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151 der Assistent, Dr. Bergmann, sowohl wie der Sachverständige, Gewerbeinspector Priem, bekundet, daß eine Controle nur dann wirksam sein könne, wenn dem Revisionsbeamten die Möglichkeit nicht benommen werde, ungesehen von dem Fabrikleiter oder dessen Beamten in die Fabrikräume zu gelangen. Von einer Chicane, wie der Beklagte behaupte, könne keine Rede sein. Es ist für die socialpolitische Rückständigkeit des Unter nehmerthums und auch eines Theiles der Richter bezeichnend, daß erst so lange processirt werden mußte, um dem Fabrik- inspectorat die nothwendige Ellenbogenfreiheit gegenüber dem Unternehmerthum zu verschaffen. Volkswirthschastliches. Das Ziel aller volkswirthschaftlichen Bestrebungen sollte sein, daß jeder Arbeiter für sich und seine Familie eine aus kömmliche Existenz mit seiner Hände Arbeit schaffen kann; wie weit wir noch von diesem Ziele entfernt sind, lehrt die Statistik. Es sind zwar die Löhne von 1895—1900 etwas in die Höhe gegangen, gleichzeitig haben aber die unentbehrlichen Lebensbe dürfnisse eine noch stärkere Steigerung erfahren, wie folgende Zu sammenstellung lehrt. Es betrugen die Ausgaben für eine Familie für 1895 Steigerung in Proc. 1900 Ernährung 403.61 8 435.90 Wohnung 107.63 20 129.16 Kleidung 80.72 10 88.79 Heizung und Beleuchtung 33.64 15 38.69 llebrige Ausgaben 47.08 5 49.44 Summa: : 672.68 6,98 742.— Dagegen vertheilten sich nach dem Geschäftsbericht der Ver sicherungsanstalt Königreich Sachsen die ca. 1 Million der gegen Invalidität Versicherten auf folgende Lohnclassen 111763 Versicherte der I. Klasse bis 350 Mk. jährliches Einkommen 329591 „ II. „ 350 „ 550 „ 232048 III. „ 550 „ 850 „ 165608 ., IV. „ 850 „ 1150 ., 119899 „ „ V. „ über 1150 „ Hieraus geht hervor, daß der II. Classe, die die Einkommen von 350 bis 550 Mk. umfaßt, der größte Theil der Versicherten angehören. Wie die Differenz zwischen dem, was zum Leben unbedingt nöthig ist und was thatsächlich verdient wird, durch den Einzelnen ausgeglichen werden kann, lehrt uns die Statistik leider nicht. Eingesandt*. Möge es einem Mitglied unseres Verbandes gestattet sein, einige Gedanken zu den vorliegenden Anträgen für den Delegirtentag auszu sprechen und hoffe ich um so eher, daß das eine oder andere Samenkorn, welches in diesen Ansichten möglicherweise enthalten ist, auf fruchtbaren Boden fällt, als man sich wohl in allen Vereinen jetzt mit diesen Anträgen beschäftigt und Stellung zu denselben nimmt. Bezüglich Ausnahme von Einzelmitgliedern hege ich das Be denken, daß bei der engen Grenze von nur 5 Km leicht Unzuträglichkeiten zwischen Einzelmitgliedern und Vereinen entstehen könnten und wäre es daher wohl besser, die Grenze auf mindestens 10, lieber noch 15 Km fest zusetzen. Auch müßte Klarheit darüber geschaffen werden, ob ein Einzel mitglied die Versammlungen des ihm zunächst liegenden Vereins besuchen darf oder ob ihm dies, falls es die Umstände erfordern, verwehrt werden kann. Der letzte Absatz in Z 4, Austritt resp. Ausschluß, könnte wohl dahin ergänzt werden: „Falsche Angaben haben den Ausschluß aus dem Verein oder Verband und den Verlust der bereits eingezahlten Bei träge, sowie jeden Anspruchs an die Berbandscasse zur Folge." Des gleichen auch freiwilliger Austritt. Ebenso müßten die Spaltungen der Vereine mehr als jetzt erschwert werden, vielleicht durch folgenden Zusatz in K 5: „Eine Separation vom Stammverein kann nur dann genehmigt werden, wenn die Zahl der Mitglieder auf beiden Seiten nicht unter 20 beträgt, sonst tritt der sich neu bildende Verein auch als neuer in den Ver band ein; derselbe sängt bei der niedrigsten Scala der Unterstützung an." Selten sind es zwingende Gründe, welche die Veranlassung geben, sondern meist bürgerlicher Klatsch oder Stellenjägerei. Wo sollte das hinführen, wenn aus jedem Verein von 40 Mitgliedern zwei werden wollten. In * Für die unter „Eingesandt" gebrachten Berichte, welche sämmtlich direct an die Redaction zu senden find, übernimmt die Redaction den Mitgliedern unseres Verbandes gegenüber keine Verantwortung. den Vereinen werden die Verwaltungskosten pro Mitglied zu hoch und der Verband möchte dann diesen zu Liebe seine Forderung ver mindern. Antrag X: Delegirtentagskosten. Es wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn zum nächsten Verbandstag die, welche die Mehrzahl der Delegirten bilden, von ihren Vereinen ermächtigt würden, zu sagen: Gut, wir haben in gewisser Beziehung ein Vorrecht im Verband, folglich wollen wir auch unsere Delegirten selbst bezahlen. Tann ließe sich mit dem Geld, was der Verband jetzt dafür bezahlt, etwas schaffen, um junge Collegen zu bewegen, sich sobald als möglich uns anzuschließen. Antrag XI: Geschäftsordnung. Der Zusatz vom Verein Leipzig 10 Minuten Redezeit