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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190408047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040804
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-08
- Tag 1904-08-04
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Monat
1904-08
-
Jahr
1904
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überhaupt die Enthaltsamkeit nicht so selten, wie man gewöhnlich glaubt. E» herrschte allgemein eine eigentliche Mäßigkeit in de» Worte« bester Bedeutung, d. h. nur wenig« genossen regelmäßig berauschend« Getränke, und Trunkenheitlfälle waren äußerst selten. Sehr übel berüchtigt war der Besuch öffentlicher Wirtschaften oder Kneipen; dort zu speisen, erschien sogar -l» anstößig. Ein Mit glied de« Areopag« in Athen, da« sich eine» solchen vergehen« schuldig gemacht hatte, soll nur de«halb au« dem hohen Kollegium au«gestoßen worden sein. Der Alkoholgenuß war auf da« Privat leben beschränkt, und schon dadurch wurde ihm eine wohltuende Grenze gezogen, Im allgemeinen gebührt der Antike da« Lob, in der Berauschung vor allem da« unschöne Moment empfunden und dementsprechend da« Trinken und besten Folgen beurteilt zu haben. — »Da« nächste praktische Ziel der Abstinenz-Bewegung' bildete da« Thema eine« von vr. zur. Hermann M. Popert, Landrichter« in Hamburg, gehaltenen Vortrage«. Demselben sind folgende interessante Einzelheiten zu entnehmen: Da« Wort .Fanati-mu»', die einzige Waffe, die die Gegner überhaupt be sitzen, sei nur darauf berechnet, unklare Köpfe zu fangen und eine Begeisterung zu beschmutzen, die ansängt unbequem zu werden. Der Alkohol führt, niedrig gerechnet, jährlich etwa 180000 Deutsche vor den Strafrichter. Soweit e« sich ermitteln läßt, wirkt dabei da« Bier gefährlicher al« der Branntwein, der Wein schlimmer al» da« Bier. Sicher ist da« wenigsten« für die Ver brechen gegen die Person. Die Durchschnittszahl dieser Verbrechen für Gesamt-Deutschland, auf die Jahre 1882 bi« 1893 berechnet, ist 163 aus IM 000 Strafmündige. Im SchnapSzenlrum Brom berg beträgt diese Zahl schon 317, im Bierzenlrum München I 536, im Weinzentrum Ptrmasen« (Rheinpsalz) 604. Die Ver armung unsere« Lande« durch den Alkohol ist sehr erheblich. Der Alkohol hat z. B. da« hamburgische Armenbudget allein im Jahre 1901 um rund 1 Million Mark belastet. Wie die Volksgesund heit unter dem Alkohol leidet, zeigen folgende Zahlen: 60 Proz. der Idioten stammen von trunksüchtigen Eltern ab, 52 Proz. der Epileptiker, 46 Proz. der Verbrecher, 60 Proz. der Prostituierten, 66 Proz. der Trinker. Ist die bekannteste Erscheinung de« un mäßigen Alkoholgenusse« da« Delirium tremens, so sind die häufigsten Begleiterscheinungen de« Alkoholgenusse«, den man im täglichen Leben .mäßig' nennt, diese: Nieren - Entzündung und Nierenschrumpfung, Bierherz und Mhokarditi«, Leberkrankheiten und Wassersuckt, Adernverkalkung, Fettsucht, Gicht, Harngrie« und Diabetes. Allbekannt ist besonder« die Bollingersche Zahl: Unter 57M Leichen, die Bollinger in München seziert hat, konstatierte er 43 Prozent Todesfälle durch Bierherz. E« ist eine feststehende Tatsache, baß die Lebenserwartung der Abstinenten um 22 bi« 26 Prozent besser ist, al« diejenige der ganz Mäßigen. Schon benagt der Alkohol da« Beste, wa« wir in Deutschland besitzen, unsere Wehrfähigkeit. Dazu hier nur zwei Tatsachen: In dem Bierlantc Bayern erreichen die Herzfehler in ter Armee mehr al« die doppelte Zahl de« gleichen Leiden« im preußischen Heere. In ganz