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„Viktoria" zurücklegt, trifft bereits einen Tag vor dem Kaiser in Athen ein. — Wie der „Hannov. Kour." meldet, soll der Kaiser wiederholt geäußert haben, daß er, wenn er die ihm in Hannover dargebrachten Huldigungen für den wahren Ausdruck der Empfindungen der Hannoveraner halten dürfe, geneigt sei, einige Zeit in jedem Jahre in Hannover zu residiren. — Hannover. Bei dem Manöver am ver gangenen Freitag führte das 7. Korps rauchfreies Pulver, auch die Artillerie. Während bei der In fanterie gar nichts zu sehen war, trat vor den Ge schützen nach der Abfeuerung etwas graubrauner Rauch, wie eine kleine Staubwolke, auf. Der Erfolg war befriedigend. Die fremden Offiziere bezeichneten den Eindruck allgemein als unheimlich. — Eine höchst dankenSwerthe Anweisung hat der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten erhalten. Excellenz Maybach hat den Verwaltungen der preußischen Staatsbergwerke untersagt, sich an der übermäßigen Steigerung der Preise für Stein- und Braunkohlen zu betheiligen. Er schreibt: Die Staatsbergwerke sollten die Verkaufs preise der Kohlen nur soweit erhöhen, als es durch die Steigerung der Selbstkosten geboten ist; sie sollten sich aber von der übertriebenen Ausnützung der zeit weilig günstigen Verhältnisse fern halten. Das ge summte Publikum Deutschlands kann dem Minister nur dankbar sein für diesen ebenso von Selbstüber windung, als von großer wirthschaftklcher Einsicht zeugenden Erlaß. Denn der Besitz des preußischen Staates an mächtigen Kohlenbergwerken ist ein sehr beträchtlicher; die beiden fiskalischen Werke „Königs grube" und „Königin-Luisen-Grube" stellen allein ein volles Viertel des gesammten Kohlenausbringens von Oberschlesien dar; dazu treten noch die Staats bergwerke im Saargebiet und andere. Es fällt sehr in's Gewicht, ob der preußische Staat als Bergwerk besitzer die Kohlenpreiserhöhung der Privatbergwerke mitmacht oder sich davon zurückhält. In ersterem Falle rechtfertigt er gleichsam das Ausbeuten des Publikums durch den Preisaufschlag und leistet ihm moralischen Vorschub; durch seine 'Richtbetheiligung mäßigt er die Preissteigerung und kennzeichnet sie als eine ungerechtfertigte. Der Staat verzichtet freilich auf beträchtliche Mehreinnahmen aus seinem Besitze an Kohlenwerken und das ist bei der Plusmacherei, die sonst dem FiskuS vielfach eigen ist, neu, aber doppelt löblich. Staatsindustriecn, in diesem Sinne betrieben, die also das Interesse der Gesammtheit höher stellen, als den eigenen Vorthcil, die den volks- wirthschaftlichcn Rücksichten den Vorzug geben vor den finanziellen, werden dadurch sich immer höherer Beliebtheit erfreuen. — Bezüglich des Schweine-Einfuhrver botes hat sich aus den fortgesetzten Erörterungen über diesen Gegenstand ergeben, daß dasselbe zum ungünstigsten Zeitpunkte erlassen worden ist. Schon vor seinem Erlasse wurde eine Steigerung des Schweinefleisches allerorten beobachtet. Das kam daher, daß im vorigen Jahre die Kartoffelernte schlecht ausgefallen war ; die Kartoffeln standen hoch im Preise; viele kleine Leute konnten sie nicht zu der sonst so lohnenden Schweinemast kaufen. Das minderte nicht blos die Fcrkclzahl, also das Mastmaterial, sondern verringerte auch das Zuchtmaterial. Nun kam die Meldung von dem Auslande von Maul- und Klauen seuche im Auslande. Ganz seuchcnfrei wird kein Land sein. Aber das Einfuhrverbot ist nicht das geeignete Mittel, das Einschleppen von krankem Vieh zu ver hindern. Es ruft das Einschmnggeln von Vieh hervor. Die infolge Schmuggels der thierärztlichen Beauf sichtigung entzogenen Schweine schleppen die Maul- und Klauenseuche leichter ein als die untersuchten und verzollten. An der ostpreußischen Grenze besteht das