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31 ler und gegen zwanzig Florins, der Ohrring von Sma- zösischen Kaiserthuine, bis auf den heutigen Tag stehen ragden glänzte unter den Haaren hervor: cs war offen- geblieben sind; zwei Felsen eines untergcsunkenen Ei bar, daß der junge Kavalier nickt von Räubern ge- landes, welche das Meer noch nicht hat hinwcgspülcn tödtet worden. In der Scitentasche fand man einige können. Es sind dies der Marschall Marino nt, Tafelchen mit italienischen AZersen und französischer Herzog von Ragusa, und der Marschall So ult, Herzog Prosa beschrieben; es waren größlenthcils Licbcssonette, von Dalmatien, Beide Zeltkameradcn des Kaisers, aber die, an welche sie gerichtet, war nickt angegeben. Für Erstem ist die schöne Sonne Frankreichs für Der Vicelcgat warf verzweiflungsvoll diese nutzlosen immer unterqegangcn. Vergebens durchirrt er die Dinge bei Seite, und setzte mit ängstlicher Beharrlich- Wüsten des Orients, um Ruhe zu finden für das ge leit seine Nachforschungen fort. Er untersuchte die tiefe quälte Haupt, worauf der Fluch seines Kaisers und Wunde, welche Giovanni in der Brust hatte, und Vaterlandes lastet. „Der Undankbare, er wird un- schaudcrte, als er unter seiner Hand den Griff des glücklicher als ich!" Ja, so hatte sein großer Freund Dolchs fühlte. gerufen, als er sich vcrrathen sah in der letzten Stunde, „Die Waffe wird den Mörder vcrrathen," rief er, und das Wort ist in Erfüllung gegangen, wie so viele, das blutige Eisen hcrausziehcnd; aber er warf den Dolch die er g sprachen. sogleich wieder weg, und sagte mit tiefem Seufzer: Es ist in der Nacht vom vierten zum fünften April „Es war der semige!" — 1814, Mitternacht kaum vorüber, unheimlich streicht Jeder zitterte vor diesem furchtbaren, unheildrohen- der Nachlwind durch die großen Höfe und Hallen von den Schmerze. Alle Zugänge des Palastes waren mit Fontainebleau, da kommt in wahnsinniger Eile ein einer Menge erfüllt, weiche das Gerückt dieser trauri- Reiter angesprengt. Vor der großen Gallerie Franz gen Begebenheit herbeigezogen. Der Vicelcgat richtete des Ersten springt er vom Pferde und läßt sich sogleich fick empor, trat zu diesem Volkshaufen, und sprach bei Napoleon melden. Es ist Gvurgaud, der erste mit starker Stimme: Ordonanzoffizier. „Ich verspreche demjenigen zehntausend Florins, der „Sire," ruft er fast athemlos, als ihn der dienst- den Mörder Don Giovanni's entdeckt und mir aus- habende Adjutant in das Zimmer des Kaisers geführt liefert!" hat, „der Herzog von Ragusa hat seinen Posten vcr- Dann ließ er den Leichnam seines Neffen in die lassen und unterhandelt in Paris mit dem Feinde. Hauskapelle bringen; und brachte zwei Tage und zwei Durch unbekannte Befehle wurden seine Truppen in Nächte bei demselben zu. Von Stunde zu Stunde Bewegung gesetzt und zieben in diesem Augenblicke hoffte er auf irgend eine Anzeige oder Entdeckung; durch die Eantonirungen der Verbündeten. Wir haben aber Niemand kam, ihm den Mörder auszuliefern, die keine Avantgarde mehr und Fontainebleau ist dein Feinde thätigsten Nachforschungen blieben fruchtlos. Preis gegeben." Der Tod Don Giovanni's brachte in Avignon eine Der Kaiser schüttelt lächelnd das Haupt, nicht geringe Sensation hervor; seine Feinde empfan- „Man hat Ihnen ein Mährchcn aufgebunden, Gour- dcn darüber große Freude. Der Todesstoß, der ihn gaud, es ist Marmont, der meine Avantgarde zu getroffen, rächte die Ehre vieler Familien. Gleichwohl Essonne befehligt." wohnte der ganze Adel dem feierlichen Lcichcnbegäng- „Sire, ich bürge mir meinem Kopfe für die Wahr nisse desselben bei; aber Orlando de Carrelo konnte heit dieser unglückseligen Nachricht." wohl sehen, daß seine Trauer und sein tiefer Schmerz „Nein, nein," fährt Napoleon fort, „man hat nirgends Theilnabme fanden. Wahrend diese zahlreiche Sic gelauscht. Ein Verbrechen, wie Sie da berichten, Versammlung im Ehore auf den Kniecn lag, und das ist ein Marschall von Frankreiu, unfähig zu begehen; Nezuiem sang, musterte sie der Vicelcgat von seiner und Marmont, mein ältester Waffengefährte, der in Emporkirchc mit scharfem und festem Blicke; er dachte, hundert Schlackten an meiner Seite kämpfte, mein daß obne Zweifel auch der Mörder seines Neffen sich Zeltkamcrad; nein, nein, es ist ein blinder Lärm." unter ihnen befinde. Neues Pferdegetrapp wird im Schloßhofe von Der Körper Don Giovanni's ward in einen bleicr- Fontainebleau vernehmbar, nen Sarg gelegt; der Vicelcgat wollte ihn nicht in „Sire, zwei Polnische Lanzier," meldet der dienst- Avignon beerdigen lassen. Man schaffte seine Ueber- habende Adjutant, „die von Essonne kommen und rcste nach Italien, denn d«r Letzte der Eorreto sollte Eure Majestät in höchst wichtiger Angelegenheit zu in Mailand in der Begräbnißkapelle schlafen, die seine sprechen wünschen." Vorfahren im Kloster der Franziskaner gegründet. Napoleon wird aufmerksam. Er befiehlt, die beiden tD-r Besck'luß folgt., Polen vorzulassen. Die zwei Lanziers treten ein. Ihre Kleider sind ^ " ' — von Kugeln durchlöchert und mit Blut bedeckt. Der Kaiser laßt sie reden. Der Marsckall Sonlt "). „Sire," beginnt der Aeltere, ein schlanker, kühner Sarmate, „beispielloser Ncrrath hat unsre Adler ge- Zwei Männer sind es hauptsächlich, die wie ein schändet. In Folge der geheimen Convention, die paar vereinzelte Säulen von jenem Tempel, dem fran- Marschall Marmont in Paris mit dein Feinde ge- — schlossen und von welcher das Armeccorps keine Ahnung Zu dem Portrait des Marschalls ln der vorigen halte, brachen wir heut Morgen aus. Die^Tiuppcn Nummer. glaubten, es gehe gegen den Feind, und griffen unter