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18SS Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Be ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redaktenr: E. Hannebohn in Eibenstock. zg. Sonnabend, den 5. März Amts- und Anzeigeblatt für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Zlmgebung. Auf Folium 16 des Handelsregisters für die Stadt ist heute eingetragen worden, daß Herr Osri ^srclinsnü LoNfrisck llürü'kl aus der Firma O. vürKvI l8ül»»« in Eibenstock durch den Tod auSgcschieden ist. Eibenstock, am 27. Februar 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Auf Folium 178 deS Handelsregisters für den Landbezirk, die Firma di-ückei- in Oberstützengrün betreffend, ist heute eingetragen worden, daß die offene Handelsgesellschaft aufgelöst worden und Herr Lari Paul itVöiltsusr aus der Firma ausgeschieden ist. Eibenstock, am 4. März 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Auf Folium bü des Handelsregisters für die Stadt ist heute eingetragen worden, daß die Firma I»«tLaI<il in Eibenstock erloschen ist. Eibenstock, am 4. März l892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Ausländische Werthe. Das Schuldenmachen der Staaten hat eben so bedenkliche Seilen, wie das der Privatpersonen. Seinen Grund hat es hier wie dort häufig in dem Bestreben, über die gegebenen Verhältnisse hinaus zu „leben". Was bei der Privatperson die Groß mannssucht ist, das ist bei den Staaten die Groß- machkssucht; beide treten meistens da auf, wo sie am wenigsten am Platze sind. Argentinien, Portugal, Griechenland und neuer dings Serbien haben zu viel Gold geschluckt und leiden nun an der Papierkrankheit; eigentlich nicht sie selber, sondern ihre gutherzigen Gläubiger, die mit ihren bunten Papieren zu Hause sitzen und des Hexenmeisters Wort vergessen haben, das ans diesen Papieren wieder Gold machen kann. Das kleine Publikum insbesondere, das über wenige Hundert oder Tausend Mark verfügt und dasselbe der Heckanstalt Börse übergiebt oder über gab, hat die Erfahrung erneuern müssen, daß es nur zwei Arten von Wertpapieren giebt: hochver zinsliche, gleich faule, und niedrige Zinsen bringende oder gute. Die hochverzinslichen sind die „exotischen Werthe"; man giebt bei ihnen sein schönes Gelb weit weg in'S Ausland, bekommt vielleicht auch ein oder zwei Jahre den Coupon bezahlt, dann aber werden die Papiere oft „nothleidend" und besonders kundige Thebaner kaufen sie einem dann glücklichsten Falls mit einem starken Verlust ab. Die herrlichen Prospekte, mit denen die Emis sionen aufgelegt werden, sind eine kaufmännische Reklame so gut wie jede andere. Die emiltirenden Bankhäuser haben wohl eine gewisse moralische Verantwortung für diejenigen Papiere, die sie auf den Markt werfen, aber irgendwelche Garantie zu leisten sind sie nicht verpflichtet und leisten sie auch nicht; die Banken wollen verdienen und preisen dar um ihre Maaren ebenso gut an, wie der Schnorrer, der mit Band oder alten Hosen handelt. So mancher kleine Mann sagt sich: ich möchte cS auf einen Versuch ankommen lassen. Das ist aber ein gefährliches Lottericspiel, bei dem gar zu häufig die ganze bürgerliche Existenz als Einsatz her halten muß. Die Aussicht, hinuntergehende Papiere an der Börse wieder los zu werden, ist keineswegs immer sicher. Es ist also nicht stets mit einem kleinen oder größeren Verlust abgethan, sondern häufig ge nug geht der ganze Einsatz verloren. So waren beispielsweise sämmtliche serbischen Papiere auf dem Kurszettel der Berliner Börse vom vorletzten Mittwoch mit dem ominösen Gedankenstrich versehen. Das betreffende Bankhaus, daS