Einfuhrverbot gegen polnische Schweine schon lange und nirgends werden mehr eingeschmuggelt, als dort. In Willenberg wurden an einem Tage nicht weniger als 183 abgefaßt, bezüglich deren kein Ursprnngs- zeugniß zu beschaffen war. Was geschah aber mit ihnen? Sie wurden öffentlich versteigert! Das ergab einen Ertrag von 4800 Mk. Da mache sich Einer einen Vers auf Seuche und Einfuhrverbot! Das Einfuhrverbot aber hat den Viehhändlern den gierig ergriffenen Vorwand zu einem unverschämten Preis aufschlag des Schweinefleisches geliefert. Ans einer ganzen Reihe von Ortschaften wird gemeldet, daß cS genug Schweine giebt, aber die Händler nehmen sie nicht ab. Sie bieten den Bauer» ein Dideldei und dafür wollen diese sie nicht hergeben. Die Kunst der Händler besteht darin, die Bauern zu drücken und sich für die bereits angekauftcn Schweine ungebühr liche Preise zahlen zu lassen. Die Händler grasen also auf zwei Stellen; sie wollen sich an den Pro duzenten und dann noch einmal an den Konsumenten und zwar erst recht bereichen. Die Aufhebung des Einfuhrverbotes würde dieses schmähliche Verfahren sofort beseitigen. Sächsische Nachrichten. — Dresden. Ein hiesiger Industrieller be sichtigte im Auftrage mehrerer Groß-Kaptitalisten die großen gewerblichen Anlagen in Radebeul in der nabe bclegenen Lößnitz, uni festzustcllcn, ob daselbst der Boden für ein großartiges Unternehmen zu finden sei. ES handelt sich dabei um nicht Geringe re«, al« ganz Sachsen mit elektrischem Licht zu versehen und zwar von bestimmten Centralpunkten au«, die immer in der nächsten Nähe von Kohlen gruben sich befinden müssen. So soll im Plaucn- schen Grunde eine solche Centralstelle mit 5000 Pferdekräftcn angelegt werden, von welcher au«, ähnlich den Fernsprechanlagen, Drahtleitungen nach Dresden, Meißen und der Lößnitz geführt werden, Die Statuten der Gesellschaft sollen bereits einge reicht sein. — Zittau. Von seinen Gästen als Stören fried betrachtet und aus dem eigenen Lokale hinaus an die Luft befördert zu werden, das passirte einem hiesigen Restaurateur. Kamen da drei Handwerks gesellen in besagtes Lokal, in welchem der Wirth auf dem Kanapee eingenickt war und verlangten drei Schnäpse, welche ihnen ein anwesender Stammgast, der sich hierzu berechtigt glaubte, verabfolgte. Infolge des Lärmes der drei Burschen erwachte der Wirth und verlangte ein anständigeres Betragen, gab dem einen Gast auch handgreiflich zu verstehen, daß man die Kopfbedeckung beim Betreten eines Lokales herab nehme. Das Kleeblatt, welches den Wirth nicht er kannte, machte energisch Einwendungen, sodaß schließ lich ein Streit entstand, und ehe der Wirth sich's versah, hatten ibn die drei Gesellen aus seinem eige nen Lokale hinausbefördert. — Plauen i. V. Der Centralvorstand des Centralverbandes der Stickereiindustrie in Sachsen hat in seiner am 18. Septbr. abgchaltenen Sitzung beschlossen, seinen Beschluß vom 9. Juli d. I., betreffend die Erhöhung des Minimallohnes für Rapport bei Mustern über 180 Stich vom Faden vom 1. Oktober d. I. ab von 1,«o Mk. auf 1,45 Mk. aufrechtzuerhalten, die Ausführung der gleichfalls be schlossenen Erhöhung des Minimallohncs in allen Klassen um je 10 Pfg., jedoch nur von der Beding ung abhängig zu machen, daß der Centralverband der Stickereiindustrie der Ostschweiz und Vorarlbergs gleichzeitig eine entsprechende Erhöhung seiner Mini mallöhne vornimmt. — Annaberg. Drei von einem Spaziergange heimkehrende Postbeamte von hier hörten am 19. September Abends 8 Uhr auf der Straße zwischen der Schönfelder Brücke und der „Erholung" ein Jammern und Klagen. Die Beamten holten sofort Beleuchtung ans einem in der Nähe befindlichen Hause herbei und stellten fest, daß ein junger Mann, welcher sich als der Postschreibgehülfc Mann aus