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uns Dein Abenteuer, denn ohne ein solches konnte der Hengst unmöglich in Deine Hände kommen.' „Für dieses Mal mußt Du schon ohne Abenteuer fürlieb nehmen," entgegnete der Landmann, der Auf forderung zum Absteige» Folge leistend. „Tenn mit dem besten Willen kann ich nicht« Besonderes in dem Umstande bemerken, daß ich, aufmerksam gemacht durch ein lautes Wiehern, das Pferd dort unten am Flusse an einen Baum gebunden fand. Ich nahm es mit nach Hause, warf ihm Futter und Streu vor, und nun bin ich bier. Wahrscheinlich hat einer der An hänger des Königs, der bei der gestrigen Schlacht geflohen, eS hier zurücklassen müssen." „Ei, ei, das wäre!" tönte es im Kreise. Und James Brent setzte bedächtig hinzu: „Ich möchte behaupten, es ist das Strcitrcß des armen Burschen, den die vermaledeiten Rundhüte gestern auf Schloß Eton jagten." „Was ist das? was ist das?" rief Frank stür misch. .Erzähle doch, Mann! Wie in aller Welt kommst Du dazu, hier seit einer halben Stunde neben uns zu sitzen, ohne nur ein einziges Wort von sol cher Neuigkeit verlauten zu lassen? Haben sie den Grafen Herbert bedrängt? Ist der schönen Miß Jane ein Leid geschehen? So soll doch —" „Nein, nein! beruhige Dich, Freund!" beschwich tigte der Förster, „Ihnen ist kein Haar gekrümmt. Und warum sollt'« da« auch? Bei Ihnen kann ja Niemand versteckt sein. Der alte Graf hat wie ge wöhnlich bei den Büchern gesessen und das gnädige Fräulein ist ganz allein, ohne Jemandes Begleitung, von einem Spaziergange zurückgekehrt. Der alte Jerry hat's mir selbst erzählt, und — so wahr mir Gott helfe! — aus dessen Mund ist noch keine Lüge ge kommen. Doch was gedenkt Ihr mit dem Rappen zu beginnen, John?" „Ich will damit zu unserm gnädigsten Grafen gehen und ibm die Sache vertragen. Bei ihm ist stets guter Rath zu finden." „So ist's recht," meinte James beifällig, während Frank zum Zeichen des Einverständnisses nickte. „Ich denke," setzte er, sich langsam erhebend, hinzu, „wir gehen noch ein Stückchen miteinander." Aus dem beabsichtigten gemeinschaftlichen Auf bruch sollte indes noch nichts werden. Der Krämer hatte soeben seinen Kasten auf den Rücken geschnallt, als ein Reiterzug in das offene Hofthor sprengte, geführt von einem Leutnant oder Kornett, dessen Helmbusch lustig im Winde flatterte. Es waren Rundhüte — ein 'Name, welcher, den Kriegern der puritanischen Partei vom Volksmunde beigelegt, denselben als allgemeine Bezeichnung diente — in Scharlachröcken und niedrigen, blitzenden Rund helmen, hohen, mit Sporen versehene» Stiefeln und starken Lederhandschuhen. Als sie sämmtlich im Garten angekommen waren, kommandirte der Befehlshaber sein Halt. Dann blickte sein Auge suchend im Kreise umher und hef tete sich halb fragend, halb herausfordernd auf John Röster, der im Begriff stand, sich auf den reicb ge schmückten Zelter zu schwingen. „Oho!" rief er in scharfem Ton, sich der Gruppe nähernd, „wen haben wir denn hier gefaßt? Was thut Ihr mit dem Streitroß? Unzweifelhaft gehört es dem Schurken, dem wir gestern so lange vergeblich nachsetzwn und der jetzt muthmaßlich dort drinnen wohlbehalten seinen Wein schlürft. Die Gewehre in Bereitschaft! Laren! — Und nun, verfluchter Hund," wandte er sich wieder an John Röster, „warum ant wortest Du nicht, wenn Du gefragt wirst? Ant wort!" „Kein Hund!" entgegnete der Angeredete, ruhig und fest rem Sprecher ins Auge blickend. „Kein Hund, sondern ein einfacher, aber unabhängiger Land mann. Mein Name ist Röster, John Röster, in der der ganzen Gegend bei alt und jung wohl bekannt!" „Ha, so bist Du derjenige, der gestern mit mir auf jener Brücke redete? Du haDdas Thier gestoh len, Schuft, gestehe es! So wahr meine Seele an den Herrn glaubt, Du sollst der Strafe nicht ent gehen! Herunter vom Pferde! Hörst Du nicht? Hierher, Leute, ergreift den Lügner! Wenn er sich widersetzt, so haut ihn nieder!" