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sität wieder eröffnet worden. Und daß sie nunmehr ein für alle Male deutsch bleiben wird, dasür sorgt ein geeinigtes, starkes deutsches Reich und ein starker deutscher Kaiser. 6. Februar. Wie bereits erwähnt, hatte Leon Ganbetta gegenüber den Abmachungen Jules Favres, gegenüber dem geschloffenen Waffenstillstand und dem nun endlich in Aussicht genommenen Frieden von Bordeaux aus ein zornsprühendes Manisest er lassen, in dem er die Fortsetzung des Krieges „bis auss Messer" predigte. Bismarck und ebensowenig Favre konnte es gleich- giltia sein, ob die Wahlen zur Nationalversammlung, die über den Frieden entscheide» sollte, von Gambeita in dessen Sinne be einflußt wurden. Schon war von Favre sogar die Frage aus- geworscn worden, ob män nicht Gambetta werde verhaften müssen, da gab der Diktator, der sechs Monate lang Frank reich beherrscht hatte, seine Entlassung am 6. Februar 1871. Er trat gerade in, rechten Augenblick von der politischen Bühne ab. Jetzt konnte er sagen, daß er allein der Unbesiegte ge wesen, er, der Hekatomben von Menschen und Millionen von Geldern der französischen „gloire" geopfert hatte, daß er allein bis zum letzten Augenblick dem Feinde Widerstand geleistet und daß er nicht das Schwert niedergelegt, als man es ihm durch Franzosen selbst zu entringen suchte. ZweiffelloS wird es wohl auch Gambetta an jenem Tage klar gewesen sein, daß weiterer Widerstand nutzlos sei, daß eben nur noch der Friedensschluß für das ausgesogenc Land übrig bleibe. Allein er mußte mit theatralischer Pose abtreten, wie das so üblich in Frankreich, selbst bei wirklich bedeutenden Männern üblich, wie cs Gam- betta gewesen. Im Walde. Erzählung von Karl Schmeling. (1. Fortsetzung.) „Mein Vater wie der Oberförster hatten mir gerathen, beim Corps zu bleiben, nm Oberjäger zu werden und dadurcb, sowie durch eine längere Dienst zeit im CorpS, früher als eS sonst sein konnte, an stellungsberechtigt zu werden. Ich kam jenen Rath schlägen nach, kapitulirte und erhielt infolgedessen auch Urlaub, um die Meinigen besuchen zu können. Selbstverständlich stattete ich bei dieser Gelegenheit auch Besuche in der Oberförsterei ab. „Von allen Personen, welche mir in der Heimath näher standen, freute sich keine so sehr über meinen Besuch, als die jüngste Tochter des Oberförsters, zu jener Zeit vierzehn Jahre alt. Als ich früher die Oberförster« verließ, zählte die kleine Marie erst zwölf Jahre. Ich hatte dem Kinde während meines ehemaligen Aufenthalts in der Oberförster« häufig bei Schularbeiten geholfen; auch hatte sie mich aus Spaziergängen in den Wald begleitet und mir über haupt eine große Anhänglichkeit bewiesen. Ihr Be nehmen bei meiner jetzigen Anwesenheit in der Oberförsterei fiel daher Niemand, mir selbst nicht einmal, besonders auf. Als ich mich vor meiner Rückkehr nach der Garnison in der Oberförsterei ver abschiedete, wünschte Marie zu wissen, wann ich wie der kommen werde. Darüber vermochte ich jedoch nichts zu bestimmen, was sie sehr traurig zu machen schien. Ich reiste ab und dachte bald nicht mehr an die beregten geringfügigen Umstände. „Bon jener Zeit ab nahm ich ziemlich regelmäßig alle zwei Jahre Urlaub, um einige Wochen bei den Meinigen zu verbringen. Ich sah Marie also erst als sech-zehnjährige junge Dame wieder. Sie that jungfräulich scheu und zurückhaltend mir gegenüber, was ich natürlich zu respektiren hatte. Marie war schön geworden. Doch machte dies damals noch keinen Eindruck auf mich. „Bei meinem nächsten Besuche der Heimath war ich bereits Oberjäger und Marie zählte achtzehn Jahre. Sie stand in vollster, jungfräulicher Blüthe und machte diesmal einen solchen Eindruck auf mich, daß ich schwer mit mir zu kämpfen