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und einer herzlichen Ansprache durch den VereinS- vorstcher, Herrn Kaufmann Herm. Brückner eröffnet. Hierauf sand die Enthüllung der neuen, schön au«- geführten Fahne statt, woran sich die Weiherede deS Herrn DiaconuS Wolf-Schönheide anschloß. Unter herzlichen Ansprachen wurden durch Festjungfrauen Fahncnschleifen, Bandelier und Galaschärpen über reicht. Nach Uebergqhe der Fahne an den Fahnen träger und Verpflichtung desselben erschienen nachein ander die Vertreter ter anwesenden Vereine, um unter Ucberreichung sinniger Geschenke dem Verein ihre Glückwünsche darzubringen. Ein Fahnenweihe gesang sowie DankeSwortc schlossen die würdige Feier auf dem Festplatze. Darauf erfolgte der Abmarsch de« FestzugeS durch den reich geschmückten Ort. Nach Beendigung dessebcn fand für die Festtheilnehmer Commers und im Garten des Hendel'schen Gasthofes Frciconcert statt, dem von 8 Uhr an ein sehr ge mächlich verlaufener Ball folgte. Am Montag Nach mittag fand Ccncert im Hendel'schen Garten und Abends Ball im Hendel'schen Saale für die Vereins mitglieder, Festjungfrauen und gcladeneil Gäste statt. Der Verlaus des Festes war durchaus gelungen. Er wähnen wollen wir noch, daß der Männergesangverein „Arien" Sylvester 1882 gegründet wurde und schon seit vielen Jahren von Herrn Schichtmeister Gustav Schenk in bester Weise dirigirt wird. — Carlsfeld. Der hiesige Schulvorstand wählte in seiner am 28. Juli abgehaltenen Sitzung einstimmig Herrn Lehrer Götz in Schönheide zum ersten Lehrer der hiesigen Schule. Der Gewählte wird die Stelle des am l. Oktober d. IS. in den wohlverdienten Ruhestand gehenden Herrn Kantor Zschäbitz übernehmen. Möge die Wahl unserer Ge meinde zum Segen gereichen. — Johanngeorgenstadt. Die freiwillige Turnerfeuerwchr Hierselbst beging am Sonntag in festlicher Weise und unter sehr zahlreicher Antheil- nahme ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Die Wehr ist in dieser Zeit bei 6b Bränden hier und auswärts, auch in Böhmen, thätig gewesen, u. A. bei dem großen Brande in Breitenbrunn, durch den 60 Häuser zerstört wurden. Die Zahl der aktiven Mit glieder betrügt 90; zwei haben bereits früher das von Sr. Maj. dem König gestiftete Ehrenzeichen erhalten. Auch diesmal wurden verschiedene Mitglieder für ihre bewährten Dienste ausgezeichnet. — Breitenbrunn bei Johanngeorgenstadt. Der 71 Jahre alte Auszügler Albert Stoll wurde kürzlich im Stall'todt aufgefunden, und zwar unter Umständen, die auf Mord schließen ließen. Als desselben verdächtig wurde auch ein zur Familie gehöriger junger Mann verhaftet. Wie indessen die am 28. Juli erfolgte Sektion ergeben hat, ist Mord ausgeschlossen, vielmehr wird angenommen, daß der alte Mann von einem Ochsen, der sich von seinen Fesseln gelöst hatte, um gebracht worden ist. Der unter dem Verdacht des Mordes Verhaftete wurde sofort auf freien Fuß gesetzt. — Leipzig. Der Kaufmann Emberg Hierselbst wird sich mit der Dahomcyanerin Marieh, einer Amazone des Königs Bchonzin, verheirathen. Er will dann sein Geschäft aufgebcn und ein Caf6 grün den, in welchem die schwarze Dame die Honneurs machen soll. — Anderweit wird gemeldet: „Bei den Dahomey-Weibern des Passage-PanoptikumS in Ber lin hat sich die freudige Theilnahme an der Ver lobung ihrer Gefährtin Manich mit einem Leipziger schnell in Betrübniß verwandelt, nachdem es bekannt geworden, daß der Bräutigam darauf besteht, seine Braut schon jetzt von den übrigen Amazonen zu ent fernen. Der Manager der Truppe konnte seinem Drängen nicht widerstehen, und so wird die Braut schon in wenigen Tagen von ihren Gefährtinnen Ab schied nehmen, um in einem Leipziger Erziehungs institut mit europäischen Manieren und mit dem Tragen langer Kleider vertraut gemacht zu werden." — Das in Bautzen garnisonirende Infanterie- Regiment Nr. 103 hatte, wie der „Löb. Post." be richtet, am 24. v. MtS. einen UebungSmarsch nach Kirschau gemacht, eine Uebung, wie solche den Herbstmanövern