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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190410156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19041015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19041015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-15
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Monat
1904-10
-
Jahr
1904
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Reuterschen Bureau«.) General O k u erbeutete noch 2b Ge schütze. Die letzten Berichte melden fortgesetzt japanische Erfolge. — Ueber die Lage in Port Arthur wird heute gemeldet: Petersburg, 13. Oktober. Ein Telegramm de« General adjutanten Stössel vom b. d. M. an den Kaiser meldet: Am l. Oktober begannen die Japaner, nachdem sie die Zahl der Ge schütze gegen die Nordsront vermehrt und da« Feuer in dieser Richtung verstärkt hatten, nacht« sich der Nordostfront der Festung zu nähern, sie wurden aber durch Salven der Abteilung de« Oberstleutnant« Gandurin ausgehalten. Aus dem russischen rechten Flügel machten die Japaner einen Angriff vom Siapuschanbcrge auf den Signalberg, welcher hart am Meere liegt und besetzten ihn, nachdem sie die Freiwilligen zurückgcdrängt hatten. Am folgen den Morgen aber beschoß die Festung«artillerie diesen Berg, und 3 Kompagnien, welche hieraus zum Angriff vorgeschoben wurden, vertrieben vte Japaner und besetzten den Signalberg. Die Japaner machen ausgedehnten Gebrauch von Explosivstoffen, und zwar benutzen sie diese sowohl in Säcken wie in Kiffen, welche mit Bicksordscher Zündschnur versehen sind, die sie anzünden, und dann wersen sie die Gegenstände wie Handgranaten. Unsere Garnison nimmt auch zu solchen Mitteln ihre Zuflucht, und mit Erfolg. Der unermüdliche General Kondratenko findet immer neue Mittel zur Vernichtung de« Feinde«. Die Truppen fahren fort, sich heidenmäßig zu verhalten. Die Verwundeten drängen danach, wieder in die Front zurückzukehren. Die Führung der Truppen ist heldenhaft. Petersburg, 13. Oktober. Wie Gencraladjutant Stössel dem Kaiser unter dem 7. d. M. meldet, haben die Japaner, um die innere Festung zu beschießen, neue Batterien errichtet, darunter eine mit elfzölligen Mörsern. Die Beschießung wird täglich heftiger. Am 7. Oktober erhielt der Feind Verstärkung von mehreren Kolonnen Da« Wetter ist kalt geworden. Die Stimmung der Truppen ist ausgezeichnet, alle, vom Befehlshaber bi« zum letzten Gemeinen, drängen sich zum Kampfe. Tokio, 13. Oktober. Nach einem drei Tage lang unauf hörlich andauernden Bombardement von der Landseitc steht jetzt der größere Teil von Port Arthur in Flammen. Zahlreiche Russen zeigten bereit» die weiße Flagge und ergaben sich. Die Japaner sollen zwei weitere Verteidigungswerke erobert haben. (?) — Die Baltische Flotte, da« »Zweite Geschwader de« Stillen Ozean«", hat am 11. d. Mt«. Reval mit Kur« auf Libau verlassen und damit — wie c» wenigsten« den Anschein hat — allen Ernstes die weite Reise nach den Ostküsten Asien« angetreten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Oktober. Da» am Mittwoch von Herrn Stadtmusikdirektor Hönicke veranstaltete Konzert a in Strauß erfreute sich trotz de« ungünstigen Wetter« leb haften Besuch«. Da« Publikum war von dem Gebotenen sichtlich befriedigt, denn e« spendete nach jeder Nummer reichlich Beifall. Die leichiverständliche heitere Musik hat durch diese Darbietung gewiß manch neuen Freund gesunden und dürfte Herr Hönicke damit auch in Zukunft Interesse erwecken. — Für da« beginnende Winterhalbjahr gedenkt der Herr Stadtmusikdirektor nächsten« zu einer Anzahl Abonnementskonzerte