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Amts- und Anzeigevlatt für den «rschetnl 1 . ... ^.1 . Ab-n«e«,-«t «LS-- «Yirk des Ämlsgmchts Lidenstsck -Z-ZW strtion-preiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf UNd dtssM WMgeVUNg. P°stanst°l °n Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. - ,s. A«-r«««,. LOH. Donnerstag, den 8. September 18SL. In da« Musterregister ist eingetragen: Nr. 254. Firma r iruelaipl» <Zv»rKl in Eibenstock, ein versiegeltes Packet, Serie XXV, angeblich enthaltend: 25 Muster von seidenen gestickten Besätzen (davon 3 auf Papier gerieben); Fabriknummern: 11349, N364, 11365, 11366, II367, 11368, 11369, 11370, 11371, 11372, 11373, 11374, 11375, 11376, 11377, 11378, 11379, 11413, 11430, 11431, 11432, 11433, 11434, 11443, 11444, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 6. September 1892, Nachmittag 5 Uhr. Eibenstock, am 7. September 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. I. Da bekannt ist, daß hiesige Einwohner aus den nördlichen Gegenden Deutschlands Autler, Margarine und Käse zu beziehen pflegen, so wird mit Rücksicht auf die in Hamburg und Umgegend herrschende Cholera vor Bezug von Nahrungsmitteln aus verseuchten Orten unter Hinweis auf Punkt 5 der ministeriellen Belehrung, wonach durch Nahrungsmittel, insbesondere Milch, Butter, Käse re. die Krankheit leicht übertragen werden kann, hierdurch noch besonders gewarnt. Der Gemeindevorstand zu Schönheide. Montag, den 12. September 1892, Nachmittags 3 Uhr sollen im Rakhhause zu Schönheide ungefähr 350 Flaschen verschiedener Wein, 8 Flaschen Cognae, 1 Fatz Nordhäuser, 48 Flaschen Nordhäuser, 8 Flaschen Benediktiner-Liqneur, 1 Singer-Näh maschine, 1 Sopha, 1 Bertiko, 1 runder Tisch und 1 Regulator gegen Baarzahlung versteigert werven. Eibenstock, am 6. September 1892. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. -Liebmann. Aerzte. Schnell sind sie zur Stelle — es ist ja der erste Fall. Als man aber die Thür öffnet und mit Todesverachtung eindringt, sitzt dieser erste Fall bereits auf dem Bettrande und gähnt. DaS Karbol halte ihn schnell von den Tobten erweckt. Zur Strafe wollte man nun aber Gleiches mit Gleichem vergelten und räucherte den Aermsten ganz barbarisch aus. — Leipzig, 3. September. In der heutigen Plenarsitzung des Rathes der Stadt Leipzig wurde in Anbetracht der Choleragefahr der Beginn der Michaelismesse auf den 3. Oktober festgesetzt und beschlossen, die Dauer der Messe auf 14 Tage zu beschränken. Für diesen Beschluß soll die Ge nehmigung des Ministerium des Innern nachgesucht werden. — In Rücksicht auf die durch das Zusammen strömen großer Menschenmassen erhöhte Choleragesahr läßt sich erwarten, daß das Ministerium diesem Be schluß die Genehmigung versagen und die Abhalt ung der Messe verbieten wird. In dieser Angelegenheit schreibt man den „Dr. N.": Nach einer unter „Oertliches und Sächsisches" in Ihrer heutigen Nummer enthaltenen Mittheilung soll trotz der drohenden Choleragefahr die diesjährige Michaelis-Messe in Leipzig — wie wohl mit einigen durch Rathsbeschluß bestimmten Einschränkungen — abgehalten werden. Man scheint die Abhaltung hautzt- sächlich gestützt auf ein Gutachten der Handelskammer zu Leipzig beschlossen zu haben. Ohne dieser Körper schaft hinsichtlich ihrer UrtheilSsähigkeit zu nahe treten zu wollen, möchte aber doch einzuhalten sein, daß jene höchstens geeignet ist, ein Urtheil abzugeben über den Umfang der durch den Wegfall der Messe den Geschäftsleuten erwachsenden wirthschastlichen Nachtheile, nicht aber darüber, ob die Gefahr der Cholera-Einschleppung durch die Leipziger Messe eine geringere ist, als durch die Abhaltung von Jahrmärkten