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glaubt in ihr die richtige Form für den alten Stoff gefunden zu haben. In Wirklichkeit sind es jambische Siebenfüßler mit Mittelreimen und stets weiblichem Endreim. Als Probe diene eine Strophe über Görlitz: „Zu Görlitz, dieser werten Stadt — der möge Gott genaden, Weil sie die Wissenschaften hat, stets gern zu East geladen, Der Stadt, berühmt durch Jacob Böhm und Andrer regem Fleiße, Auf die so vieler Segen ström' als Tropfen hat die Neiße, Zu Görlitz also — aus der Bahn ward ich vom Geist gehoben — saß ein Rittmeister .... usw. Hier setzt also das Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften der Stadt Görlitz ein dankbares Denkmal. In den An merkungen (21) tritt er mit der ihm eigenen Humanität für Jacob Böhme ein, der „vielleicht von den Gegnern allzu sehr verkannt und nur von der an das Lächerliche schweifenden Seite beurteilt" werde. Ganz im Geiste der Romantik, die ja Böhme neu entdeckt hatte. IV. An diese selbständigen Verserzählungen schließen sich von selbst Arthur v. Nordsterns Übersetzungen an, da er in ihnen — wenigstens in den größeren und bedeutenderen — vielfach die gleiche Literaturgattung bevorzugt. Seine Kenntnis fremder Sprachen war — wie schon betont — sehr umfangreich, ja er dichtet selbst gelegentlich in lateinischer oder französischer Sprache. So liegen uns denn zahlreiche Übersetzungsversuche vor, besonders aus der französischen und englischen Literatur, Stücke aus Pope, Scott, Lamartine, Beaumarchais, Voltaire u. a. Bedeutungsvoll aber sind vor allem seine Übersetzungen Byrons, dessen Werke ja sehr früh, stets kurz nach ihrem Erscheinen in Deutschland bekannt und sehr bewundert wurden. Man denkt an Goethes Vorliebe für Byron. 1813 erschien der „Corsar", und bereits 1816 wird in Berlin anonym eine Übersetzung veröffentlicht. Ihr Verfasser, also der erste deutsche Byron-Übersetzer über haupt'), ist Friedrich Ludwig von Tschirschky und Bögendorf (geb. 1769 zu Neusalz a. d. O., 1822 Landesbestallter der sächsischen Oberlausitz, gest. 1829 in Herrnhut), der seit 1803 Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften war und hier Nostitz ') Vorher (1814) erschienen in der Wiener All. Lit.-Zeitung (Nr. 8, 26, 41 f. 94) nur Proben von Stücken aus dem „Ejaur", der „Braut von Abydos", „Childe Harold" und „Lara" von Josef von Hammer-Purgstall, dem bekannten Orientalisten: vgl. Eoedeke VII, 706.