Deutschland aber wird darüber geklagt, daß bei vielen Studenten die schweren gesundheitlichen Folgen der akademischen Trinksttlcn (insbesondere Bierherz, Fettsucht und Magen-Erweiter ung) so unmittelbar auslreten, daß ihre Wehrfähigkeit schon ganz bedenklich geschwächt, wo nicht gar vernichtet wird. Der Wert de« jährlichen deutschen Alkoholverbrauch» ist aus die Summe von 3300 Millionen Mark gestiegen, also auf mehr al« da« Drei fache unserer jährlichen Ausgaben für Heer und Flotte zusammen. Irgend etwa« muß zur Abhilfe geschehen. Nutzlos ist alle«, wa« nicht die Quelle unsere« Alkoholi«mu« verschüttet. Die Quelle de« deutschen Alkoholi«mu« ist aber der deutsche Trinkzwang. Darunter ist zu verstehen die moralische Nötigung, bei allen mög lichen Gelegenheiten Alkohol zu Winken. Die Träger de« Trink- zwange« sind die »geborenen Plebejer' jede« Stande«. Dieselben Leute, die unseren sittlichen Fortschritt aus allen Gebieten hemmen. Diese kleine und geringwertige Minderheit zwingt der großen Masse ihren Willen auf. Sie erreicht da« mit der Waffe de« Spotte«, dem typischen Kampswerkzeuge der gemeinen Naturen. Derselbe deutsche Mann, dessen körperlicher Mut im Felde gegen drei Gegner nicht versagt, duckt sich nur allzu oft entsetzt vor dem Spottworte de« erbärmlichsten Gesellen. Die Macht dieser geistigen Pleb«, die den Trinkzwang erhält, muß in allen Ständen gebrochen werden. Den Kampf gegen die Träger de« Trink- zwange« führt seit ihrer Geburt-stunde offen, rücksichtslos und mit Erfolg die Abstinenz. Die Träger de« Trinkzwange« sind gemcinschädlich; denn sie und nur sie schaffen die Grundlage für den nationalen AlkoholiSmu». Sie ruinieren die Gesundheit großer Teile unsere« Volke». Da« ist da« nächste Kampse«ziel der Abstinenzbewegung: Da« ganze deutsche Volk, ob abstinent, ob nicht abstinent, muß mit un» durchdrungen werden von der Wahrheit de« Satze«: »Ehrlos der Mann, der einen anderen durch Spott zum Alkoholtrinken nötigt'. Nachdem noch zahlreiche Begrüßungsansprachen von Vertretern au« allen Gauen Deutsch land« gehalten worden waren, sand die Feier lange nach Mitter nacht ihren Abschluß. Z>er Aörsenkönig. Roman von Karl Ed. Klopse», t». Fortsetzung.) 5. Der Prachtbau de« .Excelsior-Rcstaurant«' lag in einer der schönsten und velkehr«reichslen Straßen der Residenz. Da« Etablissement war in der Gründerzeit mit einem riesigen Luxus ausgeführt und eingerichtet worden, aber schon nach Jahresfrist gründlich verkracht. Mangel an Betriebsfonds lautete die Formel, mit der die Zeitungen die Todesursache dieser .anfang« so viel versprechenden Schöpfung' bezeichneten. Die Hypothekengläubiger übernahmen in Gemeinschaft da« Gebäude, die Lieferanten trachteten von der Einrichtung zu retten, wa« möglich schien, und nur wa« niet- und nagelfest war, gab noch fürderhin ein Zeugni« von der gestürzten WirtShauSpracht. Ein Teil der Erdgeschoßräume wurde al« Bierhalle in Pacht gegeben, der andere in kleinere Geschäft»- lokale abgeteili, und die oberen Stockwerke in Mietwohnungen verwandelt. Den Zwischenstock aber, den schönsten Teil de« Ex- celsior-Restaurant«, hatte vor etlichen Wochen dieser amerikanische Krösu« Mr. Ralph Snoward übernommen, al« er, wie vom Himmel herabgeschneit, in die Residenz kam. Er hatte in der Eile keine passenderen Räume für seine Bureau« gefunden, und wa» kam e« ihm auf die paar Tausend Mark an, die er hier mehr al« ander«wo an Miete zu entrichten hatte. - Einem anderen wäre da« Schicksal de» Unternehmen«, dem diese Räume vorher gedient hatten, vielleicht eine Warnung oder unglückliche Vorbedeutung gewesen, doch der Amerikaner hatte keinen Aberglauben. Jetzt sahen die farbenprächtigen Deckengemälde mit ihren vergoldeten Stuckrahmen und dem kostbaren Schnörkelzierrat auf «in paar Dutzend Schreibtische herab, an denen emsig» Komm!