hatte, mich ihr nicht ungebührlich zu nähern, zumal sie mir wieder holt Zeichen eines weitgehenden Vertrauens gab. „Ich trug mich lange Zeit in der Garnison mit dem Gedanken an das Mädchen herum; doch nach und nach verblaßte ihr Bild in meinem Innern wieder. Da bekam ich eines Tages ein Schreiben von meinen Eltern, welches auch die Mittheilung enthielt, daß Marie eine für sie durchaus angemessene Heirath, zum großen Verdrusse der Familie, eigen sinnig ausgeschlagen habe. „Diese Mittheilung durchzuckte mich in ganz eigcnthümlicher Weise. Sollte Marie dabei an mich gedacht haben? Ich wies den Gedanken bald weit von mir, vermochte denselben jedoch nicht zu unter drücken. UebrigcnS war die Zeit da, zu der ich ge wöhnlich die Heimath zu besuchen pflegte. Ich nahm also Urlaub und reiste ab; ich hatte den festen Ent schluß gefaßt, einen entscheidenden Schritt bei der mir theuer gewordenen jungen Dame zu thun. „Ich will Ihnen keine Liebesgeschichte erzählen, Herr, und deshalb kurz über die folgende Episode fortgehen. Ich erhielt schneller Gewißheit, als ich erwarten durfte. Marie kam mir aus halbem Wege entgegen. Sie hatte mir schon längst ihre Neigung zugewendet; sich ohne diese eigentlich gar nicht ge kannt. Wir waren deshalb bald vtnig. Niemand hatte eine Ahnung von unserem Einverstiindniß; doch ich reiste al« glücklicher Verlobter Marie- da von. Ein spärlicher, vorsichtiger Briefwechsel war vorläufig alles, wodurch wir unserer Neigung Aus druck geben durften. „Als Marie und ich einander wieder sahen, zählte sie zweiundzwanzig; ich fast dreißig Jahre. Ein Zeitraum von wenig über Jahresfrist trennte mich nur noch von dem Momente, zu welchem ich mich versorgungsberechtigt nennen durfte. Wir ka men dahin überein, unser Geheimniß noch bis zu meiner Versorgung zu bewahren. So wie diese statt gesunden, sollte ich sofort um Marie- Hand bei deren Eltern anhalten. Wir waren auf heftige Kämpfe vorbereitet; glaubten jedoch schließlich, alle Hinder nisse überwinden zu können. Liebe hält ja nichts, was ihr zuträglich erscheint, für unmöglich. Leider ollle alles anders kommen. „Der von mir ersehnte Termin war erreicht und über kurz oder lang konnte mir eine Aufforderung zur Uebernahme einer Stellung zugehen. Ich wollte eine solche abwarten, um erst dann wieder in die Heimath zu reisen, wo ich dann, wie man zu sagen pflegt, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen gedachte. „Zunächst kam jedoch keine Einberufung zur Uebernahme einer Stellung für mich, sondern ein böser Brief von meiner Verlobten. Es hatte sich abermals ein den Eltern zusagender Bewerber um ihre Hand eingefunden. Dem Drängen der Eltern ein Ende zu machen, hatte sie gesagt, wie es mit ihr stand und wa- zwischen uns Beiden abgemacht wor den. Die Folge davon war, daß der Vater sie als ungeratbenes Kind aus dem Hause wies. Jetzt war ie im Begriff, nach der Residenz zu Verwandten zu gehen und wollte mir von dort weitere Nachricht zukommen lassen. Sie hegte das Vertrauen zu mir, daß ich sie nicht verlassen werde u. s. w. „Das war ein Donnerschlag für mich, dem je doch noch weitere Schläge folgen sollten. „Als solcher durfte auch ein Brief meines Vaters gelten. Er hatte einen schlimmen Auftritt mit dem Oberförster gehabt und um nur mit diesem Frieden zu haben, fand er für nöthig, sich von dem Sohne loszusagen; er verbot mir sein Haus und kündigte mir seine Unterstützung auf. „Den dritten Brief erhielt ich von dem Ober förster. Der Vater meiner Verlobten leistete an Vorwürfen und Schmähungen mehr, als ich jemals einem Menschen zugetraut hätte. „Endlich ließ mich noch der Abtheilungs-Kom- mandeur zu sich kommen. Der Oberförster hatte auch an ihn geschrieben. In den Augen meines sonst so gütigen Vorgesetzten war ich