Anmerkungen. Die Vorstellung, dass alle Glieder unseres Planetensystems einen gemeinsamen Ursprung und damit die gleiche stoffliche Zusammensetzung haben, liegt allen unseren modernen kosmo logischen Betrachtungen zu Grunde. Dieselbe wurde zum ersten Male in consequent deductiver Weise entwickelt und begründet von Immanuel Kant in der vorliegenden, 1755 erschienenen Schrift. Es ist die so berühmt gewordene Nebular-Hypothese, welche hier und zwar, wie der Verfasser selbst angiebt, »nach Newton 1 sehen Grundsätzen abgehandelt«, d. h. auf die Grund sätze der rationellen Mechanik gegründet, vorgeführt wird. Von dieser Hypothese sagt H. v. Helmholtz (Vorträge und Reden II, p. 85): »sie erweist sich als einer der glücklichsten Griffe in der Wissenschaft, die uns anfangs durch ihre Kühnheit erstaunen machen, sich dann nach allen Seiten hin mit anderen Entdeckungen in Wechselbeziehungen setzen und in ihren Fol gerungen bestätigen, bis sie uns vertraut werden.« j Die Schrift, die in ihrer ersten Auflage anonym erschien, gehört der ersten Schaffensepoche des grossen Philosophen an, jener Zeit, wo ihn fast ausschliesslich naturwissenschaftliche Studien beschäftigten. Sie ist die erste grössere Arbeit Kant’s überhaupt und nach Kuno Fischer’s Zeugniss das »wichtigste und denkwürdigste der naturwissenschaftlichen Werke Kant’s« [Kuno Fischer, Geschichte der neueren Philos. 3. Autl. B. IH. p. 132). Gewidmet war dieselbe Friedrich dem Grossen. Der Verfasser setzte wohl nicht geringe Hoffnungen auf dieselbe; »bei seinem sonstigen bescheidenen Zurücktreten im öffentlichen Leben würde er diesen Schritt (die Widmung seiner Schrift) ge wiss nicht gewagt haben, wenn er nicht in dieser selbständigen Forschung eine würdige Empfehlung für seine Leistungen erblickt hätte« (Rosenkranz). Bei einer späteren Gelegenheit bedauert Kant, dass seine »Theorie des Himmels« nicht so bekannt bei seinen Zeitgenossen geworden sei, wie sie es wohl verdiente ; er schrieb selbst am Abende seines Lebens einen Auszug aus diesem