Thum zu erkennen gab, in dem an der Straße liegenden Steinbruche fast besinnungslos und körper lich verletzt lag. Derselbe gab an, auf dem Wege nach Thum bei der großen Dunkelheit von der Straße abgekommen zu sein. Derselbe wurde aus einem beschafften Wagen zu seinen Eltern in Thum befördert. — Zwischen Markneukirchen und Adorf wurde am Freitag früh in der 8. Stunde von einer rückkehrenden Vorspannmaschine eine taubstumme Frau aus Remtengrlln überfahren. Die Verunglückte, wel cher ein Arm abgefahren worden war, verschied bald danach an dieser und anderen schweren Verletzungen. — Die gesetzlich vorgesehenen Wahlen für die Handels- und Gewerbekammer unseres Be zirks haben jetzt wieder stattzufinden. Durch diese Wahlen ist den Industriellen, Kaufleuten und Ge werbetreibenden Gelegenheit geboten, ihre Interessen vertretung in dem hierzu berufenen Organ nach eigenem Ermessen zur Wirksamkeit zu berufen, so daß es bei der ausgedehnten bedeutungsvollen Thätig- keit der Handels- und Gewerbekammer, die rathend und fördernd dem gesammten Erwerbsleben dienen, im hohen Grade wünschcnSwerth erscheint, eine rege Betheiligung an den Wahlen konstatiren zu können. Das Präsidium der Handels- und Gewerbekammer erachtet es als seine Pflicht, seinerseits zur Erreichung dieses Ziele« die Aufmerksamkeit der Kammermit glieder, der kaufmännischen Vereine, der Hai.dwerker- und Gewerbcvereine rc. hiermit besonders auf diese Wahl hinzulenken und gleichzeitig die Bitte auSzu- sprechen, sie möchten nach Kräften dazu beitragen helfen, eine allgemein rege Bctheiligung der Wahl berechtigten herbeizuführen. — In militärischen Kreisen spricht man jetzt viel von der möglichen Neubildung eines dritten Königl. sächsischen Husarenregiments. Jede Division, und Sachsen hat deren drei, soll ein leichtes Reiterregiment erhalten. Da« jetzige I. Husarenre giment würde dann das Königl. sächsische Garde- Husaren-Regiment werden und sich durch Garde-Litzen auszeichnen. DaS neue Husarenregiment bekäme dieselbe Uniform wie das I. Husarenregiment, zur Unterscheidung aber keine Litzen und anstatt des rothen den gelben Kalvack. Sitzung drs Lezirksaugschllssrs der königlichen Amtshaupt- mannschast Schwarzenberg, am 2V. Septbr. 1889. 1) Der Bezirksausschuß genehmigt die Uebernabme einer blei benden Berbindlichkeit Seiten der Gemeinde Schönheide au» Anlaß des Vermächtnisse« des Landschaftsmalers Porst in München, 2) genehmigt die Gesuche ». Heinrich Richard Ungers in Sosa und Carl Robert Bergers in Schönheide »m Errichtung je einer Schlächterei und b. des Holzschleisereibesihers C. F. Seidel in Crandorf um Veränderung seiner Betriebsgrabens bedingungsweise, 3) befindet die von Max Lohse in Zelle gegen seine Heranzieh ung zum Feuerlöschdienste daselbst erhobene Beschwerde für beachtlich, 4) justificirt die Rechnung über Verwaltung der Laße der Be- ziriSarmenanstalt Grünhain auf das Jahr 1887/88 vorbe hältlich der Beachtung der dagegen gezogenen Erinnerungen, b) genehmigt die Gesuche u. Friedrich Hermann Eißmann's in Hartmannsdorf um Uebertragung der Franz Richard Grllnert's in Niederschlema ertheilten Erlaubniß zum Gast- und Schanlwirthschastsbetriebe, sowie zur Abhaltung von Tanzmusik aus seine Person, b. Carl Wilhelm Tautenhahns in Schneeberg um Ueber tragung der Carl Gottlieb Falkner in Zschorlau er theilten Erlaubniß zuni Betriebe der Gast- u. Schank- wirthschast, sowie zum Abhalten von Tanzmusik auf seine Person, c. Heinrich Kimmel s und des Stadtgemeinderaths in Aue um Uebertragung der der Schützengesellschast daselbst ertheilten Erlaubniß zu Abhaltung öffent licher Tanzbelnstigungen auf die Person Kimmels, <i. Eduard Stockburgers in Schönheide um Uebertrag ung der ihn, ertheilten Erlaubniß zum Bierschank auf das von ihm