vorauszugehen pflegen; leider sollte dieser Marsch für die Soldaten recht verhängnißvoll werden, denn sie hatten von der Hitze sehr viel zu leiden, so daß 46 Soldaten Zurückbleiben mußten, von denen 4 vom Sonnenstich befallen wurden; zwei sind leider, wie schon gemeldet, der Krankheit erlegen. Einer von ihnen war ein Einjährig-Freiwilliger Namens Hähnel, ein GutSbesitzerSsohn aus Burkau, die beiden Anderen liegen noch krank im Lazareth zu Bautzen. ES wäre unrichtig, wenn man aus dem Unfall auf eine Schuld der Truppensührer in jedem Falle schließen wollte. Die Hitze war abnorm hoch, so daß sich die Strapazen bei dem Marsche, der keineswegs besondere Anstrengungen bot, in uner warteter Weise steigerten. Auch in der Kaserne konnten sich die Mannschaften nur langsam erholen, und von einer Abtheilung von 132 Mann, die zum Essen geführt werden sollte, erschienen nur 18. Die Eltern des verstorbenen Einjährigen kamen am 2b. d. MtS. nach Bautzen, um ihren tobten Sohn heim zuführen. Als der König am 25., von der Rosen- auSstellung in Görlitz zurückkehrend, Bautzen passirte, erhielt er durch Stadtrath Hcrklotz, der sich an Stelle deS beurlaubten Bürgermeisters am Bahnhof einge- fundcn Halle, Mittheilung von dem Vorfall. — Schneeberg, 30. Juli. Am Sonnabend, den 28. dS. Nachmittags kurz nach 2 Uhr ertönte wieder die Glocke zum Feuerallarm; e» brannte das auf dem Mühlberg gelegene Wohnhaus Cat.-Nr. 624, welches dem Bergmann Karl Ernst Schreiber gehörte. Sofort angeslellte Erörterungen ergaben, daß das Feuer angelegt war, und eS gelang der Schutzmannschaft, die Brandstifterin in der Ehefrau deS Besitzers zu ermitteln. Dieselbe legte denn auch ein Geständniß ab und wurde alsbald in Haft ge nommen. Rodewisch, 30. Juli. Kaum waren die bei den in letzter Zeit hier so vielfach vorgekommenen Bränden in Gebrauch gewesenen Feuerlöschgeräthe der freiwilligen Feuerwehr wieder in Ordnung ge bracht, als sie gestern, am ersten Kirchweihtage Abend gegen ^12 Uhr schon wieder berbci geholt werden mußten, um bei dem im Oberdorfe entstandenen Schadenfeuer in Benutzung genommen zu werden. ES brannte das in der Nähe der früher Männel'schen Restauration „Zur Lärche" gelegene, der Frau ver- witlwetcn Christiane Petermann hier gehörige, massiv gebaute Wohngebäude und wurde dasselbe bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Das Feuer entstand auf dem Oberbodcn, und es wären beinahe einige Kinder, welche in den oberen Räumen des Hauses schliefen, den Flammen zum Opfer gefallen, wenn es nicht glücklicherweise von anderen Personen noch rechtzeitig bemerkt worden wäre, sodaß die Kleinen durch die inzwischen aus dem Schlafe geweckten Eltern gerettet werden konnten. Die in dem Hause wohnenden be- dauernSwerthen vier armen Familien, von denen nicht eine versichert hatte, haben dadurch ihr Obdach ver loren und, trotzdem das Meiste gerettet werden konnte, einen beträchtlichen Schaden erlitten, indem ihnen bei den Rettungrarbeiten sehr viel beschädigt worden ist. Auch soll der Familie Petermann eine Summe Geld abhanden gekommen sein. — Wenn bei einem Theile des Publikums und selbst hie und da in militärischen Kreisen bisher noch Zweifel darüber bestanden hatten ob der beim deutschen Offizierkorps bereits seit Anfang d. I. eingeführte graue Mantel auch für die ganze Armee zur An wendung kommen würde, so dürfen diese Zweifel nun mehr als vollständig behoben zu betrachten sein: Der graue Mantel wird definitiv allgemein eingeführt. Er bleibt also nicht, wie man wohl irrthümlich geglaubt, nur Paradestück für den Offizier, sondern er wird der gesammten deutschen Armee (vorläufig nur noch mit Ausnahme Bayerns) und somit auch unserem königl. sächsischen (12.) Armeekorps in Zukunft zu eigen sein. Nachdem ein diesbezüglicher Armeebefehl für die preußischen Truppen vor wenigen Wochen herauS- gekommen und große Lieferungen bereits ausgeschrieben sind, so hat seine Maj. König Albert am vergangenen Montag auch für das sächsische Armeekorps die Ent