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Amts- und Anzeigeblatt für den KeM -es Amtsgerichts Eibenstock MW« und dessen Ztmgeöung. 1888 Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SL. Aa-rgang. Sonnabend, den 9. Juni Montag, den 11. Juni 1888, Nachmittag 2 Uhr sollen im Amtsgerichtsgebäude hier 1 Taschenuhr, 1 Winterüberzicher, 1 Weste, ca. 1ä Meter Cloth und einige Stosfrester öffentlich gegen Baar zahlung versteigert werden. Eibenstock, am 7. Juni 1888. Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Nachdem da» revidirte Regulativ für die Sparkasse der Stadt Eibenstock vom 20. Marz diese« Jahre« von dem Königlichen Ministerium de« Innern be stätigt und dasselbe im hiesigen Sparkassenlocale angeschlagen worden ist, wird > die« in Gemäßheit von 88 20 und 21 de« erwähnten Regulativ« hiermit ,ur öffentlichen Kenntniß gebracht. ' Eibenstock, am 6. Juni 1888. Der Stadtrat ü. Löscher. M. Bekanntmachung. Nächsten Montag und Dienstag, den 11. und 12.^! 1888 sind alle am 4. und 5. diese« Monat« im öffentlichen Impftermin zur Erstimpfung ge langten Kinder von Rachm. 3 Uhr ab im Saale de« Aeldschlötzchrns hier und zwar in derselben Reihenfolge wie im Impftermin zur Nachschau Vorzttsttllen. Eibenstock, den 7. Juni 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Hagesgeschichle. — Deutschland. Se. Maj. der Kaiser hatte vom 6. zum 7. d. keine besonder« gute Nacht, da der Schlaf öfter durch Husten unterbrochen war. Der Kaiser blieb in Folge dessen auf Anrathen der Aerzte bi« gegen 11 Uhr Vormittag« im Bett. Gegen 12 Uhr begannen die Audienzen und Vorträge. — Die Abreise der Kaiserin in da« ostpreußische Ueber- schwemmungSgebiet ist auf Freitag Abend angesetzt. — Die vorgestrige Ausfahrt der kaiserlichen Majestäten galt dem Besuch de« bei Potsdam gelegenen Dorfe« Alt-Geltow, wo die daselbst neu erbaute Kirche be sichtigt wurde. Ueber den Verlauf diese« Ausflug« de« Kaiserpaares werden die folgenden näheren An gaben gemacht: „Auf einer Fahrt vom damaligen „Neuen Palai«" in die Umgegend berührte Kronprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1884 da« Dorf Alt- Geltow und war sehr erstaunt, in dem Dörfchen ein so wenig würdiges Gotteshaus zu finden. Sofort wurde auf sein Betreiben der Umbau der halb ver fallenen Kirche begonnen und in seiner Gegenwart der Grundstein gelegt. Häufig sah der Kaiser, da maliger Kronprinz selbst nach den Fortschritten des Baues; im Jahre 1887 kam er da« letzte Mal und zwar mit seiner erlauchten Schwester der Großher zogin von Baden. Die in mittelalterlicher Gothik gehaltene Kirche ist auf derselben Stelle, wo da« alte Gotteshaus gestanden, hart an der Havel, inmitten des kleinen Kirchhofes, errichtet. — Vorgestern erschien plötzlich, ohne daß irgend etwa« vorher bekannt war, der Kaiser. Derselbe betrat da« Gotteshaus, em pfangen von dem schnell herbeigeeiltcn Kirchcnältesten Stahnsdorf. Auf die Frage der Kaiserin, ob der Organist nicht da sei, wurde der hohen Frau geant wortet, daß der Organist und Lehrer Herr Oehl- schläger in dienstlicher Angelegenheit in einem, Nach bardorfe sei, worauf die Kaiserin bemerkte/ däß ihre Tochter Victoria die Orgel spielen könnd. Der Kaiser > betrat die Kirche und besichtigte sie zn allen Theileq, woraus er sich dann auf eine Bank niedersetzte, seine erlauchte Gemahlin zur Seite. Die Prinzessin Vic toria spielte hierauf auf der Orgel den Choral: „Lobe den Herrn" und die Majestäten lauschten an dächtig den frommen Klängen. .Inzwischen hatte fich die Kunde von der Ankunft der hohen Gäste ringtum verbreitet, und als die Majestäten mit den Prin- zessinnen-Töchtern die Rückfahrt antraten, begrüßte sie vielhundertstimmiger Jubel. — Die vielfachen StandeSerhöhungen der letzten Zeit haben in weiteren Kreisen Interesse für genea logische Fragen hervorgerufen. Vielfach wurde die Frage aufgeworfen, ob die Fürstenwürde de« Reichskanzler« nach dessen Tode erlischt oder erblich ist. