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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 07.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190406077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040607
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-07
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Monat
1904-06
-
Jahr
1904
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' nach erfolgter r den Straßen- welche leicht gestatten. Die rmigem Quer- rderliche Halt- -teten Rohren einzuschränken l. Der innere r Spülabtritte m über Dach selben ist für eichfallS unter ste oben, vor genen Geruch» chtzuaänglicher henabfallrohre ung vermittelt li empfiehlt e- :ren, daß auch S Grundstück ¬ unterbrochen elft eine- ge- lammtopf, für oberhalb der, i und die Be« werden kann, der Stadlrat m 3 Monaten Brücken- die Konsu- außer den lpflichtigen 1881 ge ¬ rn, Feuer ten Jahre r die jetzt Wehrdienste »isherige iS habe« bei alle« ligten an ckgartrn. »«legen, zelegent- Müller. M. ock. nämlich: ige Bar- hen. Im ea in die litten im Lr ge- gerc Zeil nommen. schifu Kaipiug -eschenlo. > Reitcr- cmee de iner ge- wn Perl der da« >e Hau te heute und M. lf einem ilelbarer ihrenden seile de« sie im konnten, itel und iebäude- »eifello« ar, nur versuche ten da« getränkt weitere >ie eine noch z. T. mit Petroleum gefüllt, hallen der bez. die Täter un mittelbar am Brandorte stehen gelassen. E« ist die« innerhalb der letzten Jahre der vierte oder fünfte Fall, daß ähnlich in« Werk gesetzte Brandlegungen recht,ettg vereitelt wurden. — Eibenstock, 5. Juni. Leim Bahnbau erlitt am gestrigen Nachmittag der Arbeiter W. durch Sturz von einer Baulowrh Verletzungen am Unterleib, die aber glücklicherweise keine dauernden Nachteile für den Betroffenen zur Folge zu haben scheinen. — Eibenstock, 6. Juni. Der gestrige Sonntag führte unserer Stadt und ihrer Umgebung eine große Zahl Ausflügler und Touristen zu. Ein großer Teil von ihnen hatte den Extra zug benutzt. Die Stadt bot vom Morgen bi« zum Abend be lebte Straßen. — Eibenstock. (Fleischbeschau Monat Mai). Untersucht wurden insgesamt 4l Rinder, 100 Kälber, 138 Schweine, 39 Schafe, I Ziege, 2 Ferkel; im gleichen Monat de« Vorjahre« 45 Rinder, 9V Kälber, 127 Schweine, 32 Schafe, 5 Ziegen, 1 Zickel. Al« erheblich herabgesetzt im Nahrung«- und Genuß- werie gelangten zum Verkaufe auf die Freibank 1 Suh im rohen Zustande und al« bedingt tauglich 1 Schwein (Ferkel) im ge- Pökelten Zustande. 1 Schwein (Notschlachtung) wurde dem Be sitzer zur Verwertung im eigenen Hau-Halte überlassen. Tierteile sind beanstandet worden bei Rindern in 9, Schweinen in 16 und bei Schafen in 7 Fällen, davon wegen Tuberkulose bei Rindern 6 und bei Schweinen I dergl. Die unschädliche Be seitigung erfolgte bet 20 Fleisch-Konfirkaten durch Verbrennen und bei 12 durch Ablieferung an die Savillcrei. Bon Seuchen und ansteckenden Krankheiten wurden bei Schweinen l mal Schweineseuche und 2 mal Nesselfieber sestgestellt. — Schönheide. Da« 2. Mal in der vergangenen Woche wurde die Nachtruhe durch Fcuerlärm gestört. Am Sonnabend früh brannlc in der ersten Stunde da« Hau» de» Bürstenbohrer- Karl Hertel nieder. Dasselbe bestand au- 2 Teilen, war ein stöckig und ziemlich baufällig. Mitbewohner war der Bürsten macher Eduard Lenk. Beide Kalamitosen haben nicht versichert. Be! dem schnellen Umsichgreifen de« Feuer« ist nur wenig Habe gerettet worden. Die Kuh und Ziege wurden in Sicherheit ge brach». Da» Feuer