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in Anspruch nehmen mufs, welcher von dem Umfange der gemachten Ge schäfte abhängig ist. Warenzeichengesetz. Nach dem neuen Gesetz erhält der erste, der eine Marke eintragen läfst, das ausschliefsliche Recht dafür und kann gegen jeden Importer einschreiten, der ähnliche Marken fuhrt. Die Ex porteure sollten von diesem wichtigen Gesetze ganz besonders Notiz nehmen, um sich vor Import- und Lokalfabrikanten geringer Waren unter Nach machung eingetragener Marken zu schützen. Die Zukunft Argentiniens. Es giebt wohl kaum ein Land der Erde, welches nicht viele Stadien hätte durchlaufen müssen, um zu seinen jetzigen Handelsbeziehungen mit j der Aufsenwelt zu gelangen, aber es giebt wohl kaum ein zweites Land, dessen Handelsentwickelung so ersichtlich war und für die- Zukunft so vielversprechend ist als Argentinien. Im Jahre 1860 noch unbekannt und ungenannt, ist es heute ein wichtiges Land geworden, mit 4 Millionen Einwohnern, mit glücklichster Aussicht auf Fortschritt nach jeder Richtung hin, in der Entwickelung der Industrie, in der Vermehrung der Bevölke rung und des Handels und in Schaffung neuer Kommunikationsmittel. — Seine Bedeutung verdankt Argentinien weniger seiner noch verhältnismäfsig kleinen Bevölkerung, noch seinem Flächeninhalte, welcher zehnmal gröfser ist als Grofsbritannien, sondern seinen finanziellen und kommerziellen Be ziehungen zu den grofsen Nationen Europas, so dafs es unvermeidlich die leitende Stellung in Südamerika einnimmt in der Aufsaugung überschüssigen Kapitals und der überschüssigen Bevölkerung Europas. In der Schaf- und Rindviehzucht übertrifft Argentinien die ganze . Welt. Ein gemäfsigtes, schönes Klima, der fruchtbare Boden, die gleicli- mäfsigen, unbewaldeten Ebenen, die sich so vorzüglich eignen für Weiden und Ackerbau, werden Argentinien in allernächster Zukunft zu einem der wichtigsten Faktoren in der Bekleidung und Ernährung der europäischen Völker machen. — Als Ackerbau- und Weideland übertrifft Argentinien in vieler Beziehung — schon durch seine natürliche Lage, jedes andere Land der Welt und mit Hilfe fremden Kapitals, mit verbesserten, modernen Maschinen und modernen Verkehrs- und Transportmitteln wird seine Ent wickelung sehr schnell fortschreiten. — Gegenwärtig sind die Hilfsquellen des Landes nur erst geprüft worden; der Boden wurde hier und da kaum gewendet und hat doch schon Millionen und Millionen eingebracht, so dafs die Ertragsfälligkeit nicht nur die alten Völker Europas sondern auch die Nordamerikaner auf ihrem jungfräulichen, ergiebigen Boden geradezu ver blüfft hat. Wie jedes neue Land, welches ein zu rasches Emporblühen erfährt, so hat auch Argentinien eine unheilvolle Periode einer finanziellen De pression durchmachen müssen, welche im Jahre 1889 das Land durch strömte. — Alle Arten von Spekulationen wurden gemacht. Die grofsen Geldhäuser Europas — wie Baring u. a., im Verein mit vielen gierigen englischen Spekulanten, überschütteten buchstäblich Argentinien mit Geld mitteln. — Von 1881 —1892 erhielt die Regierung direkt nahezu 300 Millionen Dollars, und alles in allem kann angenommen werden, dafs ca. 1500 Millionen Dollar englisches Kapital in Argentinien angelegt wurden, von denen heute allerdings sehr vieles unlukrativ und gefährdet ist. Inzwischen ist eine stetige Besserung der Geschäfte des Landes zu bemerken. Der Kredit des Landes hebt sich, und Kenner von Land und Leuten, welche lange Zeit in Argentinien gelebt, behaupten, dafs das Ge schäft noch nie zuvor so gesund gewesen sei als jetzt. — Man merkt das gesunde Emporblühen des Landes, und es herrscht die Neigung vor, von den Erfahrungen anderer bei der Einführung moderner Einrichtungen zu profitieren, ^lit dem Anwachsen der Bevölkerung, mit einer stabilen Re gierung und einem besseren Finanzsystem wird das Kapital gut angelegt und wird das Land unzweifelhaft einen hervorragenden Platz im Welthandel einnehmen. 