einzuladcn. Wünschen wir, daß die Beteiligung daran eine recht rege sei. Die Dar bietungen werden sicher befriedigen. — Eibenstock, 14. Oktober. Am 12. ds«. Mt«. sand bei dem hiesigen König!. Schöffengericht Hauptverhandlung gegen den Handarbeiter Schürer wegen de» s. Zt. gemeldeten Diebstahl« von Cigarren in Carlrfeld und «egen geleisteten Widerstand» bei seiner Verhaftung statt. Der Angeklagte wurde zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt. — Schönheide. In der Nacht zum 11. d. sind von ruchloser Hand 3 große Hackstöcke aus da« Bahnglei« der Eisenbahnlinie Carlsscld-Wilkau in Obeischönheide, oberhalb des Bahnhofes Schönheide bei Station Nr. 2öl geworfen worden. Dieselben wurden am ll. d. M. von dem Bahnwärter Unger gesunden und rechtzeitig beseitigt. Die Stöcke halten ein Gewicht von je 120 bi» 150 Pfund. Lediglich dem Umstand, daß auf gen. Strecke von abend» 9 Uhr bi« morgen» '/,8 Uhr Züge nicht verkehren, ist e« zuzuschreiben, daß kein Unglück entstanden ist. Von den Tätern fehlt bi« jetzt jede Spur. — Dresden, 12. Oktober. Se. Majestät der König gedenkt in einigen Wochen von Schloß Pillnitz nach der jetzt noch von der Familie Sr. König!. Hoheit de« Kronprinzen bewohnten Königlichen Villa in Wachwitz überzusiedeln und daselbst für den Winter Quartier zu nehmen. Die Königliche Villa in Wachwitz ist für die winterliche Jahreszeit wohnlicher al« Schloß Pillnitz eingerichtet, liegt sehr geschützt und bietet Sr. Majestät die Mög lichkeit, von einer bequemen Parterrewohnung au« leicht in« Freie zu gelangen. — Dresden, 13. Oktober. Während da« Befinden Sr. Majestät de« König« in den ersten Tagen der Woche ein im allgemeinen befriedigendes war, traten in der 'Nacht von Dien«tag zu Mittwoch wieder heftige Anfälle von Atemnot und Beklemmung ein. Sie wiederholten sich auch im Laufe Le» gestrigen Tage« sowie in der letztvergangenen Nacht und dauern noch immer mit kurzen Unterbrechungen fort. Der Kräftezustand und die 'Nahrungsaufnahme lassen viel zu wünichen übrig. — Gestern gegen Abend empfing Se. Majestät den Besuch Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola, welche nach beendetem Herbstausenthalt von Sibhllenort nach hier zurückgekehrt ist. — Zwickau, 11. Oktober. Straskammer III. Der 20 Jahre alte, bisher beim Eisenbahnbau in Eibenstock be schäftigte Handarbeiter W. A. St. von dort, beging die Leicht sinnigkeit und fälschte einen Lohnzcttcl, um nicht merken zu lassen, daß er bereit« einen Vorschuß von b Mk. gewährt erhalten hatte. Ueber ihn verhängte man unter Annahme mildernder Umstände eine Gefängnisstrafe von 3 Wochen. — Annabe rg. Am hiesigen Lehrerseminar hospitiert zur Zeit ein bulgarischer VolkSschullehrer, um sich dem Studium de« deutschen Bolksschulwesen» zu widmen und sich mit der an den deutschen Seminaren herrschenden pädagogischen Theorie und Praxi« vertraut zu machen. Sein Busenthalt ist vorläufig auf sechs Monate berechnet. In diesem Jahre sind vom bulgarischen Ministerium vier junge Leute zum Studium de« deutschen Bolk«- schulwesen« an sächsische Seminare abgeordnet worden. — Schneeberg, 13. Oktober. Wie bekannt, sind in der Nähe de« hiesigen Bahnhose« die Nachbarftävte Schneeberg und Neustädte! so eng zusammengebaut, daß nur ein Kundiger weiß, wo der eine Stadtbezirk beginnt und der andere aushört. So gehören 8 Häuser von Schneeberg, da« sog. Rat«gebiet, in kirch licher und schulischer Beziehung zu Neustädte!. Da sich aber au« dieser Zwilterstlllung in den letzten Jahren Unannehmlich keiten ergeben haben, so strebtn die Bewohner der betreffenden Häuser eine gänzliche Lösung von Ncustädtel