ist in der anstoßenden Scheune zum Aus bruch gekommen. Da» Brandobjekt liegt im Schwarzwinkel link» von der Stützengrüner Straße. Beide werden durch da- Unglück schwer betroffen. — Schönheidcrhammer. Auf gräßliche Weise ver unglückte am Sonnabend in der 5. Stunde auf dem hiesigen Bahnhose der HilfSwcichensteller Paul Richter. Al» der Güter zug in der Nähe de« Eisenhüttenwerk« rangierte, blieb R. an einer Laltenbrückc hängen, wobei er überfahren und ihm beide Beine zermalmt wurden. Aerztliche Hilfe wurde dem Ver unglückten durch die Herren Or. Penzel von Schönheide und I)r. Zschau von Eibenstock geleistet. Später wurde derselbe nach dem Krei»krankenstifle zu Zwickau gebracht, wo er Sonntag früh durch den Tod erlöst wurde. R. war verheiratet und hinterläßt 5 noch un erzogene Kinder. — Schönheide. Mit Rücksicht aus den am Montag stattgesundenen Brand de« Herrn Hoflieferant Flemming ge hörigen »Roten Hofe»" lenkte sich der Verdacht der Bandstiftung aus den in Plauen beschäftigten Cemcntarbeiter H. Infolgedessen wurde derselbe, al« er am Freitag von seiner Arbeitsstätte nach hier zurückkehrte, von der Gendarmerie verhaftet und an da» Eibenstocker Amtsgericht abgeführt. Ob der Verdacht bezüglich Brandstiftung berechtigt ist, wird die Untersuchung ergeben. — Wiederum müssen wir von einem Brandunglück berichten. Sonntag mittag '/, I Uhr brannte auf dem Baumannsberg da« au« 2 Teilen bestehende Hau« der Oekonomen Keller und Lenk nieder. Außerdem wohnten noch darin Handarbeiter Seidel, Witwe Keller und Frau Schlesinger. Die Kalamitosen sind tief zu beklagen, denn sie haben nicht versichert. Au« den oberen Räumen konnte wenig gerettet werden. Da« Vieh konnte in Sicherheit gebracht werden. Da» Feuer entstand vermutlich in der Scheune, wie? ist rätselhaft. Auch der Nachbar erlitt Schaden, indem bei dem Ausräumen manche» Mobiliarstück be schädigt wurde. — Meißen, 3. Juni. Einen kaum glaublichen Betrug hat sich ein Hausbesitzer in Obermeisa zu schulden kommen lassen. Dieser Hausbesitzer bekam vor Pfingsten von einem Fleischer meister dessen verendeten großen Hund, um ihn zu vergraben. Aber der feiste Köter brachte den wegen seiner Genauigkeit be kannten Mann auf den Gedanken, Geld darau» zu schlagen. Er schlachtete zu Hause da» Tier au» und bot da» Fleisch mehreren Familien al« Kalbfleisch, da» Pfund zu 40 Pfennigen, zum Kaufe an. Wirklich fanden sich auch mehrere Käufer, die sich einen billigen Feiertagsbraten verschaffen wollten; ein Mann soll sogar 10 Pfund gekauft haben. Am anderen Tage jedoch, al» der Braten in der Pfanne lag, machte sich ein unangenehmer Geruch im Zimmer bemerkbar, und da auch der Braten gar nicht weich werden wollte, wurden die Leute stutzig. Sic ließen da» Fleisch von einem Fleischer besichtigen. Dieser erklärte e» weder für Kalbfleisch, noch für Schweinefleisch, sondern für vollständig un genießbare» Zeug. Die Sache kam zur Anzeige. — Falken sie in, 3. Juni. Hier hat sich der seltene Fall ereignet, daß die Eheleute Heinrich Dressel und Frau binnen wenigen Stunden nach voraufgegangencm monatelangem beider seitigen Krankenlager zusammen gestorben sind, sodaß sie heute gemeinschaftlich beerdigt werden konnten. — Niederplanitz, 2. Juni. Zur Verhaftung de» Niederplanitzer Sparkassenkassierer« Colditz, der bekanntlich in Monaco sestgenommen wurde, wird von dort geschrieben: Die Riviera ist mit der Zeit ein beliebter Versteck winkel für Verbrecher au» aller Herren Länder geworden. Der Polizei ist