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Chloride. — §. 98. 547 Aber nicht blos bei verschiedenen Individuen, auch bei derselben Person kommen im Stande der Gesundheit sehr beträchtliche Schwan kungen in der täglichen und stündlichen Chlorausscheidung vor. Diese folgen zum Theil einem bestimmten Gesetz. So fällt hier zu Lande bei allen untersuchten gesunden Personen das Maximum der Chlorausschei- dung in den Nachmittag, das Minimum in die Nacht. He gar fand hei 8 Individuen als Mittel der stündlichen Chlorausscheidung: Nachmittags 0,57 — Nachts 0,28 — Vormittags 0,48 Grm. Derselbe beobachtete bei derselben Person Schwankungen in der stündlichen Ausscheidung, welche von 0,20 bis 1,32 variirten, so dass demnach das stündliche Maximum das Minimum um mehr als das Sechsfache übertraf. Fragen wir nun nach den Ursachen, welche bei Gesunden eine Ver mehrung oder Verminderung der Chlorausscheidung bewirken, so ergiebt sich Folgendes: 1. Den grössten Einfluss hat unstreitig die grössere oder geringere Einfuhr von Chlor in den Organismus, namentlich von Kochsalz, das wir mit den Speisen gemessen. Personen, die stark gesalzene Speisen essen, haben eine grosse mittlere Chlorausscheidung, und eine vorüber gehend gesteigerte Einfuhr von Chlorverbindungen hat ebenfalls in der Regel eine vorübergehende Steigerung der Chlorausfuhr zur Folge. Dass bei allen hier untersuchten Personen die grösste stündliche Chloraus scheidung durchschnittlich in die Nachmittags- und Abendstunden fällt, rührt ohne Zweifel grösstentheils daher, dass alle diese Personen am Mittag mit ihrer Hauptmahlzeit die grösste Menge Kochsalz genossen, wovon ein Theil bald nach seinem Uebergang ins Blut wieder aus geschieden wurde. K och s alz fr e i e Diät und Hunger verringern dagegen die Chloraus scheidung sehr bedeutend, jedoch so, dass dann das, von der Nahrung unabhängige, im Körper aufgespeicherte Chlornatrium vicariirend eintreten muss. Die Folge hiervon ist, dass bei Wiederaufnahme kochsalzreicher Nahrung die Chlornatrium ausscheidung durch den Harn nicht in gleichem Verhältniss wächst, da ein Theil des jetzt reichlich vorhandenen Chlornatriums zur Deckung des Verlustes ver wendet wird. Lehmann fand in seinen unter verschiedener Chlornatriumeinfuhr angestellten Blutanalysen 4,138, 4,148 und 4,181 Grm. Chlornatrium pro Mille in demselben. 2. Die Chlorausscheidung durch den Urin bängt aber nicht allein von der Chloreinfuhr ab, sie kann auch durch andere Umstände, ja durch Verhältnisse, welche im Organismus selbst liegen, vermehrt oder vermindert werden. Bei allen von He gar untersuchten Personen war die stündliche Chlorausscheidung in den Vormittagsstunden (0,48) viel grösser als während der Nacht (0,28), wiewohl eine dieser Personen am Abend eine stark gesalzene Kost und dann bis zum nächsten Mittag gar nichts als ein Glas Wasser zu geniessen pflegte, und auch die übrigen am Abend kochsalzreiche Speisen, am Morgen dagegen nur wenig Chlor haltende Nahrung (Kaffee mit Weck) genossen — so dass also bei Allen