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VI. Jahrg. .VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. No. ?. Handelsberichte aus den Ver. Staaten von Hord- amerika. ie Grundstimmung des Marktes ist eine bessere geworden. Dazu trägt die Zu versicht auf ein schwungvolles Herbst- .geschält bei. — Die Hoffnung auf eine in abseh barer Zeit sich vollziehende Beendigung des Krieges und auf eine alsdann erfolgende ungehin derte Entwickelung des Handels wird allgemein gehegt. — Die baldige Einstellung der Feindselig keiten und die Einleitung von Friedensunter handlungen wird von allen Handeltreibenden .sehnlichst gewünscht. —- Uber einzelne Branchen äufsern sich ton angebende Importeure in der „ New-Yorker Handels-Zeitung“ wie folgt: Die Spitzen-Saison. „Die Saison ist in der Hauptsache vorüber, und kann man dieselbe nur als eine der schlech testen seit etwa zehn Jahren bezeichnen. Der Krieg hat weniger damit zu thun als das während der Frühjahrsmonate anhaltende Regenwetter so wie die Veränderlichkeit des Modegeschmackes, welcher Spitzen nicht mehr den Vorzug giebt, wie in den letzten Saisons. Schmale Valen- ■ciennes sind gegenwärtig noch meist gefragt, im übrigen ist das Geschäft sehr ruhig. Plauener •Spitzen sind besonders vernachlässigt und müssen die dortigen Fabrikanten Neues herausbringen^ sonst ist das Geschäft vorbei. Preise sind für Plauener Spitzen kaum noch zu erhalten, der Artikel ist nicht unterzubringen, weil die Mode •dagegen ist. Ob der Herbst sich besser an- iassen wird, rnufs abgewartet werden.“ Ein anderer Importeur sagt: „Der Anfang der Saison war ermutigend, doch in den Mo naten April und Mai hat das Geschäft besonders unter der Ungunst der Witterung sehr gelitten. Dazu kommt der Ausbruch des Krieges, der mit dazu beiträgt, die Nachfrage zu beschränken. Am meisten haben bessere Artikel unter der Ungunst der Verhältnisse gelitten, schwarze Spitzen, Chantilly Volants, All overs, zehnzöllige Ware etc. verkaufen sich sehr langsam und die Importeure, welche dafür eine grofse Saison er wartet haben, sind schwer enttäuscht worden.“ „Plauener Spitzen sind diesmal besonders vernachlässigt, nachdem die letzten Saisons da für ausgezeichnet gewesen waren. Abgesehen von der Mode, die den Artikel nicht mehr zu begünstigen scheint, tragen die Plauener Fabri kanten an dem unbefriedigenden Saisongeschäft selbst die Schuld, indem sie die Tüllpreise stark in die Höhe getrieben haben. Infolge dessen stehen Plauener Spitzen so hoch im Preise, dafs die hiesigen Käufer sich zurückgehalten und sich andern Artikeln zugewandt haben. Ein neuer guter Artikel könnte viel dazu beitragen, Plauener Spitzen wieder en vogue zu bringen.“ „Chiffons, mousselin de soie und liberty silk haben sich in der Saison gut verkauft, ebenso auch' Schleierstoffe, wofür grofser Bedarf für Hutputz war. Jetzt, wo warme Witterung herrscht und für billige Damen-Sommerkleider Spitzen verlangt werden, kommen gute Ordres herein, besonders für Einsatz und schmale Spitzen. Auch bessere Ware wird verlangt, bis zu $ 1 per Dutzend Yard, wo früher zu- i meist Ware zu 25 Cts. gekauft wurde. Wahr scheinlich wird es eine sehr späte Saison geben. Allgemein hofft man, dafs bis zum Herbst die Kriegswirren beigelegt sein werden, und dürfte dann wieder das Geschäft im allgemeinen einen kaum dagewesenen grofsen Aufschwung nehmen, was dann auch dem Spitzengeschäft zu gute kommen würde.“ Leinenwaren. „Uber das bisherige Herbstgeschäft können wir durchaus nicht klagen und wenn auch in den letzten Monaten der Import von Leinen waren stark zurückgegangen ist, speziell in ge wissen Branchen, darunter Kleiderstoffen, so dürfte mit Vorrücken der Saison sich doch auch darin eine Besserung einstellen. Novitäten finden guten Anklang, und Hohlsaum waren, die immer einen Phantasieartikel bilden, haben sich sogar ausgezeichnet für Herbst verkauft. Im letzten Jahre brachte die Tarifänderung uns viel Ge schäft. Diesmal haben wir jedoch noch etwas besser gethan und vielleicht sogar besser als seit vier Jahren. Wenn nur erst die Kriegs beunruhigung beseitigt ist, dürfte sich das Ge schäft im allgemeinen wieder viel befriedigender anlassen; die dafür vorhandenen Grundbedin gungen sind zweifellos die besten.