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118 L. Tierkunde. Sehnenverkürzung), der Spat (eine Entzündung des Sprunggelenks) und eine Menge von Krankheiten des Hufes. Lästige Angewöhnungen sind das Koppen (das Pferd schluckt mit einem gökenden Tone Luft und bleibt dabei mager und schwach), das Krippensetzen (die gleiche Angewöhnung verbunden mit Aufsetzen der Zähne auf die Krippe) und viele andere. (x. Dienst. Das Pferd gehört zu den nützlichsten Haustieren. Es nützt u) im Leben als Reitpferd (Jagd, Krieg, Vergnügen, Wett rennen rc.), als Zugtier (Kutsch-, Acker-, Karren-, Postpferd, Pferde eisenbahn, sogar unterirdisch in Bergwerken z. B. Wieliczka, an Göpelwerken rc.), als Lastträger (Saumpferd) und durch Aus dreschen des Getreides. Am unentbehrlichsten sind die Pferde den Steppenvölkern, die so zu sagen fast nur auf den Pferden leben (Tataren, Kirgisen, Kalmücken, Mongolen und Pferde-Tungusen). Sie genießen auch Milch und Fleisch derselben als Hauptnahrungsmittel. Die Tataren bereiten aus der Pferdemilch durch Gärung ein geistiges Getränk, den Kumyß. b) im Tode durch das Fleischals Nahrung, die immer weitere Verbreitung findet (Roßschlächtereien), die Gedärme (grobe Saiten), die Harnblase (Tabaksbeutel), die Schweif- und Mähnenhaare (Bezüge von Violinbogen, Helmbüschen, Haarsieben, elastischen Polstern, Hüten, Gesundheitssohlen, Geweben, Haarseilen rc.), die kurzen Haare (Ausstopfen von Polstern und Sätteln), die Sehnen (bei den Tataren als Zwirn), die Haut (als Leder, Roßleder, siehe Gerberei, Heft III, S. 156 ff.), das Fett (Kammfett, Volksheilmittel, Schmiere rc.), die Hufe und Knochen (Drechslerarbeiten, Düngemittel) und den Mist (Dünger). „Das Los der meisten Pferde ist, jung geliebt und mit Hafer genährt, alt als Karrengauls mit Riedgras und Prügel gefüttert und verachtet zu werden. Vielen Rossen sind schon Thränen nachgeweint und ihre Thaten auf marmornen Denkmälern verzeichnet worden!" Schon seit den ältesten Zeiten sind Pferd, Kamel und Rind als Reit- und Zugtiere bekannt. Die Geschichte gedenkt der Pferde zuerst in Ägypten. Schon die ältesten Hieroglyphen stellen sic als die mutigen Träger und Begleiter des Menschen im Kampfe dar. Besonders wurde es zum Ziehen der zweiräderigen Streitwagen benutzt (Leutemann, Die Welt in Bildern), welche die Krieger in den Streit trugen. Auch die Assyrier, Babylonier und Griechen ließen ihre Streitwagen durch Pferde ziehen. Zu den Festspielen der alten Griechen und Römer gehörte auch das Wagenrennen (mit zweiräderigen Wagen). Im Mittelalter waren schwere Streitrosse den gepanzerten Rittern unentbehrlich. II. Verwandte. Verwandte des Pferdes sind der besonders in den bergigen Ländern Südeuropas, Nordafrikas und Asiens als genügsames und