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Die Verhütung der Blindheit. Die vielfältigsten Erfahrungen und Beobachtungen haben unwiderleglich dargethan, daß der größte Theil der Blinden ihr bcmitleidenswerthes Gebrechen infolge von Unwissenheit und Vernachlässigung erhielt. In sehr vielen Fällen, zumal bei Kindern, tragen Eltern und Pflegepersonen au der Entstehung des Uebels die Hauptschuld. Die genauen Untersuchungen junger Blinder in Anstalten lehrten, daß dieselben überaus oft um das Augenlicht gekommen waren infolge theilS verhütbarer, theils nach dem Ausbruche bei recht zeitiger und sachverständiger Behandlung auch heil barer Augenleiden. In ganz hervorragendem Grade gilt dies von der gefahrvollen eitrigen Augenentzündung kurze Zeit nach der Geburt. Der Verspätung richtiger Hilfe hat oft die verderblichsten Folgen für das Seh vermögen. Es erscheint unbegreiflich, daß trotz der hohen Leistungsfähigkeit der Augenheilkunde Eltern ihre Kleinen von Kurpfuschern behandeln lassen. Die Hebammen werden angehatten, die Augen jedes Kindes nach der Geburt gründlich zu reinigen und zu des- infizircn, damit das die Krankheit bewirkende Gift womöglich zerstört werde. — „Eßt Salat, eßt Grünes!" so mahnte vor einigen Jahren Einer, der die wohlthätigeu Wirk ungen des frischen Gartcnsalatcs und noch manch anderen frischen grünen Gemüses an sich verspürt und auch an Anderen beobachtet haben mochte. Der Mann hat Recht, wie wir selbst erprobt haben. Es ist ein wahrer Genuß, das duftende, würzige Kraut des Schnittlauchs zu einem Butterbrod, zu Sauer milch und Sahne, zu Kartoffelsalat, zu einem Sauer krautgericht oder dergleichen zu essen; nicht nur Zunge und Gaumen überkommt ein wohlthuendes Behagen, sondern dasselbe theilt sich sogar dem ganzen Körper mit, der Magen erwärmt sich, alle« im Körper lebt neu auf. Wir mahnen darum nicht nur: Eßt Grünes, eßt Schnittlauch! sonder» fügen noch hinzu: Pflanzet Schnittlauch, wer nur ein Garten beet hat, und selbst wenn es ein vornehmes Hof fräulein wäre! Denn ihr ist dieses Würzkräutlein fast noch dienlicher als der drallsten Dorfschönen, indem letztere sich viel mehr im Freien aufhält, un aufhörlich auf den Beinen sein, sich recken, bücken und zugreifen muß, was aber sonst das Allergesüudestc ist. Das Kraut des Schnittlauchs ist viel feiner als das der Zwiebel und daher auch den feineren Gaumen eine sehr angenehme Würze. Man ersieht also aus allem, daß der Schnittlauch ein recht vor- heilhaftes Kräutlein und der Mahnruf „Pflanzet Schnittlauch!" gerechtfertigt ist. — Wie der Mensch wächst. Am schnellsten wächst der Mensch in dem ersten Jahre seines Lebens; seine Zunahme beträgt während desselben ungefähr acht Zoll. Bis zum Alter von drei Jahren wird das Wachsthum allmählig ein geringeres und mit drei Jahren hat der Mensch beiläufig die Hälfte der Größe erreicht, die er als Ausgewachsener erlangt. Bon fünf Jahren wächst der Mensch gleichmäßig bis zum 16. Jahre, und zwar beträgt die jährliche Zu nahme unter gewöhnlichen Verhältnissen durchschnitt lich zwei Zoll. Mit 16 Jahren wird das Wachsthum ein geringeres, nur sechs Zehntel Zoll nimmt in jedem der beiden folgenden Jahre der Mensch zu und von 18 bis 20 Jahren wächst er nur selten mehr als einen Zoll. Mit dem 25. Jahre hört in den meisten Fällen das Wachsthum auf. — Im Saargebiet ist es nun doch zu einem Streik gekommen. Allerdings haben ihn nicht die Bergleute, sondern die Hausfrauen von Neun kirchen unternommen. Was den Arbeitern so selten gelingt, den 'Neunkirchener Frauen glückt es — sie haben den Streik mit vollem Erfolge durchgeführt. Ter Streik richtete sich gegen die Bäckermeister von 'Neunkirchen. Diese Herren hatten beschlossen, vom 26. April ab die bisher in Neunkirchen