früher die Emissionen der betreffenden Papiere bewirkt hatte, und doch Bescheid wissen mußte, erklärte einfach, von serbischen Papieren einstweilen nichts aufnehmen zu wollen. Den spanischen Werthen droht gleichfalls ein Krach. Die Unterbrechung der spanischen Handels beziehungen zu Frankreich kann da« arme Land nicht lange ertragen; die Großmachtssucht, die gern eine große Kriegsflotte haben möchte, kostet Geld — ein Artikel, den Spanien bisher zwar immer auf dem Anleihewege besorgt hat, aber den zukünftig auf gleichem Wege zu besorgen, ihm sehr schwer fallen dürfte. DaS Bibelwort „Bleibe im Lande und nähre dich redlich" sollte auch auf das Spargeld der minder Bemittelten angewendet werden; im Lande kommt es der Allgemeinheit zu gute, hier wirbt eS und giebt Anlaß zu Unternehmungen, die fleißige Hände beschäftigen und unter wackerer Leitung auch ihren Zins abwerfen. Hier kann es gemeinnützige, gut fundirte Gesellschaften unterstützen und damit sein bescheiden Theil zur sozialreformatorischen Wirksam keit beitragen. Wer sein Geld im Lande läßt, der hat jederzeit eine gewisse Kontrole über die Verwendung; die Gesetze stehen ihm zur Seite und sorgen nach Mög lichkeit für den Schutz. Wer dagegen sein Geld in exotische Werthe steckt, der begiebt sich der Kontrole darüber gänzlich. Jetzt soll eine Schutzgesellschaft für die im Auslande steckenden deutschen Kapitalien gegründet werden; davon hat aber naturgemäß nur das Großkapital Vorkheil, den Kleinen beißen nach wie vor die Hunde. ES ist eine traurige Thatsache, daß das Ausland auf die „Gutmüthigkeit" der Deutschen spekulirt. Es ist ferner sehr bedauerlich, daß die Sucht, schnell reich zu werden, auch Kreise angcsteckt hat, die früher den Strumpf als die sicherste Kapitalsanlage be trachteten. Trübe Erfabrungen haben in dieser Be ziehung leider wenig Belehrung gebracht und des halb möge das Vorstehende zur Beherzigung bienen denen, die es angeht. Hagesgcschichle. — Berlin, 3. März. Die Ruhe, welche nach den Straßenkrawallen seit Sonntag eingetretcn ist, scheint, wie die „B. 4k. N." schreiben, nur der Vorbote eines neuen Sturmes zu sein. Liegen doch, wie man uns mittheilt, seit gestern der Polizei die untrüglichsten Zeichen vor, daß ein größerer Putsch in der Vorbereitung begriffen ist. Am Dienstag Abend ist ein Arbeiter verhaftet worden, der sich dadurch bemerkbar gemacht hatte, daß er eine rothe Fahne bei sich trug. Bei seiner Vernehmung hüllte er sich zuerst bezüglich seiner Zugehörigkeit zu einer politischen Partei in Schweigen und verweigerte auch über den Zweck der mitgefübrten Fahne jede genauere Auskunft. Nach längerem und eindringlichem Verhör ist eS jedoch gelungen, dem Festgenommenen äußerst wichtige Zugeständnisse zu entlocken. Er giebt an, daß eine große Menge rother Fahnen in den letzten Tagen schon angefertigt seien und noch weiter her gestellt würden. Dieselben sollten dazu dienen, um bei der nächsten Gelegenheit auf offener Straße Ver wendung zu finden. Gleichzeitig ist der Behörde die Ermittelung eines anderen Arbeiters gelungen, welcher in einem Geschäfte der Rosenstraße eine nicht un bedeutende Menge rothen Zeuges gekauft hat. Auch diese« ist dazu bestimmt, um in Form von Zeichen bei einer beabsichtigten Revolte vorangetragen zu werden. Auf Grund dieser Wahrnehmungen werden die umfangreichsten polizeilichen Vorbereitungen ge troffen, sodaß man in der Lage ist, den Ausbruch neuer Unruhen gleich im Keime zu ersticken. Ferner hin erfahren wir, daß der achtzehnte März zu einer Kundgebung auSersehen ist, und e« gewinnt den An schein, als ob die Fahnen an diesem Tage Verwend ung