scheidung getroffen und zwar ist von den dem königl. Keiegsminsterium vorgelegenen Mustern das von der altbewährten Tuchfabrik von F. G. Herrmann und Sohn in BischoffSwcrda angcfertigte Probestück ge wählt worden; derselben Firma, welcher Anfang Januar durch geeignete Mustervorlagen die Einführung des Mantcltuches für das sächsische Offizierskorps zu gefallen war. Diesem Tuche entsprechend, das sich in seiner etwas dunklen Färbung als praktischer und sehr gut tragbar erwiesen hat, ist auch der Mann- schasts-Mantel in gleichem Tone gehalten worden. — Um den Reisenden, welche eine direkte Fahrkarte bis zur Zielstation ihrer Reise nicht er halten können, die ungestörte Fortsetzung der Reise bis zu dem Reiseziel zu sichern, ist auf sämmtlichen deutschen Eisenbahnen die Einrichtung getroffen, daß die für die Weiterreise nöthigen Fahrkarten und Gepäckscheine auf der Abgangsstation des Zuges tele graphisch gegen Entrichtung einer Gebühr von 2b Pf. vorausbestellt werden können. Wird eine neue Abfertigung mehrmals erforderlich, so können die Depeschen gegen Zahlung von je 25 Pfg. sämmtlich schon am Abgangsorte aufgegeben werden. Anträge auf VorauSbestcllung von Fahrkarten und Gepäck scheinen sind an den diensthabenden StationSbcamten zu richten. Dem reisenden Publikum wird empfohlen, im eigenen Interesse von dieser Einrichtung Gebrauch zu machen. — Alpeii-Sonderzllge. Die außerordentlich starke Benutzung der am 7., 14. und 21. Juli d. I. abgegangenen Alpen, Sonderzüge nach München, Salzburg, Kufstein und Lindau beweist, welchen Anklang dieselben beim reiselustigen Publikum gesunden haben. Wir nehmen daher hierdurch An laß daraus hinzuweisen, daß die letzten diessährigen Alpen- Sonderzüge am Mittwoch, den >5. August Nachm. 1 Uhr 25 Min. von Dresden-Ältst, und 3 Uhr 40 Min. von Chemnitz bezhtl. 2 Uhr 55 Min. von Leipzig Bayr. Bhs. abgehen werden, rrni am nächsten Tage gegen 5 bezhtl. ft Uhr früh in München anzukommen. Alles Nähere über die Weitersührnug dieser Züge nach Salzburg, Lindau u. s. w., sowie die spcciellen An gaben über die bedeutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Bestimmungen sind aus der Uebersicht über die ge nannten Sondcrzüge zu ersehen, welche aus Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabestellen sür zus. Fahrscheinhefte in Leipzig Dresd. Bhf. und Dresden - Ältst, Wienerstr. 13, unentgeltlich abgegeben wird. Brieflich eingehenden Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marken beizulegcn. Ehester. Wie aus heutiger Nummer ersichtlich, wird die Eröffnungs vorstellung Freitag, den 3. August stattfinden. Zur Aufführung ist die reizende Lustspiel-Novität „Zwei glückliche Tage" von Schönthan und Kadelburg bestimmt. Dieses reizende Stück wurde in Plauen von der Direktion Schmid 7 Mal mit größtem Heiterkeitserfolg ausgesllhrt. Wir wünschen Herrn Direktor Schmid ein recht volles Haus. Ans vergangener Jett — fLr «ufere Jett. Am I. August >864 wurden M Wien die Friedcnspräli- minaren zwischen Dänemark und Oesterreich-Preußen unter zeichnet, durch welche der Krieg um die Elbherzogthümer be endet wurde. Die Friedensbestimmungen waren derartige, daß sie von vornherein sür jeden Einsichtigen die Grundlage sür unausgleichbare Differenzen boten und man den zwei Jahre später solgende» Wassengang bereits vorher sehen konnte. Ohne über das künstigc Schicksal der besetzten Länder eine Bestimmung oder nur eine Andeutung zu enthalten, besagten die Friedensartikel zunächst nur, daß der König von Däne mark auf alle seine Rechte an die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg zu Gunsten des Königs von Preußen und des Kaisers von Oesterreich Verzicht leiste und sich dabei verpflichte, die Dispositionen anzuerkennen, welche die genann ten Majestäten hinsichtlich dieser Herzogthümer treffen würden; weiter war bestimmt, wie die Grenze zwischen Schleswig und Jütland gezogen, wie die Staatsschulden und Kriegskosten zu vcrtheilen seien. Mit dem Wiener Frieden begann für die Herzogthümer eine neue Periode der Geschichte und indirekt ward zugleich ein weiterer Schritt vorwärts auf dem Wege zur Einigung Deutschlands gethan. 