üblichen' Brödchen und Wecken zu 3 Pfg. das Stück abzu schaffen und nur noch Brödchen zu 5 Pfg. zu ver kaufen. Sie erließen eine Bekanntmachung, in welcher viel von Fortschritt, Dezimalsystem, größerer Bequem lichkeit und so weiter die Rede war, und argwohnten nicht im Entferntesten, daß ihre ingeniöse 'Neuerung einen irgendwie ncnnenswerthen Widerstand finden werde. Aber die Hausfrauen von 'Neunkirchen, welche konservativ sind wie alle Damen, mochten von den Brödchen zu 5 Pfg. nichts wissen. Da bei den Bäckern kein Zureden half, unterließen es am Sonn tag Morgen sämmtliche 'Neunkirchener Hausfrauen, die Kaffeebrödchen zu kaufen. Die Herren Bäcker meister machten lange Gefickter. Schon am Montag aber gaben sie bekannt, daß wieder Dreipfennig- brödchen bei ihnen zu haben wären. — Berliner Humor. Ob ein Wasserzusatz zum Berliner Weißbier zulässig sei ist eine Frage, welche die Berliner Gerichte mehrfach beschäftigt hat, ohne bisher eudgiltig entschieden zu sein. Um nun nicht etwa wegen strafbarer Genußmittelverfälsch ung angeklagt zu werden, haben neuerdings ver schiedene Schankwirthe in ihren Wirthschafteu einen Zettel ausgehängt, durch den sie sich für alle Fälle decken wollen. Auf diesem Plakat prangen nämlich die Worte: „Weißbier mit Wasserzusatz." Den Gipfel der Vorsicht Hai aber ein Wirth in der Fehrbelliner Straße erreickt, der kur; und bündig erklärt: „Wasser mit Weißbier." — Mehr Offenherzigkeit kann man in der That nicht verlangen! — Der alte Theaterdirektor G. war als großer Bühnenleiter, aber noch größerer Knicker be kannt. Er sparte sogar an den unentbehrlichsten Dingen; alles Genießbare, das auf der Bühne er schien, war unecht, es gab Brathühuchen aus Pappe und 'Napfkuchen aus geformtem Sand. Ein gastirender Komiker beschloß, endlich einmal dem alten Knicker eine gehörige Lektion zu geben. Direktor G., der die Charakterrolle spielt, hat dem Gaste eine Cigarre anzubieten. Natürlich ist die Cigarre aus Holz. Der Komiker greift ruhig in das Etui, nimmt die Cigarre und läßt sie absichtlich fallen, so daß das edle Kraut mit lautem Geklapper über die Bühne rollt. „Sagen Sie mal, lieber Freund," sagte er dabei zu dem verblüfften Direktor, „wat kost't Ihnen denn die Klafter von die Cigarren?" Das Publi kum raste vor Vergnügen. G. aber hat nie wieder gewagt, einem seiner Mitglieder eine hölzerne Ha vanna anzubieten. — Verhängnißvoller Schnupfen. Ober- Staatsanwalt (beim Jnspiziren des Gefängnisses): „Was hat Sie denn hieher gebracht?" — Sträfling: „Mein Schnupfen!" — Ober-Staatsanwalt (er staunt): „Was? Ihr Schnupfen?" — Sträfling: „Ja, i' hab' an' starken Schnupfen g'habt und wie i' durchs Fenster g'stieg'n bin, hab' i' meßen müssen. Darüber is der Herr aufg'wacht, hat mi' g'fangen . . . und so bin i' herkomina!" — In einem besuchten Fleischerladen in Guben las man vor einiger Zeit folgenden, an her vorragender Stelle angebrachten Vers: „Rinder, Kälber, Hammel, Schweine — Kaufen wir mit die Gebeine, — Darum muß beim Fleischabwiegen — Jeder etwas Knochen kriegen." — Aus der Schule. Lehrer: „Wer essen will, der muß auch — ? (Zum zweifelhaft zögernden Jakob, dem Sohne eines GastwirtheS): Nun Jakoble, was sagt denn Dein Vater zu seinen Leuten . . was muß der auch?" — Jakob: „Der soll nicht so schmutzig sein und auch was trinken!" — Erst recht. Frau: „Höre, Mann — Du hast heute Abend aber einen gewaltigen Affen! — Kannst Du denn den Weg noch erkennen?" — Mann: „Was Du glaubst, Augustchcn — ich den Weg nicht erkennen? — Ich sehe sogar viele Wege!" Gedankensplitter. Man verzeiht dir am leichtesten die Offenheit, mit der du deine Fehler gestehst, am schwersten die Aufrichtigkeit, mit der du deine Vorzüge erwähnst. In der Jugend erscheint uns das Leben vielversprechend; im Alter sehen wir, daß es vielversagend war. Ruhm und Ehre sind Kletterstangen: man kommt