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29 Neuere gethan, hat man die Unbedingtheit des Unbedingten, Gottes, nicht vollkommen zn würdigen verstanden. Es wird eben zu verfahren sein, wie die heilige Schrift mit so feinem Sinn es thut, indem sie dem menschlichen Stolze gegenüber (religiös) die Abhängigkeit, der drohenden Erschlaffung gegenüber (sittlich) des Menschen Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit betont. Doch es ist hier nicht der Ort, diese Fragen eingehend zn besprechen. Sind die Kinder weiter entwickelt, dann schließt sich an die Unter weisung über die Allmacht die über die Ewigkeit und Allgegenwart an. Jedenfalls sind diese Eigenschaften, sollen sie überhaupt besprochen werden, was in manchen Fällen nur ungeeignet sein wird, aus der Allmacht herzuleiten. Sie sind nichts anderes als die Allmacht selbst, nur nach zwei besonderen, durch die Welt nahe gelegten Beziehungen betrachtet. Darum eben ergeben sich nothwendig ganz nichtssagende, sehr gefährliche Erklärungen, macht man mit diesen Eigenschaften den An fang. Das Muster dieser Thorheitcn ist die von uns schon gewürdigte Definition: Gott ist ewig, das heißt: er ist ohne Anfang und ohne Ende. Ebenso zum reinen Nichts führt es, wenn man sagt: Gott ist allgegenwärtig, d. h. er ist nicht begrenzt durch die Schranken des.Raumes. Die Dinge sind zeitlich, ein Nacheinander. Die Dinge sind räumlich, ein Nebeneinander. Darin besteht ihre Endlichkeit. Wie die endlichen Dinge überhaupt durch Gott begründet sind, so natürlich auch in diesen ihren beiden Grundeigenschasten, in ihrer Endlichkeit. Gott ist es, der die Zeitlich keit und die Räumlichkeit der Dinge begründet, indem er die Dinge selbst schafft. Dies und nichts anderes soll durch jene beiden Eigen schaften Gottes, die Ewigkeit und Allgegenwart, bezeichnet werden. Sie haben also einen wirklichen Inhalt und sind nicht bloße Verneinungen. Sie gehen, wie der Begriff der Allmacht, von der wirklichen Welt aus. Nur scheinbar ist im Ausdruck „Ewigkeit" die Spur des Ausgehns vom Endlichen (hier sofern es zeitlich ist) abgestreift. Das Wort ist desselben Stammes wie „ehe" (uovmu, niou). Es führt von einer Zeit auf die andre, zuletzt auf den Grund aller Zeitlichkeit zurück. So ist es in unserem Sprachgebrauch ein sehr glücklicher bejahender Aus druck für die Unbedingtheit Gottes überhaupt geworden, k) Es tritt dabei zurück, daß Gott alles Zeitliche begründet. Es wird vorwiegend *) wüt Recht bemerkt Lrcndelcnbnrg, daß das Wort „das Unbedingte" nur der Form nach negativ sei, dem Inhalt nach das positivste von allen. Es wird gewonnen durch die Verneinung der Verneinung, nämlich der Endlichkeit, Bedingtheit.