2. August. Am 2. August 1814 wurde in Berlin die preußische Haupt-Bibelgesellschaft gegründet. Wie die zahlreichen anderen Bibelgesellschaften bezweckt auck> dieser Verein eine möglichst ausgedehnte Verbreitung der Bibel, woraus theils durch ge ringen Preis, theils durch unentgeltliche Vertheilung an Be dürftige hingcwirkt wird. Die erste Bibelgesellschaft entstand 1898 in England und die berühmteste wurde die 1804 begrün dete Britische und Ausländische Bibelgesellschaft, die Bibeln in den meisten bekannten Sprachen der Erde verbreitet. In Deutschland waren 1887 19,814,318 Bibeln verbreitet. Das Testament des Onkels. Novelle von A. v. Senken. (9. Fortsetzung.) Tante Bertha war sprachlos, mit offenem Munde stand sie hinter der Nichte, ihr Blut kochte und drohte sie zu ersticken, eben hatte sie sich so weit gefaßt, um zu antworten, da drehte sich Hertha herum und sagte vollständig harmloS: „Tantchen, eS läutet zu Tisch, komm nur, sonst wird die Suppe kalt," und die vor Aufregung eisige Hand der Tante küssend und ihr bittend in die Augen sehend, fügte sie hinzu: „und nun sei mir nicht böse!" und hinaus flog sie, die Treppe hinunter. Die Tante mußte einen anderen FeldzugSplan machen, so richtete sie nichts aus; — ihr Herz klopfte zum Zerspringen, Hertha war ein zu leichtsinniges Geschöpf, sie wäre fähig gewesen, allen Ernste« SeckenS Hand auszuschlagen und daß der junge Mann sich für die Nichte interessirte, stand fest, er sah sie ja fortwährend ganz begeistert an und dann, hatte er denn nicht schon die Brütmaschine auf ihren Vorschlag angeschafft; das war doch wieder ein Beweis, daß ihm Hertha nicht gleichgültig war. — Mit solchen Rcflektionen beschäftigt, war sie die Treppe hinabge stiegen und trat mit Frau Ullrich gleichzeitig in den Saal. Da stand Hertha am Fenster, Secken und Schaller vor ihr, sie hielt einen prächtigen Rosenstrauß in der Hand. Einen zweiten hatte August, er trat jetzt auf die Tante zu und überreichte Ihr die Blumen: „Wenn Du eine Rose siehst, sag' ich lass' sie grüßen!" citirte er dabei nnd Tante Bertha hatte allen Groll vergessen, Secken war doch zu nett! Bei Tisch wurde die Unterhaltung ziemlich allge mein geführt, die Fräulein von Spiegels erwarteten eine Nichte heute Nachmittag, und Tante Bertha gab ihnen im Stillen die schmeichelhaftesten Ehrentitel. Natürlich batten sie nur SeckenS wegen die Nichte hercitirt, warum kam sie gerade jetzt? Nun galt es aber doppelt auf Hertha zu wirken, sie wollte für ihren Theil schon sorgen, daß ihr die alten Spiegels den Rang nicht abliefen; es war ihr eine ordentliche Beruhigung; daß ihre Nichte mit SeckenS Freunde so gut stand, er schien doch viel auf ihn zu geben! Sie hatten doch einen bedeutenden Vorsprung vor der gewiß auch noch recht häßlichen Nichte der arro ganten StiftSsräulein, und Hertha war wirklich auf fallend hübsch. Sic blickte dabei auf die Richte, die im lebhaften Gespräch mit Rudolf begriffen war, ihre Bäckchen glühten hochroth, die braunen Augen leuchteten förm lich und die prachtvollen Zähne lachten zwischen den rothen, vollen Lippen, dazu die krausen, braunen Haare und die Grübchen! — August blickte auch bald voller Bewunderung auf das liebliche Mädchen, was die Tante mit besonderer Genugthuung bemerkte. Die Spiegels waren ihr schrecklich, besonders die ältere, mit dem Titel „gnädige Frau", sie hatte wenig stens dafür gesorgt, daß nun auch Secken eS bereit wußte, daß cs eben nur ein leerer Titel war, den anderen Hotelgästen hatte sie eS natürlich längst mit- getheilt. Die Tante sah mit stiller Befriedigung, daß Hertha den Rosenstrauß kaum au« der Hand ließ, ihr war am Ende der reiche Besitzer doch nicht gleich gültig, sie war vielleicht nur abweisend gegen ihn, um ihn noch mehr zu reizen; Hertha war eben unberechen bar, ihr konnte man auch die« Manöver zutrauen.