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wurde durch Diplom vom 22. März 1871 vom Kaiser in den nach dem Rechte der Erstgeburt erblichen Fürsten stand erhoben. Nach seinem Tode würde also die Fürstenwürde sammt dem Prädikat „Durchlaucht" auf den Grafen Herbert Bismarck übergehen. — Sehr lehrreich für diejenigen falschen Freunde unsere- Vaterlandes, di« von der Mög- ligkeit eine« Rücktritt« de« Fürsten Bis marck von den Reich«- und Staat«geschäften so leichten Herzen« sprechen, wenn sie nicht gar ganz offen die Parole „Fort mit Bismarck!" ausgeben, ist ein Artikel de« bonapartistischen Blatte« „Autorita". Derselbe weist nach, oder sucht nachzuweisen, daß die Zeit jetzt der einzige, aber auch der beste Verbündete Frankreichs sei. Die Franzosen müßten ihren Drang nach Abrechnung mit Deutschland zu zügeln wissen und die Zeit wirken lassen, denn je länger die Re vanche hinausgeschoben würde, desto mehr wüchsen ihre Chancen; von Jahr zu Jahr werde die Zahl der Männer, auf die Deutschland volle Zuversicht setzen könne, während Frankreich sie ernstlich zu fürchten habe, mehr dicimirk. Wörtlich heißt es dann weiter: „Der Sieger von Sadowa, würde, wenn der Krieg morgen ausbräche, die Leitung desselben schon nickt mehr übernehmen können. Graf Moltke ist sehr alt und auch Fürst Bismarck schon hoch in den Jahren; noch wenige Jahre, und die beiden Männer, welche Preußen groß gemacht haben, werden nicht mehr sejn, und Preußen wird für Bismarck noch weniger al» für den Grafen Moltke einen Ersatz finden können. Ohne Bismarck würde ganz Deutschland nicht im Jahre 1870 unter preußischer Führung marschirt sein, jedenfalls würden die süddeutschen Staaten gefehlt haben. Ohne Bismarck würden für die Tripel- oder Quadrupel-Allianz die erwarteten Erfolge auSbleibeN. Er allein ist im Stande, zur richtigen-Zeit und mit dem gehörigen Nachdruck diese verschiedenen Kräfte zusammen wirksam werden zu lassen. In Preußen ist man sich dessen auch wohl bewußt und sucht deshalb den Gang der Dinge möglichst zu beschleu nigen. Wir sollen durchaus unsere Kaltblütigkeit ver^ lieren und uns in Komplikationen fortreißen lassen, an deren Ende wir unausbleibliche den Krieg finden würden." . - — Wie der „Berl. Cour, meldet," soll^ schon in nächster Zeit die Frage de» Welfenfoüd« neu an geregt werdön. Wie man weiß/ ist da« Vermögen weiland König« Georg von Hannover seiner Zeit be schlagnahmt worden Und -ein besondere« Gesetz hat bestimmt, däß Lie Zinsest de« beschlagnahmten Ver mögen-Verwendung finden sollen zur Abwehr feind seliger Bestrebungen König Georg« gegen Preußen. Eine Aufhebung der Beschlagnahme ist nur auf dem Wege der Gesetzgebung möglich. Die Anregungen, welche de-halb von freisinniger Seite im Abgeordne tenhause in früheren Zeiten versucht worden sind, waren vergebliche. Jetzt liegen die Dinge insofern etwa« ander«, al«, wie berichtet wird, Kaiser Friedrich der Ansicht zuneigt, daß c« besser sei, den sogenann ten Welsensont« nicht fortbestehen zu lassen. (Ob der Fond« dem Herzoge von Cumberland »»«gefolgt werden oder ob nur die Erträgnisse de« Fond« eine anderweite Verwendung finden sollen, darüber liegt keine Andeutung vor.) — Frankreich. Der