betreffend, ist wohl mehr als Hohn auszufassen, denn es wird wohl außer einigen Dauerrednern gewiß wenige Delegirte geben, welche in der Lage sind, eine gut durchdachte Rede in der Dauer von 10 Minuten vom Stapel zu lassen. Es wäre wohl besser, die Rede zeit aus 6—7 Minuten zu beschränken und dafür anstatt zweimal, Dem jenigen, welcher Gebrauch davon machen muß, dreimal das Wort zu geben. Ich meine, daß Redegewandte, wenn dann das Wort zu jedem Punkt dreimal gegeben wird, auch nicht im Nachtheil sind. Arb ei ts l o s cn - U nt er stü tz n n g. Diese wäre wohl nur da als dringend zu empfehlen, wenn ein College im Interesse der guten Sache gemaßregelt wird, denn unsere Lohndrücker kommen meist aus den ver- verwandten Berussclassen. Petition. Nun, werthe Collegen, wer da glaubt, daß durch den Befähigungsnachweis unsere Lage verbessert wird, der hält sich genau so zum Narren, wie derjenige Dampfanlagen-Besitzer, der da glaubt, Gewinn zu haben, wenn er in Kessel- und Maschincnhaus Alles mechanisch an schafft und dann den ersten besten Arbeiter anstellt. Ebenso wie man vor mehr denn 20 Jahren keine Geldopser gescheut hat, um Revisionsvereine zn gründen, jedenfalls um die König!. Gewerbe-Jnspectious-Beamten von der regelmäßigen Controle der Dampfkessel und Dampfmaschinen zu ent lasten. Folglich würden auch, wenn nur mit Befähigungsnachweis ver sehene Collegen mit der Bedienung der Dampfkessel beschäftigt werden dürften, die Dampfanlagen-Besitzer keine Kosten scheuen und dafür sorgen, daß immer eine Ersatzgarde zur Verfügung wäre, falls der oder jener College aus irgend einem Grund berufsmüde würde, damit derselbe die nöthige Zeit hätte, um sich die Sache zu überlegen. Ob selbige, wenn sie nicht in Function zu treten hätten, mit anderen Arbeiten beschäftigt oder au irgend einem Ort in Kisten verpackt gehalten würden, damit sie im Nothfalle gleich zur Stelle sind, muß die Zukunft lehren. Folglich ist es besser, wenn wir sehen, uns unter uns in unserem Berus auszubilden und durch Vorträge und Bibliothekbücher etwas Theorie anzueigneii, um nöthigenfalls niit etwas Zahlenmaterial herum zu werfen. Das ist der Lauf der Zeit, denn wir haben nur noch wenig Chefs oder sonstige Vor gesetzte, welche von der Pike auf gedient haben. Wenn man sämmtliche Anträge im Durchschnitt betrachtet, so hat es den Anschein, als ob der Sächsische Verband das kausmännische Gebiet, auf welchem derselbe groß geworden ist, verlassen und sich auf das agitatorische begeben wollte; ob das besser ist, muß die Zukunft lehren, doch wäre es wünscheiiswcrth, wenn derselbe sich dabei immer die That- sache vor Augen hält, daß der, welcher langsam einen Berg hinangeht, bestimmt und unerschöpst oben ankommt, während der, welcher im Schwcinstrabe Anlaus nimmt, nicht selten schon in der Mitte erschöpft ankommt, folglich sein Ziel nicht erreicht. Man soll nicht immer glauben, wenn der Nachbar spricht, die Fische müssen aus dem Teich in den andern, daß dieselben sich auch dort besser entwickeln, das kommt ganz darauf an, was dort für Temperatur herrscht. Hoffentlich kommen alle Delegirten mit Volldampf angefahren, uni das, was uns in unserem Bestreben hinderlich ist, zu beseitigen. Julius Sacher. Fragen. 97. Was ist ökonomischer für den Betrieb, erfordert weniger Kohle bei gleicher Dampserzeugung, die Speisung des Kessels durch eine Pumpe oder vermittelst eines Injektors? I. Sch. 98. Als ich in einer neu angetretenen Stelle zum erstemnale den Kessel zum Zwecke der Reinigung außer Betrieb setzte, verlangte der Werkführer, ich solle sämmtliche Rcinigungsöfsiiungen im Kesselmauerwerk anfreißen, damit der Kessel besser auskühle. Aus Grund meiner Er fahrungen leistete ich diesem Verlangen nicht Folge und öffnete nur die Feuerthür sowie den AsHefall und den Zngschieber so weit als möglich. Zu meiner Rechtfertigung frage ich an, ob die Abkühlung nicht aus diese Weise am raschesten und zweckmäßigsten erfolgt? K. E. 99. Meine Anlage ist durch einen Blitzableiter geschützt, derselbe ist indeß, so viel mir bekannt, noch niemals auf seine Zuverlässigkeit geprüst worden und bin ich daher im Zweifel, ob er seinen Zweck erfüllt. Giebt es eine gesetzliche Vorschrift, daß und wie oft eine solche Prüfung statt- sinden muß? L. N. 100. Wir haben einen eisernen Schornstein, der an einer Stelle durchgerostet war und reparirt werden mußte, in den anderen Theilen ist er noch verhältnißmäßig wenig angegriffen. Auf welche Weise kann der Schornstein geschützt werden, daß er nicht in kurzer Zeit zerstört und die Aufstellung eines neuen Schornsteins nöthig wird? Sch. 101. Ist es nothwendig, die Leitung von den Coudeiishähiien einer Duplex-Speisepumpe von Weise sc Monsst nach einem Condenstopf zn führen oder genügt es, wenn dieselben in eine Auspuff-Dampfleitung münden? H. M.