111. TJ i* ti *£- u :t y. U ruguay ist — mit 73 126 Quadratmeilen Flächeninhalt — die kleinste der südamerikanischen Republiken, aber die bevorzugteste hinsicht lich des Klimas, der Bodenbeschaffenheit und der geographischen Lage. — Der Reichtum an Wald und Wasser bietet den Ansied lern unermefsliche Vorteile, sowohl für Landwirtschaft als für Viehzucht. — Der Boden ist reich und fruchtbar und erzeugt alle Arten von Getreide und Obst, welche im gomäfsigten und aufsertropischen Klima Vorkommen. Die Hauptstadt, Montevideo, eine herrliche Stadt mit nahezu 200 000 Einwohnern, ist günstig gelegen zwischen der Bay und dem Meere und hat ein gesundes Klima; zu allen Zeiten weht ein erfrischender. See wind. — Es ist der Stapelplatz des Handels; 92 Prozent der ganzen Ein fuhr und 60 Prozent der Ausfuhr des Landes gehen durch das Zollamt in Montevideo; die Stadt ist mit allen modernen Verkehrs- und Transport mitteln, mit Strafsenbahnen, Telephon, elektrischem Licht u. s. w. bestens versorgt. Die Bevölkerung von Uruguay ist schnell gestiegen; von 132 000 Ein wohnern im Jahre 1852 auf 800000 im Jahre 1895, davon entfallen j auf Italien ca. 40 Prozent, Spanien 29 Prozent, Frankreich 6 Prozent, England ca. 3 Prozent und auf Deutschland kaum 2 Prozent. Die Haupt industrie des Landes ist die Viehzucht (Schlachtvieh, Schafe und Pferde). Erst in den wenigen letzten Jahren hat man dem Ackerbau eine gröfsere Aufmerksamkeit zugewendet und sind die Erfolge in der Weizen- und Maisproduktion ganz bedeutende - zu nennen. Im Jahre 1893 schätzte man das bebaute Land auf ca. 900000 Acres, was in Anbetracht der 16 Millionen kulturfähigen Ackerlandes als ein verschwindend kleiner Teil zu bezeichnen ist. Der Gesamthandel Uruguays (Ein- und Ausfuhr) betrug 1886 44 Mil lionen Dollars und stieg 1895 auf 58 Millionen Dollars. — Wie Argen tinien, so hatte auch Uruguay im Jahre 1890 eine unheilvolle finanzielle Krisis durchzumachen, ist aber seitdem zu normalen Verhältnissen zurück gekehrt. Von den Kreditverhältnissen des Landes gilt dasselbe wie von Ar gentinien , auch besitzen viele argentinische Firmen eigene Filialen in Montevideo. — Der Aufsenhandel wird auch hier — wie in Argentinien — durch die Tliatsache sehr beeinflufst, dafs England bedeutende Kapitalien im Lande festgelegt hat. Man spricht davon, dafs in den letzten 10 Jahren nahezu 100 Millionen Dollars englischer Gelder in Uruguay angelegt wor den sind. In einem späteren Artikel werden wir auf allgemeine Beobachtungen und auf die für die verschiedenen südamerikanischen Länder wichtigsten Einfuhrartikel näher eingehen. E. H. Die Entwickelung des Aus landshandels der Welt. Nachdruck verboten. dem Wunsche beseelt, seinen Lands- uten durch Zahlen zu beweisen, wie ihr sich der Auslandshandel in dem Zeiträume von 1891 bis 1897 zum Nachteile Englands verschoben hat, eine Thatsache, die die britischen Fabrikanten noch immer nicht anerkennen wollen, veranstaltete dort der bri tische Handelsminister eine Untersuchung über den Umfang der Einfuhr und Ausfuhr von elf europäischen Staaten und von Amerika im Ver gleiche mit England. Diese an sich interessante Arbeit würde indes weit wertvoller gewesen sein, wenn sie nicht manche Ungenauigkeiten und schwer verständliche Randbemerkungen enthielte, auch vieles Nötige darin fehlte. So wurde sonderbarerweise der Handel Italiens garnicht in Betracht gezogen, obgleich die be treffenden Ausweise ohne Mühe hätten beschafft werden können, während die deutschen Ziffern mit der Bemerkung versehen sind „ausschliefs- lich des Transithandels, dessen Betrag seit 1870 nicht ermittelt wurde“. In anderen Fällen sind die Ergebnisse von 1896 an Stelle der 1897 er angeführt (speziell bei Amerika), und was Rufsland, Holland, Österreich-Ungarn und Schweden betrifft, so sollen die Ziffern nur den Spezialhandel anzeigen, d. h. die Einfuhr zum Zwecke des einheimischen Verbrauches und die Ausfuhr von inländischen Erzeugnissen. Trotz dieser Unvollkommenheiten ist die Arbeit, jedenfalls vom deutschen Gesichtspunkte, sehr interessant, da sie unsere kommerziellen Er rungenschaften, ganz besonders im Vergleiche 503 mit England, scharf kennzeichnet. Die Tabellen lauten, nachdem die englische in deutsche Währung umgerechnet ist: a. Einfuhr (in Millionen Mark): Länder. 1891 1897 Zu- oder Abnahme. Deutscher Zollverein und Deutsches Reich 4,570,8 4,991,5 j 420,7 Frankreich 4,750,6 4,110,0 — 640,6 Belgien 2,495,7 2,472,7 — 23,0 Holland 2,225,2 2,806,6 + 581,4 Rufsland 758,7 1,179,7 + 421,0 Österreich-Ungarn 1,022,8 1,258,8 + 236,0 Dänemark 371,8 426,6 + 54,8 Schweden 409,8 398,0 — 11,4 Norwegen 247,8 266,9 + 19,1 Spanien 721,1 646,1 — 75,0 Portugal 224,8 227,9 + 3,1 Amerika 3,520,5 3,186,4 — 334,1 England 8,708,8 9,020,2 + 311,4 Die deutsche Einfuhr, die in 1891 l um