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WM», i. dn - Gemrlis- mid HMelspslitik, GMnreMm,.z Gcwklbsiikrslljstng, Gkwerbswirthschaft, Gewerbsjiatistik und Kunst. Inhalt. Die sächsische Baumwollspinnerei und ihre Zukunft. Von I). v. — Ueber Schutzzölle, besonders in Bezug auf die Schafwollindustrie. — Die Leistungen der Nähmaschine in de» deutschen Kleidermacherwerkstätten. (Howe-Singer'sches Prinzip.) — Das Rotten des Flachses in Bottichen. Bericht an den Minister des Innern in Beigien, von I. Kindt, Fabrikinspektor. — vr. M'Cormac, über billige und gute pflanzliche Nahrungsmittel. — Landwirlhschaftliche Erzeugnisse in den Vereinigten Staaten. Mitthcilung von Leouce de Laverqne- Bemerkungen über die Kunst in der Industrie aus der Pariser Ausstellung 1833. (Fortsetzung aus Heft I.) — Bricfl. Mittheil. Die Goldentdeckungen in Bolivia. — Die Karbitzer Braunkohle. — Bremens Einfuhr. — Fabriken in Ural. — Bedarf von gewissen Artikeln beim Eisenbahnbetrieb. — Die Thätigkeit des Handelsgerichts zu Paris. — Lederzölle. — Eisenbahnen in Amerika. — Das Ak-ien- unternehmen Phönir für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die fächfifche Baumwollspinnerei und ihre Zukunft. Die sächsische Baumwollspinnerei nimmt ihren Ursprung mit dem Beginn dieses Jahrhunderts, und hat bis heute eine 'Aus dehnung erlangt, dass sie in ILO größeren und kleineren Spin nereien ca. 860,000 Spindeln zählt und gegen 9000 Menschen Arbeit gicbt ^). Diese Zahlen sind für ein so kleines Land wie Sachsen schon bedeutend zu nennen. Deshalb betrachtet man die Spinnerei als eine der naturwüchsigsten Fabrikzweige, und schenkt ihr, nament lich in neuerer Zeit, gern die Aufmerksamkeit, welche sie als solche verdient. Es ist nicht der Zweck dieses Aufsatzes, eine Statistik der Spinnerei aufzustellen und sich in geschichtliche» Erörterungen zu ergehen, zumal da ja dieses schon vielfach von anderer Seile ge schehen ist. Es soll hier nur erwähnt werden, was zur Ver ständigung des Ganzen nolhwendig und ersprießlich ist. Fragt man sich heute, wo die ersten Gründer unserer Spin nerei geblieben sind, und wo deren Nachkommen weilen, so be schleicht einen in der That ein unheimliches Gefühl, sich sagen zu müssen, daß fast keiner derselben seinen Kindern ein Erbe hinterlassen har. Die Nachkommen sind fast verschollen, wie die llrhc- Nach vr. Ernst Engel'S Werk, „die Baumwollen-Spin- nerei im Königreiche Sachsen" (Dresden, Rudolf Kunze, 1806) gab cs Ende 1838 133 Baumwollspinnfabriken mit zusammen 35L.6L6 Fein spindeln, wodurch unmittelbar 8993 Erwachsene und LL27 Kinder be schäftigt wurde». Wir empfehlen jenes gediegene Werk Allen, die den Verhältnissen der Baumwollspinnerei, zumal der sächsische», Aufmerk samkeit schenken. Die im Werke befindlichen statistischen Erhebungen über Umfang und Zustand der sächsischen Spinnereien rühre» in ihrer Quelle von Herrn Brandversicherungsinspektor Kato in Chemnitz, einem genauen Kenner des Fachs, her, auf die vr. Engel in seiner bekannten durch dringenden Weise Folgerungen baut, die, wenn man ihnen auch nicht in Allem zustimmt, doch von jedem Sachkenner mit der gründlichsten Er wägung entgegengenommen werden müssen, wie der Ernst der Lage sie verdient. Sied. Gwbztgs ber, und nur einige etwa 10—13 Jahre später entstandene Spin- nereigeschäsie sind noch im Besitz von Erben in glückliche» Verhältnis sen. — Diese Erscheinung legt uns Verschiedenes zur Erwägung vor, entweder die ersten Begründer der Spinnerei besaßen nicht die erforderliche Kapitalkrasr, oder cs fehlte ihnen an Ein sicht und genügender Geschäflsgewandlheit, oder auch sie wurden nicht hinreichend begünstigt und unterstützt. Auf diese Erwägungen können wir heute nicht näher eingehen, sondern nur bedauern, daß obige Wahrnehmung eine Thatsache ist. In England sind die ersten und ursprünglichen Spinnereien zwar auch nicht mehr in dem Besitz der Erben in gerader Linie, ! aber die Nachkommen ihrer Begründer leben doch wenigstens in i glücklicheren Verhältnissen, nnd genießen die Früchte ihrer Mit wirkung an den für Tausende von Menschen so segensreichen Un ternehmungen. Wenn trotz dieser ersteren, wenig ermulhigenden Erscheinung die Spinnerei dennoch eine ziemliche Ausdehnung bei uns erlangt hat, so ist dieses ein Beweis von Unternehmungsgeist und nie rastender Regsamkeit auf dem Gebiete der Industrie. Wenn sic aber nicht in so großartigem Maßstabe auftritl als in England, so müssen wir dieses dem Umstande zuschreiben, daß bei unser» Industrielle» die erforderlichen Mittel nicht so großartig als in England vorhanden sind. Die sächsische Spinnerei hat sich aus kleinen Anfängen entwickeln müssen, sie hat sich aber in einer Weise ausgebildet, daß sie in Menge und Güte ihrer Garne nicht zurück steht, was ihr zur besonder» Ehre gereicht, unv dieses um so mehr, weil man nicht sagen kann, sie habe sich eines großen Schutzes zu erfreuen gehabt, sondern sie hat sich mühsam empor gearbeitet und ihr bisheriges Gedeihen lediglich der Strebsamkeit, Genügsamkeit unv Ausvauer ihrer Unternehmer zu verdanken. Der Umstand, 'daß unsere Spinnerei sich nur mühsam zu entwickeln vermochte, hinderte aber nicht, daß sich fortwährend neue Unternehmer für sie fanden, und als diese in den dreißiger 9