da« längst bekannt, und keine Woche vergeht, ohne daß die durch Pariser Kriminalkommissare verstärkte Polizei einen guten Fang macht. Selbst die schlauesten Charaktcrma«ken schützen nicht vor Entdeckung. Der »polnische Graf', der »englische Geist liche', die »Marquise', die »Ladh', der »arme Koch' usw. er freuen sich der besonderen Aufmerksamkeit der zahlreichen geriebenen Kriminalbeamten. Und auch Gustav Colditz ist hier seinem Schicksale nicht entgangen. In Verona hatte er einen »Freund' namen« Dureck kennen gelernt. Beide hatten ihre Pässe und Brieftaschen getauscht, wobei natürlich jeder den anderen zu Über vorteilen suchte. Dureck wurde al» Eolditz verhaftet, konnte aber nachweisen, daß er nicht Eolditz sei. Den aus Colditz lautenden Paß wollte er gesunden haben. Der richtige Colditz staud ober bald al« Dureck mittellos do, dem» sein »Freund' verschwand und vergaß ihm Geld zu senden. Colditz wurde Küchengehilfe in einem Restaurant, machte sich aber bald schon durch seine Un geschicklichkeit verdächtig. Nun harrt er in Monaco seiner Au«, lieferung. — Niedercriuitz, 2. Juni. Ein bedauerlicher Un- glücktsall mit tödlichem Au«gang trug sich heute früh hier zu, indem die 62 Jahre alte Ehefrau de« Gartengut«besitzer« Rock stroh, während sie im Hofe beschäftigt war, von Schwindel be fallen wurde, in einen dort befindlichen Brunnen stürzte und darin ertrank. Aach langen Za-ren. Roman von Fritz von Wickede. tt«. Fortsetzung.) Baron Reinhard hatte eine schlechte Nacht gehabt; da« Ge sicht war blasser al« sonst und der Blick der Augen müde und teilnahm«lo«. Wa» führte aber Kurt so ungewöhnlich früh schon zu ihm? Binnen wenigen Minuten erschien der Erwartete und brachte nach flüchtigem Gruß und gewohnheitsmäßiger Erkundigung nach dem Befinden seine« Bruder« ohne weitere Umschweife sein An liegen vor. »Willst du mir Papier und Feder bringen?' bat Baron Reinhard, auf den etwa» abseit» stehenden Schreibtisch deutend. Der andere kam der Aufforderung nach. Ohne ein Wort zu sprechen, schrieb der Majorat«herr eine Anweisung aus die erbetene Summe, die bei seinem Bankier in der Stadt zu erheben war. Sein Bruder dankte kurz mit der Versicherung, sobald e« ihm möglich sein werde, da« geliehene Geld wiederzuerstattcn, und zog sich dann sofort zurück mit der Bemerkung, daß, wie e» scheine, sein Bruder ungestörter Ruhe bedürfe. Gegen Abend fuhr Baron Kurt im geschlossenen Wagen wieder nach der Stadt. Die Dunkelheit brach schon ein, al» er da» holprige Pflaster der Vororte erreichte. Nachdem er da« Geld erhoben, da» ihm trotz der Höhe anstandslos au-gczahlt wurde, ließ er den Kutscher die Richtung nach dem Hotel ein schlagen, in welchem er sonst abzusteigen pflegte. An der Ecke der Straße, in der dasselbe lag, ließ er den Kutscher halten. Nachdem er auSgesticgcn war, befahl er demselben, nach Hotel Gorisch zu fahren und dort au«zuspannen. Der Kutscher ließ hierauf den unruhigen Pferden die Zügel, und während sich die Equipage rasch entfernte, hüllte sich der Baron enger in seinen Mantel, schlug den hohen Kragen in die Höhe, drückte den Hut tiefer in» Gesicht und ging in entgegen gesetzter Richtung davon. Die Laternen brannten schon, ein lebhafter Strom von Menschen flutete an ihm vorüber. Er traf einen Dienstmann. »Führen Sie mich nach der Wallstraße!" wandle er sich an diesen. Der Mann warf einen flüchtigen, etwa» verwunderten Blick aus den Auftraggeber und schlug dann eine Richtung ein, die den Baron belehrte, daß er die