden Generals Stenbock zurückkehrte; der letztere verhinderte sofort die weiteren Ausschreitungen seiner Untergebenen und da sich bei der Untersuchung eine Schuld de« Leutnant« herauSgestellt und der Thäter überdies längst über alle Berge war, so blieb da« Schloß von allen weiteren Folgen verschon». Der edle Herr von Jnsenburg hatte inzwischen bereit« da« Zeitliche gesegnet und wie er bei Lebzeiten Hima jederzeit ein väterlicher Freund und Beschützer ge wesen, so hatte er auch nach seinem Tode seinen Schützling nicht vergessen. Hima erhielt da« kleine Häuschen, welche» früher von Ni«' Eltern bewohnt worden, al« Eigenthum und jährlich eine kleine Summe