an, um in allen Beziehungen zu Schne«berg zu gehören. Die bisher zwischen den beiden Städten in dieser Angelegenheit gepflogenen Verhand lungen haben zu einem Endergebnis noch nicht geführt. Deshalb fand gestern unter Vorsitz de» Herrn Geh. Regierungsrate» IN . Ayrer von der Kreishauptmannschaft Zwickau eine Zusammen kunft der Stadlvertrelungen und der beteiligten Hausbesitzer statt, um einen Ausgleich herbeizusühren. Die diesbez. Verhandlungen sind zunächst resultatlo« geblieben. — Kirchberg. Wie au» Hartmannsdorf mitgcteilt wird, hat Se. Majestät der König geruht, dem mit dem I. No vember in Ruhestand tretenden Herrn Oberförster Rouanet den Titel und Rang eine» Forstmeister» zu verleihen. — Falkenstein, 12. Oktober. Der Bretschneider Fried, r I ch wurde gestern gegen abend beim Auflegen de« Riemen» auf die Transmission in der Breischneiderei de« Baumeister« Kaiser von den Riemen wahrscheinlich ersaßt und so schwer an der Brust gequetscht, daß sein Tod aus der Stelle cintral. — Falkenstein. In der Industrie der Schiffchen stickerei wird noch immer geklagt und zwar über niedrige Arbeitslöhne. Belangreiche Aufträge gehen nach wie vor ein, jedoch zu so niedrigen Löhnen, daß bei der jetzigen Höhe der Garnpreisc von einem Verdienst keine Rede sein kann. Die Wochcnlöhne für die Hilfsarbeiter, die vor Jahresfrist gekürzt wurden, haben noch keine Aufbesserung erfahren können. — Einen Weihnacht-gruß für unsere braven .Südwestafrikaner" regt die .Nordd. Allg. Ztg." an; sie schreibt: »Im Jahre 1870, al« die Weihnachtszeit heranrücktc, rührten sich alle Hände, um den Truppen, die vor dem Feinde standen, einen Gruß au« der Heimat in Form von Liebesgaben zu senden. Heute stehen auch viele von unseren braven Truppen im Felde, Kampf und Gefahren umgeben sic, Anstrengungen und Entbehrungen tragen sie mit freudigem Soldatenmut, und viele von ihnen haben bereit« ihre Treue mit dem Tode besiegelt. Al« Freiwillige sind sic auSgezogcn, um für Deutschlands Ehre zu kämpfen und deutsche Brüder zu schützen. Fern, weltenfern von der Heimat werden sie das Weihnacht-fest feiern, und wer da begreift, was in solchen Augenblicken ein Gruß au« der Heimat ist, der wird freudig dazu beitragen wollen, damit da« feste Band, da« die kämpfenden Söhne Deutschland« mit ihrem Mutterlande verbindet, durch einen Weihnacht-gruß zum Ausdruck komme. In verschiedenen Garnisonen beabsichtigen die- Unteroffiziere, durch Aufführungen die nöligen Mittel zu gewinnen, um zum Feste den Kameraden als Zeichen treuen Gedenken« einen Liebesgruß hinübersenden zu können. Bilder, auf Afrika bezüglich, mit be gleitendem Text sollen dabei gestellt und dazu Lieder gesungen werden, die jetzt an unsere Truppen nach Afrika hinübergchen. E« sind da« Lieder nach allbekannten Melodien, die jedem Soldaten vertraut sind, mit Worten, die für die Verhältnisse in Afrika passen. Gleicherweise wird auch in Aussicht genommen, ein kleine« Theaterstück .In Afrika" zu spielen. Wie sich nun so Kameraden zusammengeschlossen haben, um über da« Weltmeer den Kämpsenden zuzurufen: „Wir gedenken Euer; wir sind Euch im Geiste doppelt nah in der Feftzeit!", so finden sich auch viel leicht noch andere Herzen, die den Wunsch haben, sich diesem Festgruße an unsere Truppen, diesem Zeichen treuen Gedenken« anzuschließen. Da» Oberkommando der Schutztruppcn würde gewiß die Besorgung und Beförderung der Liebergaben über nehmen." — Wir schließen un« diesen Ausführungen von Herzen an. Unsere Südwestafrikaner haben e« wahrhaftig verdient, daß die Heimat ihrer im Hinblick auf den nahenden Weihnachtsabend gedenkt! 