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Amts- und Anzeigeblatt - für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Lchrk des ÄmtsgmäM Cibeniisck ten, sowie bei allen ReichS- und dessen Umgebung. Postanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 41. Jahrgang. M L«. Dienstag, den 6. Februar 18S4. Die Verwaltungen der Gemeindekrankenversicherungen, sowie die Vorstände der Orts- und Betriebskrankenkassen im hiesigen Verwaltungsbezirke erhalten Veranlassung, die nach 9 und 41 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 vorgeschriebenen Uebersichken und Rechnungsabschlüsse ans das Kalenderjahr 1893 nach dem von dem BundeSrathe beschlossenen, im Ccntralblatt für das Deutsche Reich auf das Jahr 1892 Seite abgedruckten neuen Formulare aufzustellen und längstens Ms 31. Wär; 1894 in doppelten Exemplaren anher einzureichen. Die neuen Formulare werden von R. Tag in Schwarzenberg, Schloßstraße vorräthig gehalten und führen die Nummer 275 Schwarzenberg, am 3. Februar 1894. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. St. Bekanntmachung, die Dienstboten Krankenkasse betr. Vorbehälilich der Zustimmung der Oberbehörde haben die städtischen Colle- gien beschlossen, 1) die Beiträge zur Dienstbotenkrankenkasse vom Beginne dieses Jahres ab nach Höhe von 40 Pf. monatlich und zwar in einviertel jährlichen Raten im Voraus zu erheben, 2) die Dienstherrschaften, wie bisher, zur Zahlung der Beiträge zu ver pflichten, ihnen aber das Recht vorzuvehalken, den Dienstboten die Hälfte der Beiträge vom Lohne zu kürzen. ES wird dies den Bel heiligten mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß durch den RathSdiener Reibetanz der eiste Termin für das laufende Vierteljahr demnächst eingehoben und, insoweit die Steuern nach dem bisherigen Satze be reits bezahlt woroen sind, der Mehrbetrag nacherhobcn werden wirv. Eibenstock, den 2. Februar 1894. Der Rath der Stadt. i»r Körner. Die Waarenabaabe der Konsumvereine an Nichtmitglieder. Bei den Wortführern der kleinen und mittleren Kaufleute macht sich eine gewisse Mißstimmung über die Haltung bemerkbar, welche die nationalliberale Partei bei den jüngsten Verhandlungen über die Kon sumvereine im Reichstage beobachtet haben soll. Diese Unzufriedenheit ist gänzlich unbegründet, aber nicht unbegreiflich. Die nationalliberale Fraktion hatte, was ihr in dieser Tagung schon einmal wiederfahren war, die Reihenfolge ihrer Redner in ganz unverständ licher Weise bestimmt. Zuerst trat eines ihrer Mit glieder, I)r. Clemm, auf, um gegen die Bestrafung der Waarenabgabe der Konsumvereine an Nichtmit glieder zu sprechen — zweifellos aus bester Ueber- zeugung und aus Gründen, die sich hören lassen, die aber im Allgemeinen nicht zutreffen. Erst am Ende der Diskussion kam der Abgeordnete Dr. Osann zum Wort, um in sehr entschiedener Weise Namens des größten Theiles seiner nationalliberalen Gesinnungs genossen die Interessen des Kaufmanns- und Hand werkerstandes gegen das Ueberwuchern der Konsum vereine zu wahren. Und erst als allerletzter Redner konnte der Nationalliberale Dr. Hammacher die Haupt beschwerden des Handelsstandes (über die Waaren- häuser der Offiziere und Beamten) vorbringen und erklären, daß das vorliegende Gesetz den National liberalen nicht einmal weit genug ginge. Der Dis sident kam also vor der Gemeinde. Diese Reihenfolge mußte umsomehr verwirren, da in den Reichstags berichten der Zeitungen die späteren Redner immer sehr stiefmütterlich behandelt werden. Dies war aber nur ein Formfehler. In der Sache drangen die