und Viehmärkten. Ist die Regierung zu der Ueber- zeugung gekommen, daß durch die Abhaltung der letzteren die Choleragefahr vergrößert werde, so geht daraus mit unerbittlicher Konsequenz hervor, daß die Gefahr durch die Leipziger Messe eine noch größere ist. Hal man daher die Jahrmärkte und Viehmärkte im Interesse der allgemeinen Sicherheit verboten, so ist alle Veranlassung vorhanden, erst recht die Abhaltung der Messe zu verbieten. Die Handelskammer weist auf den bürgerlichen Standpunkt hin und daß für kleinere Leute die Miethen für Geschäftsräume und Wohnungen nicht selten von ausschlaggebender Be deutung für ihr wirihschastlicheS Gedeihen sind. Ge wiß ist dieser Gesichtspunkt nicht zu unterschätzen. Aber trifft nicht derselbe wirthschaftliche Nachtheil die viel zahlreicheren kleinen Geschäftsleute im ganzen Lande, deren Existenz hauptsächlich auf da- Beziehen von Jahrmärkten gegründet ist? Sind dieselben viel leicht wenigcr bedürftig, hinsichtlich ihrer Interessen berücksichtigt zu werden, als die Bürger von Leipzig? — UebrigcnS handelt eS sich durchaus nicht allein um die Gefahr der Einschleppung der Seuche nach Leipzig bez. Sachsen, sondern auch um die Weiter verbreitung von Leipzig aus auf Ländergebiete, deren Umsang im Voraus gar nicht zu bemessen ist. Sollte nicht die große Verantwortung, welche in dieser Beziehung die sächsische Regierung trifft, zur Vorsicht mahnen? Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Rücksicht auf die vor dringende Seuche hat nun doch den Dispositionen für die Kaisermanöver sich gebieterisch entgegen gestellt. Der Kaiser hat am Montag Abend den Vor trag des Reichskanzlers, des Staatssekretärs des Innern und des preußischen Kriegsministcrs entgegen genommen. Auf Grund dieser Konferenzen soll der Ausfall der Kaisermanöver beim 8. und 16. Armee korps an Allerhöchster Stelle beschlossen worden sein. In Baden wurden in dem in Aussicht genommenen Manövergelände die ersten Cholerafälle konstatirt. Die Seuche brach in den Orten Sinsheim und Rappenau aus. Das badische Ministerium ordnete sofortige Maßnahmen an und verhandelte mit dem Generalkommando betreffs Absagung der Kaiser manöver in Karlsruhe und Straßburg. — Hamburg, 5. September. Den Behaupt ungen inländischer Blätter gegenüber, daß das Auf treten der Cholera in Hamburg von dem Ham burger Senat und den Behörden geflissentlich ver heimlicht worden sei, konstatirt der „Hamburgische Korrespondent" aus erster Quelle, daß die Hamburger Medizinal-Behörde am 22. August sofort nach dem Abschluß der bakteriologischen Untersuchung über den ersten Cholerafall das ReichSgesundheitSamt benach richtigt und alle erforderlichen Maßregeln ergriffen habe. — Hamburg. Offiziell werden für den 5. Sep tember gemeldet: 674 Erkrankungen, 264 Todesfälle, davon wirklich den gestrigen Tag betreffend 153 bezw. 40. JnSgesammt sind bisher gemeldet 6798 Erkrank ungen und 2940 Sterbefälle. Nach den OhlSdorfer Kirchhofslisten hat dagegen die Gesammtzahl der bis herigen Choleratodesfälle in Hamburg die Höhe von 6200 erreicht. — Erfurt. Ein köstliche- Mißverständniß veranlaßte, wie dem .B. T." von hier geschrieben wird, in der Nacht vom 2. zum 3. September die Alarmirung der hiesigen, gegenwärtig verhältniß- mäßig sehr zahlreichen Garnison. Die Kapelle des 3. Thüringischen Infanterie-Regiment- Nr. 71 batte anläßlich de« SedantageS auf dem Steiger-Etablisse ment — einem ungefähr einen Büchsenschuß von der Stadt entfernten Sommcrgarten — ein sogenanntes patriotisches Concert arrangirt, in dessen Programm auch da» bekannte Schlachtenpotpourri von Saro: .Deutschland- Erinnerungen au« 1870—71" figu- rirte. In diesem musikalischen Schlachtengemälde