Wallstraße ganz wo ander» zu suchen habe al» dort, wo er sie vermutete. Sie lag im alten Stadtteil. Die Straßen wurden schmaler, die Häuser erbärmlicher. Der Dienstmann ging immer rascher, so daß der Baron nur schwer folgen konnte, zumal da» miserable Pflaster da» Gehen noch erschwerte. Dann bogen sie in eine enge Straße ein. Die Rinnsteine standen voll Unrat», schmutzige Kinder jagten sich lär mend und kreischend auf der Gasse umher. »Welche Nummer?' fragte der Dienstmann. »Ah, da» ist die Wallslraße?' »Zu dienen! Schlimmer Winkel, Herr! Werden Sie allein zurückfinden?' »Danke, brauche Sie dann nicht mehr. Nur noch da» Hau»! Nummer 78." Der Dienstmann graute sich hinter den Ohren. »Da müssen wir noch ein paar Minuten weiter.' Endlich standen sie vor einem schmalgieblichen Hause, da» die gewünschte Nummer aufwie». Der Baron bezahlte den Dienst mann und dieser entfernte sich rasch. Zufällig befand sich an dem Hause eine der Straßenlaternen, so daß der Baron ohne viel Mühe die ausgetretenen Steinstusen hinausschreiten konnte, die zu der hochgelegenen, schmalen Ein- gangStür führten. Er stand in einem unerleuchtetcn Flur. Da er kein Feuerzeug bei sich hatte, mußte er sich dazu bequemen, selbst nach einer Tür zu suchen. Er öffnete die Hau-tür, um etwa» Licht von der Straßen laterne zu erhalten, doch reichte e» nicht dazu au», um ihn sich orientieren zu lassen. Er hörte auch nicht», nur eine große Katze huschte an ihm vorüber zur Tür hinan». Draußen ging pfeifend ein halbwüchsiger Junge vorüber. »He, Kleiner,' ries der Baron, in die Tür tretend, »komm mal her! Weißt du hier im Hause Bescheid?' Der «ngerusenc hielt in seiner musikalischen Beschäftigung inne, wandle sich um, betrachtete erst eine Weile den Fremden und sagte dann: »I ja; Sie müssen den HanneS-Schuster rufen. Da wohnt er!" Dabei zeigte er aus ein» der Fenster im ersten Stock de« Hause« und ging weiter, sein unterbrochene» Konzert wieder eröffnend. Der Baron tappte sich bi» zu einer Tür, die vielleicht zu dem bezeichneten Hausvertreter sührte und wollte eben, al» er die Klinke in der Hand fühlte, anklopfen, al» in der Tiefe de» Hause« nach dem Hofe zu Schritte laut wurden, die immer näher kamen. »Guten Abend", sagte der Baron auf« Geratewohl, »ich bin hier fremd und möchte in» Hinterhaus zu einem Bekannten. Wollen Sic nicht —'. »Welter ja, da» ist ein glücklicher Zufall," antwortete eine Stimme, »ich heiße Karsten." Der Baron empfand da» erste Mal seit langer Zeit eine Art Freude, al» er diesen Namen vernahm. »Hören Sie mal, Karsten, da» ist ja eine reine Mörder höhle, in der Sie logieren. Helsen Sie mir um Gotteswillen hier vom Fleck, ich sitze fest!" Karsten sand mit einiger Mühe den mit weit au-gestreckten Armen dastehenden Baron, schob seinen Arm unter den de« andern und zog ihn dem Au»gang nach dem Hose zu. »Halt," rief der Baron, »ist'» denn nötig, daß wir die Expedition sortsetzen? Können wir nicht irgendwo ander« be sprechen, wa« zu besprechen ist?" ,E« ist für un» und unsere Sache wohl besser, wenn wir un» nicht — von hier au« nicht — zusammen zeigen. Und dann sind wir bei mir auch am ungestörtesten, und Sie wissen", fügte er mit unheimlichem Spott hinzu, »wir haben intime Angelegen heiten zu verhandeln, die für die Ohren anderer nicht be rechnet sind." »Gut. Führen Sie mich!" Sie kamen über den Hof, dessen Atmosphäre die verwöhnte Nase de« Baron« höchst unangenehm belästigte. Dann standen sie vor einem Hinterhaus», au« dessen unteren Räumen