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- '—- Vortrag: „Die innere Organisation einer mehrklassigen Schule. Redner erörterte: Soll eine Schnle ein wirklicher Organismus sein, so muß Einheit im ganzen und Einheit der Glieder erstes Erfordernis sein; Zentralisation herrscht im Direktor; Dezentralisation durch die Stellung der Klassenlehrer. Die Nachmittagsversammlung eröffnete I)r. Paldamus, Direktor der höheren Bürgerschule zu Frankfurt a. M., mit seinem Bortrage: „Ob Staats- oder Gemeindeschule?" Die Darlegung gipfelte in folgenden Thesen: 1. Eine wahrhaft gedeihliche Entwicklung des Uuterrichtswesens kann nur dann erwartet werden, wenn das Prinzip des Staatsschulwesens in seiner einseitigen und überspannten Auffassung und Realisierung auf gegeben wird. 2. Als Fundament zeitgemäßer Schulorganisation ist das Prinzip der Schulgemeinde (Schulgenossenschaftsschule) zu betrachten, daher in jeder Weise zu fördern. 3. Als zeitweiliger Ersatz solcher Ge nossenschaftsschule kann das Prinzip der Kommunalschule Ersatz leisten, vorausgesetzt, daß sich das Kommunalschulwesen auf Grundlage einer von büreaukratischen Elementen möglichst gereinigten Gemeindeordnung erbaut. 4. Aufgabe des Staates bleibt die Schirmung und Sicherung der Bildungs bestrebungen durch ein die Freiheit der Schulen nicht über das Notwendige hinaus beschränkendes Unterrichtsgesetz. Oberlehrer Kuhn aus Mannheim, dessen Vortrag: „Ob Konfessions- oder Kommunalschulen" abgelehnt wurde, weil befürchtet wurde, daß dieser Gegenstand in der Versammlung zu Zwietracht und Trennung führen könnte, teilt mit, daß er seinen Vor trag der Presse übergeben wolle und keineswegs die laut gewordene Be sorgnis teilen könne. Professor und Jnstitutsvorsteher Krebs aus Mann heim, Schulinspektor vr. Clemen aus Kassel, Wander, vr. Denhardt, Berthelt, Janson, vr. Meier, vr. Ricckc, Stadtpfarrer Schellen berg aus Mannheim, Schulvorsteher Lohrer aus Mosbach — sprachen teils für, teils gegen die Thesen, weshalb über dieselben nicht abgestimmt ivurde. — Auch durch Anhören des Paldamusschen Vortrages, wie durch Anwohnen einer Lehrprobe im Kuhnschen Kindergarten und durch den Besuch der Lehrmittelausstellung, die namentlich von Wien aus mit Pracht werken bedacht war (sie sind der Stadt als Geschenk überlassen worden), bewies der Grvßherzog sein lebendiges Interesse an der Sache der Jugend bildung. Am dritten Tage bildete den Hauptgegenstand der Tagesordnung: „Der Mangel an aller wehrhaften Erziehung der Jugend." Re ferent Professor vr. Schröder in Mannheim. Der aus dem Vortrag resultierende Antrag desselben wurde nach längerer Debatte (Schnell, Zschetzsche-Zürich, Petersen, Meier, Stern, Clemen) in folgender Fassung angenommen: „Es ist Aufgabe der öffentlichen Schulen, dem Vaterlande eine gesunde, entschlossene und, nach dem Vorgänge der Schweiz, zur Wehrhaftigkeit ausgebildete Jugend zu erziehen," ebenso der Satz Schnells: „Es ist auch Aufgabe des Hauses und der Schule, die Knaben und Jünglinge zur geistig-sittlichen Wehr- und Mannhaftigkeit heranzu bilden." Eine längere Diskussion, an der sich u. a. auch Professor Ziller 5*