« die Feder über Geschäftsbücher und Papiere schnarren ließen, und die reichtapezierten Wände der Zimmer, die eine kurze Zeit von Gläserklang, vom Knall der Champagnerpsropfen und vom fröh lichen Geplauder wiedergehallt hatten, vernahmen den ganzen Tag nicht« mehr, al« da« ernste Getriebe einer fieberhaften Ge schäftstätigkeit. Die zahlreichen Amoretten und Putten, die früher riesige Kristallspiegel gehalten und geschmückt hatten, sahen jetzt — mit ihren leeren Händen in der schwebenden Pose — gerade so au«, al« wären sie vor Erstaunen über diese nüchterne Um gebung zu Stein erstarrt und hätten die ihnen anvertrauten Prachtstücke in« Bodenlose fallen lassen. Einige von ihnen wurden von dem kunstbarbarischen Schreibervolk sogar ohne weitere« al« Hulständer und Klciderstock benutzt, denn in der Hast, mit der sich der amerikanische Bankier hier etabliert halte, war keine Zeil zu einer zweckmäßigeren Einrichtung gewesen. Die Pulle, die noch nach frischem Heiz und Firni« rochen, standen, wie sic der Tischler hingesetzt zu haben schien; Karlen, Tabellen, Eisenbahn fahrpläne und die täglichen Kurszettel der Börse hingen an den Nägeln, welche die herrlichen Tapeten mörderisch durchlöchert hatten, und die seinlackierten Paneele und ihre Goldlcisten wiesen manchen herrlichen Tintenflecken auf. Vom großen Hauptsaal führte ein geräumiger, nach dem Hofe hin gelegener Gang zum Arbeitszimmer de» Chef«. Dieser Korridor diente al« Wartezimmer für die Menge von Leuten, die Mr. Snoward in höchst eigener Person zu sprechen wünschten. Aber nicht jedem au« dieser Legion wurde die Erfüllung seine« Verlangen« zu teil, nicht jedem öffneten sich die von einem statt liche», ungemein würdig aussehenden Livreediener gehüteten Flügel türen de« Gemache», in welchem der Nabob wie ein gewaltiger Götze thronte und seine Audienzen gab. Vom großen Bankier bi« zum kleinen Börsenagcnten war die Finanzwelt in diesem Vorraum vertreten, aber auch die Uni formen höherer Offiziere sowie Frauenkleider — von der rauschen den Seidenrobe der Aristokratin bis zum einfachsten Umschlagtuch der Krämersfrau, die Ersparnisse anzulegen hatte, waren hier zu sehen. Mr. Snoward« verlockende .Prospekte", die in allen Tages blättern prangten und von geschickten Notizen im Handelsteil wohlhonorierter Zeitungen unterstützt wurden, übten ja auf alle Schichten der Bevölkerung ihre magische Anziehungskraft au». Der hohe Beamte, der da» HeiratSgut seiner Töchter, die Mode dame, die ihr Nadelgeld zu vermehren trachtete, der Dicnstbote, der die Früchte langjährigen Fleißes .arbeiten" lassen wollte, sie alle, alle kamen und mischten sich unter die spekulierenden Kauf leute und Agenten. Alle hielten e« aber auch für nötig, sich an den gewaltigen Geldmann selber zu wenden, und waren unerschöpf lich in Finten und Vorwänden, wenn sie der gestrenge Türhüter von der Pforte de« Herrscher« — an die gewöhnlichen Schalter der Kassenbeamtcn wie«. Nicht, daß einer vielleicht Mißtrauen gehabt hätte — o nein, die alltäglich so sonnenklar bewiesenen Gründe für die un geheuere Rentabilität der großen argentinischen Anleihe, der pro jektierten südamerikanischcn Goldgruben in Cordova leuchteten jedermann zu wohl