“ Der Vertreter mehrer deutschen Leinen- | Warenfabriken sagt: „ Die derzeitige Geschäfts lage ist eine keineswegs ermutigende. Die Leute, die Importordres gegeben haben, wün schen die Ablieferung verzögert, und wo wir schon Ware abgeliefert haben, wird Zeitver längerung verlangt, selbst von besten Firmen. Hauptgrund dafür ist das vorsichtige Verhalten der Banken, die nicht zum Kreditieren wie früher bereit sind. Der Import läfst infolge dessen nach, die Fabrikanten klagen, und während sie sich früher nur schwer zu Kon zessionen verstanden, sind 'sie heute bereit, 10 °/o bis 15 °/o nachzulassen, wenn wir sie nur beschäftigen. Hier wie drüben macht sich die Wirkung des Krieges empfindlich fühlbar, und das Geschäft, welches verloren geht, ist nicht wieder einzubringen. Zwar laufen immer kleine Ordres ein, ein gröfseres Geschäft ist von dieser Saison jedoch nicht mehr zu erwarten. Die nächste dürfte spät anfangen, und ihr Erfolg hängt davon ab, ob bis dahin der Krieg ein Ende gefunden hat.“ Die Lage des Baumwoll-Marktes. Bei bedeutend lebhafterem Geschäfte ist in diesem Markte ein entschiedener Wechsel eingetreten, und zwar ist die allgemeine Tendenz bis vor ein oder zwei Tagen auf 283 niedrigere Preise gerichtet gewesen. Die bemerkenswerteste Schwäche zeigte sich bei den nahen Terminen, bei welchen wiederum starke Verkäufe gemacht wurden, die, wie wir annehmen, zum grofsen Teil von früheren Haussiers stammen dürften. Unter diesen Of ferten ging zu einer Zeit Baumwolle um nahe zu 50 Punkte niedriger wie vor zehn Tagen, aufserdem wurden in späteren Terminen be deutende Verkäufe effektuiert, was unzweifel haft auf die gemeldete bessere Lage im Süden zurückzuführen ist, wo das Wetter sich, so weit man solches übersehen kann, für die Ent wickelung der Baumwollpflanzen aufserordent- lich günstig gestaltet hat. Nahezu überall sind zeitgemäfse und gute Regengüsse niederge gangen, einschliefslich der atlantischen Staaten, so dafs man heute ohne Übertreibung sagen kann, dafs der Stand der Baumwolle im ganzen und grofsen befriedigend ist. Unter diesen Ein flüssen ist der Preis für die Herbst- und Winter monate abermals auf 6 Cts. zurückgegangen, und glauben wir, dafs zu diesen Preisen einiges für Investierungszwecke gekauft worden ist, was wahrscheinlich mit unbedeutendem Risiko verknüpft sein wird. Bei den vielversprechen den Ernteaussichten sollte jedoch auf kein spe zielles oder dauerndes Anziehen der Preise ge rechnet werden, obschon die allgemeine Ge schäftslage, namentlich die Fabrikation von Baumwollstoffen, eine weitere Besserung auf weist — nahezu alle Fabriken machen, soweit uns bekannt, gute Geschäfte und haben die meisten derselben gute und längere Lieferungs kontrakte. Dieser Faktor ist von grofser Wichtig keit, und wenn nicht eine andere, aufsergewöhn- lich grofse Baumwollernte in Aussicht steht? so wird sich das Rohmaterial, wenn es nicht schliefslich steigt, doch fest zu den gegen wärtigen Preisen behaupten, welche nahe an der Grenze einer gefahrlosen Basis angelangt ! sind. Der Preisrückgang hat bereits eine er hebliche Nachfrage für Kassa-Baumwolle im Gefolge gehabt, während die andauernde und stetige Verminderung unserer Vorräte auf weitere Verschiffungen nach dem Auslande schliefsen lassen. Wir haben vorhin nicht erwähnt, dafs ein gutes Teil der Verkäufe für die Sommer monate anscheinend durch liberale Einkäufe für Oktober-Lieferung ersetzt worden ist. Der Markt wird wahrscheinlich eine gewisse Ner vosität zeigen, bis der Sommer weiter vorge rückt ist. Wie die Verhältnisse liegen, ist weniger wie je eine Basis für künstliche Mani pulierungen vorhanden. Folgt der Markt den natürlichen Einflüssen, so wird derselbe im Laufe der Zeit für alle Interessen in besserer und gesunderer Verfassung sein. Ob die Preise hinauf oder herunter gehen, jedenfalls ist es aufser Frage, dafs sich das Geschäft erbreitert, nachdem das Gefühl vorherrscht, dafs keine Manipulierungen in Aussicht stehen.