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No. 7. .VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. VI. Jahrg. Mitteilungen über die Maschinenfabrik und Eisengiesserei Karl krause in heipzig. (Nachdruck verboten.) Bei der heutigen hohen Entwickelung der deutschen Maschinen industrie gehört in der That eine aufsergewöhnlich bedeutende Leistungsfähigkeit dazu, um einzelne Firmen aus dem Grad der deutschen Maschinenfabriken hervorragen zu lassen. Aber wohin wir blicken, in jeder Branche linden wir stets einige Firmen, welche —- immer vorwäts strebend — allen voran, als eine Zierde der deutschen Industrie auf dem Weltmärkte herausleuchten. Zu diesen Firmen gehört unstreitig in erster Linie die Maschinen fabrik Karl Krause in Leipzig, welche auf dem von ihr beherrschten Gebiete des Weltmarktes den ersten Platz sich errungen hat, denn sie ist heute die gröfste und leistungsfähigste Firma der Welt auf dem Gebiete der Papierverarbeitungs-Industrie. Unsere Illustration Nr. 1 zeigt dieses Welthaus in seiner heutigen Ausdehnung, welches ein Gesamtareal von 78 000 qm umfafst; hier von sind 25 000 qm, und hauptsächlich zu Fabrikationszwecken die nende bebaute Fläche, auf welcher heute nahezu 1100 Arbeiter be schäftigt werden. Aus kleinen Anfängen hervorgegangen, hat sich die Firma unter der umsichtigen Leitung des Begründers und noch jetzigen Inhabers der Firma, Kommerzienrat Karl Krause, zu dieser mächtigen Gröfse emporgeschwungen. Derselbe gründete im Jahre 1855 mit sehr bescheidenen Mitteln und einem Schraubstock sein Geschäft in Leipzig. Intelligenz und reicher Erfahrung sowie einer rastlosen Thätigkeit hatte er es zu verdanken, dafs sich sein Geschäft derartig erweiterte, um zwei Jahre später, also im Jahre 1857, bereits 9 Arbeiter beschäftigen zu können. In dieselbe Zeit fällt auch die Erfindung der Prägepresse und die Papierschneidemaschine. Beide Maschinen hat die Papierverarbeitungs-Industrie, für welche sic eine Epoche bedeutete, dem Genie Karl Krauses zu verdanken, da der selbe ihr Erfinder ist. Von da an begann nun für die junge Fabrik und deren Inhaber der Weg, der sie bis zur Elite der Grofsindustrie führte. Bereits im Jahre 1873 mufste ein Teil der Fabrikation, näm lich die Giefserei, auf das Areal, auf welchem die Fabrik heute steht, aufserhalb Leipzigs, nach dem Vororte Crottendorf, verlegt werden, und im Jahre 1877 wurden daselbst die übrigen Werkstätten erbaut, so dafs im Jahre 1878 der gesamte Betrieb dahin verlegt wurde. Durch noch dreimalige bauliche Vergröfserungen erreichte die Fabrik die heutige Gröfse, in welcher gegen 600 Werkzeug maschinen und vier Dampfmaschinen von circa 800 Pferde stärken in Thätigkeit sind; es besteht aus der Eisengiefserei Dreherei, Schlosserei, Tischlerei, den Montagen Werkstätten, der Schleiferei, Fraiserei, Schmiede, den Magazinen, Lager- und Vorratsräumen, den Garderoben, Bade- und Waschräumen für die Arbeiter u. s. w. Dieser Aufschwung der Firma ist nur auf die Gewissenhaftigkeit ihres Begründers zurückzuführen, bei dem der Wahlspruch: „Mein bestes Patent ist solide Arbeit!“ als vornehmster Grundsatz galt und noch heute gilt. Welche Ausdehnung die Leistungsfähigkeit der Firma angenommen hat, kann man daraus ermessen, dafs dieselbe bis jetzt nahezu 55 000 Maschinen gebaut hat, welche über die ganze Welt verbreitet sind. Die heutige Produktion der Firma beträgt durchschnittlich gegen 4000 Maschinen jährlich Da die Erzeugnisse der Maschinenfabrik Karl Krause nur zu den besten gehören, so sind dieselben auch tonangebend, so dafs es garnicht zu verwundern ist, wenn sie auf allen bis jetzt beschickten Ausstellungen nur mit ersten Preisen gekrönt wurden. Auch auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Ge- j werbe - Ausstellung zu Leipzig 1897 errangen die Maschinen dieser | Firma den ersten Staatspreis, nämlich die königlich- Sächsische Staats medaille. Nicht nur auf dem j Festlande, sondern auch jen seits der Meere ge- niefst die Firma den allerbesten Ruf, und wo in fernen Landen die Eig. 2. lowalziger Rollencalander. i Kultur anfängt, ihren Einzug zu halten, da ziehen auch Karl Krauses \l 9 IfMtL IMil - LLzime:- Fi^. 1. Fabrik-Ansicht.