ein, aber jeder hatte doch da« Bedürfnis, den amerikanischen Millionär von Angesicht zu Angesicht zu schauen, um doch zu wissen, wie solch ein Mann denn aursehe, der förm liche Goldströmc au« nackten Felsen zu schlagen vermochte und ganze National-Vermögen zu gründen und zu heben sich rühmte. In der Regel war nur da« Geräusch der Türen und der über den Laufteppich gleitenden Schritte in dem Wartezimmer zu vernehmen, denn obgleich jeder ganz erfüllt war von dem Ge danken an die gewaltigen Unternehmungen de« Weltbankier« und schwindelerregende Berechnungen in seinem Gehirn wälzte, saßen sie alle schweigend da, den brütenden Blick zu Boden gerichtet, oder auf die Tür zu jenem Zimmer, da« den Gegenstand der allgemeinen Sehnsucht bildete. Man hätte sich, nach den ernsten gedankenvollen Mienen zu schließen, im Vorsaal eine« Arztes zu befinden glauben können, wenn sich nicht von Zeit zu Zeit ein paar Geschäftsfreunde, die sich da trafen, mit einigen rasch hingcworsenen Bemerkungen über Börsenkurse und Marktpreise begrüßt hätten. Ein Künstler, der seine Anregungen au« dem unmittelbarsten Leben nehmen wollte, hätte hier unerschöpflichen Stoff zu Charakterstudien ge funden. Schon die Art und Weise, wie diese verschiedenen Leute durch den Türrahmen de« Snoward'schen Sanktuarium« gingen — wenn sie überhaupt zu den „AuSerwählten" gehörten, denen die« hohe Glück zu teil ward — hätte den. Stift eine« Zeichner meist einen dankbaren Vorwurf geboten. Schüchtern und atem- lo«, al« ginge e« zu einer Majestät, trippelte die Bcamtenwitwe da hinein, nachdem sie den Türwart mit rührender Uebcrredungs- kunst zu überzeugen gewußt, daß sie mit dem Herrscher von Mammons Gnaden ein Wort zu reden habe, von deni ihre ganze Zukunft abhänge. Mit eiligen Schritten dagegen, ganz der Kaufmann, dem Zeit Geld ist, raffelte der in seiner Wohlbeleibt- heit pustende, immer nervö« bewegliche Herr von SadowSly an« Ziel. Er hatte eine ganze Wagenladung von Vorschlägen, An trägen und Anfragen an den Amerikaner in seinem Busen. Mit der Eleganz de« Kavalier», aber mit einer Spannung, die die Maske kühler Vornehmheit nicht ganz verbergen konnte, begab sich — der Freiherr von Ellerich in da» Kabinett des All- umschwärmten. Er sprach .nur so im Vorbeigehen" vor. Was wollte er eigentlich? Ah, richtig ja, Elvira batte neulich, nach der Soiree, so viel originelle Seiten an Mr. Snoward gerühmt, daß e» schon der Mühe verlohnte, den Mann al« .Privatmenschcn" de« nähern kennen zu lernen. Ellerich gedachte ihn für heute abend einzuladen, in einen ganz intimen Familienzirkel. Und wann hätte er ihn sicherer zu treffen gewußt, al« zu seiner offiziellen Sprechstunde auf dem Bureau? Also nur auf ein Wort! Mein Gott ja, Ellerich wußte selber die Zeit zu schätzen, er war ja auch Geschäftsmann; al« Aussicht«ral« Präsident der Landesbank steckte er tüchtig drinnen in diesem Gebiet unendlich verwickelter Finanzoperationen. Darum war e« auch selbstverständlich, schon au« Höflichkeit-grünven ge boten, den Amerikamer nach dem und jenem in seinen Geschäften zu fragen. Und am Ende sprach der praktiiche Mann wirklich recht interessant und anregend über sein geliebte« Argentinien. Wenn dann au« den vorgehabten fünf Minuten ein Viertelstündchen wurde — oder auch etwa« darüber — wa« lag daran? Und ehe der Baron noch die Tür hinter sich schließen ließ, sah er nochmals über die lange Reihe der Harrenden, und e« erfüllte ihn ein« Empfindung behaglicher Genugtuung, natürlich nur im Interesse seine« guten Bekannten, dem