Nationalliberalen noch entschiedener, als der Antragsteller aus die rasche Beseitigung der ruinösen Auswüchse des Konsumvereinswcsens. Der Abg. Osann trat dem VolkSparteiler Schneider, der es ganz selbstverständlich findet, wenn Konsumvereine Geld machen, wie jeder andere Geschäftsmann, sehr energisch entgegen. Er legte klar, daß das Gesetz den Konsumvereinen als Genossenschaften nur da» Recht einräumcn wollte, ihren Genossen zu dienen, nicht aber auf Kosten anderer Geschäftsleute Dividenden hcrauszuwirthschaslen. Und in der That, eine Kon sum-Genossenschaft, die an Nichtmitglieder verkauft, ist keine Genossenschaft mehr, sondern ein Geschäft wie jedes andere; nur viel gefährlicher al« die meisten anderen Geschäfte, weil viele dieser Konsumvereine mit kolossalen Kapitalien arbeiten. I)r. Osann be merkte denn auch Herrn Schneider, daß solche Konsum vereine als Großkapitalisten den kleinen Gewerbetrei benden mit ihrer Uebermacht erdrücken. Ohne Bestrafung deS Verkaufs an Nichtmitglieder ist ein wirksamer Schutz der bedrängten kleinen Ge schäftsleute nicht möglich. Nach dem Entwürfe sollen Verkäufer, die an Nichtmitglieder verkauft haben und AufsichtSräthe, die durch mangelhafte Beaufsichtigung diese Gesetzesübertretung begünstigen, mit Geldstrafen belegt werden. Dr. Osann beantragte jedoch, daß die Bestrafung nur dann erfolgen solle, wenn der Ver kauf an Nichtmitglieder vorsätzlich geschieht. Diese Einschränkung wird auch nökhig sein, da bei der Be strafung eines jeden Versehen« Niemand mehr Ver käufer oder AussichtSrath sein möchte. Auf der andern Seite halten die Nationalliberalen den Entwurf für ungenügend. Ihr Parteigenosse 1)r. Hammacher erklärte, daß dieses Gesetz gerade den gefährlichsten Konsumanstalten nicht auf den Leib rücke: dem Offiziersverein, dem Beamten-Waarenhause und den Konsumanstalten, die mit Fabriken verbunden sind. Diese Anstalten sind keine Genossenschaften und könnten deshalb auch nach Erlaß des (vom Zentrum beantragten) Gesetzes ihre unerträgliche Konkurrenz fortsetzcn. Dr. Hammacher erklärte, daß e« sich gerade hierum eine Frage des sozialen Friedens handle. Der konservative Abgeordnete v. PodbielSki hatte die Waarenhäuser vertheidigen wollen. Wie e« ihm gelungen, zeigt die Verurtheilung, die nach ihm Dr. Hammacher ihnen zu Theil werden ließ. Genossen schaften oder nicht — es sind Konsumvereine, die Geschäfte machen. Der Unterschied mag Werth für einen Juristen haben, Offiziere und Staatsbeamte sollten sich nicht auf ihn berufen wollen. Die Offi ziere halten ihren Stand für den vornehmsten. Der gebildetste und militärisch tüchtigste junge Kaufmann kann nicht Reserveoffizier werden, wenn er »hinter dem Ladentische" steht. Im Osfizierverein steht aber sozusagen da« ganze Osfizicrkorps als Körperschaft hinter dem Ladentisch. Und beim Waarenhaus ver hält es sich der Sache nach wenig anders. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie zuverlässig verlautet, sind die Verhandlungen über den russischen Han delsvertrag abgeschlossen. Die Veröffentlichung deS Vertrages steht nächste Woche im „Reichsanzeiger" bevor, gleichzeitig mit der Vorlage an den Bundes rath. Man erwartet schon Mitte dieses Monats die Vorlage im Reichstag. Die Veröffentlichung Hal den lobenswerthen Zweck, den großen, mit ihren wichtigsten Interessen dabei betheiligten Erwerbskreisen eine recht zeitige erschöpfende Untersuchung des Inhalts und eine Geltendmachung ihrer Auffassungen und Wünsche zu ermöglichen. Der Reichstag wird dann um so besser vorbereitet und aufgeklärt an seine