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12 kugel und der Platindraht; eingeschaltet werden. Es ist dann nur nöthig, den einen Metallstreifen mit dem Conductor einer Elektrisirmaschine, den anderen mit dem Erdboden in leitende Verbindung zu setzen, um den Conductor zu laden, bis der Funke überspringt.“ Nach Dr. Wächter 1 ) kann Stolze’s Vorschlag, als Normal- Lichtquelle einen dünnen Platindraht zu benützen, welcher durch den Entladungsfunken eines Conductors zur Weissgluth erhitzt wird, nicht als sehr glücklich gewählt angesehen werden. Einerseits ist die statische Elektricität bezüglich ihrer Isolirfähig- keit bekanntlich äusserst abhängig von dem Feuchtigkeitszustande der Atmosphäre und dieser Uebelstand wird dadurch keineswegs beseitigt, dass man, wie Stolze dies thut, den Condensator sorgfältig isolirt und hermetisch verschliesst. Es müsste zu dem Zwecke vielmehr der ganze Apparat mit allen seinen Theilen unter hermetischen Verschluss gebracht werden, was wohl nicht gut thunlich ist 2 ). Anderseits leidet der Stolz e’sche Apparat an einer zweiten Fehler quelle. Um stets eine gleiche Intensität des elektrischen Funkens zu erzielen, ist nämlich das Princip der Lane’schen Messflasche angewendet. Nun ist allerdings die Schlagweite (d. h. die Entfernung der beiden Kugeln in dem Glasgefässe) ein Mass für die Spannung der Elek tricität, keineswegs aber ein Mass für den Wärme-Effect des Funkens. Man kann sich hievon sehr leicht überzeugen, wenn zwei gleich stark ge ladene Condensatoren von gleich grosser Belegung mittelst des Kiess’schen Luftthermometers geprüft werden. Bei gleicher Schlagweite sind die Wärme-Effecte durchaus nicht die gleichen und sind sogar bei einem und demselben Condensator, je nach der Art der Zuführung der Elek tricität (z. B. ob durch langsamere oder raschere Drehung der Scheiben der Elektrisirmaschine) veränderlich. Es ist auch nicht gleichgiltig, ob die Flasche mit positiver oder negativer Elektricität geladen wird , da, wenn z. B. bei gleicher Spannung die positive Elektricität in der inneren Belegung sich ansammelt, der Wärme-Efiect ein grösserer ist als im umgekehrten Falle. Bei dem Stolze’schen Apparate kommt aber eben in dem Glühen des Platindrahtes die Wärme-Entwicklung des Funkens zur Geltung. Als weitere Mängel des Stolze’schen Apparates, welcher, wie oben dargelegt wurde, nicht den Anspruch auf ein Präcisions-Instrument für Normal-Bestimmungen machen kann, wären zu erwähnen: 1. Dass man keine Mittel hat, den Apparat zu reguliren oder zu controliren, falls seine Wirkung, wie mit Sicherheit anzunehmen ist, sich ändert. 2. Dass durch die heftigen Entladungsfunken der dünne Platin- draht sehr bald in seinem Gefüge modificirt und abgenützt, d. h. ver stäubt werden wird. ') Vorstand des physikalischen Cabinetes im k. k. technischen und ad ministrativen Militär-Comite. 7 ) Dass sogar das Isoliren der Leitungsdrähte mittelst dicker Kautschuk - oder Guttaperchaschicht keine genügende Sicherheit bietet, beweist der Umstand, dass derlei Drähte, durch welche Spannungs-Elektricität fliesst, im Dunkeln leuchten, und zwar umsomehr, je grösser die Spannung ist, ein Beweis also, dass trotz isolirender Umhüllung Seiten-Ausströmungen der Elektricität stattfinden.