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wieder verlassen, denn die Sorge um dieselben, ihre Vollständigkeit, Reinhaltung u. s. w. über nimmt während der Zeit, wo die Verkäufer nicht anwesend sind, die Direktion des dauern den Mefs- und Export-Musterlagers. Das letz' tere, und das ist ein Vorteil, welchen das neue Unternehmen gegenüber dem „Städtischen Kauf hause“ besitzt, bleibt auch aufserhalb der Mes sen dem Verkehr mit dem Publikum geöffnet, so dafs die in Leipzig durchreisenden Fremden und ausländischen Einkäufer die hier ausge stellten Muster jederzeit besichtigen und danach ihre Ordres aufgeben können. Sach- und sprach kundige Führer werden bereit sein, die Muster zu erläutern und zu empfehlen. Für die auf diese Weise aufserhalb der Messe zustande ge brachten Abschlüsse (während der Messe ist der geschäftliche Verkehr selbstverständlich voll kommen abgabenfrei) ist an die Direktion eine sehr mäfsige Provision zu entrichten. Die Teil nehmer an dem dauernden Meis- und Export- Musterlager werden also nicht blofs während der Messen, sondern auch aufserhalb derselben in Leipzig vertreten sein. Neben diesen die Messe besuchenden Ver käufern können aber auch solche Firmen sich an dem Mefs- und Export - Musterlager betei ligen, welche nicht die Leipziger Messe be schicken, aber bei Ausstellung ihrer Muster in Leipzig von dem Fremdenverkehr auf der Messe mit profitieren möchten. Es ist dies ein wei terer Vorteil, den das Unternehmen der All gemeinheit bietet. Selbstverständlich war es nun eine Haupt sache, die geeigneten Räume für das dauernde Mefs-und Export-Musterlager zu finden. Solche haben sich in den Sälen des an der Ecke der Grimmaischen- und Reichsstrafse neuerbauten Kaufhauses „ Der Reichshof“ dargeboten. Diese Säle sind grofs, hell und geräumig, sowie mit elektrischem Licht und Zentralheizung versehen, auch wird der Zugang zu denselben durch be queme Treppen, sowie durch zwei Fahrstühle vermittelt. Hauptsächlich ins Gewicht für die Wahl diesey Säle fallend war aber ihre vor zügliche Lage inmitten des lebhaftesten Mefs- verkehrs der Stadt. Der „Reichshof“ ist nur etwa eine Minute von dem „Städtischen Kauf hause“ entfernt und liegt an einer Verkehrs ecke, die sowohl zur Mefszeit als auch aufser halb derselben eine der frequentesten Leipzigs ist, und vor allem konzentriert sich dort und in der nächsten Nachbarschaft der Mefsverkehr. Wir werden auf diese Angelegenheit in einer unserer nächsten Nummern zuriickkommeD. Die neueste Weizen~H au sse. chon in unserer Mai-Nummer haben wir darauf hingewiesen, dafs der spa nisch-amerikanische Krieg wohl einen Einflufs auf den Getreidemarkt ausübt, dafs aber die Ursachen der enormen Haussebe wegung der Weizenpreise ganz anderswo zu ■ suchen sind. Zur Bestätigung dieser Ausfüh rungen bringen wir nachstehende interessante Mitteilungen aus New-York, nach denen — in Verbindung mit unseren früheren Berichten — jedermann sich ein klares Bild über die Ur sachen und den Verlauf der Getreide - Hausse bilden kann. Die „Handels-Zeitung“ schreibt: Erfahrungsmäfsig pflegen die Getreidepreise beim Ausbruche eines Krieges in die Höhe zu schnellen und hat denn auch der gegenwärtig tobende Kampf zwischen den Vereinigten Staa ten und Spanien darin keine Ausnahme ge macht. Dafs jedoch die Weizenpreise auch nach dem Deweyschen Seesiege vor Manila, welcher ein baldiges Ende des Kampfes in Aussicht zu stellen schien, noch weiter gestiegen sind, beweist, dafs andere Faktoren wie der Krieg bei der gegenwärtigen phänomenalen Hausse die ausschlaggebende Rolle spielen. Den Schlüssel zu der gegenwärtigen Lage bildet der abnormale Zustand der Weltweizen - Märkte. Der mittelmäfsigen Ernte des Jahres 1896 folgte in 1897 eine teilweise oder nahezu vollständige Fehlernte in Frankreich, Österreich-Ungarn, In dien, Argentinien und Australien auf dem Fufse