jetzt ein Mensch, der große Wohlthaten durch den schnödesten Undank vergolten hatte und ein Verführer der Unschuld und Tugend, kurz, ein vcrabscheucnswertheS, moralisches Ungeheuer. Eine Entgegnung meinerseits ward nicht gehört. „Ich litt zu jener Zeit fürchterlich; um so mehr, als ich ohne jede Nachricht von Marie blieb. „Da kam endlich, nach Monden, das so lange «sehnte Schreiben, welches nur ein Klagelied ent hielt. Marie hatte sich entschließen müssen, in ab hängige Stellung zu treten, um nur wieder von den beeinflußte» Verwandten loSznkommen. „Zugleich fast mit jenem Schreiben erhielt ich die Aufforderung, mich wegen interimistischer Verwaltung und der späteren Uebernahme einer Stellung zu er klären. Daß die Stelle nicht bencidenswerth sein konnte, war leicht zu erkennen; denn sie war schon von verschiedenen Anwärtern au-geschlagen worden. Doch mich zwangen doppelte und dreifache Gründe zur Annahme. War doch meine Stellung im Korps ebenfalls fast unhaltbar geworden. Somit acceptirte ich, schrieb Marie, was ihr vorläufig zu wissen nöthig war, suchte sie zu trösten und machte ihr Hoffnung auf baldige Vereinigung. Am nächsten Tage schon verließ ich meine langjährige Garnison, die mir in letzter Zeit verhaßt geworden, um meiner Bestimmung cntgegenzugehen. Ich sollte dadurch völlig dem Ver derben anheimsallen." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Eine Revolte von Schülerinnen hat die griechische Hauptstadt vor einigen Tagen zu verzeichnen gehabt. Mit dem Sturze des früheren Ministerpräsi denten Trikupis war auch derjenige Lehrkörper über Bord gefallen, der unter seinem Unterrichtsminister gewirkt. Mit dem neuen Ministerium kam auch eine neue Lehrerschaft in die Schulen, und das wollten sich die jungen Damen eines höheren staatlichen Mäd cheninstituts nicht so ohne Weiteres gefallen lassen. Sämmtlich zogen sie zum Unterrichtsministerium und verlangten unter der Drohung, daß sie die Schule nicht niehr betreten würden, die Wiederanstcllung ihrer alten Lehrerinnen. Die Haltung der jungen Damen war eine so energische, daß die Herren vom Mini sterium die Schaar nicht mit Strenge zu behandeln wagten, vielmehr das Versprechen geben mußten, daß Alles nach ihren Wünschen gehen sollte. — Eine arithmetische Spielerei, deren Lösung unseren Lesern Vergnügen bereiten dürfte, finden wir in den „Münchener Neuesten Nachrichten": „Wie alt war Hans? — Hans ging zum Pfarrer und sagte, daß er sich vcrhcirathen wolle. „Wie alt bist Du, HanS?" fragte der Pfarrer. HanS: „Ich bin halb so alt wie mein Vater." Pfarrer: „Wie alt ist Dein Vater?" Haus: „Er ist zwei Jahre älter als meine Mutter." Pfarrer: „Wie alt ist Deine Mutter?" Hans: „Sie ist 23 Jahre älter als meine älteste Schwester." Pfarrer: „Wie alt ist Deine älteste Schwester?" Hans: „Sie ist zwei Jahre älter als meine jüngste Schwester." Pfarrer: „Wie. alt ist Deine jüngste Schwester?" Hans: „Sie ist vier Jahre älter als mein ältester Bruder." Pfarrer: „Wie alt ist Dein ältester Bruder." Hans: „Er ist fünf Jahre älter als mein jüngster Bruder." Pfarrer: „Nein, weißt Du was, Hans, das kriegt a nie ein Ende; wie alt seid Ihr denn Alle zusam men?" Hans: „Wir fünf Kinder sind zusammen 17 Jahre jünger als Vater und Mutter zusammen." Wie alt war HanS?" — Chinesischer Humor. Unter dieser Ueber- chrift erzählt der „Ostasiat. Lloyd" unter anderen olgende kleine Geschichte: Ein alter Mann gab einem Enkel zwei Kupfermünzen; für die eine sollte dieser Oel und für die andere Soh (Sauce) kaufen. Das Kind kehrte aber nach wenigen Augenblicken zu rück und fragte, welche Kupfermünze denn für das Oel und welche für die Sauce sei. Der Großvater erklärte ihm, das wäre gleichgiltig, worauf der kleine Bote sich wieder auf den Weg machte; doch