er ein Gedeihen seiner im Grunde ja so tüchtigen und gescheiten Unternehmungen von Herzen gönnte. . . . Und endlich schlug e« vier; die dreistündige Sprechzeit de« Ehcs« war um. Der Diener hatte jetzt die Ausgabe, die Klienten zu entlasten; nur ein ganz dringender, durchau« unaufschiebbarer Fall, den jemand noch abzuhandeln gehabt hätte, durste eine Au«- nahme machen, und der betreffende Antragsteller, sofern er zu den Bekannten de« Bankier« gehörte, wurde von diesem gewöhnlich mit zum Diner gebeten, um da seine Sache vorzubringen, denn Mr. Snoward war ein Mann nach der Uhr, bei dem jede Minute de« Tage« ihre Bestimmung hatte. E« war natürlich kein kleine» Stück Arbeit, wa« der Bureau- Diener mit der .Säuberung" de« Vorzimmer« al« letzten Punkt seine» Tagewerke« zu bewältigen hatte. Aber er entledigte sich dieser Aufgabe mit unerschütterlicher Festigkeit, die zu jenen mili tärischen Tugenden gehörte, denen er seine gute Bestallung al« Cerberu« dieser Räume verdankte, nachdem er in jüngeren Jahren al« lambourmajor bei einem Garde-Regiment einigermaßen künstlerische Lorbeeren geerntet hatte. Und mit derselben ernsten, unbeweglichen Miene, mit der er damal» den Quastenstock durch die drängende Zuschauermenge der Wachtparade getragen hatte, bekomplimentierle er die widerstrebende Schar hinaus. Da imponierte nicht wenig. Da war nicht einer, der sich vorgenommen hätte, morgen gleich unter den ersten zu sein, die da» Vorzimmer belagerten und sich an den langbärtigen Ex-Tambourmajor mit der immer gleichen Bemerkung wendeten: Ich. habe mit Herrn Snoward dringend zu sprechen." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Hlachrtchten. — ,Dasselbe in Grün." In der letzten Sitzung de« Bonner Schöffengericht« sollte ein Arbeiter au« Waldbröl in einer Wirtshausstreitigkeit al« Zeuge vernommen werden, nachdem vor ihm schon zwei andere Zeugen in dieser Sache ausgesagt hatten. Al» der Vorsitzende den Arbeiter fragte, wa« er über die Sache wisse, erwiderte dieser kurzweg: .Dasselbe in Grün." Wegen Un gebühr vor Gericht wurde nun über ihn eine sofort zu verbüßende Haflstrafe von 24 Stunden verhängt. — Die Liebe und da« Geld. Die Frau eine« Brüsseler Schuhmacher« erhielt kürzlich die Nachricht, vaß eine in Pan« verstorbene Tante ihr 18000 Frank« hinterlassen habe. Der Schuster erzählte seinen Freunden von der Sache, und einer von ihnen entführte die Frau in dem Augenblick, al« sie sich an schickte, nach Pari» zu reisen, um die Erbschaft zu erheben. Der Mann reiste dem losen Paar nach, traf cS in einer Weinwirtschaf», zog einen Revolver unv verlangte von ieinem Freund die Frau zurück mit den Worten: »Einen solchen Streich spielt man einem Freunde nicht, wenn seine Frau gerade geerbt hat!" Der Lieb haber teilte diese Ansicht nicht, nahm dem Schuster die Waffe ab und prügelte ihn Lurch. Die Gesellschaft wurde nach der Polizei wache gebracht, wo die beiden Freunde sich versöhnten. Die Erb schaft wurde in drei Teile geteilt und der Entführer durfte die untreue Frau behalten. — Eine spaßhafte Geschichte passierte, so wird au« Augsburg berichtet, einem Badenden in der Wcrtach. Ober halb des Göggingcr Kanal» gab sich derselbe längere Zeit dem Vergnügen eine« erfrischenden Bade« hin, seine Kleidungsstücke hatte er ziemlich entfernt aus einer KieSbank liegen. Nach 7 Uhr schwoll die Weriach plötzlich ganz bedeutend an, zur Freude de« Badenden, denn jetzt konnte er größere Strecken durchschwimmen. Wie erschrak er aber, als er an da« Land gehen wollte. Die