ehemalige Krieg-minister und Marschall Leboeuf, der im Jahre 1870 viel von sich reden machte und dessen günstige« Urtheil über die Schlagfertigkeit der französischen Armee für ganz Frankreich verhängnißvoll wurde, ist am 7. Juni er. gestorben. Derselbe war am 6. Dezember 1808 in Pari» geboren, trat 1832 in die Artillerie ein, diente lange in Algerien, ward im Krimseldzug 1854 Bri gadegeneral, befehligte im italienischen Feldzug 1859 die Gardeartillerie, ward kaiserl. Adjutant, im August 1869 Kriegsminister und 1870 Marschall, erklärte im Anfang Juli 1870 in der Kammer die Kriegs bereitschaft der Armee und wurde Generalstabschef der Rheinarmee, trat am 12. August zllrück und übernahm den Oberbefehl de« 3. Corp«, fiel bei der Kapitulation von Metz (29. Oktober) in Kriegsge fangenschaft und lebte seit 1871 in gänzlicher Zurück gezogenheit. Lo-al« und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Juni. Gestern Nachmittag fand unter außerordentlich großer Theilnahme der hiesigen Bevölkerung da« Begräbniß der in der Blüthe ihrer Jahre hingemordeten Anna Marie Nötzoldt von hier stau. Leider ist c« bis jetzt noch nicht ge lungen, Licht in die schreckliche That zu bringen und ist die Beunruhigung der hiesigen Bevölkerung daher noch um nichts gemindert. — Eibenstock, 9. Juni. Die I. Wander- AuSstellung des „Vogtl.-Erzgeb. Industrie-Verein zu Plauen" im hies. RathhauSsaale ist gestern eröffnet worden, Die außerordentliche Mannichfaltigkeit der ausgestellten Erzeugnisse moderner Jndustriebranchen ist erstaunlich und der Reichthum der Sammlung so groß, daß der RathhauSsaal leider nicht annähernd ausreicht, dieselbe so auSzmiellen, wie e« wünschen«- werth erscheint.'. DiC Benutzung der ausgestellten Stickereierz, Gardinen u. A. m. ist in der liberalsten Weis^ gestattet und steht zu erwarten, daß die herr lichen Motive, welche in geradezu unerschöpflicher Menge geboten sind, den hies. Industriellen manche schöne Anregung für Neuheiten geben werden. Aber namentlich auch Stickern und Webern, wie überhaupt dem gesammken Publikum sei der Besuch der Aus stellung angelegentlichst empfohlen, denn sie werden sehen, welch' großartige Leistungen aus der Stickmaschine oder auk dem Wcbstuhl hervorzubringen sein. — Daß derartige anregende und geschmackbildende Ausstellungen für jede Industriestadt eine unbedingte Nothwendigkeit sind und immer mehr werden in Anbetracht der außerordentlichen Anstrengungen, die überall in Deutsch land zur Hebung der Industrie und zur Ausbildung der Bevölkerung gemacht werden, hat der Vogtl.-Erz geb. Industrie-Verein mit richtigem Blick erkannt. Eine in jedem Jahre bei uns sich mehrere Male wie derholende Wander-Au«stellung wird aber erst dann möglich sein, wenn eine genügende Anzahl Eibenstocker Industrieller diese segcn«reichen Bestrebungen unter stützen und dem Vereine al« Mitglieder beitreten, denen außerdem zu jeder Zeit da« Recht zusteht, au« der Plauenschen Sammlung auf 4 resp. 8 Tage einzelne Gegenstände leihweise zu entnehmen. — Chemnitz. Der „Köln. Ztg." wird von hier geschrieben: Die von der Reichsregierung getroffenen Maßregeln zur Ueberwachung de« Verkehr« an der französischen Grenze haben hier besondere Befriedig ung erregt. Hat doch auch unsere Industrie unter den Quengeleien französischer Beamten zu leiden ge habt. So sandte kürzlich eine hiesige Maschinenfabrik einen harmlosen Monteur, der vorher in Belgien be schäftigt gewesen war, nach Bar-le-Duc, um dort die Aufstellung von Maschinen vvrzunehmen, die sie ge- liefert hatte. Kaum hatte der Mann, der dort vor-