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630 3 M. Oceanographie und oceanische Physik. beiten von Humboldt und Maury, von Findlay, Kohl, Peter- mann erwähnt und zum Schlüsse die wichtigsten neuesten Ergeb nisse nach der in der Septeinbernummer der Pilot Charts enthaltenen Arbeit Pillsbuky’s mitgetheilt. Der nördliche Arm der südlichen zusammen mit der ge summten nördlichen Aequatorialströmung senden ihre Gewässer theils zwischen den westindischen Inseln in das Karibische Meer, theils ausserhalb der Inseln als Antillenstrom weiter fort. Die karibische Strömung wird nun bei ihrem Eintritte in die Strasse von Florida zum eigentlichen Golfstrom, der seine grösste Ge schwindigkeit — 72 Seemeilen pro Tag im jährlichen Mittel, 100 bis 120 Seemeilen im Maximum — unmittelbar nach dem Verlassen der Engen von Bernini erhält. Je weiter er nach Norden vor dringt, um so mehr nimmt seine Breite zu und seine Geschwindig keit ab. Nach Westen zu ist seine Grenze eine sehr scharfe, da er sich hier deutlich von dem nord-südlich gerichteten Kaltwasserstrome der amerikanischen Ostküste abhebt. Derselbe ist 10° bis 15° kälter und zeigt eine grünliche Färbung gegenüber dem dunkelblauen Wasser des Golfstromes. Bei 45° westl. L. lässt sich die Grenze der Strömung kaum mehr erkennen. Als Ursache des Golfstromes ist die Wirkung des Windes an zusehen, doch gesteht Pillsbury auch der durch den Winddruck gegen eine Seeküste verursachten Küstenströmung einen Antheil an der Entstehung zu. Die Ungleichmässigkeiten werden nach ihm in regelmässige und unregelmässige eingetheilt, und zwar sind erstere auf den Stand des Mondes zurückzuführen, letztere den localen Winden und dem jeweilig herrschenden Luftdrucke zuzuschreiben. Die durch den Mond hervorgerufenen periodischen Schwan kungen sind einmal monatlich, und zwar hat der Strom dann nach niedriger Declination eine schmale Front, aber grosse Geschwindig keit, bei zunehmender Declination verbreitert sich die Front, indem sich in der Axe die Geschwindigkeit vermindert, aber an den Seiten wächst. Sodann ruft der Mond auch noch tägliche Schwankungen hervor, die unter Umständen mehr als zwei Knoten betragen, und zwar ist in der Floridastrasse die stärkste Strömung 9 bis 10 Stunden nach dem oberen Meridiandurchgange des Mondes zu erwarten. Die unperiodischen Ungleichmässigkeiten in Folge localer Winde sind ohne Weiteres einleuchtend. Der jeweilig herrschende Luft druck spielt eine Rolle insofern, als der Ausfluss in der Florida strasse stärker wird, wenn der Luftdruck im Golf höher ist als im Ocean, und schwächer, wenn die Luftdruckvertheilung die um-