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Jede Woche erscheint L'/r bis 1V4 Bogen Text und L bis 2 fein gesto, chene und sauber colo- rirte Kupfcrtafcln 4 bis 8 verschiedene Ab bildungen der neueste» Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend. Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte „D er Sal 0 n." von Kleibern, Uebcr- rbcken ic. »och gratis betgegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn.aThlr. ohne Kpfr. 3 „ Kxfr.allein« „ Alle Buchhandlungen, Aeitungserpeditionen und Postämter nehme» Bestellungen an. Rcdactcur: Ferdinand Stolle. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. 20. Fünfter Jahrgang. 1841. Deutsche Pickwickier. Ein Bruchsrück.*) Außerordentliches Abentheuer des Inspektors Sonnenschmidt und des Sportelschrerbers Kuppler. Der Jnspector Sonnenschmidt, in ganz Neu kirchen als größter Freigeist und Hauptraisonneur gegen alle überirdische Angelegenheiten bekannt, saß soeben beim lecker bereiteten Mahle und erfreute sich seines unübertrefflichen Appetits, als ihm eine Ge schichte passirte, die seiner Freidenkerei einen harten Stoß versetzte. Es war außen ein fürchterliches Unwetter. Regen, mit Schnee vermischt, wurde von dem Lobenden Sturm ununterbrochen gegen die mit Moos wohl verwahrten Fenster getrieben, die Wetterfähnchen schrillten und das letzte welke pnd nasse November laub kräuselte auf die feuchte, graue Erde nieder. Schwarze Wolken flohen über den Himmel uud ver *) Aus dem komischen Romane: „deutsche Pickwickier" von F. Stolle, welcher im Laufe dieses Sommers bei Ed. Meißner in Leipzig erscheinen wird. V. Jahrgang. ursachten eine trübe Dämmerung, obschon es Mit tagszeit war. Der Rationalist Sonnenschmidt, ein denken der Mann in Allem, was er vornahm, war daher heute nicht auf den Keller zu Tisch gegangen, wie er die andern Tage gewohnt war, sondern hatte sich seine Mahlzeit nebst einem vierkannigen Kruge Neu kirchner unterjährigem Lagerbiere nach Hause holen lassen. Die Mahlzeit bestand aus einer guten Sago suppe, Rindszunge mit Kohl und geschmorten Kar toffeln, Klösen mit Hamburger Rauchfleisch und deliciösem Gänsebraten und Kartoffel- und Sardellen salat; fast sämmtlich Leibgerichte des Jnspectors. Je ärger aber von außen das Unwetter tobte, desto angenehmer war es in der wohlerwärmten Stube, mit desto freudigerem Appetite ließ es sich der Jnspector schmecken. Eine gute nahrhafte Mahl zeit und ein schäumender Krug Gerstensaft ging ihm über Alles. Ohne Gourmand zu sein, konnte Son- nenschmidt als Repräsentant eines wahrhaften Essers gelten. Wie er Alles, was er ansing, mit Ernst und Energie betrieb, so war dicß hauptsächlich bei der Mahlzeit der Fall. Er war stets mit Leib