finden sollten. Ein bestimmter Plan ist jedoch noch nicht bekannt geworden. Soviel aber verlautet, daß der Friedhof der Märzgefallenen aus dem Jahre 1848 wahrscheinlich den Ausgangspunkt von Unruhen bilden wird. Während in den letzten Jahren die Besucher jenes stillen OrteS den polizeilichen An ordnungen, in steter Bewegung zu bleiben und nicht festen Fuß zu fassen, unbedingt Folge leisteten und ohne jedes Aufsehen ihre Kränze dem Andenken der Todten widmeten, soll man mit der Absicht umgehen, in diesem Jahre an den Gräbern den Gedenktag auffälliger hervorzuheben. Hierbei scheint es dazu kommen zu sollen, durch einen einzigen WiderstandS- fall gegen die Polizei eine umfangreiche Bewegung hervorzurufen. Andererseits erfahren wir auch, daß sich unter den verständigen Arbeitern viele abmahnende Stimmen befinden, und wir wollen hoffen, daß diese die Oberhand behalten werden. — Im Anschluß an die Thatsache, daß die letzte Kaiserrede viel tadelnde Aeußerungen in der Presse hervorgerufen hat, richtete die „National-Ztg." an den Reichskanzler und die Minister die Mahnung, sich über die Urtheile der ausländischen Presse über die letzte Kaiserrede vollständig zu unterrichten und daraus weiter die Verpflichtung zu entnehmen, dem Kaiser darüber zu berichten. Herauf erwidert eine Berliner Korrespondenz des „Hamb. Korr.", der Rath sei in jeder Beziehung übel angebracht. Es treffe weder die Annahme zu, daß der Kaiser über die Ur theile der Presse nicht genügend unterrichtet sei, noch auch die andere, daß abfällige oder feindselige Urtheile des Auslandes einen besonderen Eindruck auf ihn machen könnlen. „Was namentlich den ersteren Punkt betrifft, so hat der Kaiser schon alsbald nach dem Antritt seiner Regierung befohlen, daß ihm in den regelmäßigen Zeitungsberichten und Blälterausschnittcu nicht bloS wohlwollendere Urtheile vorgelegt, sondern auch kritische und mißgünstige Aeußerungen der öffent lichen Meinung über sein persönliches Thun und die Maßnahmen seiner Regierung nicht vorenthalten werden sollen. Es liegt kein Grund vor, zu glauben, daß . hiervon im Falle der Rede auf dem brandenburg ischen Ständemahle abgegangen worden sei." — Wichtige Beschlüsse oder doch Anregungen sind, wie es heißt, in der letzten Sitzung des preuß. Staatsministeriums erörtert worden. Der Mo narch selbst hat diese Fragen zur Sprache gebracht, nachdem er längere Zeit mit dem Grafen Caprivi konserirt hatte. Die Beschlüsse beziehen sich haupt sächlich auf die Abhilfe der überhandnehmenden Arbeitslosigkeit, und eine der Folgen dieser kaiserlichen Anregungen war der Hinweis des Reichs kanzlers aus die gefährdete Lage des „Vulkans" bei der Verhandlung über Schiffsbauten im Reichstage. — Von freisinniger Seite ist im Reichstage der Antrag eingebracht, der Reichskanzler möge veran lassen, daß bei dem gegenwärtigen friedlichen Einver nehmen mit den auswärtigen Mächten Verhandlungen eingeleitet werden, die zum Zweck haben, durch Ueber- cinkunft von Staat zu Staat die Freiheit deS Privat- eigenthums zur See in Kriegszeiten zu einem vertragsmäßig anerkannten Grundsatz des Völkerrechts zu erheben. — Spanien. In Barcelona ist angeblich eine Verschwörung von Anarchisten entdeckt worden, die beabsichtigt habe, ein Konsulatsgebäude in die Luft zu sprengen. Nach einer weiteren Meldung wäre es das deutsche General-Konsulat, dem das Attentat zugedacht war. Eine Aufklärung der Motive, welche die Anarchisten gerade zu einem gegen Deutschland gerichteten Anschläge bewogen Haden sollten, fehlt noch. ES sind vier Verhaftungen vor genommen und zahlreiche Schriftstücke mit Beschlag belegt worden.