Arbeit heran treten können. Man wird alsbald nach der Ver öffentlichung des Vertrages voraussichtlich eine sehr lebhafte Bewegung im Lande entstehen sehen. Der Gegensatz zwischen Industrie und Landwirthschaft, der unser öffentliche» wirthschastlicheS Leben mit immer wachsender Aufregung durchbringt, wird dieser Ent scheidung gegenüber in höchster Verschärfung zum Vorschein kommen. Man wird ordentlich aufathmen, wenn durch feststehende Entscheidungen endlich Be ruhigung hervorgebracht sein wird. — Von besonderer Seite wird dem Heroldbureau eine Aeußerung de« Kaiser« mitgctheilt, welche er auf dem letzten Hofballe einem hohen Reichsbe amten gegenüber gemacht haben soll. Der Kaiser unterhielt sich mit ihm angelegentlichst über englische und amerikanische Verhältnisse und gab den lebhaften Wunsch zu erkennen, Amerika aus eigener An schauung kennen zu lernen. Die Unterhaltung des Kaisers schloß mit der Bemerkung, er sei der Ansicht, daß die Nationen germanischer Rasse auf der Erde zusammenhalken müßten. — ES gilt jetzt als feststehend, daß der Besuch deS Kaisers beim Fürsten Bismarck nicht, wie berichtet wurde, schon am Montag, sondern erst um die Mitte diese« Monat« erfolgen wird. Es heißt im „Hamb. Corr.", daß er mit der Reise des Kaisers nach Kiel zur Vereidigung der Marinetruppen in Verbindung gebracht wird. Mit den Vorbereitungen zur Dekorirung des Bahnhofes ist bereits begonnen worden. Der Bahnsteig und das Bahnhofsgebäude soll mit mehreren tausend bunten Lampen beleuchtet werden. — Belgien. Nach einer Brüsseler Blätter meldung soll die mit der Prüfung der Festungs werke von Lüttich und Namur beauftragte Kom mission beschlossen haben, in beiden Festungen Jn- fanterie-Abtheilungen kriegsmäßig auf Posten mar schieren zu lassen, da eine Schwadron Kavallerie auS Malmeh oder Givet genügen würde, um die Panzer- thürme durch einen Handstreich zu nehmen. Der betreffende Artikel lautet weiter, daß Deutschland in derselben Weise bei Metz gegen Frankreich seine Sichcrheitsmaßregeln treffe. — Aus Cincinnati theilt man den „Dr. Nachr." mit, daß drüben „über dem großen Wasser" eine große „Soldatenexkursion" nach Deutschland zur 25jährigen Jubelfeier des Sedantage« im Jahre 1895 geplant wird. Die Abfahrt der Exkursion soll im Juli 1895 von New-Dork nach Bremen statt finden. Eine großartige Beiheiligung steht sicher in Aussicht. Für un« Deutsche in der Heimath ist e« ein erhebende« Gefühl, unsere deutschen Landsleute jenseits des Ocean« in so lebendiger patriotischer Hingebung mit uns vereint zu wissen. Locale and sächsische Rachrichte«. — Eibenstock, 4. Febr. Vorgestern Nachmittag stattete Seine Excellenz, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer, AbtheilungSdirector im Reichs-Postamt zu Berlin, in Begleitung des Herrn Postraths Rich ter au« Leipzig dem hiesigen Kaiserlichen Postamt einen Besuch ab, um von den Einrichtungen und dem Verkehr de« Amtes Kenntniß zu nehmen. — Schönheide, 4. Febr. Am vergangenen Freitag, Abends gegen 7 Uhr, ging in dem an der oberen Straße gelegenen Wohnhause des Tischlers Mädler Feuer auf. Obgleich da« Haus, da« erst vor etwa 10 Jahren neu gebaut worden ist, von Grund auf massiv war, konnte e« doch nicht gerettet werden, sondern brannte bi« auf die Umfassungs mauern nieder. E« war von fünf Familien bewohnt, von denen nur zwei versichert halten. Die Entsteh ung de« Feuers ist unbekannt. Von auswärtigen Feuerwehren war die au« Neuheide zuerst am Platze und hat sich daher den von der Brandversicherung ausgesetzten Preis erworben. — In der Nacht nach