1. Ziehung 5. Klaffe 148. König!. Sachs. Landes-Lotterie gezogen den 12. Oktober 1904. 8000 Mart aus Rr. 7873 4047» «1441 5«499. 3000 Mart aus Nr. 47S7 7383 7882 IMS» 14329 I84I0 SI704 22881 28808 438II «8941 7I82I 7718g 78808 88187 9VI8I 9I4I8 SI59I 94SSS. 2000 Mark auf Nr. 1808 4890 8304 «83S 12988 I378S I898I 18883 18920 23108 27780 34939 38888 40S47 48924 48989 47087 49442 83901 88180 89729 90434 98814. Ivov Mark aus Rr. 1930 2124 2782 3808 3706 8409 8928 18717 18794 17793 20288 22818 S389I 24183 28341 28812 2702» 27880 28028 31094 32082 32982 33083 38038 38283 38871 37079 39848 39748 39888 40I2I 40809 »1807 41747 41923 43893 48873 4883» 48890 49180 82883 88888 87378 88708 88998 88888 88443 88808 78380 78889 81487 83348 88204 87237 87320 »3884 »4»2I »8003 »87SS »8983 98248 98408 »8418 800 Mark aus Nr. 2880 3987 82»0 8188 9800 12342 13289 14804 I8I87 18877 28418 2»000 32231 31301 3432» 38001 37283 40427 44788 47270 80482 84087 84980 88878 8733» 87871 87888 88838 80288 80848 8I8I8 83S88 88008 89882 72878 73128 78279 78348 77749 78828 79I3I 80802 81007 8102» 83078 87888 87803 »2089 82323 »4849 98887 88880 »8770 87233 »8888. Eingesandt. Das am Sonntag, den 9. Oktober, vom hiesigen Sparverein im „Feld- schlößchen" veranstaltete Vergnügen, bestehend aus Konzert, Theater und Ball, hatte sich eines außerordentlich starken Besuches zu erfreuen. Der niedrige Eintrittspreis mag wohl der Hauptgrund dieses starken Andranges gewesen sein. Aber wie erstaunten die Erschienenen bei Einsicht des Programmes. SelbigeS versprach wider Erwarten einen großartigen Abend, aber nicht nur versprochen, sondern auch gehalten hat es sein Versprechen, wurde doch das sättige Theaterstück „Aus Herzeleid zur Siegesfreud", patriotische- Schau- spiel aus der Zeit deS großen Krieges 1870—71 mit einer Vollendung wiedergegeben, welche man nicht erwartet hatte. ES war eine Lust mit anzusehen, wie ein jeder Darsteller in seiner Rolle aufging. Reicher Beifall lohnte denn auch die Darsteller nach jedem Akte für ihre vorzüglichen Leist ungen und gratulieren wir den Mitwirkenden für diesen ihren Erfolg. Auch der neue Herr Musikdirektor verstand es, die Anwesenden mit keinem Konzert zu fesseln, so daß man den Abend als hochinteressant bezeichnen kann. Nun, wir gönnen der Verwaltung deS Sparvereins das Gelungensein diese- Abends, hat sie eS doch verstanden, trotz des geringen Eintrittspreises von 30 Pf^. pro Kopf, den Mitgliedern nach jeder Hinsicht einige genußreiche Stunden zu bieten. Indem wir nochmals der Verwaltung sowie sämtlichen Mitwirken den unsern Dank aussprechen, möchten wir uns die Bitte eines baldigen Wildersehen« erlaubt». Mitglieder de» Sparverein» Eibenstock. Z)er Kegeryans. Eine Erzählung au» dem Erzgebirge von Alexis Kolb. <3. Fortsetzung.) Verdrießlich blickte er umher, denn hier konnte er nur schwer mehr ein Plätzchen finden. Alle« war überfüllt; nicht einmal ein leerer Nagel, an welchem er hätte sein Hütlcin aushängen können, war zu ent decken; an allen Nägeln hingen bereit« drei oder gar vier über einander gestülpte Hüte und Mützen. Da fiel sein Blick auf die obere Fläche de« Blasebalgen». Da die Orgel noch nicht gespielt wurde, jo war auch der Balgen ganz glatt zusammengesallen, und ter Hegcrhan« legte ahnungs los sein Hütlein daraus. Dann schlug er andächtig ein Kreuz und begann sich mit den Ellbogen einen Weg bi« zur Brüstung zu bahnen. Eine Weile war er bemüht, andächtig mitzubelen, aber gar bald zog ihn sein lebhafter Gedankengang von den frommen Hebungen ab. Stall zu beten, kritisierte und beobachtete er die Kirchenbeiucher unten im