kommt die Darstellung der Entwickelung eine« Gefecht« — vom Alarmsignal bis zur SiegeSmusik — zur musikalischen Wiedergabe. Auck» heute Nacht war bie der Fall; da« aufmerksam lauschende Publikum ver gegenwärtigte sich bei den langgezogenen Klängen de- Generalmarsches die bewegte Situation in einem Biwak, allein die durch die stille Nacht dahiniönenden Signale: „da-Ganze sammeln!" hatten diesmal eine ganz ungeahnte und auch unbeabsichtigte Wirkung. Ein Hornist de» hier vorübergehend garnisonirendcn Magdeburgischen Füsilier-Regiment- Nr. 36 hörte, au« seinem Schlummer im Quartier erwachend, das Signal, und ohne erst dem Ursprünge desselben nach zuforschen, fuhr er eiligst in die Kleider, ergriff sein Horn und gleich darauf schmetterte der Generalmarsch durch die Nacht, die übrigen Hornisten folgten, die Tambours desgleichen und bald war die Garnison in vollster Bewegung. Die Mannschaften eilten von allen Seiten ihren Sammelplätzen zu, dicke Reserve- Offiziere, heimlich fluchend über die Unterbrechung der feucht-fröhlichen Sedanfeier, keuchten daher, und die bespannten Geschütze raffelten über das Pflaster. Es gab einen Höllenlärm. Dazwischen tönten immer fort die Alarmsignale der Spielleute, deren geräuschvolle Thätigkeit auch sofort in dem Concertgarten gehört wurde, von welchem unbewußt das ganze Unheil auS- gegangen war. Die Regimentsmusik mußte mitten in dem ominösen Schlachtenpotpourri innehalten und Hals über Kopf zur Stadt eilen, woselbst die Regi menter sich bereits zu formiren begannen. Nachdem die Aufstellung beendet war und man eine Zeit lang auf das Erscheinen des kommandirenden Generals — denn nur von diesem konnte nach Lage der Dinge der Befehl zur Alarmirung der Garnison ausgegangen sein — gewartet hatte, klärte sich schließlich das Miß verständniß unter allgemeiner Heiterkeit auf. Die Generalität ritt wieder nach Hause und die Truppen gingen in ihre Quartiere zurück, doch durften sie in Folge des heiteren Zwischenfalles früh eine Stunde später zum Brigade-Exerzieren auSrücken. Nach dem Urtheil von Offizieren, die ich sprach, ist die Samm lung der Truppen noch selten so präzis und rasch vor sich gegangen, wie bei diesem unvorhergesehenen und unbeabsichtigten Generalmarsch. — Rußland. In einem Theile de« weiten Reiches ist wieder eine Mißernte zu verzeichnen. Die »K. Ztg." meldet au« Petersburg: Elf Gouver nement« erbaten bereits wieder zur Aussaat und zu Verpflegungszwecken 13 Millionen Rubel: vorläufig wurden 5 Millionen gezahlt mit dem Bemerken, daß mehr von dem Verpflegungskapital jetzt nicht flüssig zu machen sind. Loeal« ««d sLchstsche Nachrichten. — Dresden. Dem bitteren Ernste sieht oft der lustige Humor über die Schultern. Fährt da vorige Woche ein Herr mit dem Nachtzuge nach Bodenbach, wo sich jetzt bekanntlich Oesterreich mit Händen und Füßen gegen die Cholera wehrt. Unterwegs fühlt er im Bäuchlein ein Zwicken und Krabbeln, so daß er schleunigst eine Rumflasche her- vorzieht. Einem kräftigen Schlucke folgt ein zweiter, dritter und sofort, bi« die Flasche ausgeschluckt ist. DaS kann aber der beste Kommabazillus nicht auf die Dauer vertragen, namentlich wenn er, wie hier im Kopfe steckt. Er wurde rapid und da» bekannte Mühlrad drehte. Auch fing der Herr Magen zu protesliren an. Der Zug braust weiter. In Bodenbach öffnet der Schaffner die Thür. Da der einzige Passagier de» Koupee» nicht herauSkcmmt, leuchtet er hinein. Brr, welch' ein Schreck! Al» Choleraleiche liegt er am Boden. Sogleich wird die Karre geholt. Man zieht den Gefährlichen mit größter Vorsicht heraus und fährt ihn in die er baute Baracke. Mit furchtar deSinficirten Tüchern wird der Todte zugedeckt. Dann holt man die