neuerbaute Wohnhaus bedingungs weise und e. August Wehrmanns in Lauter um Erlaubniß zum Bier- und Brantweinschank vorbehältlich der Er füllung der straßenpolizeilichen Bedingungen, 6) lehnt die Gesuche rr. Franz Hermann Klötzers in Hundshübel um Erlaub- niß zum Bierschank und l>. Christian Friedrich Goldhahn's in Mittweida um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank, im Mangel örtlichen Bedürfnisses ab und 7) ertheilt zu den von Gottlieb Louis Fischer in Lauter, Carl Wilhelm Rau in Oberschlema, August Hermann Lorenz in Carls- seld, Carl Emil Martin in Auerhammcr und Carl Albin Brückner in Crandorf nachgesuchten Grundstücksabtrennungen bez. bedingungsweise Genehmigung. Taflcs-Gcdenkblätter fürs Wettiner Jubeljahr 1889. September. tNachdruck verbalen.) 24. 1552. Kursürst Johann Friedrich der Großmüthige besucht nach seiner Befreiung die Stadt Jena und die dasige Universität, deren Gründung er als Gefangener des Kaisers angeordnet hatte. 1706. Friede zu Altranstädt zwischen Karl XII. u. August dem Starken, der letzteren zur Entsagung der pol nischen Königskrone zwang. 1841. Der vormalige Wildschütz Karl Stülpner aus Schar- fenstein bei Zschopau, von dessen Thaten noch heute im Erzgebirge viel erzählt wird, starb in seinem Hei mathorte als 7Sjähriger halbblinder Greis. Er liegt aus dem Gottesacker zu Großolbersdors begraben. 25. 1591. Kurfürst Christian gestorben bei Colbitz auf der Jagd. 1790. Der berühmte Mineralog Abraham Gottlob Werner zu Wehrau (Oberlausitz) geboren. 1813. Ein großes Rauhfutter-Magazin in der Ostraallee zu Dresden brennt nieder. SK. 1813. Armeebefehl Friedrich August des Gerechten an seine Truppen, worin diese zur Treue gegen ihn ermahnt werden. 27. 1808. Kongreß zu Erfurt, der bis 14. Oktober dauert, und an dem auf Napoleons Einladung theilnahmen: Kaiser Alexander von Rußland, die vier Könige des Rheinbundes und 30 andere Fürsten. 1813. Bekanntmachung des sächsischen Königs an sein Volk. 1870. Gefecht bei und Besetzung von Clermont durch sächs. Gardereiter und preußische Füsiliere. 28. 1739. Clemens Wenzel, Kurfürst von Trier 1768 bis 1802, ein Enkel August des Starken, geboren zu Hubertus burg, er starb zu Oberndorf 1812. 1883. Enthüllung des Nationaldenkmals auf dem Nieder wald in Gegenwart der meisten deutschen Fürsten. 29. 1864. Schluß der chirurgisch - medizinischen Akademie zu Dresden. 1871. Zusammentritt des Niederwald - Nationaldenkmal- Komitees zu Wiesbaden unter Vorsitz des Regier ungspräsidenten Grafen zu Eulenburg. SO. 1613. Johann Georg I. bestätigt die Innung der Serpen- tinsandsteindrcchsler in Zöblitz, ein Gewerbe, das durch die Erfindung von Michael Boßler in Zöblitz entstand. 1714. Das neuerbaute Pesthospital in Dresden wird vol lendet. 1762. Der nachmalige sächsische Raubschütz Karl Stülpner zu Scharscnstein geboren. 1811. Die deutsche Kaiserin Augusta als Prinzeß von Weimar geboren. Reisen — welche Lust. Humoreske von Maximilian Schmidt. (4. Fortsetzung.) „Nur keine Dummheiten!" rief dieser. „Bring' mir lieber ein Fäßchen Hofbräuhaus- Bier mit, wenn es denn etwas sein soll." Nur allzu rasch war die Stunde verstrichen. Schon hörte inan den Ton des Posthorns. Der Postwagen hielt vor dem Hause an. Eine Menge Neugierige hatte sich dort versammelt u. ein allgemeines „Ah!" wurde laut, als jetzt die Landräthin, begleitet von ihren Eltern aus dem Hause trat. Koffer und Schachteln wurden aufgeladen, Mech- tildis nahm Abschied von Vater und Mutter und zahlreiche Thränen wurden vergossen. Schon saß der Postillon auf dem Bock, da fragte Thiernagel: „Tildchcn, Du hast doch die Hauptsache bei Dir?" „Die Hauptsache? WaS ist das?" „Reisegeld!" „Gerechter Gott!" rief Mcchtildi«, „Geld brauch ich ja auch! Postillon, gleich bin ich wieder da!"