Schiffe. Gerade unter ihm saßen die ältiren Männer und Greise. Einer von den letzteren, ein Mann mit einer mächtigen Glatze, schien den Hegerhan« besonder« zu interessieren. Dieser Mann war der alte JoSl, ein durchtriebener Winkelschrciber und herzloser Wucherer, der schon manchen armen Teufel um sein Hau« gebracht — sich selbst aber zu einem schönen Gütchen geholfen hatte. Nun saß der weißhaarige Heuchler da unten, schlug ein um da« andere Mal zerknirscht an die Brust und betet« Seite für Seite au« dem Gebetbuche. Wahrscheinlich wollte er sich noch rasch vor Torschluß bei dem lieben Herrgott wieder einschleichen. Und wie der Hegerhan« so über den Lebenswandel de« alten Sünder« nachdachle und er sich erinnerte, wie viele arme, brave Gebirgler derselbe schon in« Unglück und Elend gestürzt hatte, da wandelte ihn plötzlich ein gar törichte« Verlangen an. Und da« zuckte und prickelte und kitzelte ihn in allen Nerven. E« war unmöglich, der Versuchung zu widerstehen, verlockend glänzte der Schädel, und da war der Streich auch schon au«- gesührt: der Hegerhan« hatte dem Winkelschreiber aus die Glatze gespuckt. Der Alte zuckte erschrocken empor; mit grimmiger Miene und zornerfüllten Blicken suchte er den gotte-lästerlichen Störer seiner Andacht. Aber der stand harmlos lächelnd oben auf dem Chore und betrachtete mit großer Aufmerksamkeit die blanken Pfeifen der Orgel. Sv verging ein Teil de« Hochamte«, aber da« Ende der heiligen Handlung war noch immer nicht abzusehen, und da fing der Hegerhan« an, sich zu langweilen. Er hatte sich jetzt neben da« Fenster gedrängt und durch diese« sandte er gar sehnsüchtige Blicke hinüber zum „Blauen Stern", denn diese« Gasthaus lag dicht neben der Kirche. Der Priester stimmte jetzt da« „Pater noster" an. Zerstreut hörte der Hegerhan« zu. „Lt ne nos inlluca» in tentationem" tönte e« feierlich vom Altäre heraus, und gleichzeitig erscholl ein dumpfer Schlag vom „Stern" herüber. Dieser Ton war dem Hegerhan« gar wohl bekannt, und über seine Züge zog ein verklärte« Lächeln; länger konnte er seine Ungeduld nicht bezähmen. Aalgleich schlüpfte er durch die Reihen der Andächtigen und drängte sich an seine Kameraden heran, die er an den Röcken zupfte. „Der Stcrnwirt hat angezapft!" raunte er einem jeden geheimnisvoll zu, und die Freunde nahmen diese Nachricht mit behaglichem Schmunzeln zur Kenntnis, nickten dem Versucher verständnisinnig zu und begannen sich dann langsam und vor sichtig, ohne viel Aussehen zu verursachen, au« der Menge zu verlieren. Die« gelang auch allen so ziemlich; nur beim Hegerhan« lies der Rückzug nicht ganz so glatt ab. Denn, al» er sich aus seinen Hut besann, und denselben eilend« vom Balgen herabnehmen wollte, da hätte er mögen vor Schrecken fast umfallen. Kaum mehr erblicken konnte er da« Hüllein, so hoch, beinahe an der Decke oben, saß c» aus dem gefüllten Balgen. Aus diese» Mißgeschick war der Hegerhan« nicht gefaßt. Mit kläglicher Miene, ratlos und Hilfe suchend blickte er um sich. Anfang« hoffte er, daß sich der Balgen doch wieder herab senken müsse, und e« hatte auch einige Male den Anschein, al» wenn er niedergehen wolle, aber der boshafte Rollnaz, der halb taube Balgentreter ließ es nicht dazu kommen. Gar kraftvoll stampfte er dann immer auf da« morsch« Pedal und der Balgen schnellte in die Höhe, daß die Federn auf dem Hule lustig hin- und herwackelten. Die ZorneSrötc stieg dem HegerhanS in« Gesicht; ent schlossen trat er an den Rollnaz heran und faßte ihn beim Arme. Erstaunt drehte sich der Alte um; al» er den Hegerhan« erblickte, grinste er ihm freundlich zu, und um zu zeigen, wie