kehrte er kurze Zeit darauf zurück mit der Frage: welche Schüssel denn eigentlich für das Oel und welche für die Sauce be stimmt wäre? Da wurde der Alte durch die Dumm heit seines Enkels aufgebracht und gab ihm eine Tracht Prügel. In diesem Augenblick kam der Vater des Kindes in das Zimmer; als er sah, was sein Vater that, fing er an, sich selbst zu züchtigen. „Bist Du verrückt geworden?" fragte ihn der Alte verwundert. „Nein," antwortete der Sohn, „ich bin nicht wahn innig; aber wenn Du mein Kind prügelst, dann hau' ich Dein's!" — Eine heitere Spukgeschichte erzählt die „Tilsiter Ztg.": Schon öfter hörten die Bewohner eines Hauses des Abends in der an das Wohnzim mer grenzenden Stube die Tasten eines alten Klavier anschlagen, trotzdem das Instrument schon seit Wochen nickt mehr geöffnet war. Als nun am Mittwoch Abend nicht eine Taste, sondern gleich eine Reihe an geschlagen ward, übermannte das Grausen die Leute, o daß sie mit Geschrei aus der Stube stürmten, ohne daß der unsichtbare Spieler seine ergreifenden Weisen unterbrochen hätte. Nur ein beherzter Jüngling faßte Muth und ging, den geladenen Revolver vor sich haltend, in das Spukzimmer. Das Spielen verstummte augenblicklich. Der Ritter ohne Furcht und Tadel öffnete nun den Deckel des alten Musikkastens und ein Mäuslcin huschte über die Tasten und dieselben Töne erklangen wie vordein, doch nicht lange mehr, dann ward die musikalische Maus erschlagen. — Hausirer: „Sie müssen dies Tuch nehmen, Madamchen; ich kann Ihnen sagen, so was Feines kriegen Sie nirgends mehr. Wenn Sie bloß sehen könnten, wie Ihnen die Farbe zu Gesicht steht, — nein, ich sage Ihnen, wundervoll — —" Frau: „Geben Sie sich keine Mühe, ich kaufe nichts, was ich nicht brauche, und ich habe kein Tuch nöthig, wirklich nicht." — Hausirer: „Aber so sehen Sie sich's doch an, — so eine Waare kostet sonst das Zwanzigfache von dem, wie ich sie Ihnen lasse, — bloß Ihnen, weil Sie's sind, es ist was Gediegenes, dreißig Mark unter Brüdern werth, und Sie sollen das Tuch für na, zehn Mark haben. Weiß ' der Himmel, ich verliere eine Menge Geld daran, aber ich will nun einmal, daß Sie den guten Kauf machen, — bloß, weil Sie'S sind Madamchen. Da, nehmen Sie, das Geschäft ist gemacht, aber soll mich dieser und jener, — ein Narr bin ich, ein wahrhaftiger "Narr, die Waare so loszuschlagen — —" Frau: „Ich sagte Ihnen doch, ich will cs nicht kaufen. Sie können mir doch nicht zninuthen, zehn Mark für etwas, was ich nicht brauche, auszugebcn. Und wenn cs noch viel weniger wäre, für Unnützes wäre eS mir doch noch zu viel.' — Hausirer: „Wie, was, zu viel? Zehn Mark zu viel für so eine Waare? Madamchen, ich will nicht gesund sein, wenn ich bei den zehn Mark nicht zwanzig verliere. Aber — da Ihnen das auch noch zu theuer vorkommt und ich doch einmal mit Schaden verkaufe, — wissen Sie was, machen Sie ein Gebot; sagen Sie mir, was wollen Sie anlegen?" — Frau: (nach einigem Nachdenken, um den Zu dringlichen los zu werden): „Höchstens zwei Mark." — Hausirer, (entsetzt zurückweichend): „Allmach Hat man je so was gehört? Madamchen, das kann Ihr Ernst nicht sein, — sagen Sie neun Mark, — da, das Tuch ist Ihre, nehmen Sie, eh' mich der Handel reut — — —" Frau: „Nicht mehr als zwei Mark gebe ich." — Hausirer, stöhnend: „Da hört alles auf. Und wenn mich gleich der Schlag rühren- sollte, unter acht Mark könnte ich's ihnen nicht lassen — ich bin so schon ruinirt bei dem Geschäft, — da nehmen Sie " — Frau: „Für zwei Mark sonst nicht. Wenn Sie nicht können, sc gehen Sie weiter damit; ich habe keine Zeit, länger hier zu stehen." — Hausirer: „Zwei Mark! Wenn Sic wenigstens sagen wollten: Sieben Mark, da wär'S doch ein Gebot, aber z—w—ei Mark." — Frau: „Nun ist'S genug. Nehmen Sie