nach. Die Welt weizenernte des letzten Jahres ergab nach fachkundigen Schätzungen ein De- 1 fizit von mehr wie 100 Millionen Bushel, gegen über dem legitimen Bedarf der Konsumenten. Das unvermeidliche Resultat dieses grofsen De fizits war, dafs die sogenannten sichtbaren Welt- Weizenvorräte den niedrigsten Stand seit mehr wie dreifsig Jahren erreichten. Infolge der gestiegenen Preise kam ein er hebliches Quantum Weizen zu Markte, welches im Handel als „ Farm - Reserve “ bekannt ist. Besonders stark war die Exportnachfrage für aus den Ver. Staaten stammenden Weizen. Unser grosses Land hatte das Glück, dafs im Jahre 1897 eine der reichsten je bekannten Weizenernten eingebracht wurde, während Eu ropa einer teilweisen Fehlernte gegenüberstand. In gewöhnlichen Zeiten pflegt unser Getreide- Export im Frühjahr nachzulassen. Diesmal war es jedoch umgekehrt. Im März und April dieses Jahres hatte unser Weizen - Export um diese Jahreszeit einen nie dagewesenen Um fang. So bezifferte sich unsere Weizenausfuhr in der vierten Aprilwoche auf 4 160000 Bushel gegen 1 155 886 Bushel in der korrespondieren den Woche des Vorjahres. Nach den Aus weisen des statistischen Bureaus des Bundes schatzamtes gelangte im März d. J. nahezu das doppelte Quantum Weizen und Weizenmehl aus den Ver. Staaten zum Export wie im März 1897. Es fragt sich nur, ob die Ver. Staaten im stande sein werden, den europäischen Bedarf bis zur nächsten Ernte zu decken. Nach den von Bradstreets gegebenen statistischen Daten beliefen sich die Weizenvorräte in den Ver. Staaten und in Canada am 1. Mai d. J. auf 34 090000 Bushel, 17 000 000 Bushel weniger wie am 1. Mai 1897, 49 000 000 Bushel we niger wie am 1. Mai 1896, 56 000 000 Bushel weniger wie am 1. Mai 1895 und 65 000 000 weniger wie am 1. Mai 1893. Die Einzel heiten ergeben sich aus nachfolgender Tabelle: Sichtbare Weizenvorräte in den Ver. Staaten und in Canada. Bushel. 1. Mai 1898 .... . . . 34 090 000 1. Mai 1897 .... . . . 51 298 000 1. Mai 1896 .... . . . 83 572 000 1. Mai 1895 .... ... 90 604 000 1. Mai 1894 .... ... 91 463 000 1. Mai 1893 .... ... 99 247 000 1. Mai 1892 .... ... 51 870 000 1. Mai 1891 .... ... 37 873 000 1. Mai 1890 .... . . . 37 155 000 Die sichtbaren Vorräte in den Ver. Staaten, in Canada und in Europa stellten sich am 1. Mai der vier letzten Jahre folgendermafsen: Bushel. 1. Mai 1898 100 890 000 1. Mai 1897 107 198 000 1. Mai 1896 146 682 000 1. Mai 1895 172 099 000 Hieraus ergiebt sich, dafs die Weizen Vorräte am 1. Mai d. J. um sieben Millionen Bushel geringer waren, wie am 1. Mai 1897, um sechs undvierzig Millionen Bushel geringer, wie am 1. Mai 1896 und um zweiundsiebzig Millionen Bushel geringer, wie am 1. Mai 1895. Die Vor räte für die einzelnen Monate der letzten vier Jahre ergeben sich aus nachfolgender Tabelle: Millionen Bushel. 1898. 1897. 1896. 1895. Januar . 132 156 194 205 Februar . . . 127 148 177 204 März . . 120 133 172 193 April . . 114 122 163 181 Mai . 100 107 146 172 Juni — 94 133 158 Juli — 78 124 148 August . — 64 108 140 September . — 67 107 132 Oktober . . — 95 127 153 November . — 111 162 178 Dezember . , — 127 172 185 Vorstehende statistische Daten reden ihre eigene Sprache und geben für die gegenwärtige Erregung eine ausreichende Erklärung. Betreffs unserer kommenden Ernte scheint soviel festzu stehen, dafs die Aussichten momentan entschie den besser sind wie im Mai des vorigen Jahres. Wenn es nun auch im höchsten Grade unwahr scheinlich ist, dafs sich in diesem Jahre ein I ähnliches Defizit wie das vorjährige ergeben wird, so ist doch mit ziemlicher Sicherheit an zunehmen, dafs die europäische Nachfrage für Weizen noch Monate hindurch sehr bedeutend j bleiben wird. Die bekannte Londoner Fach zeitung „Mark Lane Express“ giebt in ihrer , soeben hier eingetroffenen Ausgabevom 30. April j eine Schätzung der Weltweizenernten von 1897