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93 Das chromsaure Kali in seiner Einwirkung auf Dcrdicknngsmittel. Bekanntlich gehört die Chromsäure zu den stärksten Oxydationsmittel», welche wir kennen. Sic ist im Stande, organische Körper, besonders Farbstoffe zu zerstören, und ans diesem Grunde findet sie in der Blaudruck- sabrikation zum Wegätzen des Indigos an gewissen Siesten — Aetzpapp — vielfache An wendung. So zerstörend die freie Chrom säure auf organische Körper wirkt, so äußert dieselbe an eine Basis gebunden, wie im chrom sauren Kali, auf begleitende organische Körper unter gewöhnlichen Umständen keine Ein wirkung. Etwas anderes ist es jedoch, wenn das Sonnenlicht dabei milwirkl. In diesem Falle treten Veränderungen hervor, welche im höchsten Grade interessant und für die Technik in vieler Hinsicht von Bedeutung geworden sind. Bor allen Dingen sind es Verdickniigsmittel, wie Gummi, Eiweiß, Leim, sogar Dex trin, welche, ohne daß sonst eine Umänderung wahrnehmbar ist, durch das chromsaure KaU bei direkter Einwirkung des Sonnenlichtes eine eigenthümliche Veränderung erleiden. Diese Veränderung besteht darin, daß die an und für sich löslichen Verdickungsmittel durch die Zufügung von ganz geringen Mengen chromsauren Kalis bei Einwirkung des Lichtes unlöslich werden. Zuerst war es die Photographie, welche von diesem Umstand Nutzen zog. Das soge nannte Kohleversahren der Photographen besteht nämlich einfach darin, daß man eine Platte mit Leimlösung bedeckt, welcher eine Spur chromsauren Kalis beigemischt ist. Dies geschieht unter Ausschluß des direkten Sonnenlichtes. Man bringt die so vorbereitete Platte in gewöhnlicher Art unter ein soge nanntes Negativ, d. h. ein auf Glas erzeug tes Bild, in welchem alle Hellen Theile des Bildes undurchsichtig, alle dunklen dagegen durchsichtig erscheinen und setzt die Leimplatte unter dem Negativ dem Sonnenlichte aus. An den Stellen, welche das Sonnenlicht durch dringen kann, d. h. an allen dunklen des Bil des wird der Leim durch die Einwirkung des chromsauren Kalis unlöslich, an allen Hellen Stellen des Bildes dagegen, welche von dem Lichte nicht durchdrungen werden, bleibt der Leim in seiner ursprünglichen Beschaffen heit, also löslich in Wasser. Nachdem Alles gehörig ausgesührt ist, wird die Leimplatte mit Wasser abgewcicht und der Leim löst sich von allen denjenigen Stellen ab, an welchen keine Belichtung stattsand. während alle Stellen, die belichtet waren, hartnäckig den Leim zurück halten. Schließlich bestäubt man nach gehöriger Reinigung die ganze Platte mit feingcpulverter Kohle. Auf allen Stellen, auf welchen der Leim haftet, hält dieser nun die Kohle fest, während derselbe von allen nicht mit Leim bedeckten Stellen leicht zu entfernen ist. Man erhält also ein hübsches, schwarzes Bild aus Kohle auf der Platte. — Daher der Name Kohleversahren — Lange bevor man von dieser Eigenlhüm- lichkeit des chromsauren Kalis Nutzen zog, ja lange bevor man die Photographie kannte, beobachtete man gewisse Nachtheile, von denen man jetzt weiß, daß ihre Ursache in dem näm lichen Prinzip liegt, auf welches das Kohle- dcrfahren sich gründet. Jedem Nesseldrucker wird cs ausgefallen sein, daß zu gewissen Zeiten der Aetzpapp sich von den gedruckten Stoffen nicht wieder rein entfernen läßt. An Stelle weißer Zeichnungen erhält man ichmutzig gelbe, und alles Waschen bewirkt nicht die sonst so leicht zu erreichende Reinigung. Man wirst den Papp fort und ersetzt ihn durch neuen Papp, inan ändert an der Zu sammensetzung des Papps — keine Hülse; der Uebelstand bleibt derselbe, der Papp ist nachher nicht wieder zu entfernen. Plötzlich zeigt sich der Papp, ohne daß man weiter eine Veränderung vornahm, von besserer Beschaffen heit und läßt sich leicht entfernen und nach Verlauf einiger Zeit tritt wieder derselbe Uebel stand ein, wie vorher. Die Sache scheint mit dem Wetter zusammenzuhängen und, wie man jetzt weiß, ist cs in der That so. Der Aetz papp enthält neben anderen Ingredienzien auch chromsaures Kali, er enthält Gummi, auch wohl Dextrin und Stärke. An und M