da« Gekreisch einer weiblichen Stimme tönte, untermischt vom Schreien vieler Kinder. »Wahrscheinlich wieder betrunken, der Kerl!" bedeutete Karsten seinen Gast, al« sie an der Tür vorüberschritten. Man stieg zwei steile, enge Treppen hinaus. Karsten öffnete eine Tür und man trat ein. »So, nun sind wir in meinem Salon," spottete Karsten. »Bleiben Sie hier stehen, bi« ich Licht gemacht habe." Er tapple zum Tisch und zündete eine Lampe an. Der Baron ließ einen flüchtigen Blick in dem spärlich er leuchteten Raum umherschwciscn. Ein Bett in der Ecke, neben welchem auf einem Schemel sich ein defekte« Waschbecken befand, am Nagel an der Wand ein grobe« Handtuch, ein mit buntem Kattun überzogene« altmodische« Sofa an der andern Seite de» Zimmer«, hinter einem mit einer schmutzigen roten Decke über- hangenen viereckigen Tisch einige Stühle — da« war da« ge samte Mobiliar. Die rote Gardine vor dem einzigen kleinen schmalen Fenster wurde vom Luftzug hin- und hergeweht. »Bitte, Platz zu nehmen!" sagte Karsten mit einer ein ladenden Bewegung der Hand nach dem Sofa zu, »ich will nur da« Fenster schließen. Scheußliche Lust in dem-Käfig hier!" Er drückte mit Mühe da» schlecht schließende Fenster in den Rahmen. »Um Gotte-Willen, Karsten," rief jetzt der Baron au-, »wie kommen Sie hierher?" »Nicht wahr, da» ist eine Uebcrraschung für Sie?" sagte Karsten, vom Fenster zurückkehrend und einen Stuhl an den Tisch rückend, »aber wollen Sie sich nicht setzen?" Der Baron kam jetzt erst der Aufforderung nach und legte seinen Hut auf den Tisch. »Sie haben einiges Recht," nahm Karsten wieder das Wort, »zu fragen, wie dar alle» gekommen ist." »Entsetzlich!" »Gewiß. Ich bin e« auch überdrüssig. Nicht wahr, wo die Tausende hin sind, wollen Sie wissen? Je nun, zum Teil verlebt, zum Teil verspielt, verreist, auch bestohlen bin ich worden rc. Sie können au» der Lebensgeschichte de« Geldes eigentlich meinen eigenen Lebenslauf erkennen, ich will Sie aber damit nicht lang weilen. Kurz und gut: in Amerika habe ich viel, in Hamburg da» letzte gelassen, da habe ich meine Meister gefunden, Baron. Kurz, ich bin sozusagen ein Bettler, und wenn ich Sie nicht hätte, könnte ich nicht einmal in den nächsten Tagen da» Lumpen geld für die« Loch hier bezahlen." »Alle» fort?" fragte der Baron mit ungeheucheltem Erstaunen. »Nicht so viel mehr da," antwortete Karsten mit dem Finger schnippend. Baron Steinau schlug den Mantel zurück, legte die Arme aus den Tisch und ließ die beiden Daumen umeinander kreisen. »Und nun heften Sie sich mir wieder an die Sohlen," meinte er dann aufseufzend, »und ich bin selber so arm wie Sie!" Karsten lachte laut auf. »Sie lachen! Sie werden noch sehr ernst werden, Karsten! Ich bin trotz de» Schlosse», in dem ich wohne, und de» Namen», den ich trage, und an wa» Sie sonst noch denken mögen, ein ebenso bedauernswerter armer Teufel wie Sie!" »Hm," machte fein Gegenüber, indem er da» linke Auge zukniff und ungläubig lächelte. »Sie glauben mir nicht?" fuhr der Baron eifriger fort, »ja rechnen Sie doch einmal selbst nach! Und auf meinen Namen — e» ist zum Verzweifeln! — borgt mir ein reeller Geldmann überhaupt nicht mehr." »Sie haben Schulden gemacht? Da» ist leichtsinnig, Baron!" »Immer spotten Sie, Karsten! Mich regen Sie damit nicht mehr auf, wie früher. Mir ist alle» egal geworden, ich bin so weit wie Sie, ich habe nichts mehr zu verlieren!" