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447 wischen zu lassen, wenn ich Ihnen beweise, daß ich nicht lüge." „Wir wollen sehen." „Versprechen Sie mir dieß?" „Ich wage nicht viel dabei, ich will einmal den Fall annehmen." „Schwören Sie, dann ..." „Gut, ich schwör' es Dir." „Also ... an dem User von St. Michael, auf der Nordseite des Jrglasfelsen habe ich vor zehn Jahren in einem sechs Fuß tiefen Loche eine Schatulle mit 400,000 Franken in Banknoten versteckt." „Und von wem,war diese Schatulle?" „Von einem Reisenden, den wir an demselben Ufer ermordet hatten." „Bösewicht!" „400,000 Franken," wiederholte der Sträfling mit triumphirender Miene, „das ist hoffentlich hinreichend, um Zweie reich zu machen. Wollen Sie, so sollen Sie die Halste der Summe haben." Launay schüttelte mit dem Kopfe. Heine Erzählung leidet an einer einzigen Schwic- nämlich, Du warst vor zehn Jahren schon im w zehn Jahren war ich mit Martin entwischt. Wir führten den Schlag an dem bereits erwähnten Ufer gemeinschaftlich aus und versteckten die Schatulle, aus Furcht verfolgt zu werden. Den Tag darauf arrctirle uns die Gendarmerie in Plcstin. Martin ist seitdem gestorben, und ich bin nun noch der Einzige, der jenen Aufbewahrungsort kennt." So sehr sich Launay auch anstrengen mochte, gleichgültig zu scheinen, so war es doch klar, daß er espanntcr Aufmerksamkeit den Sträfling anhörle. ieser ausgcredet hatte, blieb Launay ein Weilchen danken dastehcn, wie wenn er bei sich überlegte, ich die eben gehörte Erzählung wahr sei; aber h verwarf er diese Meinung. Er erröthete, als anou's Blicke begegnete, und sagte mit einem l als möglich gleichgültigen Tone: Dein Roman ist gut ersonnen, aber alt; man t nicht leicht mehr an verborgene Schätze, nicht il in komischen Opern. Besinne Dich auf eine e Geschichte." )er Sträfling fuhr zusammen. Sie glauben mir nicht?" Ich glaube, daß Du ein.ausgefcimter Spitzbube bist, der seine Einbildungskraft auf Kosten der Dummen üben will." „Herr Launay, Herr Launay, ich bitte Sic, glauben Sie mir! Die Schatulle steckt in einem Loche am Jrglas; ich weiß gewiß, daß ich sie wiedrsinde, wenn ich suchen darf." „Das erlasse ich Dir." (Fortsetzung folgt.) Enttäuschung. Novellistische Skizze von Ida F r i ck. (Beschluß.) „Ja, aber Pannwitz?" hörte Natalie im fragen den Tone eine Stimme, die ihr unbekannt schien, sprechen. „Ei, er hat mich lange genug amüsirt," erwiederte mit unterdrücktem Lachen der Hauptmann Kar sing, denn ihn erkannte die Horcherin nur allzu genau, „der neunmal kluge Federheld dachte nämlich, ich bewerbe mich aus gleicher Absicht, wie er, um die Gunst der Räthin Bai sau, und ich durfte seine Manets Änna kaum ansehen, vielwenigcr mit ihr sprechen, wenn ich nicht die Degenspitze seiner Augen auf meiner Brust suhlen und Gefahr laufen wollte, so mir nichts dir nichts ohne Gegenwehr durchbohrt zu werden. Ich muß wahrlich ein gewaltig gefährlicher Mensch für die Väter, Liebhaber und Ehemänner sein." „Ich bin aber überzeugt," bemerkte der Andere, „daß die Ralhin Pannwitzens Aufmerksamkeiten auf sich bezogen, und daß er, wie mir scheint gerade nicht das klügste Mittel gewählt hat, die eitle gefallsüchtige Frau günstig für seine Bewerbung um ihre Nichte zu stimmen." „O ja, die prätenticuse Närrin ist des Teufels," versetzte Karsing lachend, „und es sollte mich eigent lich herzlich freuen, wenn dem so wäre. Sie geht mit ihren Ansprüchen gewaltig auf Stelzen einher und ivud dieß nicht eher gewahr werden, als bis sie gewaltsam herab und derb auf das zierliche Stumpfnäschen ge fallen sein wird. Nun der Anfang, ihr ihre nur forcirte Größe begreiflich zu machen, ist ja heut recht leidlich versucht worden."