schwer hinauf, aber leicht hinab. Wer die Frömmigkeit aushängt wie «in Wirthsschild, will damit Geschäfte machen. Steh' muthig dem Schicksal in schlimmer Stunde — Nur den Fliehenden beißen die Hunde. Der Hafen der Ehe! Und gerade hier kommen oft die ärgsten Stürme vor. Es giebt Männer, die nie zur richtigen Zeit sprechen, und Frauen, die nie zur richtigen Zeit schweigen können. Wie viel Mühe geben sich doch die Menschen, um einen Kleinen groß zu machen, noch mehr Mühe jedoch, um einen Großen klein zu machen! Der Idealist sieht, wenn er sich begeistert, goldene Berge, der Materialist begeistert sich, wenn er Berge von Gold sieht. Mancher gäb' seine Schwiegermutter d'rum, wenn er seine Frau los werden könnte. Die Befreiung der Sklaven in Brasilien hat eine wesent liche Erhöhung der Kaffee preise zur Folge gehabt. Jede Hausfrau ist dadurch in Milleidenschaft gezogen worden, denn jede strebt danach, möglichst guten und billigen Kaffee auf ihrem Tisch zu haben. Bedeutend hat sich die Zahl von Kaffee- Zusätzen vermehrt und fast alle führen die ungehörige, sogar ungesetzliche Bezeichnung „Kaffee" mit irgend einen, Namen davor, als ob sie Kaffee wären oder enthielten, und nicht blos Cichorien, Rübe», gebrannten Zucker u. s. w. In den Läden sieht man ost 10 bis 20 solcher Kaffee-Ersätze, von denen jeder besonders gut sein soll und thatsächlich immer noch dann am enipsehlenswcrthesten ist, wenn er reine Cichorie enthält, sowie frank und frei dies bekennt. Daß übrigens auch letztere An schauung vertreten ist, beweist der Anker-Cichorien: wer kennte nicht das immer wiederiehrcnde — Anker-Cichorien ist der beste —, der augenscheinlich nichts weiter sein will, als was er vorgiebt; unbedingt reiner Cichorie». So weit uns bekannt, ist letztere Waare übrigens auch das Borbild eines neuen Ver fahrens in der Herstellung von Cichorien, denn anstatt des früheren Wassers ist ihm ein Speise-Oel zugesetzt, ähnlich dem Pflanzen-Oel, welches alle Kaffee-Sorten enthalten, der Cicho- rienwurzel aber fehlt. Die ««Illle» von Apotheker Dallmann be ¬ seitigen Migräne und jeden, selbst den keftigllen Kopfschmerz augenblicklich (auch den durch Wein- und Biergenuß ent standenen). Schachtel 1 Alk. in der Apotheke zu Eibenstock. Standrsamtlichc Nachrichten von Eibenstock ' vom 28. April bis mit 5. Mai 18S1. Geboren . 115) Dem Spediteur Eduard Albin Strobel hier 1 T. 118) Dem Vordrncker Ernst Alban Witscher hier 1 T. 117) Dem Jnstrumentenschleifer Friedrich Wilhelm Nestmann hier 1 T. 118) Dem Fuhrmann Friedrich August Kropp in Muldenhammer I S. Aufgeboten: 19) Der Schriftsetzer Gustav Ernst Hutschen reuter hier mit der Plätterin Martha Selma Böhme hier. Eheschließungen: 16) Der Müller Johann Conrad Knöchel hier mit der Anna Margarethe Zeitler hier. Gestorben: 76) Der ledigen Tambourirerin Christiane Emilie Mädler hier S., Paul, 9 T. alt. 77) Die Klempner- meisterswittwe Caroline Sophie Fuchs geb. Schweigert hier, 80 I. 8 M. 4 T. alt. 78) Des Böttchers Karl Hermann Gottschling hier S., Alban Hermann, 4 M. 1 T. alt. 79) Die ledige 'Näherin Christiane Friederike Liebold hier, 71 I. 5 M. 16 T. alt. Kirchliche Nachrichten aus der parochie Eibenstock. Am Himmelfahrtsfest: Vormittags Predigttext: Luc. 24, 50—53, Herr Pfarrer Böttrich. Nachmittags Predigttext: Apostelg. I, 1—11, Herr Diaconus Fischer. Die Beichtrede hält Herr Diaconus Fischer. Kirchenmusik: „Christ fuhr gen Himmel," Motette für gem. Chor von C. Stein. Lirchrnnachrichten ans Schönheide. Donnerstag, den 7. Mai (Fest der Himmelfahrt Christi), Vormittags 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Die Predigt hält Herr Pastor Stendel. Im Anschluß hieran Beichte und Abendmahl. Die Beichtansprache hält Herr Diaconus Vic. Schreiber. — Freitag, den 8. Mai, Nachm. 4 Uhr: Himmel- sahrtsgebet, Herr Diaconus vic. Schreiber.