meisterhaft er sein Amt versah, trat er den Balgen, daß er zu platzen drohte. Nun wurde c« dem Hegerhan« denn doch schon zu bunt, er ergriff den sich sträubenden Alten und versuchte, ihn vom Pedale herabzuziehen. Beinahe hätte der verdutzte Balgentreter bei dem unerwarteten Angriffe da« Gleichgewicht verloren und wäre herabgefallen. Jetzt geriet aber auch er in Wut. Eine Ver wünschung aus den Lippen, versetzte er dem Hegerhan« einen Stoß mit dem Fuße. Diese tätliche Beleidigung raubte dem Hegerhan« alle Ueber- legung. Ohne daran zu denken, an welch heiligem Orte er sich befand, ergriff er den Balgentreter und mit den Worten „Da ist dein Untergang!" warf er ihn vom Tritlbalken herab. Bisher hatte sich der Vorgang in aller Stille abgespielt, niemand noch war auf den Streit der beiden Männer aufmerk sam geworden. Nun aber rief der Balgentreter um Hilfe — und von allen Seiten eilten die Andächtigen auf ihn zu. Die einen halfen ihm wieder auf die Beine, die anderen bestürmten ihn mit Fragen. Brummend verstummte die Orgel, da sie nicht weiter mit Lust gespeist wurde; die Schar der Sänger, die schon lange nicht mehr recht im Takte war, kam nun vollend« heraus und schwieg; auch die Musiker setzten einer nach dem anderen da« Instrument ab, bi« auf den Primgeiger. Der strich noch eine Weile wacker fort, dann aber wurde auch ihm unheimlich zu Mute und er brach da« Spiel ab. Die allgemeine Verwirrung hatte der Hegerhan« benützt, um seinen Hut von dem nunmehr herabgejunkenen Balgen zu nehmen und hastig die Treppe hinabzueilen. Er hielt in seinem fluchtähnlichen Laus auch nicht inne, bi« ihn die gastliche Flur de« „Blauen Stern" ausgenommen hatte. Erhitzt und atemlo« betrat er da« Schankzimmer, wo er den erstaunten Kameraden sein böse« Abenteuer mit dem Balgen treter erzählte. „Den Rollnaz schlag' ich tot, wie ich nur einmal ein bi«l Zeit hab'." Mit dieser frommen Beteuerung schloß er seinen Bericht, und da die Zuhörer hellauf zu lachen begannen, so trank er au- lauter Galle va» Gla« Bier, welche» der Wirt soeben vor ihn hin gestellt hatte, auf einen einzigen Zug leer. Dieser Mcisterzug war da« Signal zu einer mächtigen Trinkerei — und diese« Fach verstanden die alten Grünröckc. Ihnen allen zuvor aber tat e» der Hegerhan«, und nach jedem frischen Glase hellten sich seine verdrossenen Züge mehr und mehr auf. Schließlich erzählte er auch schon wieder seine drolligen Jagdgeschichtcn und über sprudelte von lustigen Einfällen und Witzen. E» war schon ziemlich spät am Nachmittage, al« die bezechten Alten e« endlich über« Herz brachten, den „Blauen Stern" zu verlassen und heimzukehren. So lange sich die kleine Gruppe noch innerhalb der Stadt befand, benahm sie sich noch so ziemlich ruhig, und ein jeder bemühte sich, aufrecht und ohne zu wanken gcradeau« dahin zuschreiten. Nachdem sie aber die letzten Taffen von Galdenhöhe hinter sich hatten, so ließen sie sich gehen, wie e« ihnen paßte. Die einen nach recht«, die anderen nach link«. Der eine eilte un sicheren Schritte» Vorau», der andere blieb wieder zurück, um seine 4 stritten daß eil Augenl U D Soldat festung plötzlich Staate gramm und eil gesetzter rot unt nacht, kann, , getraut Jahre, den Vo währen war, da gelaust de la P sie gesel ihr schl angebot ihr zu. Die He Fahri i mahl. Frauchc sich alle sehen, barem ( Orangci der nack Polizei!, man ihr lich, da mäßigen was ma sein leer zu lassen am Harz am Har der Wel> der „gut, ist. Vor der Gen N.S12S er I r Vsltl l)r. Ni 2s.kr «m «»I e»l«icht«r Renommä sich oergri bürgen sür welche ächl
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