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berger Zinnbergbau. Gleichviel: Überall müßte ihm, außer den modernen Maschinen und Geräten, auch erläu tert werden, was das heißt: Volkes eigen. In der Genossenschaft der Seiffener Spielzeugmacher würde er vielleicht schneller heimisch werden. Dort sind die alten Handfertigkeiten Trumpf, da findet er seine Gemütsart unmittelbar wieder. Vom Tontopfflicken bis zur Wartung eines elektronisch gesteuerten Förderturms wäre der Sprung wohl doch zu gewagt. Dazwischen liegen die technische Leistung und die soziale Entwicklung von Jahrhunderten. Aber auch im erzgebirgischen Handwerk würde er mit Erstaunen eine andere Gesinnung entdecken als im zünftig geregelten Handwerksbetrieb seiner Tage. Er würde bald verspüren, daß auch da die Hilfe für den anderen, die planmäßige Arbeit am Gemeinwohl, die volle warme Menschlichkeit regieren. Und er würde mit Freude er kennen, daß in dieser neuen Art zu schaffen und zu leben das Wahrheit wird, was er - es mochte gute hundert fünfzig Jahre her sein - einmal in einer schönen Wendung irgendwo gehört hatte: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut; denn das unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen ...“ Damals hatte er nicht geglaubt, daß es die Menschen jemals dahin bringen könnten. Nun aber sieht er, daß es möglich ist und daß es wirklich wird. Und mit Entzücken entdeckte er, daß er in Seiffen sich irgendwie selbst treu bleiben könnte. Seine Aufgabe wäre: Freude zu bereiten. Und besonders an die Kinder dürfte er sich wenden. Er hätte ihnen ja auch so viel zu sagen: Wie es früher war, als es noch kein Auto, keine Eisenbahn und schon gar keine Flugzeuge, Fernseh- oder Radio apparate gab. Dafür aber Raubritter, hartherzige Fürsten und Vögte, reiche Bergherren und arme Bergleute und später geizige Fabrikherren und Verleger, die am Elend der Arbeiter reich wurden. Begeistert würde er erzählen, in was für einer großen und schönen Zeit wir heute doch leben und arbeiten können. Und in seinem ganzen Wesen drückte sich das Bewußtsein aus: Ich war, ich bin, ich werde sein! Denn ich habe in meiner Zeit mit meinen Mitteln für das Wohl der schaffenden Menschen gewirkt. Deshalb stehe ich heute vor euch, aus Holz geschnitten und mit bunten Farben bemalt. Was dem Räuchermann verwunderlich vorkäme, ist uns alltäglich. Und vielleicht ist es gut, unsere Welt einmal mit den Augen und dem einer solchen traditionellen Figur angedichteten Gemüt zu betrachten, um ihre Größe und Freundlichkeit richtig zu würdigen. Das Erzgebirge und das Vogtland sind schön, nicht nur der bezaubern den Landschaft, sondern vor allem auch der Menschen wegen, die darin leben und wirken, die diesen Landstrich erst zu jenem liebenswerten Bergland machen, das abzubilden ich mich bemüht habe.