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13 temperatur angebracht werden. Hat z. B. eine Milch ein scheinbares specifisches Gewicht von 1030 bei 21 0 C., so würde dasselbe, auf die Normaltemperatur corrigirt, 1031 sein.*) Da der Rahm specifisch leichter, als die abgesahnte Milch ist, so wird durch seine Abtrennung das specifische Gewicht der Milch erhöht, und aus demselben Grunde drückt die Gegenwart einer verhältnissmässig grossen Menge Sahne dasselbe herab. Ein niedriges specifisches Gewicht lässt daher auf eine fettreiche Milch schliessen oder aber auch auf eine solche, welche mit Wasser versetzt ist. Wenn nun die Menge der von einer Milch abgeschiedenen Sahne immer in festem Verhältniss zu ihrem Fettgehalt stünde, so würde die Bestimmung des specifischen Gewichtes und des abge schiedenen Rahmes hinreichende Daten zur Beurtheilung ihrer Güte für die gewöhnlichen Zwecke abgeben. Wir haben indessen gefunden, dass die Quantität des abgeschiedenen Rahms oftmals sehr weit davon entfernt ist, den wirklichen Fettgehalt der Milch anzuzeigen. Einige Versuche ergaben durchschnittlich 3 T heile abgeschiedenen Rahms auf je 1 Theil des wirklich vorhandenen Fettes; öfters aber wurde das Verhältniss von Rahm zu Fett, wie 1: iy 2 gefunden und manchmal betrug die Rahmmenge das 4—5 fache von der erhaltenen Menge Fett. Das specifische Gewicht kann daher — auch in Verbindung mit dem Pro centgehalt an Sahne — nur einen sehr rohen Anhalt ab geben, wenn es sich um die Entscheidung der Frage han- *) Die Milch zeigt die eigenthümliche Eigenschaft, sich frei willig zu verdichten, d. h. einige Zeit nach dem Melken ein höheres specifisches Gewicht anzunehmen, als unmittelbar nach der Gewinnung. Der Process beginnt 2—3 Stunden nach dem Melken und dauert (bei 15°) etwa zwei Tage lang an; durch Abkühlen kann er be schleunigt werden. Bei 5 0 wird das normale specifische Gewicht etwa in 6 Stunden erreicht. Der Anlass zu dieser Erscheinung wird dem Aufquellen des Caseins zugeschrieben (vergl. Recknagel; Müchzeitung 1883, 419, 437); — G. Schröder dagegen (Pharm. Centr. H. XXV, 316) führt dieselbe auf die Contraction des Milchfettes beim Erstarren zurück und giebt einen Apparat zum Nachweis der Contraction an. [Anm. d. Uebers.]