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Campbell. Schiaparelli. Harshman. 69 der Marsoberfläche sind Land, das einen grossen Theil der Nord hemisphäre einnimmt, während um den Südpol (wie auf der Erde) ein weites Meer liegt. Das Land wird von den merkwürdigen Canälen durchschnitten, die, nahezu geradlinig, doch zuweilen Schlängelungen der Ufer erkennen lassen. Die breitesten sind 300 km, die schmälsten 30 km breit. Sie gehen stets von Meeren, Seen oder anderen Canälen aus und endigen ebenso. Oft conver- giren mehrere in einem See oder an einem Meerbusen. Manche zeigen sich an ihrer Mündung trompetenartig erweitert, gehen all mählich in das Meer über, so dass man keine Grenze finden kann und annehmen muss, sie sind vom gleichen Wasser erfüllt wie die Meere. Sie bilden ein hydrographisches System, das zur Zeit der Schneeschmelze das Wasser von den Polen fortleitet. Um diese Zeit sind sie am breitesten und dunkelsten, sie schwinden wieder, wenn der Polarfleck am kleinsten ist. Sie sind wahre Canäle und heissen nicht bloss so. Schiaparelli macht aber darauf aufmerk sam, dass nicht genau gleichzeitig alle Canäle dieselben Aenderungen durchmachen, es sind im Gegentheil in einem bestimmten Moment immer nur einige Canäle gut sichtbar. Er kommt dann auf die Verdoppelungen der Canäle zu sprechen, schildert, wie statt des alten Canals zwei Linien parallel wie Eisenbahnschienen da liegen, von denen keineswegs immer der eine mit dem Orte des alten Canals zusammenfällt. Die Trennung kann ganz verschieden sein, 50 bis 600 km. Die Natur der Verdoppelungen ist ein Räthsel, keine der aufgestellten Hypo thesen erklärt alle Einzelheiten, und Schiaparelli gesteht, er könne keine bessere anführen. Man kann an die Thätigkeit intelligenter Wesen denken, man kann sich der vielfachen Er zeugung mathematisch regulärer Formen in der leblosen Natur bei ihrem Anblicke erinnern, man kann aber nichts beweisen. Viel leicht kommt einmal Licht aus einer unerwarteten Quelle und hellt das Dunkel auf. „Lasst uns also hoffen und forschen!“ W. S. Harshman. The Orbit of Deimos. Astr. Journ. 14, 145—148 (Auszug aus einer Dissertation der Columbian üniversity). Die Bahnbestimmung des äusseren Marsmondes ist auf die Beobachtungen gegründet, welche 1892 in Washington angestellt worden sind. Es ergab sich unter anderem die Umlaufszeit gleich 1,262441 Tagen, die mittlere Entfernung gleich 32,5088" + 0,0383" und die Excentricität gleich 0,01819 + 0,00177. Die Vergleichung der Bahn mit den von Hall aus den Beobachtungen von 1877