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34 G. Kirchhoff. ratur Strahlen von einer entsprechenden Wellenlänge neu hin zutreten, während die Intensität der Strahlen grösserer Wellen längen wächst. Wendet man den bewiesenen Satz auf diesen Fall an, so sieht man, dass die Function /, für eine Wellen länge, gleich Null ist für alle Temperaturen unterhalb einer gewissen, der Wellenlänge entsprechenden Temperatur 17 ) und für höhere Temperaturen mit diesen wächst. Hieraus folgt, wenn man nun denselben Satz auf andere Körper anwendet, dass alle Körper, wenn ihre Temperatur allmählich erhöht wird, bei derselben Temperatur Strahlen von derselben Wel lenlänge auszusenden beginnen, also bei derselben Tempe ratur roth zu glühen, bei einer höheren, allen gemeinsamen, Temperatur gelbe Strahlen u. s. w. auszugeben anfangen. Die Intensität der Strahlen von gewisser Wellenlänge, welche ver schiedene Körper bei derselben Temperatur ausschicken, kann aber eine sehr verschiedene sein; sie ist proportional mit dem Absorptionsvermögen der Körper für Strahlen der in Kede stehenden Wellenlänge. Bei derselben Temperatur glüht des halb Metall lebhafter als Glas und dieses mehr als ein Gas. Ein Körper, der bei den höchsten Temperaturen ganz durch sichtig bliebe, würde niemals glühen. In einen aus Platin draht gebogenen Ring von etwa 5 mm Durchmesser brachte ich etwas phosphorsaures Natron und erhitzte dasselbe in der wenig leuchtenden Flamme der Bunsen'sehen Gaslampe. Das Salz schmolz, bildete eine flüssige Linse und blieb dabei voll kommen klar; aber es leuchtete auch gar nicht, während der dasselbe berührende Platinring das lebhafteste Licht aus strahlte. Draper *j hat aus Versuchen den Schluss gezogen, dass alle festen Körper bei derselben Temperatur zu glühen be ginnen. Bei seinen Versuchen hat er aber bemerkt, dass ge wisse Körper, wie Kalk, Marmor, Flussspath, schon bei einer niedrigeren Temperatur leuchteten, als sie es nach diesem Satze hätten thun sollen; er nennt dieses Leuchten Phos- phoresciren und sagt, dass es durch die Farbe sich deutlich von dem Glühen unterscheide. Welchen Namen man aber auch [596] diesem Leuchten geben möge, es ist im Wider spruche mit dem Satze § 3, und ein Körper, der es zeigt, muss daher der Voraussetzung nicht genügen, die bei dem Beweise dieses Satzes gemacht ist, er muss beigleichbleiben- *) Phil. Mag. XXX. p. 345; Berl. Ber. 1847.