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Die cbemisch-trockene Reinigung*) lMit 2 Abbildungen.) Keine Erscheinung der Neuzeit ist mit einem so dichten Schleier umgeben Mid dennoch bei näherer Besichtigung so einfach als die sogenannte chemisch trockene Reinigung. Im Jahre 1866 zuerst aufgetaucht, verbrei tete sich dieselbe bald in allen größeren Stävten und wird im Augenblick von den meisten Firmen, welche sich mit Lappenfärberei beschäftigen benutzt. Das Wesen der trockenen Reinigung ist ein fach die Entfernung des Schmutzes aus getrage nen Stoffen mit Hülfe des Benzins, Terpen tinöls, Petroleumäthers oder einer anderen Flüssigkeit, die Fett auszulösen im Stande ist. Die meisten Schmutzflecke bestehen aus Fett oder Harz, welches mit Staub oder einer färbenden Materie überzogen ist. Entsernt man das Fett oder Harz, so verliert damit der Staub seinen Halt, und der Fleck verschwindet. Es giebt eine ganze Reihe von Methoden zur Vollführung der trockenen Reinigung, je nachdem die Arbeit in großem oder in kleinerem Maaß- stabe ausgeführt wird. Wir wollen mit der Ausführung der trocke nen Reinigung im Kleinen beginnen, wie die selbe von jedem Färber, ja sogar in einer Haus haltung ausgeführt werden kann, um dann später zu den complicirteren Apparaten überzugehen. Für kleinen Betrieb wird die Reinigung fol gendermaßen vorgenommen. ^ Man stellt fick fünf Gefäße auf, welche so groß sind, daß man die zu behandelnden Stoffe darin eben hantiren kann. Dies können Gefäße aus Zinkblech sein, häufig werden aber auch ge radezu große Töpie in Anwendung gebracht. Zu jedem Behälter gehört ein paffender Teckel, Tie" Zinkgefäße sind cplindrisch und mehr hoch als breit. Man füllt dieselben zu drei Viertheilen mit Benzin an und formt die Gegenstände, welche man waschen will. Man trennt die helle ren von den dunkleren und macht sich auf diese Weise verschiedene Haufen der Stücke zurecht, *) Diesen Artikel veröffentlichten wir schvn einmal in den Stummem 6, 7 und 8 des vorigen Jahrganges unserer Zeitung, Auf vielfach geäußerten Wunsch bringen wir ihn hier nochmals zum Abdruck. Die Red. Jedes der Stücke, und zwar die helleren zu erst und die dunkleren zuletzt, breitet man aus einem Tische, Pen man zweckmäßig mit Zink blech übernageln läßt, aus und reinigt dieselben zuerst von den gröbsten Flecken. Zu diesem Zweck bindet man ein faustgroßes Stück Watte zu einem Ballen geformt in weiße Leinewand ein, so daß man die Enden der Leinewand als Hand habe benutzen kann. Diesen kleinen Apparat nennt man „das Tampon." Dieses taucht man in eine Schale mit Benzin ein, so daß es davon durchtränkt ist und reibt nun diejenigen Stellen, welche man am schmutzigsten findet, ge hörig aus, bis der größte Theil des Schmutzes an diesen Stellen herunter ist. Aus dieselbe Weise verfährt man mit allen übrigen Stücken und nimmt die dunkleren deshalb zuletzt, weil das benutzte Benzin dann schon durch das Jmmer- Wiedereintauchen des Tampons dunkel geworden ist. Das übriggebliebene Benzin gießt man in ein großes Sammelgesäß, welches mit einem Deckel gut zu verschließen ist. Nachdem dies geschehen, nimmt man die Hellen Stücke und wäscht Eins nach dem Andern in Behälter No. 1 aus, worauf man sie in No. 2 hineinlegt. Man deckt No. 2 zu und wäscht nun eine neue Partie Stoffe in No. 1 mit den Händen durch und bringt währenddem die zuerst behandelten Stücke aus No. 2 in 3. Man wirst nun die zweite Partie in den Behälter 2, und beginnt mit dem Waschen einer dritten Partie und wirft währenddem die zuerst behandelten Stücke von 3 nach 4 und die darauf folgenden von 2 nach 3. Die dritte Partie wird dann in den Behälter 2 hineingeworfen. Dieses Um werfen geschieht aus dem Grunde, weil das Benzin durch das Auswaschen der Stoffe immer dunkler wird, während die erste Partie, also die weißen Stücke, immer mit reinem Benzin zusammen- kommen. Jeder Färber sieht den Zweck auch ohne Weiteres ein. Es werden nun die zuerst behandelten Stücke in dem Behälter 5 nochmals ausgewaschen, dann wieder auf dem Tisch ausge- breitet und besichtigt. Im Falle noch schmutzige Stellen vorhanden sind, wird der Stoff mit einem zu diesem Zweck vorhandenen zweiten reinen „Tampon" mit Benzin aus dem Behälter No. 5 nochmals abgeriebcn und in dem Be hälter 5 einige Zeit liegen gelassen. Die fertigen