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Wenn Frauen trinken, wird e» fürchterlich. In einer Münchener Gartenwirtschaft hielt dieser Tage ein Leichen gefolge, in dem Frauen von 30 bi» 70 Jahren vertreten waren, einen Trauerschoppen ab. Zwei Dreiliterkrüge, die zum Trankopfer auf dem Tisch standen, mußten für die etwa« über ein Dutzeuo Köpfe zählende Runde zehnmal gefüllt werden. Zweimal drei mal zehn macht sechzig! Die Heiterkeit der Trauergesellsibast wuchs dementsprechend und die Stimmung war schließlich so ausge lassen, wie auf dem Oktoberfest. Eine der trauernden »Damen" in Krepp und Schleier war völlig berauscht und imitierte die Schlassängerin Madeleine. Sie tanzte »Schwabinger Bock." — Eine „pflichtgctreue" Schildwache. In England hat sich dieser Tage eine Merkwürdigkeit zugetragen, die man ohne Bedenken zu den noch nie dagewesenen Dingen rechnen darf. Die Schildwache vor einem königl. Palai» hat ihre Posten zeit dazu benutzt, um sich in da» Schloß einzuschleichen und eine Reihe von Diebstählen zu verüben, und hat sich dann au« dem Staube gemacht. Die Geschichte, die begreifliche» Aufsehen erregt hat, spielte sich folgendermaßen ab. Al» in einer der letzten Nächte der aufführende Mann vor da» Palai» de» Fürsten Alexander von Teck in Aldershot kam, um den dortigen Posten abzulösen, fand er, daß dieser verschwunden war. Eine nähere Untersuchung zeigte, daß in da« Palai» eingebrochen und verschiedene Wertgegenstände, darunter mehrere Anzüge de» Prinzen, geraubt waren. Später entdeckte man, im Gebüsch versteckt, die Uniform und Leibwäsche der Schildwache. E» schien demnach die Täterschaft de- Posten» über jeden Zweifel sicher. Die Detektive« begaben sich also auf die Jagd nach dem Verschwundenen. Sie war schon binnen kurzem von Erfolg gekrönt. Der Delinquent, ein Gemeiner namen» Topping, wurde in der Londoner Vorstadt Tottenham abgefaßi, wo er, auf da« eleganteste, nämlich in einen Sommeranzug de» Prinzen Alexander gekleidet, durch die Straßen spazierte. — Tücken de« Glück»! Ein Zahlmeisteraspirant und Vizefeldwebel de» Mainzer Bezirkskommando» hatte amtliche Gelder in Höhe von 3000 Mark unterschlagen. Al» er da« drohende Verhängnis näher und näher herankommcn sah, kaufte er sich ein Lotterielo«, auf da« er mit der Zähigkeit eine« Verzweifelten seine ganze Hoffnung setzte. Ziehung auf Ziehung verlief, ohne daß da« Lo« herau«kam, mit dessen Gewinn der Schuldige seine Unter schlagung decken wollte. Diese wurde entdeckt, der Untersuchungs hast folgte die unvermeidliche Strafe: mehrjährige« Gcfängni«, Degradation, Versetzung in die zweite Klasse de» Soldatenstande«. Nur wenige Tage nach der Verurteilung de« Betrüger» wurde da« Lo», da» von zwei Freunden de« Verurteilten weiter gespielt wurde, mit einem Gewinn von 10000 Mark gezogen. — Warzen sind in den meisten Fällen dadurch leicht zum Verschwinden zu bringen, daß man ein mit schwarzer Seife be- strichene« Stück Flanell während der Nacht un« wenn die« möglich ist, auch während de« Tage« auf die Warze legt. Nach einiger Zeit erweichen sich unter dieser Behandlung die Warzen, so daß sie mit dem Fingernagel ohne Mühe entfernt werden können. — Fünfzehn Paar Zwillinge. Seit den Tagen de« alten Testament« haben sich wenige Männer einer so starken Nachkommenschaft zu erfreuen gehabt, al« der jüngst verstorbene Mr. John Jona« au« Ehester, einer Stadt, die sonst nur wegen ihrer Käse berühmt geworden ist. Die Gattin de« Herrn Jona« wurde Mutter von 33 Kindern, die sämtlich lebend geboren und
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