KieSbank und mit ihr seine Bekleidungsstücke waren von der Weriach verschlungen. Der Srohhut konnte noch viele Meter unterhalb auf dem Wasser treibend gesehen werden. Der Mann schickte nun mehrere Knaben in seine Wohnung nach Pfersee; diese scheinen jedoch den Auftrag nicht ausgeführt zu haben, denn e« kam nicht«. Nacht« gegen 11 Uhr bewegte sich eine nackte Gestalt sprungweise über die Wiesen nach Pfersee. — Der poetische Gemeinderat. In einer Ge meinde de« Taubergrundes (badische« Unterland) findet sich an einem Privatwege eine Warnungstafel mit folgender Inschrift: „Es wird hiermit darauf hingewiesen, Daß jeder, der noch einmal diesen Privaiweg sich zu gehen ersrecht. Fürs erste Mal drei Reichsmark blecht. Im Wiederholungsfall wird immer Die Strafe um drei Mark schlimmer! Für streng reelle Innehaltung Wird garantiert — die Ortsverwaltung." „LsLLsders- Lsiäs" Hur älre^t v. 8eick«vkLdrkr. keuuederx, 2ürieü. Mitteilungen des astönigk. Htaabes-nrts Eibenstock vom 27. Juli bis mit 2. August 1904. Aufgebote: a. hiesige: 5l) Der Maschinensticker Georg Julius Strobelt hier mit der Aufpasserin Elisabetha Schmitthammer hier. 52) Der Geschirr« sichrer Carl Louis Siegel in Wildenthal mit der Näherin Anna Marie Georgi in Wildenthal. 53) Der Appreteur Carl Ernst Siegel hier mit der Maschinengehilfin Anna Hulda Müller hier. b. auswärtige: Vakat. Eheschließungen: Vakat. Geburtsfälle: 1S8) Dem Maschinensticker August Friedrich Wilhelm Siewert hier 1 T. 199) Kurt Walter, S. des Fabrikarbeiters Alban Tuch« scheerer hier. 200) Elsa Anna, T. des Stickmaschinenbesitzers Ernst Hermann Hänel hier. 201) Herta Alinde, T. des Kaufmann- Jacob Friedrich RemuS hier. 20L) Friedrich Max, S. des Waldarbeiter- Friedrich Paul Unger in Wildenthal. 203) Dem Schutzmann Franz Alban Langheinrich hier 1 T. 204) Hans Erich, S. de- MaschinenstickerS Emil Heinrich Gläß hier. 205) Martha Johanne, T. deS BretschneiderS Max Emil Mennig hier. 206) Erwin Gerhardt, S. deS Fabrikarbeiters Emil Friedrich Hutschenreuter hier. 207) Helene Johanne Hilma, T. deS Steinbossierers Hermann Adolph Hein in Muldenhammer. 208) Klara Johanne, T. deS VordruckerS Paul Guido Ungethüni hier. Sterbefälle: 112) Dem Maschinensticker August Friedrich Wilhelm Siewert hier 1 T., 18 Std. Hierüber Nr. 113 eine Totgeburt. Neueste Nachrichten. (Wolff'« Telegraphische« Bureau.) — St eil in, 2. August. In Marwitz bei Fiddischow äscherte ein Feuer zahlreiche Gehöfte ein und vernichtete die Erntevorräte. — Köln, 2. August. In Kerpen vergiftete eine Frau infolge Familienzwiste« ihre beiden Kinder und sich selbst mit Lysol. Die Frau und da« jüngste Kind verstärken unter gräßlichen Schmerzen, da« andere Kino ringt noch mit dem Tode. — München, 2. August. Von der sogenannten Leiter, einer steilen Abstiegstelle in ter Nähe von Beulte, stürzten zwei Arbeiter ab und starben al«bald. Vom Sonnenjoch bei Achensee stürzten zwei Maurer beim Edeiweißsuchen ab und wurden schwer verletzt. — Brüssel, 2. August. Sämtliche Glasfabriken de» Bezirk« Charleroi mit Ausnahme von zweien verkündigten die Au«jperrung ihrer Arbeiter zum 31. August wegen schlechten Geschäftsgänge«, sowie wegen von den Arbeitern be reiteter Schwierigkeiten. Damit werden über 10000 Arbeiter brollo«. — Petersburg, 2. August. Statthalter Alexejew ist am 31. Juli nach Chardin zu zweitägigem Aufenthalt gereift und wird sich von dort nach Wladiwostok begeben. — Petersburg, 2. August. Ein Telegramm Kurs«
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